1. Tag Freitag 26.09.2008
Nach einer nicht allzu gut durchschlafenen Nacht klingelt um 05:30 der Handy-Wecker. Gemütlich machen wir uns fertig, nachdem wir am Flughafen ein Frühstück zu uns nehmen wollen - nach Möglichkeit in der Business-Lounge.
Gegen 06:40 kommen wir allmählich auf die Straße. Unterwegs stöpsele ich das Autoladegerät für die Handys aus und gebe es Marianne zum Einstecken - und dabei fällt mir ein, daß das Netzladegerät noch am Schreibtisch liegt. Also drehen wir am Maria-Ward Ring noch eine kleine Ehrenrunde, die uns insgesamt 10 Minuten kostet. Dennoch sind wir nach zügiger Fahrt bei ca. 8° C gegen die als glutroter Riesenball aufgehende Sonne zeitig am Flughafen. Um 07:17 sind wir an der Einfahrt zum Parkhaus P 7 - wegen der Ermäßigung ist man nämlich auf die „alten“ Parkhäuser am T 1 beschränkt. Wir fahren nach Ost, weil das näher am T 2 ist. Das stellt sich aber dann aber als klassische Fehlleistung heraus, weil der Ausgang aus dem Parkhaus ausschließlich im Westteil liegt
. Erst von dort kommt man dann in den Zentralbereich. Den muß man wiederum komplett durchqueren, so dass wir erst nach langem Marsch mit unhandlichem Gepäck endlich ins T 2 kommen.
Am Business-Schalter ist eine veritable (wenngleich nicht wirklich lange) Schlange. Nachdem vor uns eine komplette Vierertruppe an einen Schalter geht, kommen wir zügig dran und ich bitte "zweimal nach München" ... "Wir sind in München" ...
offenbar war das heute doch noch zu früh für mich.
Die erste Security läßt mich den Fotoapparat komplett auspacken, der Rest geht mit kurzem Blick in den Rucksack weiter. Wir gehen nach der Paßkontrolle an der Lounge vorbei, weil wir erst durch die zweite Security wollen und meinen, dahinter werde es schon auch noch etwas geben. Die zweite Security ganz am Ende von T 2 läßt mich nicht nur den Fotoapparat auspacken, sondern auch noch den kompletten Rucksack; dann müssen alle Einzelteile in einem Container nochmals extra durchlaufen. Danach habe ich das Vergnügen, alles wieder mühsam verstauen zu dürfen.
Am Gate dann die große Enttäuschung. Kein Business-Bereich, nicht einmal Kaffee-Automaten, wie man sie vom Schengen-Bereich unten gewohnt ist. Auf der ganzen zugänglichen Länge etwa bis zur Mitte des Terminals gibt es nur einen Duty-free-Shop, einen Stand mit Wiesn-Andenken und ein um diese Zeit noch geschlossenes Restaurant. Außerdem einen Automaten, wo man gegen satte Bezahlung Getränke oder kleine Snacks ziehen kann. Zwei mickrige Cappuccini kosten je einen EUR. Immerhin gibt es wenigstens die Zeitungen noch umsonst. Dennoch fühlt man sich hier im USA-Abflugbereich von T2 wie auf einem Drittweltflughafen.
Die Zeit zum Boarden vergeht trotz unseres Hungers relativ zügig. Das Boarden selbst beginnt mit nur wenigen Minuten Verspätung. Es gibt das übliche Gläschen Sekt vor dem Start. Überpünktlich kommen wir vom Gate weg, um dann aber länger in der Warteschlange zu stehen, bis wir endlich starten dürfen.
Der Flug verläuft insgesamt ruhig. Die holländische Küste sowie ein bißchen was von England und Irland sind zu erkennen.
Die Lufthansa ist ganz auf Oktoberfest eingestellt. Zu Beginn gibt es ein hübsches Halstuch als Souvenir. Zum Essen hätte man Wurstsalat und Schweinshaxe haben können. Wir entscheiden uns aber für den leichteren Fisch - sowohl zur Vorspeise (geräucherter Saibling) als auch zum Hauptgericht (Zander, leider mit Gräten). Dazu gibt es einen feinen Riesling. Zur Bayerischen Creme als Nachtisch gönne ich mir einen Portwein. Marianne begnügt sich mit einem Obstsalat.
Kurz nach dem Essen wind die Kabine abgedunkelt, um die Mittagsschläfer nicht zu stören. Also ist nichts mit Blick auf Grönland, Baffin Island oder Hudson Bay
. Meine Versuche, ein bißchen zu schlafen, sind trotz bequemer Business-Sitze wie bei mir im Flieger üblich nur von wenig Erfolg gekrönt.
Erst zwei Stunden vor der Landung wird wieder Licht hereingelassen. Draußen sieht man flache kanadische Prairie mit vielen geometrischen Feldern. Es gibt nochmal ein kleines Essen (Räucherfisch und Tafelspitzsülze, diesmal mit einem bleifreien Bier, weil ja in Kürze gefahren werden soll).
Immer wieder gefällt mir die "Landschaftsmalerei" der schachbrettmusterartigen Felder aus der Luft.
Allmählich nähern wir uns Denver ....
...wo sich in Richtung Rocky Mountains witzige Wolkengebilde entwickeln
Nach der Landung um 12:30 Ortszeit kommen wir recht zügig aus der Maschine heraus. Vor der Immigration empfängt uns zur Vorkontrolle derselbe Volunteer wie vor zwei Jahren – ein fideler drahtiger älterer Herr mit Lederweste und weißem Cowboyhut – der Uniform der Airport Volunteers in Denver, die den Touristen behilflich sind. Wir sagen ihm, daß wir ihn von damals schon kennen - er behauptet daraufhin lachend, daß auch er uns wiedererkannt habe und fragt, wo wir denn bloß solange geblieben seien - schon mal ein erfreulich freundlicher Empfang
.
Nur zwei Schalter sind offen und nach uns rückt die Menschenmenge an. Wir aber warten nur 5 Minuten und werden dann von einem ziemlich befehlshaberischen und mürrischen Officer abgefertigt, so daß der erste freundliche Empfang wieder neutralisiert wird. Die einzigen herausgeblafften Fragen sind die nach der Zollerklärung, die ich ihm zunächst nicht gegeben hatte, und nach dem Rückreisetermin. Sonst war das eine ziemlich wortlose Veranstaltung.
Die Koffer kommen nach etwa 10 - 15 Minuten - nicht gerade als erste der "Priorities". Dafür können wir die Zollerklärung praktisch im Vorbeigehen abgeben. Mit dem gleichzeitig mit uns am "Bahnsteig" eintreffenden Shuttle kommen wir vor 13:30 zu Hertz.
Dort bietet uns die Dame am Schalter ein Upgrade auf Prestige Collection an: entweder Volvo oder Infiniti FX. Es soll mit 13 USD/Tag angeblich denselben Preis kosten, den wir für das vorbestellte Navi zahlen müßten. Navi haben die Autos der Prestige Collection ohnehin und außerdem noch Satellitenradio, so daß sich das in etwa gleich bleibe. Eigentlich war das Navi mit etwa 7,50 USD pro Tag veranschlagt, aber das Angebot lockt uns trotzdem. Wir rätseln etwas herum und entscheiden uns dann für den uns bislang völlig unbekannten Infiniti. Volvos gibt es ja auch bei uns.
Das Auto steht direkt gegenüber der Schalterhalle - schneeweiß und coupéähnlich mit im Vergleich zum Trailblazer winzigem Kofferraum. Wir schichten unsere Sachen zunächst mit etwas Mühe rein, haben dann aber schnell eine Aufteilung gefunden, die im wesentlichen den Rest der Reise beibehalten wird (Die Kühlbox wird dauerhaft auf dem Rücksitz bleiben müssen).
Infiniti - später in der Hotelgarage
Kofferraum nach den ersten Lebensmitteleinkäufen
Die Rückfahrkamera habe ich allerdings erst nach ein paar Tagen relisiert
Das Fahrverhalten ist jedenfalls schon auf den ersten Meilen sehr angenehm. Das Auto liegt recht straff und reagiert auch gut aufs Gas.
Neverlost lotst uns zunächst zu Albertsons in der Chambers Street - genauer gesagt lotst es uns in die Chambers Street, behauptet aber viel zu früh, wir seien beim Albertsons. Da wir den aber noch von früher kennen und wissen, dass es den gibt, lassen wir uns nicht entmutigen und fahren die Straße halt ein Stückchen weiter. Dort angekommen kaufen wir unsere Lebensmittelgrundausstattung (Wasser, Bier, Coke zero, Fresca usw). Von dort geht es nochmals auf die Autobahn und über eine kleine Umleitung (Straßensperre wegen "Oktoberfest") zum Hotel
Denver Residence Inn City Center, das sich als sehr neu und angenehm entpuppt.
Wir haben ein riesiges Zimmer im 14. Stock mit kompletter Kücheneinrichtung und Sitzgruppe. Zudem sind die Räume für amerikanische Hotels bemerkenswert hoch.
Direkt gegenüber vom Hotel ist dieses hübsche Buerger Bros. Building
Nach einer kurzen Erholungspause machen wir noch einen kleinen Bummel und pendeln dabei zwischen 16th und 18th bis zur Union Station, die innen anzuschauen wir bei unseren bisherigen Besuchen versäumt hatten (ein wirkliches Versäumnis – das ist eine wahre Zeitreise). Ein paar Eindrücke von unserem Spaziergang:
Nicht nur in Las Vegas, auch in Denver kann man Venedig-Feeling haben -
der Daniels & Fisher Tower ist dem Campanile von San Marco nachempfunden
Diese Plastik "Promenade" an der Ecke Arapahoe & 17th ist von Ann Weber,
die wir vor zwei Jahren im Queen Anne B&B kennengelernt haben
Eines der vielen hübschen Gebäude aus der Gründerzeit in der 17th
Das Ice House von 1903 neben der Union Station
Die Halle der Union Station - wie im Film
Anschließend gehen wir zum Larimer Square und suchen das im Internet aufgestöberte
Bistro Vendôme auf, das sich mit französischer Küche hervortut. Dort gibt es für frühe Gäste – „seated between 5 and 7“ – ein Pre-Theater-Menu für 29,50 USD (um 18:00 ist die Bude schon proppenvoll, wir sind gerade rechtzeitig gekommen). Mit authentischer Zwiebelsuppe, Steak Frittes und Crêpes Rhubarbe geht der (frühe) Abend zu Ende. Dazu gibt es ein bzw. zwei feine Hoegaarden (wenn schon nicht französisch, dann wenigstens belgisch – ist eh’ besser). Das Ganze findet in einem hübschen Innenhof statt, wo wir bei angenehmer Temperatur im Freien sitzen können.
Das Bistro Vendôme und sein Innenhof
Gut abgefüllt mit Speis und Trank schaffen wir es gerade noch zurück ins Hotel, wo wir todmüde ins Bett fallen.
40 km
23 miles