@ Ilona:willkommen an Board und schoen, das du wieder mir dabei bist.
Ja, diese bloeden Tiefdruckgebiete und der viel zu frueh einsetzende Monsoon hing wie ein dunkles Tuch ueber der ganzen Gegend. Und hat uns dann an einigen Tagen wirklich vieles versaut. Wenn alles grau in grau ist, dann gibt es auch nichts mehr, was man daran schoen finden kann
02.06.09Heute war ein besonderer Tag fuer uns beide. Denn heute sollte es in die Fee Area der Coyote Buttes North gehen, zur beruehmten Wave.
Der Urlaub fing also gleich mit so einem aussergewoehnlichen Highlight an.
An die Permits war ich eigentlich eher durch Zufall gekommen und wir hatten es auf unserer urspruenglich geplanten Tour auch nicht im Entferntesten in Erwaegung gezogen, zumal es ja noch so viele andere wunderbare Dinge hier in der Page Area gab. Ich machte also just for fun bei der Lotterie mit und wurde dann tatsaechlich gezogen.
Niemals hatte ich daran geglaubt, das wir jemals gezogen wuerden. Nun gut, so konnte es gehen. Unser Vorhaben, Edmaiers Secret zu besuchen, wurde daraufhin auf einen weiteren Besuch vertroestet.
Trotz unserer Freude ueber die Permits sahen wir beide diesem Tag noch immer sehr skeptisch entgegen.
Klar, wir hatten Hunderte von Bildern gesehen, im Laufe der Jahre beobachtet, wie ein wahrer Hype um dieses Gebiet entfacht war. Aber was war es, was diesen Hype ausloeste? Die Coyote Buttes South waren doch genauso schoen, ebenfalls wie einige andere ausserhalb der Fee Area liegende Highlights.
Warum gab es dort nicht so einen Hype? Wir wollten uns einfach mal ueberraschen lassen und gingen die ganze Sache daher einfach recht nuechtern an.
Um 6 Uhr war unserer Nacht jedenfalls vorbei und ein erbarmungslos klingelnder Wecker zerstoerte all meine Wuensche, evtl. nicht doch noch etwas laenger liegenbleiben zu koennen. Aber was macht man nicht alles, um ein paar Schaetze hier im Suedwesten anzusehen.
Wir machten uns fertig und gingen dann zum Fruehstuecken. Hier im Marriott wurde ein erstklassiges Buffet angeboten, was wir schon beim letzten Mal sehr genossen hatten. Es war wirklich reichhaltig. Nachdem wir gut gestaerkt waren, machten wir uns so langsam auf dem Weg. Fuer heute war auf alle Faelle schoenes Wetter angesagt, das war doch schon mal was. Denn etwas skeptisch war ich ja schon, nachdem wir ja gestern Nachmittag doch so einige Schauer hatten. Wir tankten noch fix und dann fuhren wir entgueltig los, Richtung Glen Canyon Dam.
Wie oft in den letzten Jahren waren wir hier gefahren, die Strecke kannten wir beinahe im Schlaf. Auf der US 89 war maessig viel los, wir kamen ziemlich zuegig voran. Vereinzelnte Woelkchen waren am westlichen Horizont zu sehen, waehrend wir uns immer weiter nach Westen vorantasteten. An der Paria Contact Station legten wir noch eine kurzen Stop ein, fragten nach den Strassenbedingungen und holten auch gleich noch Infos bezueglich unserer urspruenglich geplanten Tour zum Buckskin Gulch ein. Den konnten wir erneut abschreiben, denn nach den heftigen Regenfaellen in der letzten Zeit stand der bis oben hin voll Wasser.
Schade, aber irgendwann einmal wuerde es schon damit klappen.
Wir erhaschten beim Rausgehen noch einen Blick auf die Statistik der allmorgendlichen Lottery und schworen auch weiterhin, uns das nie antun zu wollen. Im Schnitt waren es immer zwischen 50-74 Teilnehmer gewesen, unglaublich.
Wir fuhren weiter und bogen dann nach wenigen Meilen auf die House Rock Valley Road, eine Gravelroad, die entlang der Cockscomb nun weiter nach Sueden bis zur 89Alt fuehrte. Die Road war in einem etwas schlechteren Zustand als vor zwei Jahren. Vor allem die starken Regenfaelle hatten nachhaltig ihre Spuren hinterlassen, indem sich etliche Fahrzeuge tief in die Clayschicht gegraben hatten. Hin und wieder fuhr Ulrich einfach im Slalom, um einigen besonders tiefen Spuren auszuweichen.
Es gab noch ein paar Auswaschungen, die der Coyote Wash verursacht hatte, aber im Grossen und Ganzen war die Strecke gut zu fahren. Sanfte Huegel zu beiden Seiten der Strasse gaben uns hinter jeder Kurve einen neuen interessanten Blick auf die landschaftlich sehr reizvolle Strecke.
Wir legten noch den ein oder anderen Fotostop ein und so brauchten wir fuer die gut 8 Meilen lange Strecke bis zum Parkplatz am Wire Pass Trailhead doch etwas laenger. Am Parkplatz standen schon jede Menge Autos, allerdings war bis auf einen weiteren Hiker, der sich gerade fertig machte, niemand zu sehen. Wir packten unsere Rucksaecke, Kamera um den Hals, ein paar Muesliriegel noch und dann konnte es losgehen.
Ich hatte mich heute gegen die Wanderschuhe entschieden und genoss die vollkommende Fussfreiheit mit meinen Trekkingsandalen.
Nun konnte sie also beginnen, unsere Wave Tour. Noch immer waren wir nicht sicher, was uns wirklich erwarten wuerde und gingen die Sache relativ unvoreingenommen an. Wir ueberquerten die Strasse und stiegen in den Coyote Wash hinein. Es war recht sandig und Schotter sowie einige Steinchen erschwerten das Vorankommen.
Aber wir hatten es sowieso nicht so eilig und genossen die Landschaft rings um uns herum. Schon nach einer Weile gab es die ersten interessanten Sandsteinformationen zu sehen.
Nach einer Weile und einem kurzen Anstieg erreichen wir das Trailregister und trugen uns hier ein. Die kurze Verschnaufpause tat gut, besonders, wenn man seit Wochen keinen Hike gemacht hatte. Nun wurde es zum ersten Mal so richtig sandig und schnelles Vorankommen wurde schon von vorne herein verhindert.
Vorbei an unzaehligen Sagebrush und Mormon Tea Bueschen, die sich in den sandigen Boden klammerten, gingen wir weiter. Den Sandstein Huegel, der als Wegpunkt angegeben war, sahen wir in der Ferne vor uns. Was fuer eine tolle Gegend.
Wir konnten meilenweit blicken und kamen uns auf einmal so klein, so unbedeutend vor. Dies hier war einfach beeindruckend. Etliche Fotostops folgten und dadurch kamen wir nur maessig voran. Aber wir wollten nicht hetzen, wir wollten geniessen und die Landschaft einfach in uns aufsaugen. Und diese Ruhe hier, das war irgendwie unbeschreiblich. So etwas konnte man kaum in Worte fassen, das musste man selbst erleben.
Abgesehen von ein paar leichten Windboen, die die Buesche wie von Geisterhand bewegten und ein leises Wispern erzeugten, war es absolut still. Irgendwie unwirklich. Mal mehr, mal weniger intensiv war die Bewoelkung und verschaffte uns somit zwischendrin etwas Schatten. Denn den gab es ansonsten kaum.
Vereinzelte Pinion Pines klammerten sich in kunstvollen Verrenkungen an den Slickrock und es war erstaunlich, wie sie hier ueberleben konnten. Allerdings reichten ihre mageren Zweige nicht, um etwas Schatten spenden zu koennen.
Es war wirklich gut warm heute. Und das, obwohl es nur 90 Grad Fahrenheit hatte. Aber fuer eine Wanderung, dessen Grossteil man der prallen Sonne ausgesetzt war, wurde das doch eine recht schweisstreibende Angelegenheit.
Und dann immer wieder der viele Sand dabei. Wir hatten beide das Gefuehl, bei jeden Schritt zwei weitere zurueck zu gehen. Die Landschaft rings um herum entschaedigte fuer vieles. Unzaehlige Sandsteinhuegel, Kegel, Swirls und verquirlte Felsformationen , soweit wir auch blickten.
Hinter den sogenannten Twin Buttes, einer sehr prominenten Sandsteinstruktur, kam uns ein amerikanisches Paerchen entgegen und wir hielten einen kurzen Smalltalk. Weiter ging es. Die Landschaft wurde immer eindrucksvoller, immer grandioser. Und all das hatte die Natur im Laufe der Jahrmillionen geschaffen. Eigentlich nur ein Wimpernschlag, wenn sich das so ueberlegte.
Wir ueberquerten eine Sandduene und entdeckten dabei jede Menge bluehende Mules Ear, die einen tollen Vordergrund fuer ein paar Bilder abgaben. Ausserdem konnten wir hier noch einmal kurz verschnaufen. Denn am Rumschnaufen waren wir sowieso schon eine ganze Weile.
Und das, obwohl es eigentlich kaum Hoehenmeter zu ueberwinden gab. Man, was war ich untrainiert.
Nun kam das letzte Stueck, das sich zugleich als das schlimmste Stueck der ganzen Wanderung entpuppte. Wir mussten einen tiefsandigen steilen Huegel hinaufklettern, der eine ziemliche Quaelerei war. Ulrich und ich schnauften wie die Dampfloks um die Wette. Insgeheim schwor ich mir, nie mehr eine solche Wanderung zu machen.
Wie konnte man sich das nur freiwillig antun. Das war einfach nur pervers.
Ich pfluegte mich durch den Sand, Meter um Meter, Schritt fuer Schritt. Die Trekkingsandalen waren dabei sogar sehr hilfreich, ich brauchte wenigstens nicht darauf zu achten, das mir kein Sand in die Wanderschuhe kam. Und dann waren waren wir endlich oben angekommen. Und zur Belohnung verschwand die Sonne erst einmal hinter einer dicken Wolkenwand, na super!!
Sollte es das jetzt gewesen sein? Die ganze Anstrengung, nur um die Wave mit bedeckten Himmel zu sehen. Das konnte einfach nicht sein und ich war erst einmal sichtlich enttaeuscht.
Wir brauchten nun beide eine Verschnaufpause, grhh. Vielleicht wuerde sich die Sonne ja doch noch einmal blicken lassen.
Gleich zu Beginn der Wave war ein grosser wassergefuellter Pool vorhanden, normalerweise wuerde das ja eine tolle Reflektion ergeben. Normalerweise.... Stattdessen nahmen wir damit Vorlieb, die darin schwimmenden Kaulquappen zu begutachten und vorsichtig am Rand des Pools entlangzulaufen bis zur eigentlichen Wave, dessen Abbild man schon in tausendfacher Ausfuehrung gesehen hatte.
Ich wollte doch auch so gerne genau solch ein wunderbares Bild bekommen. Stattdessen ging erst einmal die Warterei los.
Wir warteten, das sich die Sonne wieder blicken liess. Ulrich lief schon einmal ein wenig umher und erkundete die Gegend. Beeindruckend war es ja wirklich, nur das gewisse Etwas fehlte eben noch. Aber dann kam eine Wolkenluecke und die Sonne unternahm einen ersten mutigen Versuch, die Oberhand zu gewinnen. Das konnte doch nicht so schwer sein, oder?
Ich marschierte langsam zum Eingang der Wave zurueck, immer wieder hoffnungsvolle Blicke nach oben werfend. Und... ich wurde letztendlich belohnt. Die Ahs und Ohs von mir waren bestimmt nicht zu ueberhoeren gewesen.
Ich knipste einfach fix drauf los. Viel Zeit, um irgendetwas an der Kamera einzustellen, hatte ich nicht. Jetzt ging es nur darum, schnell ein paar Ergebnisse zu erzielen und zu hoffen, das die sich einigermassen sehen lassen konnten. Denn schon war die Sonne wieder verschwunden und die naechste Wolkenwand zog heran.
Wieder hies es warten. Warten, das sich noch einmal eine solche Gelegenheit ergeben wuerde und ich die Wave in der beruehmesten Perspektive ablichten konnte.
Warten konnte ja so nervig sein. Oder ich war einfach nur zu ungeduldig. Letztendlich wurde die Warterei aber dann doch belohnt und die Wolken verzogen sich so langsam. Jetzt konnten wir die Wave endlich so richtig geniessen.
Wir machten etliche Bilder, stoeberten in der Gegend umher, gingen auf Entdeckungstour. Es gab so vieles zu sehen und vor allem die Sandsteinformationen und Brainrocks im weiteren Umfeld waren sehr sehenswert. Manchmal gab es wirklich lustige Kreationen. Ein Gebilde sah aus wie ein Mega Big Mac, das naechste wie verquirlte Eiskugeln.
Und dann gab es immer wieder kleine Potholes, in denen sich die Felsstrukturen abzeichneten. Leider hatte der Wind arg aufgefrischt, so das es zu keinen wirklichen Reflektionen kam.
Das waere naemlich wirklich ein prima Anblick gewesen. Nach einer Weile erreichten wir die Second Wave, die jetzt am beginnenden Spaetnachmittag so langsam anfing, interessant zu wirken.
Allerdings wollten wir nicht bis zur Golden Hour warten und hierbleiben, schliesslich wartete ja noch ein anstrengender Rueckweg auf uns.
Und der Rueckweg zog sich wirklich ewig dahin. Dazu kam natuerlich, das wir auch weiterhin etliche Fotostopps einlegten, weil das Licht langsam richtig weich wurde und die ganzen Felsstrukturen noch eindrucksvoller aussehen liessen. Die Schatten wurden zwar laenger, aber noch immer brannte die Sonne vom mittlerweile fast stahlblauen Himmel und bohrte uns Hitzepfeile in den Ruecken.
Und noch immer hatten wir ein ganzes Stueck zum Laufen. Nach den Twin Buttes machten wir erst einmal eine ausgiebige Pause und wir aergerten uns beide, nicht noch eine weitere Flasche Wasser mitgenommen zu haben. Ich mochte nicht gerne alles einteilen muessen.So etwas war echt daemlich und wuerde uns garantiert nicht noch einmal passieren.
Bei dem Sandsteinhuegel, der auf dem Hinweg das erste markante Zeichen gewesen war, bogen wir erst einmal verkehrt ab und somit verlaengerte sich unser Rueckweg noch ein ganzes Stueck. Wir mochten beide nicht mehr und sehnten uns nach einer eisgekuehlten Flasche Wasser aus dem Cooler im Auto.
Wieder auf der richtigen Faehrte, ging es nun das letzte Stueck weiter bis zum Trailhead. Oh man, das zog sich echt. Endlich am Auto angekommen, hingen wir dann beide wie zwei Suechtige an den Wasserflaschen. Oh, das tat gut. Nachdem wir uns etwas erholt hatten, machten wir uns auf dem Rueckweg.
An der US 89 schlug ich dann noch vor, am Wahweap Point zu stoppen, was auch bei Ulrich auf allgemeine Zustimmung stiess. Mittlerweile hatten wir uns auch wieder ganz gut von den Anstrengungen erholt. Am Wahweap Point selbst herrschte ganz reger Betrieb und selbst ganze Busladungen kamen uns auf der kleinen Anfahrtsstrasse entgegen. Der Blick von hier oben war aber wirklich schoen. Die Marina lag still und nahezu verwaist vor uns und die Sonne zog lange Schatten auf die umliegenden Cliffs, die sich im spiegelglatten Wasser reflektierten.
Selbst solch ein kleiner Viewpoint am Wegesrand konnte auf die Art und Weise unheimlich toll wirken. Wir genossen diesen Anblick in aller Stille, die nur vom Ausloeser unserer Kameras unterbrochen wurde. Es war ein wunderbarer Tag gewesen. So viele neue Eindruecke, soviele Kunstwerke von Mutter Natur.
Das wuerden wir erst einmal verarbeiten muessen. Und auch wenn ich mir geschworen hatte, den Hike zur Wave und vor allem diese Anstrengung nicht noch einmal zu machen, ich war mir jetzt schon sicher, es wuerde ein zweites Mal geben. Irgendwann...
Zurueck im Hotel fuehrte unser erster Weg erst einmal zum Pool. Was tat das gut. Das Wasser war gut temperiert und unsere mueden Glieder wurden so langsam wieder lebendig. Das lag vielleicht auch daran, das der Hot Tub so schoen warm war. Wer weiss. Auf alle Faelle war diese Entspannung wunderbar.
Im Anschluss fuhren wir noch schnell zu Denny's und genehmigten uns einen schoenes Abendessen. Besonders die Cheese Fries hatten es uns angetan, hmm. Gut gesaettigt verbrachten wir dann den Rest des Abend, um unsere Bilder zu betrachten. Die Ausbeute war wirklich reichlich gewesen. Gegen Mitternacht fielen wir dann total muede ins Bett.
So, ihr Lieben. Nun habt ihr ein ganzes WE Ruhe. Am Montag geht es dann weiter.