So, nach langer Pause geht es nun weiter. Bin zwar immer noch in Albuquerque, aber ich goenne euch einen weiteren Tag.
Heute wird gewandert, also alle Wanderschuhe anziehen.
10.06.09Wir hatten beide wunderbar geschlafen. Der erste Blick heute morgen fuehrte natuerlich wieder zum Fenster, fuer den ersten Wettercheck. Am Kaiparowits Plateau hatten sich wieder ein paar Schleierwolken angesammelt, das war natuerlich nicht so berauschend. Nachdem der eigentlich geplante Trip zu den Slot Canyons an der Hole in the Rock Rock nun buchstaeblich ins Wasser fiel, hatten wir uns als Alternative fuer den Broken Bow Arch entschieden. Dieser stand eh schon laenger auf meiner Liste und heute war die Gelegenheit.
Nun hielt uns aber erst einmal nichts mehr und ein verlockender Kaffeeduft aus der oberen Etage des B&B zog uns magisch an. Im Esszimmer, dessen Mittelpunkt ein grosser Tisch war, hatten sich einige der anderen Gaeste versammelt und Catherine machte uns einige hervorragende Pancakes. Oh, das war wirklich lecker. Nachdem wir am Ende die Letzten beim Fruehstuecken waren, unterhielten wir uns mit Catherine ueber unsere heutigen Plaene. Das war wirklich klasse, denn sie hatte noch unheimlich viele Tipps fuer uns und versorgte uns mit unzaehligen Infos fuer unseren geplanten Hike. Nebenbei erzaehlte sie noch so einige lustige Anekdoten und kamen wir am Ende doch spaeter los als geplant.
Wir tankten noch am Ortsausgang und fuhren dann auf der UT 12 nach Osten, bis nach knapp 5 Meilen auf der rechten Seite der Abzweig zur Hole in the Rock Road kam. Mittlerweile waren wieder ein paar sehr dunkle Wolken aufgezogen, das sah nicht so vielversprechend aus. Hin und wieder fielen auch ein paar Tropfen Regen, die es tatsaechlich bis zur Erde geschafft hatten. Hoffentlich wuerde sich das wieder verziehen...
Gleich auf den ersten Meilen hatten wir wieder eine Begegnung mit einer Herde Steaks, die ganz gemuetlich mitten auf der Strasse umherliefen und dafuer sorgten, das nahezu ein kleiner Verkehrstau entstand. Grins.
Bis zur Countygrenze war die HiTRR sehr gut zu fahren, nahezu wie ein normaler Highway. Sah man mal vom Washboard ab, das hin und wieder auftauchte. Aber kaum waren wir im Kane County, aenderte sich auch der Strassenzustand schlagartig und neben richtig ueblen Washboard und Schlagloechern mussten wir immer wieder einigen tief eingefahrenen Spuren ausweichen, die durch den Regen der letzten Zeit entstanden waren.
Wir folgten der Strecke weiter nach Sueden und passierten Weideland, so weit wir blicken konnten. Diese Weite hier, die war einfach unglaublich. Wir hielten auf einer kleinen Anhoehe und schauten ueber die Ebene zurueck bis zum Kaiparowits Plateau, wo sich wieder eine duester ausschauende Wolkenwand aufgebaut hatte.
Das savannenaehnliche Gras wogte leicht im Wind und die einzelnen Straeucher, die sich hier in den Boden geklammert hatten, boten nur wenig Schutz vor der teilweise sengenden Hitze. Heute war es aber fuer diese Jahreszeit eher angenehm und alles andere als heiss. Wir folgten der Strasse weiter nach Sueden, die sich hier wie eine gerade Linie durch diese Ebene zog und nur selten von einer Kurve oder einen Abzweig unterbrochen wurde.
Ungefaehr bei Meile 24 kam dann ein groesserer Bereich auf der Strecke, der aus Gypsum bestand und wir mussten etwas vorsichtiger fahren. Denn dieser Bereich war arg ausgewaschen und mit unzaehligen angetrockneten Schlammkrusten versehen.
Wir zogen eher eine lange Staubfahne hinter uns her, als wir diesen Bereich durchquerten und ich konnte mir gut vorstellen, was hier bei Feuchtigkeit passierte. Jedenfalls kein angenehmer Gedanke. Aber auch so war die Strecke nicht so angenehm zu fahren, das Washboard war teilweise wirklich uebel und wir waren ueber kleine Sandpassagen richtig erleichtert.
Es folgten ein paar Washquerungen, die Strecke war daher in diesen Bereichen noch etwas rauher. Immerhin wechselte das Landschaftsbild nun ein wenig, es wurde huegeliger. Zwischendrin war es ja doch eher sehr langweilig gewesen.
Vor uns tauchte nun auf der linken Seite der sogenannte Dance Hall Rock auf, ein sehr prominenter Felsen aus Navajo Sandstein, an dessen Haengen sich jede Menge Slickrockflaechen befanden.
Sollten wir auf dem Rueckweg noch etwas Zeit haben, wollten wir hier ein wenig herumstoebern. Denn der Fels reizte uns irgendwie ein wenig.
Wir fuhren noch immer weiter nach Sueden, durchquerten den Carcass Wash und kurz darauf den Sooner Wash. Rings um uns befanden sich wunderschoene Felsdome aus Entrada Sandstein, die zum Erkunden einluden. Wir liessen sie aber links liegen und konzentrierten uns auf den felsigen Abschnitt auf der Strecke, der aber sehr gut zu fahren war und wir benoetigten auch keinen 4WD. Gut eine Meile spaeter kam auf der linken Seite eine kleine Seitenstrasse, das war unser Abzweig, der zum Willow Gulch Trailhead fuehren sollte.
Den Parkplatz erreichten wir wenig spaeter und nur ein weiterer SUV stand hier noch. Wir packten unsere Sachen und Fotoausruestung zusammen und trugen uns noch ins Trailregister ein, in dem wir so einige sehr bekannte Namen entdeckten. Interessant. Wir folgten nun einem schmalen Pfad hinunter zu einer Sandduene, doch vorher passierten wir noch einen aussergewoehnlich sehenswerten Hoodoo. Klasse, besonders die weissen Wattewoelkchen im Hintergrund hatten was.
Gluecklicherweise war das schlechte Wetter in der Escalante Ecke geblieben und hier wurden wir mit strahlenden Sonnenschein belohnt. So etwas hatten wir nach den eher durchwachsenen Tagen der letzten Zeit wirklich mal gebraucht. Wir ueberwuerten die Sandduene, dessen warmer Sand meinen Fuessen sehr schmeichelte und ereichten nach gut 300 Metern einen Wash. Slickrock Felsendome erhoben sich zu beiden Seiten, dessen farbenpraechtiger Navajo Sandstein einen wundervollen Kontrast zum blauen Himmel abgab. Diese Roten Felsen waren schon toll.
Es folgte ein kleiner Slot, ueber dessen Klettereinlage ich natuerlich hocherfreut war.
Aber es war kaum der Rede wert. Wir passierten eine Stelle, an der sich unterschiedliche Washs und Canyons kreuzten. Wir gingen aber geradeaus weiter und schon tauchten die ersten Willows auf, die dem Willow Gulch seinen Namen gaben. Unzaehlige Cottonwood Trees saeumten die sandigen Baenke am Ufer des Washs und immer wieder stiessen wir auf ein nahezu undurchdringbares Dickicht aus Tamarisken. Die wurden wirklich zur Plage und breiteten sich immer weiter aus. In vielen Teilen hier im Suedwesten versuchte man nun, die Tamarisken loszuwerden und auch wir fluchten hin und wieder ganz schoen.
Kurz darauf hatten wir dann unsere erste Schlangenbegegnung, was mich ja ganz besonders freute, da ich Schlangen einfach total gerne mochte.
An einen der Felsen gekuschelt und die warme Sonne geniessend sah ein kleiner Rattler. Erst im Nachhinein konnten wir herausfinden, das es eine Midget Rattlesnake war.
Diese Spezies an Klapperschlangen hielt sich ganz besonders gerne in Canyons auf und die Groesse war nun nicht gerade beeindruckend. Der kleine Kerl war noch nicht mal einen Meter lang und genauso unbeeindruckt von uns wie wir von ihm.
Und das Klappern klang auch eher wie das Zirpen einer Grille. Aus gut ein bis eineinhalb Metern Entfernung schauten wir uns nun an. Wir machten Fotos, der Rattler machte von seiner Klapper Gebrauch, ehe er langsam davonschlaengelte. Ihm gefiel wohl die Vorstellung nicht so besonders, als Fotomodell zu enden, was bei uns natuerlich zwangslaeufig der Fall war.
Wir kaempften uns nun erst einmal weiter durch das Dickicht und genossen diesen wunderbaren Canyon. Mittlerweile hatte der Wash auch etwas mehr Wasser und hin und wieder ein paar tiefere Pools, die von unzaehligen Kaulquappen und kleinen Fischen bevoelkert wurden.
Die Landschaft wurde immer eindrucksvoller und so folgten immer wieder ein paar Fotostopps am Wegesrand. Nach einer Weile watete ich dann auch mitten durch den Wash, was ja mit meinen Trekkingsandalen ohne Weiteres machbar war. Mir war es letztendlich zu anstrengend geworden, immer dem Pfad entlang des Ufers zu folgen oder um zusaetzliche Felsen herumzuklettern.
Ulrich allerdings musste mit seinen Wanderschuhen diese Variante waehlen, nachdem seine Schuhe nach der gestrigen Aktion ja wieder weitgehend getrocknet waren. Ich musste nur hin und wieder auf die armen Kaulquappen aufpassen, die verirrten sich leider viel zu haeufig zwischen meinen Zehen und ich musste sie immer wieder in einer Rettungsaktion rausfischen.
Wir kamen an einigen kleinen Kaskaden vorbei, die kaum mehr Wasser fuehrten und mussten auf dem feuchten Fels aufpassen, nicht auszurutschen.
Unzaehlige Male querten wir nun den kleinen Creek, da der Pfad mal am linken, mal am rechten Ufer entlangfuehrte oder einfach mal de Uferbereich total verliess. Zur einen Seite ragten die Felswaende steil in die Hoehe und schienen auch immer enger zu werden, je tiefer wir in die Gulch hineinliefen. Unzaehlige dunklere Auswaschungen und schwarze Linien aus Desert Varnish zierten die Felswaende, verursacht durch die diversen Mineralien, die sich im Sandstein befanden und bei starken Regenfaellen einfach aus dem Fels rausgewaschen wurden. Toll sah es aus, denn es gab dadurch wirklich schoene Muster.
Nach einer Kurve sahen wir ihn dann auch vor uns, den Broken Bow Arch. Wirklich ein imposanter Arch. Und zur Feier des Tages verschwand dann die Sonne erst einmal hinter einigen dicken Wolken, die sich klammheimlich angeschlichen hatten. Na super, das kam uns ja so bekannt vor. Allzu lange sollte es aber nicht dauern, bis der Arch wieder im rechten Licht stehen wuerde und ich nutzte die Zeit, um noch ein wenig weiter im Creek zu laufen.
Zu entdecken gab es einiges. Neben jeder Menge Pools gab es auch Hanging Gardens, die von unzaehligen Gruenpflanzen und Farnen bevoelkert waren und eine wunderschoene gruene Oase gebildet hatten. Selbst einige Crayfish, eine Art Flusskrebs, konnte ich hier entdecken. Hier konnte man wirklich ewig herumstoebern. So langsam kam auch die Sonne wieder hervor und lief zu Ulrich zurueck, der neben ein paar Bildern eine kleine Pause eingelegt hatte.
Und nun entfaltete der Arch seine ganze Pracht vor uns.
Wahnsinn, wie imposant der doch war. Ein wirklich beeindruckender Arch, der uns auf einmal total winzig erscheinen liess. Nach etlichen Fotos machten wir uns dann so langsam auf dem Rueckweg. Der zog sich natuerlich auch wieder etwas in die Laenge, da wir zwischendrin doch immer wieder stoppten. Das ging gar nicht anders.
Der letzte Anstieg den Sandhuegel hinauf war dann doch recht knackig und wir waren froh, dann wieder am Auto zu sein.
Vor allem aber warteten dort ein paar schoene kuehle Getraenke auf uns. Gut gestaerkt traten wir dann den Rueckweg an. Die Washquerungen stellten keine Probleme dar und sehr bald erreichten wir den Dance Hall Rock, wo wir unseren Silverbird erst einmal parkten und auf Erkundungstour gingen. Ein kleiner Pfad fuehrte zur Flanke des Sandsteinfelsen und wir stoeberten hier ein wenig herum.
Schon bald entdeckten wir einen Bereich mit wunderschoen gemusterten Sandstein und die Strukturen bildeten nahezu ein Kunswerk. Das sah wirklich klasse aus. Es war schon erstaunlich, welche Meisterwerke die Natur doch zustande bringen konnte.
Wir liefen weiter und nahmen die eine Flanke in Angriff. Von hier aus konnten wir ueber den Slickrock auf den Felsen aufsteigen und es war hier bei Weitem nicht so steil wie auf der gegenueberliegenden Seite. Wie ausgedehnt und gross der Felsen doch war. Das vermutete man auf dem ersten Blick ueberhaupt nicht. Oben angekommen, liefen wir erst einmal eine ganze Weile auf dem Fels herum, den Blick auf das Kaiparowits Plateau gerichtet.
Es war recht windig und wir mussten aufpassen, nicht umgeblasen zu werden. Das waere hier nicht so besonders gut gewesen, denn einige sehr tiefe Potholes befanden sich hier, die etliche Meter tief waren. In einigen der Potholes befanden sich sogar Baeume, die hier oben ein einsames Dasein fristeten. Erstaunlich, wie sie in dieser kleinen Oase existieren konnten. Noch erstaunlicher war, das es sogar wassergefuellte Potholes gab, in denen Baeume wuchsen.
Wow, der Blick war echt genial. Und Ulrich sah vom Rand aus so winzig aus. Die Dimensionen hier waren wirklich gewaltig. So etwas haetten wir beide nicht in dieser Form erwartet. Nachdem wir nun ausgiebig herumgestoebert hatten, machten wir uns auf den langen unsanften Rueckweg. Selten hatten wir eine Backroad als so nervig empfunden wie diese hier.
So entschieden wir uns am Ende auch, nicht die gesamte HiTRR zu fahren, sondern ein paar Meilen vorher auf die Cedar Wash Road abzubiegen, die dann mitten in Escalante enden wuerde. Na ja, klar, bei uns hiess sie ja jetzt Cheddar Wash Road und war in einem erstaunlich guten Zustand.
Kaum Sand vorhanden, keine anspruchsvollen Stellen. So waren wir fix in Escalante und stoppten am Escalante Outfitter. Da die Pizza gestern so gut war, wollten wir heute gleich noch eine essen. Und erneut war sie super kosestlich und selbst Ulrich konnte gar nicht genug davon bekommen.
Normalerweise war er ja nicht so ein Pizza Fan. Nach dem Essen stoeberten wir noch ein wenig im Store und ich fand auch gleich zwei Buecher ueber den Suedwesten, die ich noch nicht hatte. Eines davon war von Terry Tempest Williams und da hatte ich schon ewig nach gesucht.
Es war also ein durchaus gelungener Tag. Zurueck im B&B quatschten wir noch kurz mit Catherine und erzaehlten von unserer tollen Tour heute. Anschliessend ging es eine Runde in den wundervollen Hot Tub unter dem Sternenhimmel. Besser konnte es uns doch eigentlich gar nicht gehen.
Nach dieser wunderbaren Open Air Hot Tub Session lueden wir noch unsere Bilder hoch und schickten ein paar Gruesse ans Forum. Gegen Mitternacht gab es dann den Matrazenhorchdienst.