Da weiß ich ja gar nicht mehr, was wir auf unserer Stippvisite im Juli alles ansteuern sollen
Wir hatten ja schon ein bisschen gemailt.
Ja hatten wir Und es kommen immer wieder neut, interessante Tipps von Dir.
Vielen Dank!
Immer gerne.
In der letzten Quizfrage ging es um einen grossen Fussballer der seine Karriere in Portland beendet hat. Es war die Soccer Bowl '77, das Spiel um die US Meisterschaft, die in Portland ausgetragen wurde und gewonnen hat Cosmos New York. Im Trikot mit der Nummer 10: Pele. Antwort A. Das haben Palo, Anti und Doreen & Andreas alle richtig gewusst.
Zwischenstand im Quiz ist derzeit:
1. Palo und Anti mit jeweils 3 richtigen Antworten
2. Easy Going mit 2 richtigen Antworten
3. sarahbonita, Doreen & Andreas und Kauschthaus mit einer richtigen Antwort
4. Heiner und Flying-N als echte Verfechter des olympischen Gedankens.
Aber noch kommen ja mehr Fragen und nichts ist entschieden.
3.4.2011 Zum ausgiebigen Fruehstueck geht es heute morgen in eines der vielen Kaffeehaeuser der Stadt.
Und obwohl Coffee and Pastry im Namen stehen bestelle ich weder das eine noch das andere sondern eine Quiche und dazu einen Drachenbrunnentee. Der Legende nach nur wirklich gut mit dem Wasser aus dem Drachenbrunnen in Hangzhou aber auch mit Gletscherwasser vom Mt.Hood ganz annehmbar, da das Chlor vorher rausgefiltert wurde.
Die anderen beiden trinken Kaffee von Stumptown einer kleinen Kaffeeroesterei aus der Stadt. Micro Roaster sind die neuen Microbreweries und statt Selbstgebrautem verschenken trendige Leute inzwischen Selbstgeroestetes zum Geburtstag. Noch ist Stumptown unabhaengig, aber es gibt Geruechte, das der Eigner sie zu Geld machen will. Naja Starbucks hat ja auch mal als wilde kleine Klitsche im Nordwesten angefangen.....
Julie setzt sich mal wieder mit Freundinnen ab und Brad und mich zieht es aufs Wasser.
Im Norden der Stadt wo der Willamette in den Columbia muendet und wo sich die grossen Auto- und Containerhaefen befinden, versteckt sich eins von Portlands besser gehueteten Geheimnissen, die Smith & Bybee Wetlands.
Weil der Columbia an der Willamette-Muendung einen scharfen Knick nach Norden macht werden in dem Abschnitt des Flusses viele Schwebstoffe abgelagert, was zu flachem von Wasserarmen durchzogenem Marschland zu allen Seiten der Muendung fuehrt. Im Westen sind es die Seen und Kanaele um und auf Sauvie Island, im Norden sind der Vancouver Lake und die Shillapoo und Ridgefield Wildlife Areas und in Portland selber gibt es den Columbia Slough und eben die beiden Seen Smith und Bybee Lakes.
Diese Seenlandschaft ist ein Paradies fuer Voegel und es gibt mehrere Trails mit speziellen Birdblinds zur Vogelbeobachtung, die um die Seen herumfuehren.
Am besten erlebt man die Seen allerdings vom Wasser aus und so laden wir zwei Kajaks aufs Autodach und machen uns auf die 10-minuetige Fahrt in die Wetlands.
Die Seen sind sehr flach und so kommen meine neuen Juneau Sneaker am matschigen Seeufer beim Einsetzen der Boote zum Einsatz.
Dann geht es raus auf Smith Lake, in dessen kinderpopoglatter Oberflaeche sich die Wolken spiegeln.
An guten Tagen werden sogar die fernen Vulkane reflektiert, heute sind sie allerdings wie schon gestern hinter den Wolken.
So fotogen der See auch ist, der richtig interessante Teil kommt als wir in den Verbindungskanal zwischen den beiden Seen fahren.
Die Landschaft hier ist weder richtig Land noch richtig Wasser. Ueberall gibt es kleine Kanaele, Pflanzen und Baeume wachsen halb im Wasser. Ein nasses Labyrinth zum Erforschen. Oft bleiben wir irgendwo stecken und muessen rueckwaerts wieder raus oder haben Sumpfpflanzen am Boot haengen.
Und es gibt natuerlich auch eine Menge Tiere zu beobachten. Wir sehen immer mal wieder einen Otterkopf kurz aus dem Wasser gucken. Es gibt einige Western Painted Turtles, die man sonst eher selten sieht. Sie kann man meist beim Sonnenbad am Wasser auf Steinen und Baumstaemmen beobachten.
Ich fahre irgendetwas Grosses mit meinem Boot ueber den Haufen. Auf jeden Fall gibt es einen ziemlichen Schlag von unten. Entweder hat ein Otter einen 4-Way Stop nicht beachtet oder das war ein Karpfen der eine ganze Familie satt machen koennte. Alles was wir von dem nachtaktiven offiziellen Staatstier von Oregon, dem Biber, sehen sind ein paar angenagte Baumstuempfe und Daemme.
Aber was wir in Massen sehen sind natuerlich Voegel: viele Graureiher, eine ganze Menge Voegel die ich nicht kenne, wie diesen mit dem lustigen Schnabel:
Und dann natuerlich auch Greifvoegel. Ich habe das grosse Glueck dass ein Osprey, ein Fischadler, sich gerade am Buffet bedient, als ich die Kamera ausgepackt habe.
Ihr erinnert vielleicht das Problem mit Kameras im Kajak von meinem Juneau Reisebericht. Die Kamera will immer wieder wasserdicht verstaut werden, wenn man ein Foto gemacht hat und das auspacken dauert auch so seine Zeit. Da man bei Tierfotos oft schnell sein muss, bleiben viele schoene Fotos ungeknipst. Natuerlich koennten Brad und ich uns eine schoene Stelle im Dickicht aussuchen und dann geduldig auf Voegel warten, aber wir sind ja eigentlich zum Paddeln da.
Aber ein ganz besonderer Vogel hat offenbar geahnt das wir kommen und sitzt geduldig auf einem alten Pfahl am Rande des Sees und posiert fuer Fotos. Extra fuer Dreamer: ein Weisskopfseeadler.
Da einige Adlerpaare an den Seen nisten sind die Chancen recht gut hier einen zu sehen und ich hatte im Stillen drauf gehofft, einen vor die Kamera zu bekommen. Brad erinnert sich mit Schrecken an meine Adler-Knipsorgien in Alaska und ist froh als ich irgendwann mit ihm weiterpaddle.
Der Pegel der Seen kann uebrigens im Tagesverlauf besonders im Sommer deutlich schwanken, was mich zu meiner naechsten Quiz Frage bringt
Frage 4 Warum schwankt der Wasserstand in den Seen?
A. Die Seelandschaft waren frueher die Rieselfelder Portlands, das heisst sie fungierten als natuerliche Klaeranlage. Inzwischen gibt es eine moderne Klaeranlage, die allerdings immer noch die geklaerten Abwaesser in die Seen leitet, so dass bei hohem Wasserverbracu und entsprechnder Abwassermenge der Pegel der Seen merkbar ansteigt.
B. Da die Seen so flach sind habe sie eine im Verhaeltnis zum Volumen sehr grosse Oberflaeche. An einem warmen sonnigen Tag verdunstet das Wasser viel schneller als es nachlaufen kann und der Pegel sinkt. Das gleicht sich bei kuehlerem Wetter oder in der Nacht aber schnell wieder aus.
C. Die Seen stehen ueber einen kleinen Kanal mit dem Columbia Slough in Verbindung der in den Willamette muendet, der in den Columbia muendet, der bei Astoria in den Pazifik muendet. Und der Pazifik hat Gezeiten, die sich dann auf den langen Weg nach Portland machen und dort mit gut 8 Stunden Verspaetung den Pegel in den Smith & Bybee Lakes zum Schwanken bringen.
Wir drehen noch eine Runde auf dem Bybee Lake und dann geht es wieder zurueck zum Einsetzpunkt am Smith Lake. Die Wolken werden auch immer dunkler .
Fuer den Abend sind wir mit einer groesseren Gruppe zum Essen im peruanischen Restaurant “Andina” verabredet, das fuer seine Tapas bekannt ist. Und auch wenn es keine strengen Kleidungsvorschriften gibt, mit matschverkrusteten Gummistiefeln wollen wir dann auch nicht in dem etwas besseren Restaurant auflaufen.
So machen wir uns also nach unserer Bootstour leidlich stadtfein und nehmen die Bahn nach Downtown.
Das Restaurant ist im Pearl District einem ehemaligen Lagerhausviertel direkt noerdlich der Innenstadt. Hier standen die Speicher in denen die Gueter, die im Hafen am Willamette umgeschlagen wurden, gelagert wurden.
Mit der Ankunft des modernen Containerverkehrs brauchte keiner mehr grosse Lagerhaeuser und es enstand ein grosser Containerhafen am Columbia. Dort stapeln sich die Container auf riesigen Freiflaechen. Wesentlich effektiver aber laengst nicht so malerisch wie alte Speicherhaeuser aus Ziegelstein.
Dann passierte dasselbe wie in vielen anderen Staedten: die ungenutzten Lagerhaeuser verfallen. Kuenstler und andere Leute mit wenig Geld und viel Kreativitaet nutzen die heruntergekommenen Gebaeude als Studios, Ateliers, Kneipen und Wohnraum. Das Viertel entwickelt sich zum hippen Geheimtipp. Irgendwann ist das nur noch ein Tipp aber alles andere als geheim. Leute mit viel Geld und wenig Kreativitaet beginnen dorthin zu ziehen, weil es angesagt ist. Die Kunstszene entwickelt sich von selbstgeschweissten Schrottskulpturen hin zu postmodernem Acryl und statt kleinen Kneipen mit Saegemehl auf dem Boden gibt es Restaurants mit gestaerkten Leinen auf den Tischen.
Diese Entwicklung ist im Pearl District noch nicht abgeschlossen, je naeher man suedlich an die Innenstadt kommt, desto teurer und schicker wird es. Weiter im Norden ist es noch ein bisschen weniger geleckt.
Brad und ich sind fast zwei Stunden zu frueh fuer unseren Dinnertermin im Pearl, da wir beschlossen haben, ein wenig durch das abendliche Viertel zu ziehen und mit unseren Kameras herumzuspielen.
Dass macht so viel Spass, dass wir sogar ein wenig zu spaet zu unserer Verabredung kommen, nicht zuletzt weil wir das Restaurant selber auch noch ausgiebeig knipsen. Naja ich bin mit der sprichwoertlichen deutschen Puenktlichkeit sowieso der einzige der es merkt.
Durch die grosse Gruppe koennen wir im Restaurant viele verschiedene Tapas durchprobieren und auch wenn es nicht ganz billig ist so lohnt es sich doch. Sehr lecker! Mir bleiben vor allem die Muschel-Ceviche und die gegrillten Rinderherzen im Gedaechtnis.
Nach dem Essen ziehen wir dann in den nahen Brewpub von Deschutes um noch einen Absacker zu trinken, bevor es wieder zur MAX geht.