Herzlichen Dank für die positiven Reaktionen. Dachte gar nicht, dass das so gut ankommt.
Machen wir weiter:
Hier erst mal ein Bild von einer typischen Suburb zur damaligen Zeit:
Meine Eltern waren natürlich sehr daran interessiert, auch viel in den USA zu sehen. Das musste sich aber zunächst auf kurze Abstecher nach New York City und nach Philadelphia beschränken. Denn im Gegensatz zu deutschen Schulen gibt es bei amerikanischen ja relativ wenig Ferien zwischendurch, so dass sich mögliche Ausflüge auf die Wochenende konzentrieren mussten.
Hier mal ein Bild von so einem Ausflug, als meine Eltern mit einem kleinen Boot fuhren (fragt mich bitte nicht, wo das war):
Und eines vom Boardwalk in Atlantik-City:
Insofern war die erste Möglichkeit, länger als ein Wochenende wegzukommen, Thanksgiving 1962. Und das nutzten meine Eltern.
Schalten wir nun um in den Reisebericht meiner Mutter:
Tag 1"Schon lange planten wir einen Trip nach Virginia. Endlich war es soweit. 4 1 / 2 Tage schulfrei über Thanksgiving. Um 13:00 Uhr war Schulschluss und wir wollten so schnell wie möglich losfahren. Butzens Mittagessen und Mittagschlaf wurden vorverlegt. Inzwischen packte ich die restlichen Sachen zusammen. Als Hanno um 13:15 nach Haus kam, brauchte nur noch alles verstaut zu werden und um 13:30 fuhren wir los.
Viel Platz hatte ich allerdings nicht, aber es ging doch noch ganz gut. Es hatte sich eine ganze Menge Gepäck angesammelt. Kinderwagen und „Schwan“ kamen unter die Haube, Butz in den Kofferraum im Wagen, Koffer und Reisetasche vor und auf den 2. Vordersitz, der Rest – Kinderwagentasche, Wintermäntel, Picknickkorb, Hannos Schultasche, Phototasche, Kindersitz, Butzens Baby und ich wurden so verstaut, dass ich auch noch ein Plätzchen zum Sitzen hatte."Anmerkung:
Keine Ahnung, was ein "Schwan" war - vermutlich irgend etwas für meinen Bruder.
Zum Verständnis des Packens, bevor Proteste kommen, dass mein armer, gequälter Bruder einfach in den Kofferraum gepackt wurde: Beim damaligen VW-Käfer war der eigentliche Kofferraum vorne unter der Haube (der relativ kleine Motor war hinten). Mein Bruder kam dann in ein kleines, offenes Gepäck-Abteil hinter den Hintersitzen, so dass meine Mutter ihn jederzeit erreichen konnte. So sah das aus:
"Zunächst ging es in Richtung Philadelphia. Eine langweilige Strecke, die wir allmählich kennen. Wald, brach liegender Boden und nur ganz vereinzelt mal ein paar Häuser. Nach Lakehurst (Militärflughafen) ist alles restlos tot. Erst wenn es langsam an den beiden „Farm Market“ vorbei ist, wird es langsam wieder etwas belebter." Anmerkung:
Meine Eltern sind damit über die Highways 37 und 70 gefahren (heute würde man wohl den nördlicher gelegenen Interstate benutzen). Diese Gegend ist auch heute nur schwach besiedelt. Erst im Großraum Philadelphia wird es dann wieder voller. Da müssen auch wohl auch die benannten „Farm Market“ gewesen sein.
"Bei Camden fuhren wir auf den New Jersey Turnpike und waren nach 26 Meilen die ersten 40 Cents los, weiter ging es über die Delaware-Memorial-Bridge (25 cts) nach Delaware. Leider ist Halten auf allen Brücken verboten, da sonst der Verkehr stockt. Bevor wir nach Baltimore kamen, mussten noch über den Susquehanna. Jetzt wurde es allmählich dunkel und es fing mit regnen an, so dass wir von Baltimore nicht sahen außer einem im Regen verschwimmenden Lichtermeer. Für Hanno war es ein schweres Fahren. Es goss in Strömen, dichter Verkehr und alles rast mit ca. 50 Meilen über die Straßen.
Wir waren froh als wir den Abzweig Washington hinter uns ließen und die Straße leerer wurde. Aber sie wurde zu leer, weit und breit kein Haus, es goss! Da plötzlich ein Schild „... Motel 60 miles“. Ein Stückchen weiter „.... Motel 45 miles“. Wir befürchteten, dass wir noch ca. 1 Stunde im Regen fahren mussten. Aber schon kurz danach tauchte ein Motel auf. Wir hielten sofort an. Wir hatten Glück und bekamen für $ 7 ein großes Zimmer (mit extra Babybett) – wie üblich stark überheizt – TV und Bad bzw. Dusche. Wir waren heilfroh, dass wir ein Dach über dem Kopf hatten. Nach dem Essen legten wir Butz ins Bettchen. Er schlief und wir sahen uns im TV „Concert for Young People“ mit Leonard Bernstein an." Ein Bild von einem damaligen Motel - klein davor meine Mutter mit meinem Bruder auf dem Arm: