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Autor Thema: Eine USA-Reise im Jahr 1962  (Gelesen 16978 mal)

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Re: Eine USA-Reise im Jahr 1962
« Antwort #30 am: 28.03.2011, 09:53 Uhr »
Hmmm, den übernächsten Trip plane ich somit nicht im SüdWesten, sondern im Jahr 1962... Nice...  :wink:
Sehr interessant das Ganze!

GreyWolf

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Re: Eine USA-Reise im Jahr 1962
« Antwort #31 am: 29.03.2011, 09:36 Uhr »
Herzlichen Dank für die positiven Reaktionen. Dachte gar nicht, dass das so gut ankommt.

Machen wir weiter:

Hier erst mal ein Bild von einer typischen Suburb zur damaligen Zeit:



Meine Eltern waren natürlich sehr daran interessiert, auch viel in den USA zu sehen. Das musste sich aber zunächst auf kurze Abstecher nach New York City und nach Philadelphia beschränken. Denn im Gegensatz zu deutschen Schulen gibt es bei amerikanischen ja relativ wenig Ferien zwischendurch, so dass sich mögliche Ausflüge auf die Wochenende konzentrieren mussten.
Hier mal ein Bild von so einem Ausflug, als meine Eltern mit einem kleinen Boot fuhren (fragt mich bitte nicht, wo das war):




Und eines vom Boardwalk in Atlantik-City:




Insofern war die erste Möglichkeit, länger als ein Wochenende wegzukommen, Thanksgiving 1962. Und das nutzten meine Eltern.
Schalten wir nun um in den Reisebericht meiner Mutter:

Tag 1

"Schon lange planten wir einen Trip nach Virginia. Endlich war es soweit. 4 1 / 2 Tage schulfrei über Thanksgiving. Um 13:00 Uhr war Schulschluss und wir wollten so schnell wie möglich losfahren. Butzens Mittagessen und Mittagschlaf wurden vorverlegt. Inzwischen packte ich die restlichen Sachen zusammen. Als Hanno um 13:15 nach Haus kam, brauchte nur noch alles verstaut zu werden und um 13:30 fuhren wir los.
Viel Platz hatte ich allerdings nicht, aber es ging doch noch ganz gut. Es hatte sich eine ganze Menge Gepäck angesammelt. Kinderwagen und „Schwan“ kamen unter die Haube, Butz in den Kofferraum im Wagen, Koffer und Reisetasche vor und auf den 2. Vordersitz, der Rest – Kinderwagentasche, Wintermäntel, Picknickkorb, Hannos Schultasche, Phototasche, Kindersitz, Butzens Baby und ich wurden so verstaut, dass ich auch noch ein Plätzchen zum Sitzen hatte."


Anmerkung:
Keine Ahnung, was ein "Schwan" war - vermutlich irgend etwas für meinen Bruder.
Zum Verständnis des Packens, bevor Proteste kommen, dass mein armer, gequälter Bruder einfach in den Kofferraum gepackt wurde: Beim damaligen VW-Käfer war der eigentliche Kofferraum vorne unter der Haube (der relativ kleine Motor war hinten). Mein Bruder kam dann in ein kleines, offenes Gepäck-Abteil hinter den Hintersitzen, so dass meine Mutter ihn jederzeit erreichen konnte. So sah das aus:






"Zunächst ging es in Richtung Philadelphia. Eine langweilige Strecke, die wir allmählich kennen. Wald, brach liegender Boden und nur ganz vereinzelt mal ein paar Häuser. Nach Lakehurst (Militärflughafen) ist alles restlos tot. Erst wenn es langsam an den beiden „Farm Market“ vorbei ist, wird es langsam wieder etwas belebter."

Anmerkung:
Meine Eltern sind damit über die Highways 37 und 70 gefahren (heute würde man wohl den nördlicher gelegenen Interstate benutzen). Diese Gegend ist auch heute nur schwach besiedelt. Erst im Großraum Philadelphia wird es dann wieder voller. Da müssen auch wohl auch die benannten „Farm Market“ gewesen sein.

"Bei Camden fuhren wir auf den New Jersey Turnpike und waren nach 26 Meilen die ersten 40 Cents los, weiter ging es über die Delaware-Memorial-Bridge (25 cts) nach Delaware. Leider ist Halten auf allen Brücken verboten, da sonst der Verkehr stockt. Bevor wir nach Baltimore kamen, mussten noch über den Susquehanna. Jetzt wurde es allmählich dunkel und es fing mit regnen an, so dass wir von Baltimore nicht sahen außer einem im Regen verschwimmenden Lichtermeer. Für Hanno war es ein schweres Fahren. Es goss in Strömen, dichter Verkehr und alles rast mit ca. 50 Meilen über die Straßen.
Wir waren froh als wir den Abzweig Washington hinter uns ließen und die Straße leerer wurde. Aber sie wurde zu leer, weit und breit kein Haus, es goss! Da plötzlich ein Schild „... Motel 60 miles“. Ein Stückchen weiter „.... Motel 45 miles“. Wir befürchteten, dass wir noch ca. 1 Stunde im Regen fahren mussten. Aber schon kurz danach tauchte ein Motel auf. Wir hielten sofort an. Wir hatten Glück und bekamen für $ 7 ein großes Zimmer (mit extra Babybett) – wie üblich stark überheizt – TV und Bad bzw. Dusche. Wir waren heilfroh, dass wir ein Dach über dem Kopf hatten. Nach dem Essen legten wir Butz ins Bettchen. Er schlief und wir sahen uns im TV „Concert for Young People“ mit Leonard Bernstein an."


Ein Bild von einem damaligen Motel - klein davor meine Mutter mit meinem Bruder auf dem Arm:





Wer schon immer mal wissen wollte, wie man früher gereist ist: Alte Reiseberichte

BigDADDY

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Re: Eine USA-Reise im Jahr 1962
« Antwort #32 am: 29.03.2011, 09:41 Uhr »
Ja,

wuunderbar! - Als die Welt noch in Ordnung war...
Reducing Truck Traffic since 2007!

Saguaro

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Re: Eine USA-Reise im Jahr 1962
« Antwort #33 am: 29.03.2011, 09:49 Uhr »
Uiiihh 1962 war ich noch nicht mal geplant  :grins:. Den Outfits nach zu urteilen, war man damals sehr chic unterwegs - nicht wie heute in Wanderhose und Shirt  :grins:.

LG,

Ilona
Liebe Grüße

Ilona

"Man muss viel laufen. Da man, was man nicht mit dem Kleingeld von Schritten bezahlt hat, nicht gesehen hat." (Erich Kästner)


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Re: Eine USA-Reise im Jahr 1962
« Antwort #34 am: 29.03.2011, 09:51 Uhr »
„Concert for Young People“ mit Leonard Bernstein" :)

Und die Motelpreise...  :shock: Herrlich

Sunrise1508

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Re: Eine USA-Reise im Jahr 1962
« Antwort #35 am: 29.03.2011, 10:01 Uhr »
Toll! Wie gerne hätte ich diese Zeit damals miterlebt....  :)

SusanW

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Re: Eine USA-Reise im Jahr 1962
« Antwort #36 am: 29.03.2011, 10:30 Uhr »
Das ging ja schon sehr interessant los - eine echte Zeitreise  8) Das mit den Outfits ist mir auch gleich aufgefallen  :D 
Liebe Grüße 
Susan

salial

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Re: Eine USA-Reise im Jahr 1962
« Antwort #37 am: 29.03.2011, 10:47 Uhr »
Super Reisebericht - freue mich schon auf die Fortsetzungen.
Ist ja mal was ganz anderes. Ich bewundere deine Eltern für den Mut das damals zu machen - war sicherlich nicht immer ganz einfach.

Vielen, vielen herzlichen Dank für die Mühe die du dir machst um diesen persönlichen Bericht mit uns zu teilen.

LG
Salial

bowiepit

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Re: Eine USA-Reise im Jahr 1962
« Antwort #38 am: 29.03.2011, 10:49 Uhr »
Bei dieser Zeitreise bin ich dabei. Ein interessanter Berich- die Begegnung mit JF, die Fotos der Motels und dann eine Reise mit dem Käfer. Ich selbst bin 1970 für 4 Wochen mit einem Käfer von El Paso zum Pacific gefahren.
If it ain't Country - it ain't Music

mrh400

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Re: Eine USA-Reise im Jahr 1962
« Antwort #39 am: 29.03.2011, 11:16 Uhr »
Hallo,
ein superstarker Bericht mit superstarken Bildern! Vielen Dank dafür.

Bärenstark ist das Outfit der jungen Leute hier:
Hier ein Bild, wie Schüler damals aussahen:
Ergänzende Erläuterung: zu den Zeiten waren an vielen Schulen Hosen für Mädchen (übrigens teilweise auch in D) nicht geduldet oder zumindest verpönt (und wir regen uns über Kopftücher auf ...).

Und sie übernahmen seinen Wagen. Und nun muss ich Euch leider enttäuschen: im Hintergrund des folgenden Bildes, das meine Mutter mit meinem Bruder zeigt, sieht man ihn.
Da konnte Dein Vater ja gleich einsteigen und ohne zu üben losfahren :lol:

sondern ein „Rabbit“ – ein Käfer.
kleine Korrektur: "Rabbit" (= Karnickel) steht für den Golf; der Käfer hieß "Beetle", z.T. auch "Bug".

bevor Proteste kommen, dass mein armer, gequälter Bruder einfach in den Kofferraum gepackt wurde
Ich habe als Kleinkind auf Reisen sogar mal da drin geschlafen - runterkullern ausgeschlossen  :lol: :lol:

zu dem Wagen links im Bild komme ich noch
haben Deine Eltern etwa so etwas gekauft (und dann auch noch mitgenommen?)?; Ford Country Sedan Station Wagon 1959 (Werbebild)
Gruß
mrh400

Palo

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Re: Eine USA-Reise im Jahr 1962
« Antwort #40 am: 29.03.2011, 19:38 Uhr »
Den Outfits nach zu urteilen, war man damals sehr chic unterwegs - nicht wie heute in Wanderhose und Shirt  :grins:.



Nix chic, man hat sich damals noch anständig angezogen wie es sich gehört. Heute läuft alles in Zigeunerzivil rum.

Gruß

Palo

usa2008

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Re: Eine USA-Reise im Jahr 1962
« Antwort #41 am: 29.03.2011, 20:13 Uhr »
Zitat
Zum Verständnis des Packens, bevor Proteste kommen, dass mein armer, gequälter Bruder einfach in den Kofferraum gepackt wurde

Och, das find´ ich jetzt gar nicht so dramatisch. Mein Vater durfte in den späten 60zigern den
Firmenwagen ab und an nutzen, ein VW-Bus, allerdings ein Kastenwagen, also ohne Fenster hinten.
Da wir zu fünft waren, durfte ich dann immer hinten sitzen:

AUF EINEM KÜCHENSTUHL IM LADERAUM  :shock:

Gaby


GreyWolf

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Re: Eine USA-Reise im Jahr 1962
« Antwort #42 am: 29.03.2011, 20:15 Uhr »
Wow, großes Interesse. Bin ganz gerührt :-)

Danke für den Hinweis mit der falschen Wagen-Bezeichnung, werde ich gleich ändern.

Und zu dem anderen Wagen: wer wird denn hier vorsagen?
Wer schon immer mal wissen wollte, wie man früher gereist ist: Alte Reiseberichte

Antje

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Re: Eine USA-Reise im Jahr 1962
« Antwort #43 am: 29.03.2011, 20:21 Uhr »
Kicher - wir hatten nen VW-Käfer - und für die Urlaubsreisen wurde die Rückbank ausgebaut, eingeladen, oben drüber kamen Schlafsäcke und Decken und Kissen und kurz unters Dach die Kinder. An sowas erinnere ich mich bis mind. 1978. Im Urlaub - wenn alles ausgepackt und Zelt aufgebaut war etc. bei Ausflügen: Brett drauf und Kinder drauf.... Kindersitze und Gurte hinten waren eh ein unbekanntes Konzept...

Antje

Anti

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Re: Eine USA-Reise im Jahr 1962
« Antwort #44 am: 29.03.2011, 23:10 Uhr »
Mitte / Ende der 70er bekam mein kleiner Bruder dann so eine Art Kindersitz mit Ablage zum Malen. Unser VW K70 hatte, glaube ich, auch schon Gurte. Aber der Gepäckträger auf dem Dach war meterhoch bepackt...