Guten Morgen liebe Mitreisende, heute bitte alle anschnallen, es wird aufregend!
15. Tag Donnerstag 16.9.2010Nach dem akzeptablen Frühstück im Best Western (dafür dass es kostenlos war eigentlich sogar sehr gut mit Waffeln zum Selbstbacken, Bagels, Rührei, Saft etc) wird die Kühlbox mit Eis gefüllt (auch das kostenlos im Hotel erhältlich), dabei entdecke ich eine Waschmaschine nebst Trockner für Gäste, leider stand das nicht auf der Hotelwebsite, hätte ich mir gestern den Besuch im Waschsalon erspart.
Heute geht es über Bluff ins Monument Valley. In Bluff soll eine Navajo Fair sein, das würde ich mir gern anschauen. In Bluff angekommen werfen wir zunächst einen Blick auf die Twin Rocks am Ortseingang
Die Navajo Fair wird gerade aufgebaut und findet eigentlich erst morgen statt, ein Rodeo wird es geben und etliche Zelte in denen was verkauft wird. Weil es aber Eintritt kostet und außer ein paar Kindern auf Pferden noch nix zu sehen ist, streichen wir diesen Programmpunkt. Am nächsten Tag wäre das sicher toll gewesen so ein Rodeo zu sehen (vielleicht nächstes Mal).
Bluff ist ein kleines Örtchen mit einem Museumsdorf wo die Geschichte der ersten Siedler geschildert wird (Bluff wurde 1880 von Mormonen gegründet)
Die Blockhütten kann man besichtigen, es sind allerdings neue Nachbauten. Es gibt viele Infotafeln, auf denen über die Hole-in-the-rock Expedition berichtet wird, einen Teil dieser Strasse haben wir in Escalante befahren und das ist der Weg, den die Siedler genommen haben um hierher zu gelangen. Ein kleiner Laden ist auch vorhanden wo man auch Bücher zu dem Thema kaufen kann. Und es wird nicht nur von Mormonen sondern auch über die eigentlichen Anwohner berichtet:
Ziemlich dunkel da drin…
Die nächste Station ist der Gooseneck State Park, hier laufen wir eine Weile am Rim entlang, echt irre welche Schlangenlinien der Fluss hier macht
Auf der Weiterfahrt geht es vorbei am Mexican Hat,
dann erreichen wir schließlich das Monument Valley. Hier haben wir das View Hotel gebucht, weil das im Internet als die Top-Fotografierlocation beschrieben wurde und mein Freund Hobbyfotograf ist. Mir war das eigentlich zu teuer, als wir im April gebucht haben waren nur noch Zimmer der teuersten Kategorie frei aber mein Freund meinte „wenn schon denn schon“ – okay überredet!
Das Hotel ist der rechte Gebäudeteil und man sieht hier die Rückseite. Die Zimmer gehen alle nach vorne raus mit Blick auf die schönsten Felsen und da steht kein Auto oder sonst was störend im Blickfeld.
Weil wir gerne wandern und es einen Wanderweg um einen der Felsen gibt haben wir uns gegen eine Autofahrt und für die Erkundung per pedes entschieden.
Im Visitorcenter neben dem Hotel gibt es eine Beschreibung zum Wild Cat Trail, er startet laut der Indianerin, die uns die Beschreibung in die Hand gedrückt hat, an dem Campingplatz in der Nähe des Hotels (da wo auf dem Foto die Wohnmobile stehen), der Startpunkt war leicht zu finden da stand ein Schild „Trail“ und „start here“. Mein Freund hat sich zwar gewundert weil die Papierskizze irgendwie anders aussah, aber wenn da steht „start here“? Ein weiteres Pärchen gesellt sich dazu, der Weg ist breit und nicht zu übersehen also gehen wir los, kurz drauf treffen wir auf weitere Wanderer. Die Landschaft ist wirklich sehr schön vor allem auch die Pflanzen
Und wir haben bald tierische Begleitung
Nach einer Weile haben wir die Spitze des Buttes umrundet, der Weg wird immer undeutlicher und verliert sich schließlich ganz.
Die ganze Gruppe rätselt wo es nun weitergehen soll, wir gehen ein Stück zurück, vielleicht haben wir ja eine Abzweigung verpasst? Ein anderer Weg ist aber nicht zu finden, es haben sich wohl aber auch andere Gestalten hier verlaufen:
Also so will ich ja nicht enden! Ein Paar beschließt einfach weiter um den Felsen zu laufen querfeldein, die anderen gehen ein Stück weiter zurück ob sie doch noch einen anderen Weg finden, mir ist das zu heiß (wörtlich und übertragen) der Nachmittag ist fortgeschritten, wir wollen den Sonnenuntergang von unserem teuer bezahlten Balkon fotografieren und gehen daher lieber querfeldein auf die Strasse zu, auf der wir in den Park gefahren sind. Sie ist deutlich zu erkennen und bestimmt nicht weiter als ein oder zwei Kilometer weg. Wir kommen an einer Navajo Siedlung vorbei, die einen ziemlich ärmlichen Eindruck macht
und erreichen glücklich die Strasse! Das Hotel liegt in weiter Ferne, wir sind viel weiter gewandert als wir gedacht hatten, da hilft nur noch eins: Daumen raus und blond lächeln
Ich bin noch nie per Anhalter gefahren, ich kann euch sagen: funktioniert prima! Sofort hält ein Auto an und nimmt uns mit, die beiden jungen Australier wollen auf den Campingplatz an dem wir losgelaufen sind. Wir schildern ihnen unseren Irrweg und sind ihnen sehr dankbar dass sie uns mitnehmen. Da kommt der Parkeingang, pro Nase kostet der Eintritt 5 $, damit haben die beiden nicht gerechnet, sie haben kein Bargeld dabei und die Navajos wollen cash sehen, Kreditkarte ist nicht! Wir haben unsere Eintrittskarten von vorhin dabei und Bargeld auch und freuen uns dass wir dem Paar aushelfen können so ist uns allen geholfen. Die beiden sind so lieb und fahren uns direkt vor den Hoteleingang und können nur mit Mühe davon abgehalten werden einen Geldautomaten zu suchen um uns das Geld zurückzugeben. Wir verabschieden uns herzlich, ich stürze ins Zimmer unter die Dusche und auf den Balkon. War schon lange nicht mehr so schnell im Bad fertig. Mein Freund beschäftigt sich mit seinem Stativ. Und dann geht es los…
Leute ich weiß nicht wie ich das jetzt beschreiben soll. Habt ihr schon mal etwas völlig unerwartetes und unglaublich schönes erlebt? Kennt ihr den Flow den man dann hat? Das Gefühl als ob man schwebt? Schaut euch die Bilder an und versucht euch vorzustellen, dass es in natura noch mehrfach schöner war:
Ich habe noch nie im Leben schöneres gesehen (bisher dachte ich immer die Tempelgärten Japans seien nicht zu toppen: falsch!). Auf einmal kann ich nachfühlen, dass es Dinge in der Natur gibt, die den Einheimischen heilig sind (und ich bin kein sonderlich religiöser Mensch und null esoterisch veranlagt).
Das ist DAS Bild des Urlaubs!Allen Wavesüchtigen kann ich sagen: das war besser (und ich kann es beurteilen, denn in der Wave waren wir anschließend auch noch
).
Anfangs stand ich da und dachte: oh was für ein schönes Panorama, das ist sein Geld wirklich wert. Dann wurden die Schatten länger, da krabbelt doch einer hoch…
STAUNEN
danach kam ungefähr 15 Minuten außer einem gehauchten „Wahnsinn“ nix mehr von mir, sprachloses Stauen ob dieser Offenbarung der Schönheit der Natur (und fragt mal meinen Freund wie oft der Zustand sprachlos bei mir vorkommt, normalerweise geht das so: guck mal da hast du das gesehen, mach doch mal ein Bild und schau mal da rüber text text text…)
ich war auf einmal nur noch glücklich, hatte das Gefühl zu schweben und habe eine große Dankbarkeit gefühlt, dass ich dieses Naturwunder erleben darf, womit habe ich das verdient?
Mein Freund hat mit seiner high-end Kamera natürlich die weitaus besseren Fotos gemacht, eines davon (meiner laienhaften Meinung nach das Bild seines Lebens) hängt nun einen Meter zwanzig breit unter Acrylguß im Wohnzimmer über der Couch und erinnert mich jeden Tag an diesen Moment! Alle Besucher beneiden uns darum. Ich habe zig Bilder übers Monument Valley im Internet gesehen aber nie eines mit diesem Schatten! Ein Kollege von mir war im Juni 2011 an selber Stelle, sein Foto hat einfach nur am Fuß einen Schatten sonst nichts! Was haben wir ein Glück, dass wir Mitte September dort waren!!!! Wir bleiben auf dem Balkon bis es dunkel wird…
Das Abendessen im Hotelrestaurant war sehr gut (Büffelsteak), Alkohol gibt es hier überhaupt keinen, wir setzen uns mit einer eingeschmuggelten Flasche Wein wieder auf unseren Balkon und schauen von hier aus den Westernfilm, der auf eine der Hotelwände projeziert wird, eine klasse Idee (er spielt natürlich im Monument Valley)!
Dieser Tag brachte mir die neue Erkenntnis, dass es auch in einem minutiös geplanten Urlaub die totale Überraschung geben kann! Eigentlich lag das Monument Valley einfach nur auf dem Weg nach Page, mein Ziel heute war eigentlich Bluff, mein Freund ist derjenige welche, der im Monument Valley übernachten wollte, ich bin ihm so dankbar, dass wir dieses Hotel gebucht haben!