Guten Morgen liebe Mitreisende, heute gibt’s ein echtes Highlight!
17. Tag Samstag 18.9.2010Der Tag ist gekommen, dem ich 3 Monate lang entgegen gefiebert habe: der Besuch der Wave!
Die Vorgeschichte: zu Beginn unserer Planung kannte ich überhaupt nur den Grand Canyon, durch Gespräche mit Freunden und Kollegen sowie der Lektüre von 3 Reiseführern kamen schnell etliche Nationalparks hinzu, eben die Klassiker, die haben wir auch alle besucht.
Im Internet bin ich dann auf die Seiten von Steffen Synnatschke und lala’s Reisen gestoßen, wo ich zum ersten Mal Bilder von der Wave gesehen habe. Dass ich dahin wollte war sofort klar. Und das Procedere wie man ein Ticket beantragen kann ist dort ja ausführlich beschrieben, also habe ich mich an der Internetlotterie beteiligt. Beide in Frage kommenden Termine lagen am Wochenende, der Andrang war entsprechend groß, auf den Samstagstermin hatten sich 89 Leute am Sonntag über 100 beworben. Große Hoffnungen konnten wir uns somit nicht machen, vor allem weil ich nie Losglück habe.
Am ersten Juni saß ich abends (20 oder 21 Uhr?) mit Bangen vor meinem Laptop und was soll ich euch sagen: 2 Minuten später kam eine Mail mit dem Titel „Congratulations“! HURRA HURRA HURRA, mein Freund kann es auch kaum glauben, er hatte sich schon eine Alternativwanderung ausgesucht (damit steht die white pocket auch noch auf der Liste für ein nächstes Mal
). Weil ich nun schon einiges von der Wave gelesen hatte, auch Berichte von Leuten die sich verlaufen hatten, haben wir beschlossen uns für diesen Tag einen Guide zu gönnen, so dass wir den Tag völlig stressfrei genießen können, wer weiß ob wir jemals wieder hierher kommen.
Gebucht hatten wir ihn bei Paria Outpost (
http://www.paria.com/) und da fahren wir nun in aller Frühe um 6:30 hin. Eine halbe Stunde Fahrzeit braucht man von Page aus und weil wir dann wieder in Utah sind kommt eine Stunde Zeitunterschied hinzu, pünktlich um 8 Uhr Utah-Zeit sind wir da! Hier müssen wir unser Wave Ticket vorzeigen und ein Formular unterschreiben, dass wir im Falle eines Unfalls alle Folgen selber tragen (ich käme ja im Traum nicht auf die Idee einen Guide zu verklagen wenn ich mir auf einer Wanderung den Fuß verstauche, Amis aber schon!). Unser Guide hat eine deutsche Mutter, sie hat ihn Kurt genannt, da er kein Wort Deutsch kann, stellt er sich als „Kört“ vor. Seine Kunden sind in der Regel Deutsche, Franzosen oder Japaner nur ganz selten Amerikaner.
Wir bekommen ein Lunchpaket und steigen in seinen Ford-Geländewagen, ein richtiger Geländewagen nicht so ein Möchtegern wie unser SUV. Das ist auch bitter nötig! Die Straße zum Wanderparkplatz ist eine einzige Frechheit. Tiefe Furchen und dicke, spitze Steine um die man rumkurven muss, kaum zu fassen. Kurt erzählt uns dass es lange Zeit Streit gab wer die Strasse instand halten darf, früher waren es lokale Behörden, da war sie besser in Schuß, jetzt ist es eine Staatsbehörde, Kurt meint dass die ein Interesse daran hat, dass möglichst wenig Leute dieses Gebiet besuchen und daher die Strasse absichtlich verkommen lässt. Bin ich froh dass wir hier nicht selber fahren mussten!
Kurt spricht mit uns die Route ab, es gibt einen direkten Weg oder einen weiten Bogen, der länger dauert bei dem man aber mehr sieht, natürlich nehmen wir die längstmögliche Route! Daher führt er uns zu Beginn erst mal ein Stück in den Wire Pass Canyon:
Das hat uns besonders gefreut, wo wir doch die Slotcanyons in Escalante auslassen mussten! Nachdem wir ein paar Engstellen durchwandert haben kehren wir um und gehen zur Wave. Kurt nimmt nicht den Weg, der vom BLM beschrieben wird, er kennt eine bessere Route, wir werden uns der Wave von hinten nähern. Es geht abwechselnd durch Sand und über Fels, bergauf und bergab
Wir laufen unserem Guide hinterher und nehmen die Kamera gar nicht mehr aus der Hand, man möchte gar nicht aufhören zu fotografieren. Die Bilder geben nur eine Idee davon wie diese Farben leuchten!
Im folgenden Gebiet liegen ganz bizarre Felsstücke verstreut (die Füße sind echt und gehören zu Kurt):
Jetzt kommen zwei bekannte Dinge: second wave und Hamburger Rock:
Und langsam kommen wir der Wave näher:
Und nun in voller Pracht:
Auch wenn ich die Bilder schon x-mal im Internet gesehen habe kann ich kaum glauben dass das echt ist, wie kann so etwas nur zufällig entstehen? Total geil!!!!
In der Wave machen wir Pause setzen uns in den Schatten in einen Seitenarm und verputzen unser Lunchpaket. Kurt fragt ob wir Steffen Synnatschke kennen (na logisch!), seit der mit Paria Outpost eine Tour durch das Gebiet gemacht hat kommen die Touristen in Scharen, Kurt arbeitet 4 Tage pro Woche für Paria Outpost als Guide, er hat aber noch einen weiteren Job.
Ein Motiv für meine Köpfesammlung wurde auch gefunden:
An der Außenseite der Wave:
Wir machen uns auf den Rückweg, servus wave!
Den Strommasten habe ich erst daheim auf dem Foto bemerkt.
Kurt führt uns noch an einen Tümpel und was sehen meine entzückten Augen: die bereits mehrfach erwähnten Urzeitkrebse!
Dieses Jahr hat es im Sommer mehr geregnet als sonst sagt Kurt, man hat nicht immer das Glück hier einen Tümpel zu sehen. Die Tierchen faszinieren mich völlig, die hab ich mir ganz anders und viel kleiner vorgestellt. Dieser Bursche hier ist bestimmt 3 cm lang! Wahnsinn was für ein Tag!
Noch ein Bild vom Rückweg
Und dann sind wir wieder am Parkplatz. Kurt hat eine Kühltruhe im Auto, die eiskalte Cola light
schmeckt wundervoll. Ich hatte 3,5 l Wasser dabei und habe sie restlos ausgetrunken, es hat grade so gereicht. Es war den ganzen Tag knallheiß. Um 16 Uhr sind wir wieder bei Paria Outpost und bezahlen unsere 350 $, selten war Geld so gut investiert!
Wir sind völlig geschafft und fahren umgehend an die Badestelle von gestern an den See und genießen das kühle Wasser.
Zum Abendessen gehen wir in das Steakhouse gegenüber des Page Boy Motels an der Hauptstrasse, es war ganz okay, nichts besonderes (besonderes hatten wir heute aber wirklich ausreichend). Anschließend setzen wir uns im Dunkeln mit unseren Stirnlampen und einer Flasche Wein in den schönen Garten des Page Boy Motels und genießen einfach unser Dasein! Natürlich war dieser Tag absolut fantastisch! Aber das hatte ich auch genauso erwartet, drum bin ich heute nicht so ausgeflippt wie im Monument Valley, der Überraschungsmoment fehlte.
Nachtrag: wieder daheim musste ich über diese Urzeitkrebse recherchieren, der Name ist korrekt: die Tiere sind 200.000 Jahre alt! Im Internet findet man viele Seiten dazu. Unter anderem die Uni Wien, die darum bittet Fundstellen der Tierchen zu melden, das tue ich gern und schicke ein paar Fotos mit der Bitte um Identifizierung, also: auf dem Foto seht ihr einen Notostrake mit dem Namen „Triops longicaudatus“ (vielen Dank dafür an Prof. Eder!).
Und wen es noch mehr interessiert: bei Amazon gibt es „Baukästen“ für Kinder zu kaufen mit denen man diese Tierchen züchten kann, musste ich natürlich umgehend bestellen! Der achtjährige Sohn meiner Freundin wurde damit beglückt, er war total begeistert
, denn sein bester Freund hat so was schon und natürlich wusste er was Urzeitkrebse sind…die Züchtung ist ihm übrigens gelungen (und die Mama war froh, dass diese Tiere nur ein paar Wochen leben
)