Dienstag, 29.01.2013 Fahrradfahrt in den EvergladesOrtswechsel war angesagt! und zwar ging es einmal quer durch Florida an die sanftere, ruhigere Westküste.
Auf dem Weg war nochmals ein Besuch im Shark Valley im Everglades Nationalpark angesagt. Es dauerte wieder mal an dem einen oder anderen Knotenpunkt ewig, bis es weiter ging, aber hatte man den Ballungsraum Miami erst einmal hinter sich gelassen, war es ein ruhiges und entspanntes Fahren, dachte ich zumindest.
In der Realität war es leider nicht ganz so, denn es wurde auf dem gesamten Tamiami Trail immer wieder gebaut, wobei Wartezeiten sich zum Glück in Grenzen hielten.
Für das Shark Valley hatte ich mir fest vorgenommen ein Fahrrad zu mieten und die 24 km Tour zu machen. So kam es auch. Nur auf den ersten 5 Minuten und dann an dem Aussichtsturm auf halber Strecke war es voll, ansonsten radelte ich ziemlich einsam so vor mich hin, was ob der geraden flachen Strecken teilweise sehr an meine norddeutsche Heimat erinnerte, nur lagen in der eben nicht ganz so viele Alligatoren am Straßenrand, an denen man hier locker vorbeiradelte.
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Sehr nett: Als Radfahrer fährt man hier grundsätzlich gegen den Uhrzeigersinn, die Tram führt die Touris stets im Uhrzeigersinn. Wenn einem eine Tram begegnet, muss man halten, und dann winken der Tramfahrer und meistens auch die Insassen immer ganz freundlich.
Ich hörte auf meiner Tour irgendwann auf Alligatoren zu zählen. Ich schätze, ich habe einige hundert Vögel gesehen, einige Dutzend Alligatoren, 3 Turtles und eine Schlange, die sich auf dem Weg sonnte und dann schüchtern im Gras am Wegesrand verschwand.
Übrigens, die vielen ausgesetzten und sich wild vermehrenden Pythons ließen sich nicht blicken, wo die doch angeblich sogar in Hotels eindringen sollen um unschuldige Kinder zu fressen.
Der Aussichtsturm auf halber Strecke:
Der Blick zurück:
Jedenfalls war ich nach recht flottem Strampeln auf einem Rad ohne Licht, ohne Klingel, ohne Gepäckträger und erst recht ohne Gangschaltung nach 2 Stunden wieder am Parkplatz und setzte meinen Weg nach Westen fort.
Ab und zu warnten Schilder vor Panthern, die die Straße überqueren sollten, und tatsächlich sah ich gleich mehrere davon, nämlich von der Unterart der grauen Panther mit Basecap und Angelroute auf der Jagd und drauf und dran den armen Tieren im Sumpf das Essen wegzufangen.
Übrigens auch hier wieder jede Menge Alligatoren am Wegesrand. Ein Wunder, dass ich keinen einzigen angefahren habe. Und warum hatte ich die 2005 nicht wahrgenommen? Ich erinnere mich nur, dass ich ein wenig nörgelnd immer wieder gefragt habe, wo denn nun das mit den Alligatoren sei und wo man denn danach suchen muss.
Heute hingegen ergab sich die etwas groteske Situation, dass ich beim Warten an einer Baustelle die Blicke schweifen ließ und bemerkte, dass so ein griesgrämiger Geselle die Bauarbeiten von seinem Platz aus aus unmittelbarer Nähe überwachte. Vielleicht ist im August keine Saison für die Tiere? Oder war ich damals einfach so voll der neuen Eindrücke und des Jetlags am ersten Tag in den USA, dass ich die vielen Tierchen, gar nicht bemerkt habe? Heute jedenfalls stolperte man buchstäblich über sie.
Zypressen irgendwo am Straßenrand:
Auch mal was Buntes:
In Everglades City machte ich noch kurz Halt und dachte über eine Bootstour nach, doch irgendwie war mir dann doch nicht nach Bootfahren, vor allem nicht danach auf das Bootfahren zu warten, sodass ich ziemlich schnell wieder auf dem Weg nach Naples war.
In Naples checkte ich im angenehmen Lemon Tree Inn ein. Das ist kein Kettenhotel, sondern ein sehr nett geführtes einfaches Hotel, das irgendwie aufrichtig wirkte. Keine Ahnung, was die teilweise etwas kritischen Hotelbewerter da erwartet hatten. Ich war hiermit jedenfalls sehr zufrieden und fühlte mich wohler als in so manch durchdesigntem Nobelschuppen: Klein, sauber, freundlich, viele Pflanzen, ein nett angelegter Pool und ein netter Empfang ohne die in Fort Lauderdale offenbar doofen Touristen gegenüber üblichen überzogenen unterstreichenden Gesten um ihnen verständlich zu machen, was man will. Hier konnte man mich fragen, ob ich zufrieden war, auch ohne beide Daumen über der zur Faust geballten Hand von sich wegzustrecken.
Eine Stunde am Pool ausruhen und erst einmal checken, was in der Welt so passiert war. Schließlich hatte ich nun schon ein paar Stunden kein Internet mehr gehabt...
Dann machte ich mich zu Fuß auf nach Naples, erst die 5th Avenue herunter bis zum Strand, dann den Strand entlang bis zum Pier, dort ein bisschen kitschig Sonnenuntergang gucken, dann durch das dort angrenzende Amüsierviertel, das stolz als historischer Distrikt ausgeschrieben ist, wieder zurück zum Hotel.
Ein paar Bilder vom abendlichen Strandspaziergang:
Naples gefällt mir gut, auch wenn es etwas steril wirkte, deutlich gediegener und geleckter als Key West mit akkurat gestochenen Rasenkanten und noch weniger Müll auf den Straßen als in Singapur - das will wohl was heißen! Charmant finde ich die Stadt nicht wirklich, dennoch angenehm, wenn man gerne zu Fuß ein bisschen bummeln gehen und einen wirklich sehr schönen Strand in der Nähe haben will. Naples ist sicher nichts für Partyverrückte, und fast habe ich hier wohl zwischen lauter Altersgenosen und -Genossinnen der "Golden Girls" schon den Altersdurchschnitt gesenkt. Obdachlose oder verkommene Ecken sucht man zumindest im alten Stadtkern vergebens. Dennoch gibt es nette Kneipen und Restaurants, sodass man in angenehmer Atmosphäre den Tag ausklingen lassen konnte.
Was ich wohl morgen machen würde? Völlig ungewohnt fast keinen Plan zu haben, aber das wird sich sicher alles finden.