Donnerstag, 24.1.2013, Ankunft in FloridaWie gesagt, viel zu früh und völlig uncool war ich wach, duschte ausgiebig in dem winzigen Bad des Leonardo-Hotels direkt am Bahnhof. Ihr wisst schon, so ein hellhöriges Hotel mit verschimmelten Vorhängen, günstig und für eine Nacht ausreichend, immerhin nicht so gruftig wie die Kammer des Grauens, in der Georgina und dieser gesichtslos wirkende Ex-DSDS-Juror im Dschungelcamp vor ein paar Tagen umgeben von Ratten eine Nacht verbringen durfte.
Ich schmiss mich in die praktische Reisekluft und in die nächste S-Bahn, wechselte am Flughafen die dicken Winterschuhe am Auto gegen ein leichteres Paar, das sunshine-geeignet war, warf die Übernachtungstasche in den Kofferraum und machte mich auf die Suche nach einem großen Milchkaffee und einem Happen zum Frühstück und wurde fündig. So, und nun kann es aber losgehen!
Nach einem Spaziergang von mehreren Kilometern über den Flughafen an den ziemlich modernen und großzügig angelegten Gates, an denen die A380 starteten (wer weiß, wann ich wieder die Gelegenheit haben würde Schritte zu machen), wurde es langsam hell, dann ging es immerhin schon fast los.
Gestartet wurde dann nach pünktlichem Einsteigen leider erst eine Stunde später als angekündigt. Der bislang relativ mundfaule Kapitän erklärte knapp, dass es an einem noch zu verladenden Container liege, dann standen wir noch ein wenig herum, während das riesige Flugzeug enteist wurde.
Nun sitze ich irgendwo über Schottland mit einer Cola light, eine nette Dame in blauer Bluse und gelbem Halstuch macht die Maulfaulheit des Kapitäns und die des Pursers, der auch noch keinen Laut von sich gegeben hatte, wieder wett. Gerade wurde offenbar eine Tomatensaft-Welle losgetreten und ich hoffe, dass die Entscheidung zwischen Chicken und Pasta nicht mehr so lange auf sich warten lässt.
Große Entschuldigung an meinen indischen Nachbarn wegen meines wahrscheinlich noch deutlich spürbaren Knoblauchgeruches. Nun ja, er rächt sich immerhin durch beständiges Nasehochziehen und eifriges Kniegewippe.
Währenddessen haben die Schweden auf der anderen Seite des Ganges ihren Spaß. Man hatte gleich eine bunte Variation alkoholischer Getränke geordert, die nun gründlich durchprobiert wurden, während die zugehörigen Gespräche immer lauter wurden. Die ausladende Blondine mit einer miauenden Katze in einer Reisetasche auf der anderen Seite meiner Sitzreihe machte es sich unterdessen über zwei Sitze bequem. Ich war froh, dass sie alleine reiste, denn das gewehrsalvenartige laute Geplapper, das sie vor dem Start in einer mir unbekannten Sprache jemandem ununterbrochen am Telefon darbot, hätte ich keine 9 Stunden und 40 Minuten Flugzeit ertragen. Und mit der Katze hatte sie sich wohl nicht viel zu erzählen. Und da sage nochmal jemand, dass das weltgewandte Linienfliegerpublikum nur aus angenehmen Mitreisenden besteht. OK, OK, ich weiß, ich bin ein überkritisches Lästermaul!
Und: Überraschung, statt Chicken als Alternative zur Pasta gab es Rindergeschnetzeltes:
Normalerweise finde ich, dass Flüge schnell vorbeigehen, aber aus irgendeinem Grund langweilte ich mich auf diesem und hatte das Gefühl, dass er schier endlos ist. Anders erging es da meinen schwedischen Nachbarn. Diese hatten schwer damit zu tun sich ein Bier und einen Wein und noch ein Bier und einen Baileys zu holen. Einer vertrieb sich die Zeit gänzlich im Stehen, und ich hatte das Vergnügen einen Großteil des Fluges mit einem schwedischen Hintern vor Augen zu verbringen und vonanderen Hintern angerempelt zu werden, die sich zwischen meine Augen und den schwedischen Hintern schoben und vorbei wollten. Nun gut, immerhin wurde nicht auch noch getanzt.
Und nun gab es doch noch die Wahl zwischen Chicken und Pasta, sonst wäre die Welt ja auch nicht in Ordnung. Die Schweden schliefen inzwischen den Schlaf der Gerechten bis auf einen, der nunmehr versuchte mit Tomatensaft den Schwips zu bekämpfen. Ich vermute mal, er war ausgelost, dann noch zum Hotel fahren zu müssen.
Wir flogen die Ostküste herunter, über die Carolinas, Georgia und Florida. Und auf einmal war es nur noch eine dreiviertel Stunde bis zur Landung in Miami, wo derzeit 24 sonnige Grad sein sollen, kaum zu glauben!
Gelandet um 14.40 Uhr, entgegen allen Unkereien im weltweiten Netz ging jeder weitere Schritt recht fix innerhalb von 20 Minuten: An der Immigration ankommen, am Kofferband stehen, durch den Zoll gehen inklusive 'random inspection' in Bezug auf heimlich eingeschleuste Zellkulturen mit Gepäck durchleuchten, sehr freundlich und mit Erklärung, warum das nun so ist, bei Hertz ankommen und...
... nur wenige Minuten nach der Ankunft im Rental Car Center flankte ich lässig über die Tür in meinen schwarzen Mustang Convertible und los ging's der Sonne entgegen, laut Hertz exakt um 16.11 Uhr. OK, durchschaut: Der Typ an der Ausfahrt musste mir erstmal erklären, wie das Dach aufgeht. Das hätte ich wohl selbst nicht herausgefunden und hätte somit wohl die kommenden zwei Wochen im geschlossenen Auto verbringen müssen. Und das mit dem über die Tür springen muss ich wohl auch noch bisschen üben, bin froh, dass ich bei offener Tür einigermaßen ohne Lacher zu provozieren auf die feinen schwarzen Ledersitze rutschte.
Ich düste los erstmal zur Dolphin Mall, wo ich im Laden für Angler, Jäger und sonstige Lügner erstmalig wirklich gar nichts fand. Ich hoffe, diese Bass Pro Filiale war einfach nur schlecht sortiert. Mann ey, und dabei hatte ich doch schon herausgefunden, dass der Kofferraum des Mustang eben doch noch Platz für Tüten lässt...
Und bei der Abfahrt dort traute ich mich endlich das Verdeck zu öffnen und hatte auch sofort echtes Cabriofeeling. Gut, ein bisschen üben musste ich noch. Ab sofort habe ich ein Haargummi sicher gleich griffbereit und ich werde auch nicht mehr versuchen während der Fahrt am Verdeck zu spielen...
Ich war glücklich, Florida gefiel mir bisher besser als ich dachte, einfach wegen des Wetters, des typischen USA-Sonnengeruches (keine Ahnung, ob das jemand anders nachvollziehen kann) und wegen der karibischen Musik, die zu Stimmung, Auto und einem kitschig-glühenden Sonnenuntergang passend aus dem Sirius-Radio schallte.
Nach einigen Meilen kam ich dann nach etwas zäher Fahrt mit Stau im Fairway Inn in Florida City an, ging den eher lebensgefährlichen Weg an stark befahrener Straße noch zum Outlet Center, wo ich noch Hilfiger und Guess beglückte und gönnte mir dann bei Cracker Barrel ein eher schlechtes Steak, bevor ich ins Bett fiel.