Samstag, 26.1.2013 DolphinencounterDieses Mal nicht ganz so früh und nur mit Wecker wachte ich auf, Key West lud sicher eher zum Joggen ein als Florida City und ich machte mich auf die Socken, lief am Smathers Beach entlang bis zum Airport und zurück.
Die Sonne war im Aufgehen ebenso gut und routiniert wie im Untergehen. Wie beruhigend, dass sie lachte, denn heute warteten die Delfine im Dolphin Research Center und natürlich auch wieder ein Sonnenuntergang am Mallory Square auf mich.
Wie geheißen zog ich also meinen Badeanzug gleich unter und wollte gegen 9 Uhr los. Laut Navi waren es knapp 1,5 Stunden Fahrt. Ich sollte ja um 11.30 Uhr ins Wasser hüpfen und wollte vorher noch den Rest der Einrichtung ansehen. Und - "flutsch" machte es beim Anziehen, der eine Träger des Badeanzuges war abgerissen. Na supertoll, ausgerechnet jetzt.
Mit notdürftig geflicktem Badeanzug machte ich mich also erst eine viertel Stunde später auf den Weg. Schließlich hat Frau von Welt zwar auf Reisen eine Notausrüstung Nähzeug dabei, müsste allerdings damit umgehen können. So stellte beispielsweise so etwas wie Knöpfeannähen mich stets vor ein schier unlösbares Problem. Na ja, irgendwie bekam ich den Träger also fest und er hielt sogar, zumindest bis jetzt, etwa 12 Stunden später.
Noch vor 11 Uhr stand ich also an der Anmeldung für das Dolphin Encounter, bekam einen neckischen grünen Aufkleber als Zeichen dessen, dass ich meinen bescheidenen Obulus von knapp 200 Bucks entrichtet hatte und konnte noch ein bisschen herumlaufen. Einige junge Damen führten vor, was Delfine so alles können.
Dann ging es endlich los. Ich beäugte meine Buddies ein wenig misstrauisch, denn schließlich empfahl die Website des Centers dringend einen Wetsuit. Ich würde doch wohl nicht als einzige ohne dastehen? Zwar schien die Sonne, aber heute wehte ein ziemlich frischer Wind, sodass es doch recht kühl auf der Haut war. Aber nein, niemand trug einen.
Wir ließen uns langsam ins Wasser, das war trotz nur 20 Grad ganz gut auszuhalten, denn man stand nur etwa bis zum Bauch drin bis auf ein kleines Mädchen, dem das Wasser bis zum Hals stand und das anschließend tüchtig bibberte.
Sechs Personen machten mit. Nacheinander durften wir die beiden gutmütigen Grauen streicheln, küssen, eine Runde mit ihnen durch das Wasser schwimmen, ihnen etwas vormachen, das sie dann nachmachten und ihnen mit Handzeichen sagen, was sie machen sollten.
Die Tiere fühlen sich toll an: Kühl, glatt und ganz fest. Das kleine Mädchen äußerte sich ganz erstaunt, dass sie gar nicht nach Fisch riechen, nicht mal aus dem Maul.
Das war eine frische, aber doch sehr, sehr schöne halbe Stunde, wobei der Dolphin Encounter letztlich eine Mogelpackung ist: In der Beschreibung steht etwas von 2 Stunden, aber die auf der Bestätigung angezeigte Anfangszeit 11.30 Uhr war ein Zeitpuffer. Vor Ort wurde mir 11.45 Uhr mitgeteilt und auch dann warteten alle noch bis nur wenige Minuten vor 12 jemand zum Treffpunkt kam. Kurz nach 13 Uhr inklusive kurzer Dusche, Sachen wechseln und Foto-CD kaufen, war ich fertig. Man muss wirklich das ernst nehmen, was auf der Bestätigung stand: Man verbringt eine halbe Stunde mit den Tieren im Wasser, das war es, ansonsten kann man die zwei Stunden mit dem füllen, was dort eben jeder Besucher so macht.
Immerhin hatte das den Vorteil, dass ich um 15 Uhr noch für ein Stündchen meinen Platz unter dem Sonnenschirm am Pool einnahm, bevor ich gegen 16 Uhr zum nächsten Stadtbummel aufbrach.
Und aus gegebenem Anlass waren Geschäfte, die Bademoden anpriesen, mein Ziel. Kann mir mal einer verraten, wo man in den USA einen normalen schlichten Badeanzug kauft, bei dem das Oberteil nicht 2cm dick mit Schaumstoff unterfüttert ist, der ordentliche Träger hat und der nicht entweder pink mit Fransen und Rüschen oder im Altweibermuster ähnlich wie Vorhänge aus den 60ern gestaltet ist? Ich habe schon mehrfach in den USA versucht einen Badeanzug zu finden und bin aus allen Läden rückwärts wieder raus gegangen, komischerweise liegen am Pool immer wieder Frauen in Badeanzügen, die akzeptabel sind, die bekommen ja wohl nicht alle Carepakete aus Deutschland?
Wie gestern wandelte ich kreuz und quer durch die Stadt, arbeitete mich dabei in Richtung Westen vor und versuchte dabei nicht nur auf der Duval Street unterwegs zu sein, wo Fahrradrikschas die Touris mit Drinks in der Hand durch die Gegend kutschierten. Hier war es in manchen Ecken schön nostalgisch, fast romantisch, beispielsweise im Bahama Village. Schaute man genau hin, sah man mehr oder weniger liebevoll gestaltete Veranden mit Schaukeln, tropischen Pflanzen und Grill, abseits der Duval Street Kneipen, die die Locals besuchten und auch eher schlichte Wohngegenden, in die offenbar der Weihnachtsmann sich das letzte Mal vor 20 Jahren verirrt hatte. So manches Kinderfahrrad, das dort stand, wollte jedenfalls dringend aus Sicherheitsgründen ausgetauscht werden. Das Ganze war garniert mit krähenden Hähnen, Katzen mit noch mehr Gelassenheit als die hiesigen Menschen und Hunden, die sich vom Herrchen auf dem Fahrradanhänger ziehen ließen.
Überall in Key West sieht und hört man Hähne:
Ein bisschen Deko vor einem Laden:
Überall grünt und blüht es:
Irgendwann war ich am Hafen:
Auch dort gibt es Lädchen und Büdchen:
Unter anderem werden auch überall handgerollte Zigarren verkauft:
Und die unvermeidlichen Pelikane, die hier gefüttert werden:
Wieder gibt es Unterhaltung zum Sonnenuntergang:
Und wieder lieferte die Sonne eine ganz ansehnliche Show...
Nach dem Sonnenuntergang suchte ich mir dann das "Blue Heaven" an der Petronia Street, ein paar Blocks südlich der Duval Street, wieder eine Empfehlung von Elke und Fred. Das Lokal kann ich absolut empfehlen: Super Stimmung, das Personal super aufmerksam, das Essen superlecker und weit weg von 08/15-wir-füttern-die-Touris-ab, außerdem eine furchtlose Katze, die neben dem Host (ist das die männliche Form von 'Hostess'?) auf dem Podest die Gäste mit in Empfang nimmt und Livemusik in erträglicher Lautstärke. Bezahlt habe ich 50 USD netto für Salat, Hauptgericht, superleckeren nicht grünen Key Lime Pie und einen Cocktail, das waren brutto dann wegen eines verdient großzügigen Tip 65 USD.
Pappsatt rollte ich zurück zum Best Western Hibiscus und fand es wieder mal erstaunlich, wie schnell man sich daran gewöhnt, plötzlich nicht mehr auf der Couch unter der Decke zu sitzen, sondern auf einer Liege am Pool unterm Sternenhimmel.