DO, 7.2.2013: Universal OrlandoLeider, leider ist heute der Tag, an dem ich fast alles zum letzten Mal vorerst machen werde - und im Gegensatz zu anderen USA-Urlauben ist das nächste Ticket noch nicht in Sicht, geschweige denn gebucht.
Orlando und seine Themenparks schaffen es die perfekte Illusion herauf zu beschwören. Nach zwei Tagen intensiver Funparkbesuche bin ich der festen Überzeugung, dass es die Mischung macht. Amerika, das ist die perfekte Illusion, der standhafte Glaube daran, dass man aus rein menschlicher Kraft heraus alles schaffen kann. Amerika, das ist der amerikanische Traum, der nur mit dieser Mischung funktioniert: Die Weite des Grand Canyon, stundenlange Fahrten durch die Wüste vorbei an Saguaros oder vorbei an den imposanten verschneiten Gipfeln der Rocky Mountains und die vielen anderen Möglichkeiten, die das Land in seinen unterschiedlichen Facetten bietet im Hinterkopf und das, was der Mensch daraus macht.
Nirgendwo bekommt man das so eindrucksvoll vorgeführt wir in diesen kitschigen Kunstwelten hier. Mit einer Wahnsinnsleichtigkeit schafft es das Land mit Musik und Anblicken und Gerüchen Illusionen zu schaffen, an die man auf der stelle glauben will und es dann auch tut.
Es folgt also noch ein Tag des Extreme Funparkhiking, beim Anmarsch beschallt von Taylor Swift, die gleich wieder mal für gute Laune sorgte. Wieder vor Öffnung um 9 Uhr stand ich vor den Universal Studios Orlando. Und der Einfachheit halber zeige ich hier auch Fotos von gestern aus den Universal Studios, so wie ich gestern Fotos von heute reingeschmuggelt habe.
Ich meine irgendwann mal etwas gelesen oder gehört zu haben, dass der 15. Geburtstag in Argentinien das gaaaaaaaanz große Fest der Mädels ist. Außer dieser Gruppe frisch gebackener argentinischer Fünfzehnjähriger waren hier gestern und heute etliche Gruppen Jugendlicher unterwegs: Gleiches Shirt, gleicher Rucksack, gleiche Kappe. Da kann keiner verloren gehen:
Und überall Stroller-Parkplätze:
Erstmal geht es vorbei an der Horror Make Up Show, die ich schon gestern besucht hatte:
Nochmal der perfekte Simpsons Ride, der so viel von Amerika auf die Schippe nimmt.
Ab nach NYC:
Oder doch lieber nach San Francisco?
Dann die Rache der Mumie, wo ich doch Achterbahnen hasse. Aber immerhin morgens vor 10 Uhr noch kein bisschen Wartezeit und kein bisschen Übelkeit für heute.
Und dann das Disaster. Aus meiner Erinnerung heraus deutlich aufgepeppt, das Erdbeben in San Francisco. Kann das sein, dass es 2005 noch ohne die Castingshow drumherum war? Jedenfalls kam mir hier heute die Rolle zugute entsetzt in die Kamera zu starren und zu kreischen. Schade, das Endergebnis hätte ich gerne aufgenommen,war aber zu lahm dazu.
Sehr schön finde ich, dass hier wie auch beispielsweise in der Horror Make Up Show Gebärdendolmetscher für Gehörlose übersetzen. Das fand ich fast noch faszinierender und unterhaltsamer als das Spektakel selbst.
Nun stellte ich mich noch bei Minion an, ein vergleichsweise harmloser 3D-Ride.
Und da ich immer noch nicht genug hatte, ging ich nochmals in die Islands of Adventure. Schließlich musste ich ja sicherstellen, dass ich nichts verpasst hatte gestern und das Parkhopperticket musste sich rentieren.
Ich hasse diese letzten Tage, dieses Nichtsverpassenwollen, dieses Auskostenwollen, denn das nächste Mal ist noch soooo lange hin.
Und dazu gehörte natürlich ein letztes Mal Outletshopping, obwohl doch ohnehin kaum noch etwas in den Koffer passen würde. Aber wie immer fanden sich unwiderstehliche Sachen, die ich zumindest so in Deutschland nicht finden würde.
Und während ich normalerweise Motto-T-Shirts hasse, war ich traurig, denn ein T-Shirt mit dem groß und deutlich lesbaren Schriftzug "True Religion" und der angedeuteten US-Flagge wäre in meinen Augen genau das angemessene Maß zivilen Widerstandes zurück in Deutschland gewesen, aber in Größe S leistete es meinen Formen Widerstand und war somit doch nicht so cool wie erhofft.
Noch einmal am Pool die Sonne ausnutzen, schließlich war für den Zeitpunkt meiner Landung Schnee bei Temperaturen um den Gefrierpunkt angesagt. Kaum zu glauben!
Noch einmal essen gehen nach Downtown Disney und einen Cocktail trinken.
Nun kam ich doch noch zu meinem Steak mit mashed Potatoes und auch zu zwei sehr gut angemischten Moscow Mule.
Diese machten mir den Abschied nicht leichter. Ich saß zum Essen an der Bar, wie schon mehrfach in diesem Urlaub. Das mag ich übrigens: Man kann den meistens wirklich stark beschäftigten Barkeepern zusehen und kommt mit diesen und den Nachbarn ins Gespräch, was natürlich mit jedem Schluck Moscow Mule oder Margarita oder was auch immer gerade angesagt ist, leichter fällt.
Allerdings erleichtert es den Abschied nicht. merkwürdig, warum ist der Koffer immer so schnell gepackt, wenn es in Richtung Urlaub geht und warum schiebe ich es immer so sehr auf, wenn es in die Heimat geht? Die ganzen neuen T-Sgirts und Kleidchen mussten nun sicher eine Weile warten, bis sie wieder das Tageslicht erblicken würden, seufz! Und wie durch ein Wunder passte der Inhalt aller Tüten und Taschen, den ich so nach und nach aus dem Kofferraum in mein Zimmer geschleppt hatte, dann doch noch in die Tasche.
Nee, nee, ich will nicht weg. Auf dem Rückweg zum Hotel war ich sooo traurig. Dieses Mal fällt es besonders schwer. Liegt es an dem grauen Deutschland oder an dem grauen Alltag dort? Liegt es daran, dass das nächste Go-West-Ticket noch auf sich warten lassen wird? Konnte ich mich nicht mal schnell anfahren lassen und eine Million Dollar Schmerzensgeld kassieren um diese jedes Jahr drei Monate lang hier zu verprassen?
Aber die Welt ist doch sooooo groß - und es gibt doch soooo viele andere Länder und Kontinente, die entdeckt werden wollen, und du hast doch sooooo viel Schönes noch vor dir dieses Jahr.
Ja, stimmt schon, aber das ist alles nicht so wie hier. Das ist alles anstrengend und nicht so vertraut wie dieses Land, das genau das richtige Maß aus Spannung und Verlässlichkeit bietet. Das ist alles nicht so herzerwärmend illusorisch und so hoffnungsvoll auch jetzt noch, wo für viele Amerikaner der amerikanische Traum zerplatzt.
Es ist eben nicht dasselbe, ob revolutionär in einem Erfurter mexikanischen Restaurant Jessica sich verlegen mit ihrem Namen vorstellt und beteuert, sie wäre heute für mich da oder ob es Jessica aus Florida mit Selbstverständlichkeit in irgendeinem Nest an der Kreuzung aus zwei Highways tut.
Aber wer weiß, dieses Jahr werde ich noch die Kauzigkeit der Briten und eine völlig andere Welt in Indien erleben können - und dann kann ich mein Lieblingsurlaubsland sicher wieder in vollen Zügen genießen.