02.10.2006 Key West Standesgemäss erwachten wir am Morgen durch das Wett-Krähen von mindestens einem Dutzend Hähnen in der näheren Umgebung in unserem Hotelzimmer auf. Irgendwie scheint jeder Bewohner auf Key West Halter von Federvieh zu sein...
Nacheinander machten wir uns frisch und begaben uns dann zum Frühstück des „Angelina“. Das hat es sowohl von der Qualität als auch vom Ambiente her in sich: Einerseits besticht es durch eine große Auswahl an Waffeln, Muffins, Cerealien, Früchten, Brotaufstrichen usw., andererseits wird es hier im Freien eingenommen – und zwar im gesamten Außenbereich des Guest Houses, also an Sitzgelegenheiten rund um den Pool, dem Haus oder auch auf den Balkonen. Gepaart mit dem bereits am Morgen sonnig-warmen Wetter mit einem lauen Lüftchen ein echt tolles Erlebnis. Wir kamen dabei mit einem amerikanischen Ehepaar ins Gespräch und stellten fest, dass auch sie eine Art „Hochzeitsreise“ machten – allerdings zu ihrer Silberhochzeit...
Danach bestückten wir unseren kleinen Rucksack mit Kaltgetränken und Foto-Equipment und begannen unsere Erkundungstour von Key West zu Fuß. Kurz später standen wir auch schon vor dem ersten Tagesziel: Das Ernest Hemingway Home in der Whitehead Street.
Wir entrichteten unseren Obolus für eine Führung und schlossen uns auch gleich der erstbesten Gruppe an. Diese führte zuerst in das Haus selbst und dort in ein Wohnzimmer im Erdgeschoss. Hier beginnend wurden wir von unserem Führer, dessen Namen ich leider vergessen habe, in der besten, kurzweiligsten und informativsten denkbaren Führung durch das Haus von Ernest Hemingway geleitet. Selbstredend wurden auch viele der dort ausgestellten Erinnerungsstücke erläutert. Da wäre zum einen der „Flaschensafe“ – also eine verschließbare Vorrichtung für eine Spirituosenflasche.
Nach den Ausführungen unseres Guides wurde diese von Ernest ursprünglich angeschafft, um seine edlen Tropfen Brandy vor den Zugriffen des Hauspersonals oder Besuchern zu schützen. Schon nach kurzer Zeit soll aber Martha Gelhorn, eine der vier Frauen Hemingways, den Schlüssel in ihren Besitz gebracht haben, um so den zuweilen exzessiven Alkoholkonsum Ernests zu zügeln...
Wenn wir schon bei diesem Thema sind, will ich Euch ein Zitat unseres Führers natürlich nicht vorenthalten: Demzufolge soll sich das recht ausschweifende Leben Hemingways auf Key West in der Hauptsache mit folgendem Tagesablauf abgespielt haben:
Vormittags Schreiben (seiner Werke), nachmittags Fischen (im Golf von Mexico), abends – Saufen, meist in der „Sloppy Joe’s Bar“!
Das Bild zeigt Ernest mit einer seiner Trophäen...
Überhaupt gewann man während der Führung den Eindruck, dass es sich bei Hemingway um einen Playboy und Lebemann allerersten Ranges gehandelt hat – neben den vier Frauen, die er zeitlebens ehelichte, werden ihm noch zahllose Affären nachgesagt. Zudem bereiste er weite Teile der Welt, u. a. waren Fotos von Ernest am Arc de Triomphe in Paris oder beim Skifahren in Tirol zu bestaunen.
In Hemingways Schlafzimmer ist sein Original-Bett zu bewundern, das allerdings mittlerweile Kater „Archibald“ für sich in Beschlag genommen hat und nötigenfalls mit Zähnen und Krallen verteidigt; sollte man ihm sich zu sehr nähern. Größen- und gewichtsmäßig konnte es Archibald übrigens fast mit „Gilbert“ aus unserem Hotel aufnehmen – an Futter dürfte es den beiden jedenfalls kaum fehlen...
Hier gleich noch ein paar weitere Infos in Sachen Katzen: Im und um das Hemingway House gibt es derzeit über 50 (!) Katzen, die auch Nachfahren von Hemingways eigenen Katzen sind. Die meisten dieser Schmusetierchen haben eine ganz besondere Eigenart: Sie verfügen an den Vorderpfoten über sechs Zehen – wie eben auch die des Schriftstellers selbst
Diese doch recht seltene Eigenart dieser Tiere wird übrigens dadurch noch forciert, dass nur Exemplare, die eben über die ausgebildeten sechs Zehen verfügen, sich weiter fortpflanzen dürfen; alle anderen werden kastriert bzw. sterilisiert. Übrigens erhalten alle Katzen hier Namen von bekannten Schauspielern, Schriftstellern oder sonst bekannten Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens und haben im Garten einen großen Bereich mit ihren „Behausungen“ und auch einen eigenen „Friedhof“!
„Charlie Chaplin“ – warum wohl...?!?
Eine weitere, letzte Anekdote will ich Euch nicht vorenthalten: Das Haus Hemingways befindet sich in unmittelbarer Nähe des Leuchtturms, was „bösen Zungen“ zufolge kein Zufall sein soll. Es wird nämlich behauptet, dass er das Anwesen vor allem deshalb kaufte, weil er nach einer durchzechten Nacht in seinem Stammlokal „Sloppy Joe’s“ dann leichter nach Hause finden würde, wenn er immer nur in die grobe Richtung „Leuchtturm“ torkelt. Als übrigens sein Stammlokal Sloppy Joe’s in das Gebäude an der Duval Street umzog, in der es noch heute ist, ließ es sich Ernest nicht nehmen, ein Teil der überflüssigen Einrichtung der alten Lokalität in seinem Garten aufzustellen – und zwar ausgerechnet gut 1 ½ Meter des gefliesten Urinals der Toilette!
Wie sehr Martha Gelhorn davon begeistert war, kann man sich vorstellen. Ernest verteidigte aber seine Errungenschaft mit dem Hinweis auf den $20.000 – Pool, den sie sich heimlich in den Garten bauen ließ, und so befindet sich das Unikum bis heute in dem Garten des Anwesens und wird jetzt als Brunnen und Katzentränke genutzt. Übrigens trinken die meisten Katzen nicht aus dem Becken, sondern vom Zulauf – so als ob sie um die ursprüngliche Verwendung wüssten!!!
Dies sind nur einige der tollen Geschichten rund um Hemingway, die einem bei einem Besuch in seinem Haus vorgestellt werden. Trotz des doch gesalzenen Preises kann ich aber eine Führung dort nur wärmstens empfehlen – wir haben es keine Sekunde bereut!
Nach der Führung schlenderten wir weiter Richtung Süden, bis zum Southernmost Point of Continental USA“ – also der südlichste Punkt der kontinentalen US-Staaten. Angie aus dem Forum hat mich ja netterweise daran erinnert, dass es auf Hawaii noch etwas „südlicheres“ gibt.
Ganze 90 Meilen Luftlinie, also etwa 144 km, sind es von hier noch bis nach Cuba. Dass das nicht nur ein lustiger „Fact“ am Rande ist, sollte uns übrigens tags darauf noch einmal deutlich werden. Selbstverständlich durfte das obligatorische Foto nicht fehlen – diesmal schaffte es der Japaner, dem ich meine Kamera gab, sogar ohne Kopf-Abschneiden, Verwackeln, Schräg-Halten oder Falschbelichtung (wie eigentlich sonst immer üblich...).
Mittlerweile war es Mittag geworden und wir taten es dem alten Ernest gleich und gingen in
Hier verschlug es mir fast die Sprache: Trotz der Tatsache, dass ja ein Wochentag war, spielte bereits um halb zwölf mittags eine Live-Band in der Bar; und diese war auch noch richtig gut besucht! „Arbeitet eigentlich hier in Key West überhaupt NIE irgendjemand?“ fuhr es mir durch den Kopf...
Eine unglaublich relaxte Stimmung herrschte hier; überhaupt kam es mir so vor als ob die Uhren auf Key West irgendwie anders ticken – irgendwo zwischen „sehr langsam“ und „gemächlich“ ging hier alles ab. Natürlich erinnerte auch in der Bar alles an den legendären Schriftsteller, zahllose Fotos und Erinnerungsstücke befanden sich hier von Hemingway...
Nach zwei kühlen Drinks setzten wir unseren Weg fort zum
Dort stöberten wir in den verschiedenen Souvenir- und Gimmick-Läden und kamen zu dem Schluß, dass wohl jede Touristenmetropole über so etwas verfügen muss. Letztlich ging aber doch noch eine Sonnenbrille in meinen Besitz über. In der Nähe des Mallory Square lag ein beachtlich großes Kreuzfahrtschiff vor Anker, die „Grandeur Of The Seas“. Nun habe ich keine Ahnung, ob diese einem Größenvergleich mit den viel bekannteren Schiffen wie „Navigator Of The Seas“ oder „Freedom Of The Seas“ standhält – wohl eher nicht; trotzdem war das schon ein beeindruckender Kahn...
Bei einem Besuch auf Key West darf natürlich eines nicht fehlen: Man muss den berühmten „Key Lime Pie“ probiert haben – eine Art Zitronenkuchen, allerdings mit den einheimischen, sehr sauren „Key Limes“. An der „Key Lime Pie Factory“ hielten wir uns an zwei Stücken schadlos – der Kuchen ist übrigens sehr lecker, allerdings auch sehr geschmacksintensiv.
Wieder unterwegs trafen wir auf einen der zahlreichen Verkaufsstände für Touristen-Touren von Key West aus und ließen uns nach einiger Beratung dazu überreden, den morgigen Tag noch in Key West zu bleiben – wo genau es dann hingehen sollte, werdet ihr noch erfahren...
Da wir aus diesem Grund etwas umplanen mussten, gingen wir zurück in unser Hotel und beglichen gleich die Rechung, weil wir tags darauf schon sehr zeitig los mussten.
Den Rest des Tages wollten wir am Strand verbringen. Hierzu packten wir unsere Schnorchel- und Strandutensilien zusammen und fuhren an die Südseite von Key West, wo es nicht nur einen traumhaften (und zu dieser Jahreszeit fast menschenleeren) Strand gibt, sondern auch noch Top-Bedingungen bei ca. 30° C, einer leichten Brise und Sonne satt herrschten.
Übrigens: Das kleine rote Ding ist unsere Kühlbox, die einzelne Person daneben ist Claudia!
Ich verbrachte wie immer nicht lang mit Sonnenbaden, sondern warf mich mit der Schnorchelausrüstung wieder ins Wasser – wie immer mit einem T-Shirt, weil dieses vor den gefürchteten Sonnenbränden am Rücken schützt, die man sich üblicherweise nach zu extensiven Schnorcheltrips holt. Hier auf Key West war die Fischvielfalt nicht ganz so groß wie am Korallenriff von Key Largo – logisch, das war ja auch ein ganz normaler Strand. Dafür traf ich auf einige Krebse und Krabben und hatte – plötzlich und völlig unerwartet – wieder einen ziemlich großen Manta vor mir, diesmal mit annähernd 1 ½ Metern Spannweite. Die Warnungen des netten Herrn aus Cuba klangen mir noch in den Ohren, und so verharrte ich regungslos im Wasser und genoss den kurzen Anblick, als der Manta langsam und majestätisch an mir vorbeiglitt – an ein Verfolgen oder „Hinterherschwimmen“ wollte ich aus den mittlerweile bekannten Gründen nicht mehr denken...
Während unserer Zeit am Strand sahen wir dann die „Grandeur Of The Seas“ auslaufen – da hatten wir ja noch Glück gehabt, dass wir diese noch im Hafen gesehen hatten! Ein beeindruckender Anblick bot sich uns, und wir diskutierten, ob so eine kleine Kreuzfahrt nicht auch einmal etwas für uns sei.
Nach etwa drei Stunden hatten wir genug vom Strand und fuhren zurück ins Hotel, um uns zu duschen und frisch zu machen. Anschließend ging es zu Fuß wieder zum Mallory Square – hier wollten wir den berühmten Sonnenuntergang sehen.
Zusammen mit Hunderten anderer wartender Touristen harrten wir dort der Dinge, die Kameras geschärft und hoffend, dass uns Petrus keinen Strich durch die Rechnung machen würde.
Leider war es nicht völlig wolkenlos, aber trotzdem wurde es ein unvergesslicher „Sunset“ – na ja, was rede ich lange; seht selbst!
Zum Dinner gingen wir ins nahe gelegene „Hog’s Breath“, einem recht urigen Restaurant in der Nähe. Anschließend sahen wir uns noch das „Monday-Night“-Game der NFL in einer nahen Sportsbar an, wo mein Lieblingsteam, die Eagles, ausnahmsweise wieder einmal gewann...
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Eintritt Ernest Hemingway Home: $22 für zwei Personen
Drinks Sloppy Joe’s Bar: ca. $15
Zwei Stücke Key Lime Pie: ca. $8
Dinner Hog’s Breath: €22, incl. Tip
Drinks Sports Bar: Ca. $10
Hotel: Angelina’s Guest House, €95 über hoteleigene Website vorgebucht – Klasse!