28.12.2022Der Morgen ist sehr kalt, dafür aber sonnig. Frühstück gibt es leider nicht im Motel, also besorge ich mir etwas im nahegelegenen Porter's Supermarket.
Das ist übrigens der erste vernünftige Supermarkt mit humanen Preisen, den ich auf dieser Reise geöffnet vorfinde. Mit Sandwiches und Coffee to Go geht es dann wieder aufs Motelzimmer und ich mache mir Gedanken über den weiteren Verlauf des Tages. Leider habe ich beim Studium der Karte einen Fehler gemacht. Ich hatte tatsächlich vermutet, dass man die 170 weiter entlang des Rio Grande bis El Paso durchfahren kann. Die Straße endet aber bereits in Candelaria, TX. Es wäre Unsinn, da jetzt hinzufahren, um dann wieder umzukehren, nur um am Rio Grande entlangzufahren.
Dann wäre es doch sinnvoller, den Big Bend Ranch State Park, den ich gestern so stiefmütterlich behandelt habe, zu besuchen. Ein weiterer Stopp soll in Marfa, TX erfolgen und (aufgrund der hohen Hotelpreise in Marfa) wird das Endziel heute wieder Alpine, TX und dort das günstige Motel sein, wo ich schon vor drei Tagen genächtigt habe.
In Presidio besuche ich zunächst Fort Leaton State Historic Site, eine "Außenstelle" des Big Bend Ranch State Parks.
Es ist ganz nett, aber viel gibt es nicht zu sehen. Aus technischen Gründen ist derzeit kein State Park-Pass-Kauf im Visitor Center möglich, also muss ich mir auf dem Parkplatz so ein Self-Registration-Form ausfüllen und 5 USD in einen Umschlag stecken. Das erste Mal (aber auch einzige Mal) auf dieser Reise, dass ich mit meiner Kreditkarte nicht weit komme und ich an mein Bargeld muss. (Wobei doch, da gabs so eine Situation in der Bahn in Chicago... einige Tage später, die mich fast zum Schwarzfahrer hat werden lassen...)
Im eigentlichen BB Ranch SP konzentriere ich mich auf den Nordwesten und das Zentrum. Ich fahre die Main Park Road bis zum Cinco Tinajas Trailhead und Overlook. Zwischendurch mache ich kleinere Hikes, aber leider hat es sich etwas zugezogen, sodass mich die Landschaft noch nicht so überzeugen will. Wenn man kurz zuvor im BB National Park war, ist man einfach verwöhnt.
Am Cinco Tinajas Trailhead kehre ich um und fahre wieder Richtung Westen. Ich mag Gravel Roads und auch heute werde ich noch die eine oder andere Meile darauf verbringen müssen. Von weiten sehe ich plötzlich ein Tier über die Straße krabbeln. So eine große Spinne habe ich in freier Wildbahn noch nicht gesehen! Ich bremse stark ab und komme über ihr zum Stehen. Überfahren habe ich sie Gott sei Dank nicht! Die muss ich mir erstmal genauer anschauen!
Am Westrand des Parks wechsle ich auf den Highway 169, der zum großen Teil aus Gravel besteht und (mit gutem Willen) eine Parallelstraße zur US-67 Richtung Marfa darstellt. Hier ist fast kaum jemand unterwegs. Entlang der Straße gibt es immer wieder lustige Dinge zu sehen und auch die Drohne wird mal wieder rausgeholt.
Site of Alamito ist der nächste Stopp, allerdings gibt es außer einem verfallenem Gebäude nicht viel zu sehen.
Irgendwann nach der Hälfte der Strecke beginnt wieder die asphaltierte Straße.
Wenige Meilen vor Marfa wechsle ich auf die US-67 und erreiche das Stadtzentrum gegen 15:15. Bis zum heutigen Tage habe ich noch nie etwas von Marfa, TX gehört, aber es soll ein ziemlich beliebtes Ziel, besonders für Kunstinteressierte sein. In der Tat finde ich "Downtown" ganz nett, diese kleinen texanischen Städte mit diesem Wildwest-Charme haben irgendwie was.
Das historische Hotel Paisano schaue ich mir von innen an.
Presidio County Courthouse
Was kann man in Marfa noch machen? Google verrät mir, dass die Stadt bekannt für ihre mysteriösen "Marfa Lights" ist. Es handelt sich dabei um teilweise bunte Lichter, die nach Sonnenuntergang in der Ferne auftauchen, von denen keiner weiß, wie sie entstehen und woher sie kommen. Es gibt dafür sogar eine eigenständige Viewing Area, einige Meilen außerhalb der Stadt an der US-67 Richtung Alpine. Wie passend, da ich da ja übernachte, will ich mir diese Lichter auf dem Weg nicht entgehen lassen. Vielleicht habe ich Glück und ich sehe sie auch!
Da noch etwas Zeit bis Sonnenuntergang ist, verweile ich ein wenig an der Viewing Platform. Der Parkplatz füllt sich langsam, also gibt es noch andere "Verrückte", die die Marfa Lights erleben wollen.
Irgendwann verschwindet die Sonne am Horizont und ich merke, wie einige Leute sich darüber unterhalten, dass sie etwas sehen können. Tatsächlich: In der Ferne sieht man immer mal wieder etwas aufleuchten, mal gelb, mal rot und immer wieder an anderen Stellen. Es ist also nicht irgendein Blinklicht und auch Scheinwerfer von Autos können es bei dieser Konstellation nicht sein. Interessant! Ich habe mal versucht, das eine oder andere Video davon aufzunehmen.
Es ist jetzt nichts extrem Aufregendes, aber irgendwie auch lustig, dass ich da wirklich was gesehen habe. Da es jetzt wieder ein wenig abkühlt, fahre ich bald weiter - 20 Minuten bis Alpine.
Zunächst fahre ich in mein Motel, das ich ja schon vom 25.12. kenne. Ich bekomme tatsächlich dasselbe Zimmer wie drei Tage zuvor. Der Zigarettenstummel auf der äußeren Fensterbank liegt immer noch da. Aber geputzt wurde das Zimmer augenscheinlich.
Da ich nicht so viel Gepäck habe, würde ich ganz gerne mal waschen. In Alpine gibt es einen sehr modernen 24-Stunden-Waschsalon. Alle Maschinen lassen sich da mit Kreditkarte zahlen, allerdings wird meine Visa abgelehnt. Mit Amex habe ich dann mehr Glück.
Das Waschen dauert 20 Minuten, das Trocknen ebenfalls. Nach nicht mal einer Dreiviertelstunde bin ich mit (hoffentlich) sauberen Sachen wieder auf der Straße. Ein "Highlight" soll heute Abend aber noch kommen. Ich möchte unbedingt mal Sonic Drive-In ausprobieren. Lustigerweise ist mir diese Kette in all den Jahren, in denen ich die USA bereise, nie wirklich aufgefallen, erst in der letzten Zeit. Die Auswahl ist nicht sonderlich groß, ich bestelle mir ein Burger-Menü mit Tots und Dr. Pepper und bekomme nach kurzer Zeit das Essen direkt ins Auto geliefert.
Zu diesem Zeitpunkt bin ich mir noch nicht sicher, ob man hier beim Parken auch essen darf - ja, das ist so vorgesehen. Ich fahre aber dennoch mit dem Essen in mein Motel, das nur einen Block weiter entfernt ist und esse dort am Tisch. Nach der weiteren Planung für den kommenden Tag, der für mich nicht in den USA enden wird, gehe ich ins Bett.
ÜN: OYO Hotel Alpine, TX ($57.63 total, booking.com)