Mittwoch, 4. März
Wir gehen zu Mrs. Mac Kitchen frühstücken, eine Empfehlung aus dem Reiseführer. Es ist ganz lecker, Irene hat süße French Toasts mit Sirup, Dieter die „Mac Attack“ mit scrambled eggs, Sausage, Bacon und Hash Browns. Wir bezahlen 21 Dollar, inklusive Coffee mit Refill.
Apropos bezahlen: Unsere Travelers Cheques werden problemlos im Walmart und Publix akzeptiert. Alles andere bezahlen wir mit Kreditkarten. Auch an den Tankstellen kein Problem. Wenn der Zip Code abgefragt wird, geben wir unsere heimische Postleitzahl ein. Das hat nicht immer geklappt. Wenn nicht, zahlen wir vorab im Office.
Heute steuern wir Key West an – 42 Brücken verbinden die vielen kleinen Inseln (Keys) bis hinunter zum Southern Most Point der (Festlands-)USA. Zunächst führt die Straße US 1 durch die üblichen Geschäftsviertel. Statt Autos kann man hier Boote kaufen. Die Sportboote stehen zum Teil in mehrstöckigen Hochhäusern, hier ist man vermutlich ohne Yacht kein Mensch.
Herrliches Wetter begleitet uns auf der Brücken-Tour nach Key West.
Je weiter wir vordringen (leicht an den Meilenangaben am Straßenrand zu messen), desto mehr Wasser umgibt die Route 1. Die längste, die seven-mile-bridge, vermittelt das Gefühl, übers Wasser zu fahren. Rechts der Golf von Mexico, links der Atlantik. Beide wetteifern in Türkis und Blau um die spektakulärsten Farben. Wir durchqueren viele Keys – Duck Key, Pidgeon Key, Grassy Key – und machen Station im Bahia Honda State Park. Hier baden wir im Atlantik, das Wasser ist warm, der Strand zwar schmal und mit Seegras bedeckt, aber sehr sauber.
Unsere Site auf dem Boyds Campground, fünf Meilen
entfernt von der Duval Street. Mit dem Rad kein Problem.
In Key West selbst gibt es keinen Campground. Deshalb haben wir den Boyds Campground auf der Nachbarinsel Stock Island gebucht. Eine wunderschöne Campsite direkt am Wasser. Aber wir halten uns nicht lang auf, sondern machen die Räder startklar. Der Host im Campground Office hat uns mit Karten versorgt. Die Strecke bis zur Duval Street auf Key West ist ungefähr 5 Meilen lang. Wir strampeln los, auf der US 1 gibt es einen Radweg, es ist ganz gut zu fahren. Etwas schwieriger wird es auf der verkehrsreichen Flagler Street, die nur am Anfang eine Bike Lane hat. Wir entscheiden uns, auf kleine Wohnstraßen auszuweichen. So erreichen wir den Southern Most Point. Vor der bunten Boje steht eine längere Schlange – vor allem Asiaten warten darauf, sich an der Boje fotografieren zu lassen. Wir begnügen uns mit einem Foto, auf dem nicht wir, sondern Fremde zu sehen sind, und radeln weiter.
In der Duval Street ketten wir die Räder an einen Pfahl und machen uns zu Fuß auf den Weg zum Mallory Square. Die Duval Street ist unglaublich belebt und extrem touristisch. Läden, Bars, Restaurants, die Straße ist ein einziges Entertainment-Programm. Noch steht die Sonne einige Handbreit über dem Horizont, als wir den Mallory Square erreichen. Hier ist jeden Abend Sunset Celebration.
Die Sitzplätze an der Pier sind natürlich schon besetzt. Bands spielen, das ist uns eh zu laut. Wir gehen weiter und lassen uns nahe einem schwarzen Musiker-Duo nieder. Irene holt zwei Limonaden mit viel Eis – es hat deutlich über 30 Grad. Die Musiker spielen, ein Stück weiter gibt es Akrobatik auf dem Hochrad mit Jonglage. Die Menschen drängen sich. Dann wenden sich alle Blicke dem Schauspiel auf dem Meer zu: der Sonnenball versinkt, fotogen kreuzt ein Segelboot am Horizont. Als der rote Feuerball verschwindet, brandet Beifall auf.
Wir schlendern auf der Duval Street zurück und kehren unterwegs ein. Ein erhöhter Sitzplatz direkt am Bürgersteig hat Logenqualität, denn hier geht es um Sehen und Gesehenwerden. Das Publikum ist bunt gemischt. Snowbirds im Rentenalter, bei denen auffällt, dass der Mann oft deutlich älter und gebrechlicher wirkt als seine Partnerin, Familien und Paare, aber auch ein paar Spring Breaker (Collegestudenten in den Semesterferien). Unaufhörlich der Strom der Fahrzeuge auf der Duval: SUVs, Mustang Cabrios und Fahrrad-Rikschas im Wechsel. Wir gehen weiter und passieren mehrere Bars, vor denen Drag Queens mit viel Make up, tiefen Stimmen und ebensolchen Dekolletees um Kunden werben. Schließlich finden wir unsere Fahrräder unversehrt wieder und starten – diesmal mit Licht, denn es ist finster – nach Stock Island. Dank unserer Karte ist der Weg gut zu finden. Allerdings bläst uns ein kräftiger, warmer Wind entgegen, und Dieter hat Probleme mit seinem Auge. Aber wir schaffen es und kommen wohlbehalten an.