20. Tag – 10. September 2009
Page – Wahweap Hoodoos – Rainbow Valley – Edmaiers Secret - Page
„Attack of the Killer B…..’s“
Ein stecknadelkopf-großes schwarzes Tierchen liegt heute morgen neben Caro auf Ihrem Kopfkissen. Es lebt – aber nicht lange. Sie zerdrückt es in einem Papertuch. Recht viel rotes Blut tritt aus. Wir sind etwas ratlos: wie eine Zecke sieht es nicht aus. Was ist es aber für ein Tier und wessen Blut ist das? Wir kommen zu keiner Lösung und so vergessen wir den Vorfall erstmal.
Der Tag ist noch sehr jung und wir hoffen, dass sich die Sonne bald einen Weg durch die dichte Wolkendecke sucht. Wir wollen zu den Wahweap Hoodoos - eine Sunrise bzw. Morgen-Location - ganz sicher jedoch keine „überhaupt-keine-Sonne“-Location.
Das muss uns jetzt aber egal sein. Auch zu dieser Sehenswürdigkeit haben wir es bisher noch nie geschafft und das soll sich heute ändern.
Ich schaue noch mal schnell beim Visitor Center in Big Water rein, um nach dem aktuellen Wetterbericht zu fragen. Danach im Internet zu schauen haben wir gestern abend im Hotel schon wieder vergessen. Als ich ihm erzähle, dass wir zu den Wahweaps wollen, zeigt er mir auf der Topo-Map eine weitere Hoodoo-Location ganz in der Nähe. Die habe er vor einigen Wochen auf einer ausgedehnten Wanderung entdeckt und die sehr bunten Exemplare dort hätten garantiert noch nicht viele Menschen gesehen. Er kopiert mir sogar den entsprechenden Ausschnitt aus der Karte und wünscht viel Spaß auf „Entdeckertour“. Ich habe schon einen Verdacht, um welches Gebiet es sich handelt und der bestätigt sich beim Abgleich mit unserer Wegbeschreibung für unser zweites heutiges Ziel: das von Volker (Lala) einst so betitelte „Rainbow Valley“.
Zu den Wahweaps nehmen wir den Weg für Gehfaule und müssen so vom Auto bis zum Ziel nur noch etwa 20 Minuten durch den breiten Wash laufen. Diese „Mühe“ machen sich aber anscheinend auch längst nicht mehr alle: viele SUV-Reifenspuren sind hier im Sand zu sehen. Und auch als wir im ersten und bekanntesten „Tal“ ankommen bietet sich nicht das schönste Bild: abgesehen davon, dass die Sonne nicht scheint und so ein großer Teil der Wirkung dieser Location verloren geht, liegt auch einiges an Müll hier herum und es sind die Spuren menschlichen Übermutes auch in der sehr fragilen Landschaft sichtbar. Eine Schande ist das!
Es ist zweifelsohne phantastisch was die Natur hier erschaffen hat, der ganz große „Wow-Effekt“ bleibt aufgrund beschriebener Umstände heute für uns aber aus.
Das „Rainbow Valley“ wirkt bei Sonnenlicht mit Sicherheit auch noch um einiges mehr.
Aber auch so sind die vielen verschiedenen Farben und Gesteinsschichten wirklich toll. Kurz hinter dem Zaun, an dem wir unser Auto abstellen klettern wir erstmal in diesen großen „Hoodookessel“ hinab und erkunden ein wenig das Terrain.
Ohne die ganz große Kletterei geht es aber irgendwann nicht mehr weiter und so steigen wir wieder hinaus, um weiter am „Rim“ entlang zu wandern. Der Schorf auf meiner heilenden Wunde am linken Unterarm von dem Stunt in Moab spannt auch zu sehr um hier jetzt weitere tolle Einlagen vorführen zu können.
Ein wirklich sehr schöner Ort, den wir auf jeden Fall noch mal bei richtigem Licht besuchen wollen.
Ein kleiner Schock fährt Caro in die Glieder als wir aufbrechen wollen zu Edmaiers Secret: bei beiden Kameras ist der Akku leer! Das Aufladen haben wir im „Reisebericht-Streß“ total vergessen. Es hilft alles nichts, wir müssen zurück nach Page, um die Batterien kurz an die Steckdose zu hängen. Die Kaffeepause hier kommt uns ganz gelegen, wir sind irgendwie saumüde…
Wieviele hundert Male ist man diesen Highway 89 Richtung Kanab gefühlt eigentlich schon gefahren? Und mit jedem einzelnen Male kommt einem der Weg länger vor! Den Wash kurz vor dem Buckskin Gulch Trailhead an der Houserock Valley Road erkennen wir gar nicht wieder. In vorigen Jahren hatte dieser immer recht viel Wasser geführt und es gab eine große Durchfahrt und ein paar Meter weiter einen etwas kleineren Bypass. Diesmal ist alles furztrocken und der Bypass ist auch verschwunden. Am Buckskin Trailhead sind wir ganz alleine. Wir packen unsere Sachen zusammen und machen uns auf den Weg. Ein Schild auf dem Trail Register macht uns auf die Anwesenheit von „Killer Bees“ aufmerksam.
So allein sind wir dann also doch nicht – wie schön!
Die Sonne scheint jetzt endlich mal durch die Wolken und wir kommen auf der wirklich sehr schönen Wanderung durch den Buckskin Wash ganz schön in Schwitzen. Kurz vorm Ziel müssen wir noch durch eine sehr sandige Passage. Das ist ziemlich anstrengend und die Sonne verzieht sich wieder hinter die Wolken – wahrscheinlich um uns dabei etwas zu schonen.
Diese Location hier ist ein absolut faszinierender Ort. Das sie sich uns gerade nicht im besten Licht zeigt können wir ganz gut verschmerzen. Es macht Spaß zwischen und auf den gewaltigen Raupen herumzukraxeln.
Leider fehlt uns die Zeit von unserer „Pause“ in Page nun, um die Umgebung noch etwas auszukundschaften. Wir müssen also irgendwann noch einmal wiederkommen. Die „Killer-Bienen“ haben uns heute übrigens verschont, was ja auch nicht das Schlechteste ist.
Das „Old Paria Movie Set“ ein paar Meilen westlich hinter dem Abzweig der HRVR vom US 89 ist für uns ein ganz besonderer Ort. Hierfür haben wir bei unserem ersten Südwest-Urlaub vor ein paar Jahren zum ersten Mal den Asphalt verlassen und so ist dieser Fleck Erde zwischen den sehr farbenprächtigen Badlands sozusagen unser „Infektionsgrund“. Es gibt hier einen Tisch und einen Grill und so gut wie nie andere Menschen – absolute Ruhe also. Und immer wenn wir hier sind grillen wir hier mindestens einmal. Ein bisschen melancholisch ist die Stimmung an unserem vorletzten Abend schon. Es ist immer wieder traurig wenn ein wunderschöner Urlaub viel zu schnell vorbei geht.
Beim Rückweg muss ich am langen steilen Hügel ein letztes Mal auf Vierradantrieb umstellen - mit zwei Rädern und unseren vollen Bäuchen schwächelt unser japanischer Freund.
Im Hotel liegt schon wieder so ein kleines schwarzbraunes Tier auf dem Kopfkissen. Caro ist wieder schneller. Aber komisch ist uns das jetzt schon. Von Bedbugs hatten wir schon mal etwas gehört und so scherzen wir, dass wir vielleicht besser das Licht anlassen sollten über Nacht. Unsere Tierchen hier können wir leider nicht identifizieren. Das Bild von einem Bedbug hatten wir uns nicht genug eingeprägt. Aber es sollte schon bald Klarheit herrschen.
Gefahrene Meilen: 184