31.08.2007 Teil2Wir schleichen uns also durch den Stau und versuchen Ruhe zu bewahren. Auf der Rückbank wurde es auch ruhiger, bei dem Tempo konnten Moni und Harry die Gegend genießen.
Wir kamen also langsam unserem heutigen Tagesziel näher und näher. Unser Navi hatten wir sicherheitshalber auf leise gestellt.
Und plötzlich: Was war das???
Ein Riesenschild mitten am Highway: Gainesville.
Oh, oh dachte ich und hatte es kaum zu Ende gedacht da war die Rückbank wieder voll da.
„Oh guck mal, hier ist Gainesville“ sagte Harry.
Jetzt mussten wir handeln, denn wir wollten unsere Überraschung bestimmt nicht jetzt schon platzen lassen – schließlich musste ich mir monatelang schon auf die Lippen beißen.
Wir wollten uns den Moment, auf den wir sooooooooo lange warten mussten, bestimmt nicht hier im Auto gönnen.
Ich sagte also schlagfertig zu Andreas: „ Siehst du, ich hab dir doch gesagt, dass das hier in der Gegend ist und auf unserem Weg nach Oklahoma liegt. Das ist mir jetzt egal was du willst. Denn wenn wir jetzt schon mal in der Gegend sind will ich auch mal übern Zaun gucken. Komm sei lieb und mache mir zuliebe mit.“
Andreas nuschelte sich „angenervt“ etwas zusammen in Richtung: ja ja von mir aus, aber nicht zu lange, mir geht das jetzt schon auf den Keks.
Von unserer Rückbank kam erst mal nichts, aber auch gar nix.
Hmmmmmmmm??? Ich dachte die beiden stimmen voll mit ein. Na gut dann eben nicht.
Kurz drauf hatte Moni mich „durchschaut“, dachte sie jedenfalls.
Das war doch geplant, sagte sie. Was sollte ich noch länger lügen: „Also gut ich gebe es zu, es hat mich gereizt einmal zu sehen wo die Reimanns wohnen, ich habe im Internet versucht die Adresse zu recherchieren und so in etwa weiß ich auch wo sie wohnen. Ich will ja nur mal gucken, vielleicht finden wir es ja auch nicht gleich. Ich suche bestimmt keine paar Stunden hier rum. Wir wollen heute schließlich noch nach Victoria und das nicht mitten in der Nacht. Wenn wir nun aber schon mal hier sind und einfach vorbei fahren würden, spätestens morgen würde ich mich ärgern, dass wir nicht wenigstens mal zum Moss Lake gefahren sind. Außerdem ist der See laut Google Earth nicht so groß (nö, gar nicht
), es sollte also zu finden sein. Wir versuchen es, wenn’s nicht klappt, dann sollte es wohl nicht sein.“ Punkt.
Der erste Einwand von hinten: Was ist wenn die zu Hause sind???
Meine Antwort: Heute ist Freitag, die sind bestimmt noch arbeiten oder einkaufen, wenn sie da sind sagen wir guten Tag und hauen schnell wieder ab.
Der zweite Einwand von hinten: Was ist wenn sie aber doch da sind und Konny rummeckert?
Meine Antwort: Lass ihn meckern, der wird uns nicht gleich fressen, was haben wir denn zu verlieren?
Der dritte Einwand von hinten: Im TV wurde gezeigt, dass Konny sich über ungebetene Gäste sehr aufregen kann.
Meine Antwort: Vor einigen Tagen hatte Moni noch bemerkt, der soll sich mal nicht so aufblasen mit seinem Gästehaus, der kocht auch nur mit Wasser, erst ein TV „Star“ sein wollen und jetzt die Fans vertreiben, dem würde sie was erzählen...
Wenn er sie beschimpfen würde, sie würde sich es nicht gefallen lassen.
Na das kann ja noch heiter werden...
Jetzt wurde sie auf einmal ganz klein mit Hut.
Wir bogen jedenfalls Richtung Moss Lake ab, jetzt waren es noch ca. 12 Meilen bis zum Ziel.
Es wurde wieder ruhig im Auto.
Plötzlich war er da. Der Moss Lake.
Nach ein paar Meilen bog ich links ein und siehe da, was für ein Zufall
, wir landeten genau vor Konnys Schulbus. Mittlerweile war es schon nach 18.30.
Harry hatte die Betreten Verboten Schilder schon gesehen und sagte: „Das kannst du doch nicht machen, du kannst doch nicht einfach aufs Grundstück fahren!“
Hallo, wir waren nicht auf dem Grundstück, wir haben am Straßenrand geparkt.
Das ist Amerika, ein freies Land, also dürfen wir hier auch parken.
Was jetzt kam, schlug dem Fass ja wohl den Boden aus.
„Wir bleiben hier, wir steigen nicht aus“...Bautz, damit hatten wir nicht gerechnet, wir erinnern uns noch einmal zurück:
Moni und Harry haben des öfteren gefragt, ob man dort nicht mal vorbeifahren könnte etc.
Nach einigem hin und her konnte Andreas seine Eltern überreden doch mal „kurz“ auszusteigen.
Ich sah Manu schon im Garten sitzen, ich hatte ihr vorher ein Foto von uns gemailt, damit sie überhaupt weiß wer da vor ihr steht.
Ich stand schon am Zaun und begrüßte Manu und Konny, der natürlich in seinem Blaumann da saß, als sich auch der Rest der Familie einfand.
Moni stellte sich brav vor und sagte, dass sie die beiden aus dem TV kennen würde und das wir, wo wir schon mal da sind, nur mal eben „Guten Tag“ sagen wollen. Wir seien auf der Durchreise nach Oklahoma und zufällig hier vorbei gekommen.
Konny blubberte etwas vor sich hin, so was wie: Ja ja, das kennen wir schon, komme mir manchmal vor wie im Zoo. Wollte nur meinen Feierabend etwas genießen bla, bla, bla
Moni entschuldigte sich für die Störung und wollte auch schon fast wieder zurück in unseren Equi springen, als sie von Konny höchstpersönlich auf ein Bier in der Hafenkneipe eingeladen wurde. Die Einladung galt selbstverständliche für uns alle vier.
Wir sind dann brav alle hinter Manu, Konny und Murphy (der süße Schäferhund) hergetrottet.
Harry hatte plötzlich nur noch eine Sorge: Warum habe ich ausgerechnet jetzt meine Kamera nicht dabei????
Ja, Harry komisch, eigentlich dachte ich sei schon am Handgelenk festgewachsen.
In der „world famous Hafenkneipe“ angekommen gab es erst mal für alle ein Bier.
Ich gönnte mir auch eins, obwohl ich ja noch fahren musste, aber Oklahoma ist ja nicht mehr weit.
Dann gab außer für mich noch ein Bier. Wir haben nett geplaudert, aber meine Schwiegereltern fühlten sich nicht so recht wohl. Sie wollten den beiden nicht den wohl verdienten Feierabend rauben.
Konny meinte es wäre nicht so schlimm, sie erwarten heute noch Gäste und müssten eh hier warten.
Nach ca. einer Stunde wollten wir aber doch aufbrechen, also machten wir uns auf den Weg nach oben zur Straße. Manu und Konny begleiteten uns. Auf Höhe des Gästehauses wurden wir gefragt, ob wir es uns einmal ansehen möchten. Ja klar wollten wir.
Aber bitte nur kurz und dann auch bitte die Schuhe ausziehen, damit die Gäste, die heute noch irgendwann eintreffen, es nicht mitbekommen.
Gesagt, getan.
Wir standen also im Gästehaus und plauderten weiter.
Moni und Harry waren total überwältigt, dass sie das Haus mal von innen ansehen durften – war auch eine Ausnahme, sagte Manu.
Plötzlich sagte Konny: „Sag mal Manu, wie heißen eigentlich unsere heutigen Gäste?“
Manu:“ Warte, ich sehe mal in meinem Notizbuch nach. Ach ja, hier steht`s. Harald und Monika.“
Was jetzt kommt hat keiner für möglich gehalten:
Moni guckt Harry an und sagt: „ Harry, das ist ja lustig, die heißen ja so wie wir:::“
Tja da hat es mir auch die Sprache verschlagen.
Um es deutlich zu machen hat Manu dann noch den Nachnamen genannt und um auch die letzten Zweifel zu beseitigen wurden unsere Namen auch genannt.
Na dann ist doch wohl alles klar.
Harry konnte es gar nicht glauben. „Mit so was macht man keine Scherze“ sagte er. Das fand ich auch.
Moni sprang erst Konny und dann uns um den Hals. Mit Tränen in den Augen bemerkte sie: „Wir fahren wohl dann nicht nach Oklahoma“ Volltreffer würde ich sagen.
Wir beichteten dann, dass wir die nächsten 3 Nächte hier verbringen würden.
Die Fassungslosigkeit war den beiden ins Gesicht geschrieben.
Ich glaube es war die schönste und am besten geplante Überraschung, die sie je bekommen haben. Und alleine dafür hat sich der ganze Aufwand gelohnt.
Am liebsten hätten sie den Rest der Familie zu Hause angerufen, um zu berichten. Wir konnten sie aber erfolgreich davon abhalten, denn es wussten ja schon alle Monate vorher.
Nachdem die beiden sich wieder einigermaßen unter Kontrolle hatten, gingen wir dann erst einmal zum Auto unser Gepäck holen.
Das Grundstück ist sehr steil und mittlerweile war es dunkel geworden.
Wir haben es aber geschafft wieder heil im Gästehaus anzukommen.
Abends haben wir noch mit Manu und Konny zusammen gesessen und unsere Unterhaltung fortgeführt.
Noch ein paar kurze Anweisungen von Konny- zum Beispiel worauf man bei der Klospülung achten sollte
oder dass wir bitte Rücksicht nehmen und oben am Trailer keine Fotos machen.
Da hat Harry wohl was falsch verstanden
In der Hafenkneipe konnte man sich bedienen, auch wenn keiner von den Reimanns anwesend war, die Getränke dann bitte am nächsten Tag aber auffüllen.
Ein fairer Deal, aber wir hatten ja alles dabei.
Wir besprachen noch kurz den Ablauf für den nächsten Tag, denn morgen wollen wir zu „Dangerous Dave“ fahren und ein Schießtraining absolvieren.
Es war ein aufregender Tag, den wir dann auf der Terrasse des Gästehauses ausklingen lassen.
Ich hab noch nie so viele Spinnen auf einem Fleck gesehen wie hier am Moss Lake, fast wie im Dschungelcamp. Das kann ja noch heiter werden...
Übrigens jetzt kann ich euch ja das große Geheimnis verraten:
Mein Hose ist tatsächlich angekommen – und das für „zarte“ 40,19$.
In Deutschland wäre es ein Maxibrief für 1,45 €gewesen.
Die Hose selbst war nicht mal so teuer.
Das nächste Mal bin ich schlauer