10. Tag
9. Oktober 2007
Portland, Maine – Boston, 184 Meilen
Ein echter Touritag, mit vielen Eindrücken und einem tollen Ziel. So könnte man diesen Tag zusammenfassen, glaube ich. Von Portland, ME, aus sind wir bei strahlender Sonne und mit hervorragendem Wetter am Atlantik unterwegs. Erstes Ziel ist mein Lieblingsleuchtturm – Nubble Light in Cape Neddick.
Ein malerischer Küstenort in der Nachsaison, morgens, herrlich. Und der Blick auf die kleine, vorgelagerte Insel mit dem Leuchtturm ist wirklich schön. Tatsächlich ist schon viel los, so dass wir ein gemeinsames Foto bekommen.
Trotz des lauen Winds bricht sich das Wasser an den Steinen der Küste. Wie rau muss das erst im Winter oder bei einem Sturm sein? Und wie muss es für die Einwanderer früher mal gewesen sein?
Nachdem wir uns von dem Leuchtturm losgerissen haben, geht es nach Kittery. Im Kopf – und auf der Kamera – das Bild eines tiefblauen Atlantiks. Kittery ist auch so ein Ort, der um ein Outlet herum lebt. Klar, dass wir auch einen Stopp zum eingelegt haben. Danach waren unter anderem ein Plüschlobster namens Snappy und ein T-Shirt in der Tasche.
Dann heißt es wieder einsteigen. John Herbert Jackson bringt uns nach Essex, MA.
Auf dem Weg gab es wieder die tollen Neu-England-Häuser zu sehen. Es ist schon eine besondere Architektur, diese Hütten. Ich könnte mir sofort vorstellen, in solch ein Haus einzuziehen. Am Besten in Massachussetts, dieser Demokraten-Hochburg.
Übrigens ist überall an der Küste gerade Wahlkampf. Das müssen Kommunalwahlen sein. Jedenfalls gibt es Bewerbungen für den Sheriff, Ratsleute und School-Committee-Members angepriesen. Nicht mit so dämlichen Wahlplakaten wie in Deutschland. Hier stecken tatsächlich nur kleine Schilder im Boden. Rot, weiß und blau, Name drauf, angestrebtes Amt, fertig. Das wäre doch auch mal etwas für die Deutschen, oder?
Ziel dieser Etappe war aber kein Wahl-, sondern ein Speiselokal. Ein sehr bekanntes.
Danke an das Forum für diesen Tipp!
Woodman's Restaurant. Clam Chowder und frittiertes Irgendwas – einfach lecker.
Es waren auch zwei andere Deutsche da, wie ich sie eigentlich eher am Teutonen-Grill erwarte. Nicht besoffen oder gröhlend. Aber arrogant und anmaßend. Die haben sich jedenfalls die deutsche Flagge an ihren Mietwagen gehängt und ihre Tischnachbarn zugetextet. Patriotismus ist ja ok. Die Amis dürfen hier auch an jede Ecke ihren Sternenbanner kleben. Es ist ihr Land. Aber das, was die beiden abgezogen haben, ist peinlich. Was soll denn das?
Wir jedenfalls sind mit vollem Magen wieder ins Auto geklettert und haben uns auf die North-Shore-Tour gemacht. So richtig wie die Touristen früher. Denn tomtom war noch im Mittagsschlaf und hat sich nur im Kreis gedreht. Es ging aber auch ohne. Rockport stand unter anderem auf dem Programm, auch Cape Ann.
Sehr malerische Orte. Wie in Büchern. Ach nee, wie schön.
Nach der Umrundung des North Shore geht es dann hex, hex ins Zentrum der Dunklen Macht. Ins selbst inszenierte. Nach Salem, MA. Die Hexenhauptstadt mit der grausamen Geschichte ist aber eher ein Verkaufszentrum mit mystischem Anstrich. Zwar haben die Geschäftsleute und die Stadt sich wirklich Mühe gegeben und sind nicht überkandidelt oder so. Hübsch ist Salem allemal.
Weniger hübsch ist aber der Autoverkehr. Der Weg von Gloucester nach Salem ist echt nervig. Nicht der Straße wegen. Die ist in einem US-typisch guten Zustand. Aber die anderen Autofahrer sind der Meinung, alles zu dürfen. Schlimmer als deutsche Rentner, die ja immer und überall Recht haben mit ihren 800 Jahren Erfahrung. Hier in Salem also verzweifelt man fast am Verkehr, und wir sind noch nicht einmal in Boston. Dort soll das doch echt grausam sein. Aber hey: I drove Manhattan.
Nach dem Spaziergang durchs Hexenstädtchen nahm unser SUV – 17 Gallonen Tankinhalt und echt groß – dann Kurs auf Boston, die schöne Lady am Atlantik. Ok, sagt man. Aber wird schon so sein.
Die Fahrt war entgegen aller Erwartungen dabei sogar angenehm. Selbst tomtom schien sich auf die Stadt zu freuen und führte und klaglos ans Ziel. Das Hotel liegt direkt in der Back Bay, nebenan ist der Hancock-Tower. Wow. Beim Blick aus dem Fenster können wir sogar Denny Crane bei der Arbeit zusehen
. Irre, was man so aus dem Fernseher kennt.
Die Unterkunft ist in einem ehemaligen YWCA eingebaut. Das ist im Prinzip nicht schlecht – wäre das sogenannte Doppelzimmer nicht eigentlich eher ein Schuhkarton. Die Möbel sind einfach, das ist in Ordnung. Die Klimaanlage ist aber schon am Tag schön laut. Das enttäuscht. Ich denke aber, dass die schöne Stadt das wieder wettmachen wird. Ein erster Eindruck war die Stippvisite im Prudential Center – der Turm hatte natürlich geschlossen, weil so ein Reicher den gemietet hatte – und einem Shaw's Supermarkt, in dem es unter anderem Oreo-Joghurt zu kaufen gab.
Wahnsinn, dieses Land.
Hotel: Hotel 140 , 140 Clarendon St., Boston, MA, 02116
So, morgen werden wir uns Boston mal genauer angucken, mal sehen, was diese Stadt zu bieten hat.
Viele Grüße
Frank und Antje