4. Tag, Dienstag
Die Nacht war herrlich, wir hatten das Fenster einen Spalt weit offen, vom Atlantik pfiff ein frischer kalter Wind ins Zimmer, und wir lagen schön warm in unserem Bett. Am Frühstückstisch unterhielten wir uns mit zwei Kanadiern lange über die Fußball-WM, deren Beginn wir leider nur aus der Ferne miterleben können.
Der Hauptgrund unseres Aufenthaltes in Twillingate ist die Hoffnung, Eisberge beobachten zu können. Der Ort nennt sich selbst „Iceberg Capital of the World“, und es gibt wohl wirklich Zeiten, in denen Eisberge sich im Frühsommer bis in die Notre Dame Bay verirren. Leider war dies in diesem Jahr nicht der Fall, und so fuhren wir nach dem Frühstück zum Longpoint Lighthouse.
Dieser Leuchtturm liegt direkt am offenen Atlantik an der sogenannten Iceberg Alley.
Es hatte zwar aufgehört zu regnen, aber dort am Aussichtspunkt pfiff ein eisiger Wind, der uns nach ein paar Minuten wieder zurück ins Auto trieb. Es waren leider auch keine „bergs“ zu sehen, wie Ihr Euch selbst überzeugen könnt.
Wir fuhren dann ein wenig im Ort herum und stießen auf den Startpunkt des Wanderwegs zum French Beach. Auf dem Weg dorthin galt es, abenteuerliche Pfützen zu umwandern. Die Wanderschuhe waren leider im Kofferraum geblieben, warum schleppen wir die Dinger eigentlich mit uns herum?
Anschließend ging es in eine Fish-and-chips-Bude, der cod (Kabeljau) ist hier allgegenwärtig und immer frisch. An der Wand gab es eine anrührende Geschichte zu lesen: Die Tochter der Besitzerin hatte im Jahre 2003 eine Flaschenpost in den Atlantik geworfen und zwei Jahre später Antwort aus Norwegen bekommen. Hier kommt das Meeresgetier an Land, bevor es auf unserem Teller landet:
Am Nachmittag fuhren wir viel spazieren und klapperten die umliegenden Dörfer ab. Hier an den Küsten gibt es unzählige kleine Fischerdörfer, sogenannte Outports, die bis in die 60er Jahre des 20. Jahrhunderts hinein nur über das Meer erreichbar waren.
Die Einwohner dieser Orte haben sehr unter dem Fangverbot für Kabeljau, dem sog. „Cod Moratorium“ von 1992 zu leiden, stellte der Kabeljaufang doch ihren Lebensunterhalt sicher. Heute sind bestimmte Fangmethoden verboten, und es gelten strenge Fangquoten in der Hoffnung, dass die Fischbestände sich wieder erholen. Niemand hätte es wohl für möglich gehalten, dass der Atlantik eines Tages quasi leer gefischt sein könnte, so groß war früher der Reichtum der Fischgründe.
Abends gingen wir wieder in unser Harbourview Restaurant. Vielleicht traut sich schon jemand von Euch an Hummer heran? Hiermit werden die Tiere übrigens gefangen:
Gute Nacht bis morgen!