14. Tag, Freitag: Gander – Port Rexton
Wir wurden geweckt von fetten Regentropfen, die gegen die Scheiben klatschten. Eigentlich finde ich das sehr gemütlich. Das Frühstücksbuffet war etwas kärglich: Toast, Margarine, Marmelade, Orangejuice und Kaffee. In einem winzigen Raum, in dem mir die Klimaanlage kalte Luft in den Rücken blies, nahmen wir das einfache Mahl ein. Der Dauerregen schlug auf die Stimmung. Wir hatten zuerst überlegt, ob wir uns das Luftfahrtmuseum hier in Gander anschauen sollten. Gander muss in den 50er und 60er Jaren ein wichtiger Flughafen für Transatlantikflüge gewesen sein, von Europa kommend ist es der erste internationale Flughafen gewesen, der zu erreichen war. Wir kennen zwei Leute, deren einziger Kontakt mit Neufundland eben dieser Flughafen nach einer Atlantiküberquerung war. Wir gingen nicht in das Museum, sondern fuhren bei strömendem Regen Richtung Port Rexton, das nur etwa 200 km entfernt war. In Trinity, einem kleinen Nachbarort von Port Rexton, bestaunten wir hunderte von blauen und weißen Plastikbehältern, die in der Bucht schwammen.
(Dieses Foto entstand am nächsten Tag, wie Ihr am Wetter sehen könnt).
Es sah aus wie ein Kunstwerk von Christo.
Trinity, ein kleines Fischerdorf mit etlichen Gebäuden aus der Jahrhundertwende, was hier quasi uralt ist, erreichten wir gegen 13:00 Uhr. Nach einigem Hin und Her fanden wir ein sehr nettes Restaurant, in dem wir uns erstens über das komische Englisch der Bedienung wunderten und uns zweitens an herrlich frischem Seafood erfreuten.
Nach dem Essen fuhren wir in das nahe gelegene Hotel. Hier wurden wir sehr freundlich begrüßt, die Dame an der Rezeption erklärte uns den Weg zu unserem Gebäude, welches wir auch sehr schnell fanden. Das Zimmer war picobello, aber in einer Weise steril. Das Hotel gehört zwei Architekten, und das merkt man der Anlage auch an. Wenig erfreut waren wir über das Gäste-Manual. Zitat: We have provided you with binoculars for your stay. You are welcome to take these with you, as you travel around the area. But don´t forget to leave them in your room, when you depart. The cost for packing and mailing them back to us is high. Und tausende andere Anweisungen und Belehrungen mehr. Unter anderem wurde empfohlen, 20 % gratuity auf den Zimmerpreis zu zahlen.
Das Wetter wurde immer schlechter, draussen heulte der Sturm. Wir fingen an, uns das Spiel Mexico gegen Angola anzuschauen, aber um 17:00 wollten wir dann doch noch mal raus, und so fuhren wir zum Cape Bonavista. Auf der Fahrt dorthin besserte sich das Wetter merklich, wenn auch die liebe Sonne sich nicht blicken ließ. Auf dem Rückweg kurzer stop im Foodland, wo wir uns mit beverages versorgten.
Zurück in Trinity gingen wir in das andere Restaurant des Ortes, wo ich mich wiederum an Lobster herantraute. Wir holten uns dann noch eine Flasche Wein im örtlichen Liquor Shop, checkten unsere mail im Hauptgebäude des Hotels und gingen dann in unser Zimmer. Ich machte noch einen kleinen Spaziergang, mittlerweile war das Wetter sehr gut geworden. Wir hoffen auf gutes Wetter morgen.
15. Tag, Sonnabend: Port Rexton
Ich wachte um 5:00 Uhr bei herrlichstem Sonnenschein auf. Wir blieben dann noch bis 9:00 Uhr in der Koje und beschlossen dann, die Frühstücksfacilities hier zu boykottieren und spekulierten darauf, in Trinity ein Frühstück zu bekommen. Trinity ist ungefähr 10 Fahrminuten entfernt und empfing uns mit strahlendem Wetter.
Was für ein Gegensatz zu gestern. Wir hofften in dem Restaurant von gestern Abend ein Frühstück zu bekommen, aber der Laden war leider geschlossen. Wir bummelten dann zur Kirche die geöffnet hatte und die wir uns anschauten, ziemlich groß für so einen kleinen Ort.
Auf dem Weg zum lokalen Supermarkt, wo wir auf einen Kaffee hofften, begegnete uns ein Mädchen, das uns zurief:" 28 degrees for the next two days!" Schöne Aussichten! In dem Supermarkt fanden wir zwar Milch, aber für mich gab es keinen Kaffee ... und das im Tim-Horton´s-Land.
Ohne Kaffee und Frühstück im Magen ging es dann zu der Filmkulisse der Fernsehserie „Random Passage“.
Wir machten die Führung zusammen mit einem kanadischen Ehepaar. Und ich denke mal, dass die Hütten der Realität des Lebens im 19. Jahrhundert ziemlich entsprachen, es muss ein fürchterlich karges und entbehrungsreiches Leben gewesen sein.
Wir überlegten dann noch, ob wir die Serie auf DVD kaufen sollten, aber ich bin mir nicht sicher, ob sich nordamerikanische DVD´s bei uns abspielen lassen.
Noch immer ohne Frühstück fuhren wir zurück nach Trinity, wo wir dann gleich zu Mittag aßen. Wieder sehr lecker. So gestärkt fuhren wir erneut zum Cape Bonavista. Der Eindruck heute war ein ganz anderer als gestern. Bei strahlendem Sonnenschein stand die Szenerie in krassem Gegensatz zur wilden Urwüchsigkeit des gestrigen Tages. Wir gingen zum Leuchtturm
und zu einer Klippe, und schließlich zum Denkmal von John Cabot,
der hier an dieser Stelle angeblich gelandet sein soll und Neufundland für die englische Krone in Besitz genommen hat.
Weiter gings zum nahegelegenen Ryan Premises.
Eine Ansammlung von 5 Häusern, die für die Fischwirtschaft des 19.Jahrhunderts typisch waren und als Museum erhalten blieben. Wir waren sehr beeindruckt von einem Film über die Kabeljaufischerei in den 30er Jahren. Unglaublich, welche Massen damals in harter körperlicher Arbeit aus dem Meer gezogen wurden. Im Museum war sogar eine deutsche Fischkonservenverpackung ausgestellt: Kabeljaufilet, praktisch grätenfrei. Nach dem Besuch dieses Museums hatten wir aber wirklich genug über Cod, ausgesprochen: Kähd, gehört.
Im Andenkenladen wurde allerlei Schnickes gekauft, unter anderem ein Kochbuch mit neufundländischen Rezepten. Nach einem netten Smalltalk mit den beiden girls dort machten wir noch einen scenic drive, der ganz schön war, und landeten dann wieder in unserem Restaurant in Trinity, wo wir dummerweise Steak statt Fisch bestellten. Viel Gegnabbel. Im angeschlossenen Souveniershop erwarben wir dann allerdings ein paar sehr schöne Keramikkacheln mit diversen Früchten und ein Bild, das ich richtig schön finde.