Bitte alle einsteigen, es geht weiter! Heute besuchen wir noch einmal den Olympic NP, erreichen zum ersten mal wirklich die Pazifikküste und überqueren am Abend mit dem Auto ein Wunderwerk der Ingenieurstechnik (welches auch schon in einem Bilderrätsel gesucht wurde). Viel Spaß dabei!
Samstag, 30.8.08: Forks - AstoriaUnbehelligt von Vampiren, Werwölfen und sonstigem Getier haben wir eine ruhige Nacht verbracht. Beim Auschecken erkundigen wir uns noch, wo die Forks High School zu finden ist - ein wenig Twilight-Tourismus muss schließlich schon sein, wenn man schon mal da ist. Die Schule ist aber recht enttäuschend: Sie sieht ganz anders aus, als im Buch beschrieben, außerdem hat sie schon seit Jahren geschlossen. Ein Laden auf der gegenüberliegenden Straßenseite zieht allerdings mächtig Profit aus seiner Lage: Die Schaufenster sind gefüllt mit Zeitungsausschnitten über Twilìght und Gegenständen, die irgendwie mit den Büchern zu tun haben, dazwischen schläft eine dicke Katze. Was der Laden eigentlich verkauft, können wir nicht herausfinden.
Forks High School Wir verlassen Forks in Richtung Süden. Die Straße führt zunächst durch bewirtschafteten Wald, stückweise auch durch den Olympic National Forest. Dann biegen wir auf die Upper Hoh Street ab, auf der wir wieder den Nationalpark erreichen. Auf dem Parkplatz des Hoh Rain Forest Visitor Center stellen wir unser Auto ab, um zwei kurze Trails zu laufen.
Der Spruce Nature Trail führt durch ein altes Flussbett, das langsam vom Regenwald zurückerobert wird. Noch eindrucksvoller ist aber der Hall of Moss Trail. Dieser führt durch einen ausgewachsenen Regenwald voll mit alten, moosüberwucherten Bäumen. In vielen kleinen Tümpeln und Bächen setzt sich der dichte Pflanzenbewuchs der Umgebung fort. Besonders fasziniert sind wir von der Maple Grove, einer Gruppe moosbehangener Ahornbäume.
Auf dem Spruce Nature Trail Auf dem Hall of Moss Trail Maple Grove Auf dem Rückweg zum Visitor Center sehen wir eine große Eule, die lautlos von Baum zu Baum fliegt. Als sie einmal für längere Zeit auf einem Ast sitzen bleibt, gelingt es Dirk ein Foto zu machen. Dieses zeigen wir im Visitor Center einer Rangerin um uns zu erkundigen, um was für eine Eule es sich handelt. Wir erfahren, dass es sich um eine Barred Owl handelt. Diese Eulenart ist eigentlich weiter östlich heimisch, dringt aber immer weiter nach Westen vor und verdrängt die dort beheimatete Spotted Owl. Noch ist sich die Nationalparkverwaltung nicht ganz klar, wie sie nun mit diesen Vögeln verfahren soll.
Eule im Olympic National Park Wir verlassen den Park wieder, halten aber kurz hinter der Parkgrenze im Tal des Hoh River noch einmal an, da wir hoffen bei dem mittlerweile deutlich verbesserten Wetter doch einen Blick auf den Mount Olympus zu erhaschen. Dieser hüllt sich aber stur weiterhin in Wolken. Dafür kommen wir mit einem Ehepaar aus Tennessee ins Gespräch, die ebenfalls darauf warten, dass die Berge sich zeigen. Als sie hören wo wir herkommen, erzählen sie, dass sie sich vor 33 Jahren in Deutschland kennen gelernt haben, als sie beide als Soldaten bei Schweinfurt stationiert waren. Er war ihr zu Hilfe gekommen, als ihr auf der Autobahn das Benzin ausgegangen war…
Wir verabschieden uns und fahren zurück auf die US101. Diese biegt nun ab in Richtung Küste. Diese gehört wieder zum Nationalpark. Wir halten am Ruby Beach. Auf einem kurzen Pfad gelangt man hinunter zum Strand, der malerisch mit angeschwemmten Baumstämmen bedeckt ist. Vor der Küste stehen einige vorgelagerte Felseninseln.
Ruby Beach Wir machen noch einen Abstecher auf die Gravel Road zum Big Cedar Tree. Dieser uralte Baum mit einem Durchmesser von fast sechs Metern ist unglaublich beeindruckend.
Da uns die in der Nationalparkkarte eingezeichneten Kalaloch Rocks so reizen halten wir auch in Kalaloch. Diese Felsen entpuppen sich als recht unspektakulär, der Blick aufs Meer lohnt sich aber trotzdem.
Nun biegt die US101 wieder ins Landesinnere ab. Bevor wir dem Olympic National Park endgültig den Rücken kehren, machen wir noch einen kleinen Abstecher zum Südufer des Lake Quinault, wo eine schöne alte Lodge steht.
Lake Quinault Dann geht es weiter nach Süden durch scheinbar endlose Wälder. Dirk hat festgestellt, dass unser frisch eingetauschtes Auto schon wieder nach einem Ölwechsel schreit. In Aberdeen halten wir also an einer Werkstatt. Der Werkstattbesitzer gleicht einem alten Piratenkapitän, ist aber sehr nett. Als wir bezahlen, fragt er uns, aus welchem Teil von Georgia wir denn kommen. Georgia? Wir? - Ach, das Kennzeichen…
Auf der Weiterfahrt wählen wir die Route im Landesinneren nach Raymond. Diese Stadt zeichnet sich dadurch aus, dass entlang ihrer Straßen die Geschichte des Nordwestens mit hübschen, an Laubsägearbeiten erinnernden, Bronzefiguren dargestellt ist.
Hinter Raymond folgt die US101 wieder der Küste. Dennoch bekommen wir nicht gerade viel vom Meer zu sehen.
In Ilwaco halten wir an, um zum Leuchtturm von Cape Disappointment zu laufen. Beim Leuchtturm angekommen, stellen wir fest, dass dieser zwar sehr schön ist, allerdings nicht Cape Disappointment, sondern North Head, ein Kap weiter nördlich. Wir fahren also weiter zum nächsten Kap. Der Weg zum Leuchtturm ist sehr schlammig und rutschig, lohnt sich aber allemal.
Leuchtturm am Lake Disappointment Für den Namen des Kaps gibt es mehrere verschiedene Erklärungen, zwei davon gehen auf Lewis und Clark zurück. Nach der ersten bestand die Enttäuschung darin, dass die Expedition, als sie hier ihr Winterlager aufschlagen wollte, beständig schlechtes Wetter hatte, woraufhin sie auf das andere Ufer des Columbia River ausgewichen sind. Die zweite Version berichtet, dass Lewis und Clark planten, nicht auf dem Landweg zurückzukehren, sondern von einem der westlichen Schiffe mitgenommen werden wollten, die hier verkehrten, von diesen aber nicht bemerkt wurden. Nach der Lektüre der Tagebücher von Lewis und Clark erscheinen uns die anderen Versionen wahrscheinlicher, nach denen das Kap seinen Namen schon in den 1780ern von einem britischen Pelzhändler bekam, der hier entweder nach einer angeblichen Flussmündung suchte, die nicht existiert, oder auf einer Sandbank Schiffbruch erlitt. - Wo auch immer der Name herkommt, für uns hatte das Kap keine Enttäuschung parat.
Wenig südlich von Cape Disappointment erreichen wir die breite Mündung des Columbia River, die von einer beeindruckenden Stahlbrücke überspannt wird. Über diese Brücke erreichen wir die Stadt Astoria und damit Oregon.
Auf der Brücke über den Columbia River Wir durchqueren Astoria und fahren weiter nach Süden nach Fort Clatsop, dem Winterlager der Lewis-und-Clark-Expedition. Das Fort wurde originalgetreu nach Plänen aus den Tagebüchern wieder aufgebaut. Tagsüber finden hier Reenactments statt, doch heute ist es schon so spät, dass nur noch ein einzelner Mann in historischem Kostüm von den Nahrungsproblemen der Expedition in ihrem Winterlager erzählt. Wir hören ein wenig zu und gehen dann zum Visitor Center. Dort gibt es eine interessante Ausstellung zum gesamten Expeditionsverlauf. Leider haben wir zu wenig Zeit, diese ausgiebig zu betrachten, denn das Fort macht gleich zu.
Fort Clatsop Wir verlassen mit dem Auto den Park und fahren zum Parkplatz von Netul Landing, etwas weiter südlich, wo wir das Auto vor der Schranke abstellen. Von hier aus kann man entlang des Lewis and Clark River in Richtung Fort zurücklaufen zu der historischen Kanuanlegestelle, wo einige nachgebaute Kanus ausgestellt sind.
Bei Netul Landing Nach diesem schönen Spaziergang fahren wir zurück nach Astoria. Wir durchqueren die Stadt, deren Straßennetz, ohne Rücksicht auf die dortigen Hügel in strengem Schachbrettmuster verläuft.
Unser Motel, das Crescent Inn, liegt ein wenig außerhalb und bietet einen wunderbaren Blick auf die Flussmündung und die riesige Stahlbrücke. Wir werfen unsere Wäsche in die Waschmaschine und genießen von der Terrasse aus den Sonnenuntergang, der allerdings von einigen Wolken getrübt wird. Während die Wäsche trocknet, fahren wir schnell noch einmal in die Stadt, um etwas zu essen zu besorgen und sind gerade noch rechtzeitig zurück, ehe der Waschraum für die Nacht schließt.
Sonnenuntergang an der Mündung des Columbia River Fortsetzung folgt...
Schöne Grüße,
Dirk