11. Tag – 19. Juli 2006 – Grants/FarmingtonUoops. Hätten wir doch fast vergessen die Uhren wieder umzustellen. Seit gestern sind wir doch in New Mexico. Da uns das erst nach dem Frühstück auffällt, dürfen wir uns heute nicht zu den Frühaufstehern rechnen. Zum Frühstück gab es übrigens neben den Cerealien und dem Marmeladentoast, leckere Do-it-your-self-Waffeln. Derart gestärkt fahren wir bis nach Thoreau auf der alten Route 66. Teilweise weniuger als 50 Meter von der Trasse des Interstate entfernt, wird das Dilemma hier besonders deutlich. Tankstellen, Motels, Werkstätten und Häuser an der alten Mother-Road verfallen, während der schnelle Durchgangsverkehr über die Interstate braust. Ich habe in den letzten drei Tagen so viele verlassene und abbruchreife Häuser gesehen, so viele Schrottautos am Wegesrand, wie selten in meinem Leben. Und zu jedem Gebäude, zu jedem Auto gehört ein Schicksal, eine Geschichte. Wenn die erzählen könnten....
In Thoreau verlassen wir die 66 und biegen ab in Richtung Norden. Raus aus der Schlechtwetterzone – vor uns der blaue Himmel. Der Highway zieht sich endlos. Ab und an eine armselige Baracke etwas abseits der Straße. Drei, vier Autos, meist in Schrott reifem Zustand davor. Wer lebt freiwillig in dieser Einsamkeit? Zwei streunende Hunde queren vor uns in aller Gelassenheit die Straße und zwingen mich zum bremsen. Und weiter geht es geradeaus. Die Landschaft wechselt. Mal felsig, mal weite Prärie bis zum Horizont. Mal vertrocknet braun, mal ins grünliche wechselnd. Ab und zu einige Pferde oder Rinder. Kaum Menschen. Wir „fressen“ die Meilen. Dann der ersehnte Hinweis. Hier müssen wir abbiegen. Auf eine Gravelroad – fast ausschließlich Kieselsteine. Erinnerungen werden wach. Wird unser geflickter Reifen halten ? Nach zwei Meilen langsamer Fahrt erreichen wir den Parkplatz an den Bisti Badlands. Irgendjemand hat geschrieben: Du steigst aus und fragst dich, was soll ich hier ? Genau das kommt uns in den Sinn. Es ist heiß, totenstill und – na ja, Schönheit liegt im Sinne des Betrachters. Im Eisenkasten fehlt das Trailregister. Schade, gerne hätten wir nachgeschaut, wann der letzte Besucher an diesem ungastlichen Ort war.
Wir schlängeln uns durch den Zaun und erforschen die Bistis. Fast zwei Stunden sind wir unterwegs, aber der Funke ist bei keinem von uns so richtig übergesprungen.
In der ganzen Zeit haben wir nun einen kleinen gelben Falter gesehen. Keinen Vogel, keine Eidechse, keine Fliege – nur zahlreiche Hinterlassenschaften von Rindern, die hier in der Hitze keine Chance haben zu kompostieren. Ein merkwürdiger Ort - aber schön ? In meinen Augen gibt es schönere Fleckchen Natur auf dieser Erde. Aber über Schönheit kann man bekanntlich trefflich streiten. Auch wenn ich jetzt vielleicht gesteinigt werde: Mein Ding sind die Bistis nicht.
Wir sind froh, als wir wieder auf dem Highway sind. Die Reifen haben gehalten. Mit 65 Mph geht es nun in Richtung Farmington. Nach einer Bergkuppe sehen wir plötzlich zum ersten Mal seit langem wieder Landwirtschaft größeren Ausmaßes vor uns. Riesige bewässerte und daher kreisrunde Felder in saftigem Grün. Was für ein Unterschied zu den bisher vorherrschenden Farben. Im Westen, am Horizont können wir den Shiprock, den heiligen Berg der Ureinwohner ausmachen. Und vor uns liegt Farmington. Die Stadt ist größer als von uns erwartet. Fast alle großen Fastfood-Ketten sind vertreten. Wir kehren bei IHOP ein und schlagen uns die Bäuche voll.
Danach manchen wir noch einen Abstecher nach Aztec und schauen uns dort die imponierenden Ruinen an.
Dank Nationalpark-Pass brauchen wir hier (wie auch am El Morro National Monument) keinen Eintritt zu bezahlen. Damit hat sich der 50$ teuere Pass schon jetzt für uns gelohnt. Das Nationaldenkmal „Aztec Ruins National Monument“ wurde im Jahr 1928 gegründet und erstreckt sich über ein Geläde von knapp 332 Hektar. Die ersten euro-amerikanischen Siedler nahmen irrtümlich an, dass die Menschen, die diese Dörfer anlegten, Azteken waren und nannten daher sowohl die Ruinen als auch die Stadt Aztec. Zu besichtigen sind innerhalb der Ruinen noch komplett erhaltene Räume sowie die große um 1930 komplett rekonstruierte große Kiva.
Etwa um 1111 wurde das erste Pueblo hier errichtet. Das Gebäude hatte drei Stockwerke, umfasste über 400 Räume und mehrere Kivas, darunter auch die Große Kiva. Rund 200 Jahre später verließen die Menschen Aztec. Die genauen Gründe dafür sind nicht bekannt.
Wir übernachten im Days Inn in Farmington, dass leider keinen Pool hat.