Ich hatte Eure Berichte immer so in Erinnerung, dass ihr viel Wert auf individuelle B&Bs für die Übernachtungen gelegt habt. Jetzt lese ich nur noch von Hotels. Gibt es Gründe für den "Sinneswechsel"?
Ein aufmerksamer Leser
. Allerdings stehen wir ja gerade erst am Anfang. Aber auf dieser Reise war tatsächlich kein einziges B&B dabei (das einzige ursprünglich gebuchte war in Globe und ist der Umplanung zum Opfer gefallen). Das ist aber kein Sinneswechsel - eher eine Frage des Angebots an der Route. Mehr oder weniger grob geschätzt haben wir meist einen Anteil von je 1/3 B&B, individuelle Hotels und Standardhotels. Diesmal hatten wir 13 von 20 Übernachtungen in acht Hotels, die wir von früher schon kannten und wo wir zufrieden waren. Das sind zugegebenermaßen überwiegend Standardhotels, aber auch das White Swan Inn, das es an Individualität und Kontakt unter den Gästen mit jedem B&B aufnehmen kann. An diesen Orten habe ich keine Alternativen gesucht (z.T. gäbe es auch keine: Yosemite, Death Valley).
Von den sechs neuen Quartieren waren vier kleine individuelle "Boutique-Hotels"; drei davon entlang der Küste kennt Ihr schon. Eines kommt ganz zum Schluß. Sie haben mir vom Beschrieb her einfach besser gefallen als die in der Umgebung angebotenen B&Bs. Außerdem spielten natürlich auch die Preisgestaltung und die Verfügbarkeit zu unseren Reiseterminen eine Rolle.
6. Tag Dienstag 07.10.2014: San Francisco
Wir haben gut geschlafen und begeben uns zum Frühstück in den Souterrain. Auch das Frühstück knüpft an die Erfahrungen der früheren Aufenthalte an: gut und reichhaltig.
Wir hatten für den eintägigen Aufenthalt in San Francisco verschiedene Alternativprogramme in petto: lockerer Stadtrundgang, Rundfahrt nach Stinson Beach, zu den Marine Headlands und zum Mt Tamalpais oder Schifferlfahrt nach Sausalito. Wir beschließen, einen halbwegs bequemen Tag einzulegen, das Auto beim Valet zu lassen und auf die Ausflüge in die Umgebung zu verzichten. Statt dessen wollen wir gemütlich und zunächst ohne konkretes Ziel in der Stadt umherstreifen.
Wir starten zu Fuß und lassen uns zunächst in Richtung Chinatown treiben. Schon beim zweiten Geschäft bleibt Marianne hängen und muß dringend Lampions für meine Enkelkinder kaufen – na ja, 4 Stück für 10 USD kann man schon mitnehmen. Wir bewundern einige der Murals, die sich u.a. mit der Geschichte von Chinatown befassen.
San Francisco, Powell Street
San Francisco, Mural in Chinatown - man beachte rechts den Straßenmusikant
San Francisco, Mural in Chinatown - Stadtplan mit Horoskop
San Francisco, Mural in Chinatown
Als nächstes steuern wir Little Italy an - es liegt ja ohnehin in der Verlängerung von Chinatown sozusagen an unserem Weg. Von dort geht es weiter zum Washington Square, den sich Schulklassen auf der einen Seite und eine Gruppe von Qigong-Aktivisten auf der anderen Seite teilen. An einer Ecke steht eine schier unendliche Schlange vor einer Eingangstüre: da warten etwa 25 - 30 Leute vor einem offenbar aktuell angesagten Szenecafe (Mama's) auf ihre Frühstücksmöglichkeit - mir würde allerdings in einer Wartezeit von (laut Kritiken) 1 1/2 - 2 Stunden der Appetit auf jedes noch so gute Frühstück vergehen. Aber wir sind ja ohnehin vom Hotel her gut versorgt gewesen.
Wir gehen lieber die steile Filbert Street hinauf bis zum Coit Tower. Da der Aufzug funktioniert (2005 mußten wir die Treppe hoch), fahren wir auf die Aussichtsplattform rauf. Der phänomenale Blick auf die Stadt, die Bay und natürlich die Golden Gate Bridge ist auch dann wieder atemberaubend, wenn man schon mehrfach hier war. Ein paar der Fenster sind geöffnet, so daß man ohne Spiegelungen herausfotografieren kann (die dunklen Flecken sind offenbar Dreck
im Objektiv - sie schleppen sich durch alle Bilder mit der kleinen Kamera).
San Francisco, Blick auf den Russian Hill
San Francisco, Mama's on Washington Square - offenbar zur Zeit ein angesagtes Szenecafe
San Francisco, Filbert Street
San Francisco, Coit Tower
San Francisco, Blick vom Coit Tower auf den Financial District
San Francisco, Blick vom Coit Tower auf die Golden Gate Bridge
San Francisco, Blick vom Coit Tower auf Alcatraz
Abwärts gehen wir über die Filbert Steps vorbei an vielen hübschen Gärten und viktorianischen Häusern. Hier möchte man gerne wohnen - aber nur solange man gutu Treppen steigen kann. Nach dem letzten steilen Treppenstück schauen wir kurz in den Factory Store von Levis rein und stellen fest, daß die auch nichts besseres haben als die Outlets – nur teurer.
Hunger kommt allmählich auf, so daß wir auf kürzestem Weg die Samsone Street entlang den Financial District anpeilen. Dort finden wir nach kurzer Orientierung wieder "unsere" Freßgasse – den Belden Place. Das ist eine kleine autofreie Verbindungsgasse zwischen Bush und Pine Street, die praktisch nur aus Restaurants der verschiedensten Geschmacksrichtungen besteht, die alle auch Plätze im Freien anbieten. Wir haben uns diesmal schon zuhause das Cafe Tiramisu ausgeguckt, das wir noch nicht kennen und das ganz gute Kritiken aufweist. Wir essen ausgezeichneten Schwertfisch – überhaupt nicht trocken, und dazu ein Glas Rosé und eine Flasche Pellegrino sowie abschließend einen authentischen Espresso.
San Francisco, Wohnhaus an den Filbert Steps - wenn die vielen Stufen nicht wären, könnte mich das reizen
San Francisco, Transamerica Pyramid
San Francisco, Royal Insurance Building
Angesichts der ständig mit herumgeschleppten Lampions ist mir eingefallen, daß ich vor knapp 30 Jahren für meine Kinder aus San Francisco ganz nette Drachen mitgebracht hatte (auch flatterten damals überall über der Stadt solche langgezogene Drachen) – das wäre doch auch was für Enkel und Neffen. Wo bekommt man so etwas – doch wohl in Chinatown. Also machen wir uns nochmals dorthin auf den Weg. Wir finden aber nur absolute Scheußlichkeiten, so daß wir nichts kaufen. Statt dessen gehen wir zurück in Richtung Union Square mit einem kurzen Einkaufsstop bei Banana Republic. Am Union Square suchen wir Macys auf und fahren bis ins Obergeschoß zur Cheesecake Factory. Die langen Warteschlangen stören uns nicht – wir sind ja satt. Wir mogeln uns an den Leuten vorbei auf die Terrasse und genießen von dort den Blick auf den Square.
San Francisco, Mural in Chinatown
San Francisco, Drachentor - der südliche Eingang zur Chinatown
San Francisco, Union Square
San Francisco, Herz am Union Square
Eigentlich wollten wir anschließend zurück ins Hotel und die Füße hochlegen. Als aber eine nur mäßig besetzte Cable Car unseren Weg kreuzt, entschließen wir uns spontan, doch an der nächsten Haltestelle eine Bahn zu kapern und bis Ghirardelli Square zu fahren. Vielleicht gibt's ja dort gescheite Drachen (zumal ich mich erinnerte, seinerzeit dort eingekauft zu haben). Beim Stromern durch die Geschäfte wird diese Hoffnung allerdings schnell enttäuscht. Wo sind nur die eleganten Drachen geblieben, die vor 30 Jahren überall über der Stadt zu sehen waren?
San Francisco, Cable Car
San Francisco, Cable Car-Schienen
Auf den Steinstufen an der Waterfront lassen wir uns bei einer kurzen Pause die Sonne auf den Pelz scheinen, dann marschieren wir an der rummeligen Fishermens Wharf vorbei bis zur Taylor Street und nehmen Kurs auf die dortige Cable Car Station.
San Francisco, Waterfront mit Balclutha im Vorder- und Alcatraz im Hintergrund
Die Wartezeit ist ziemlich lange, nicht nur wegen der Länge der Schlange, es kommt nur ewig lange keine neue Bahn, so daß wir wenig davon haben, daß wir schon mit der zweiten mitkommen. Bei der Bush Street steigen wir aus und gehen zum Hotel, wo wir im Zimmer eine kurze Pause einlegen. Kurz nach 17:00 gehen wir wieder in den Souterrain. Heute gibt es zum Wein Frischkäse mit Dips & Brot. Die französischen Schotten von gestern sind auch wieder da, später gesellt sich noch ein Paar aus Australien dazu und wir verratschen uns total. Erst nach 21:00 gehen wir zurück aufs Zimmer und fallen müde ins Bett.
0 Meilen