20.6.2012:Der Tag begann natuerlich mit einem Kaffee welchen wir uns in der Lodge holten, und unseren Cornflakes. Die Milch welche wir zuvor in Salt Lake City gekauft hatten, hatte nun im Kofferraum eine sehr angenehme Kuehle. Mehr als kuehlschrankkalt wuerde ich mal behaupten, welchen wir uebrigens in der Cabin nicht besassen. Dazu gabs noch Muffins, unser Bedarf war reichlich gedeckt. Ein Blick auf die Uhr verriet: der Old Faithful bricht gleich wieder aus!
Also nix wie hin, einen Ausbruch vom alten Getreuen wollten wir uns noch geben! Der Geysir spukte zum Abschluss noch mal unzaehlige Wassermengen, bevor wir dann wieder zurueck zur Huette gingen und unsere Sachen packten. Da wir zwar zum Uebernachten im Park blieben, nicht aber in den Cabins des Old Faithful, checkten wir als naechstes aus und liefen dann erst mal das obere Geysirbecken ab.
Die erste Station war der Castle Geysir. Ein weiterer Blick auf die Uhr verriet: auch dieser Geysir sollte vermutlich demnaechst ausbrechen. Er bricht alle 10-12 Stunden aus, macht eine Differenz von +/- 1 h. Die Uhrzeit waere so im Mittel 10.15 h gewesen. Gleich nebenan ist noch der Grand Geysir der alle 7-15 Stunden ausbricht, macht also eine Differenz von +/- 4 h. Und er sollte um 10 Uhr reif sein. Nun stellte sich die Frage: was tun? Wohin des Weges?
Da wir beide Geysire von unserem Standpunkt recht gut einsehen konnten, entschieden wir uns am Castle Geysir zu bleiben und zu warten, sollte der Grand Geysir spucken, konnten wir ggf. mit schnellem Schritt die Position wechseln. Unsere Rechnung ging auf! Innert kuerzester Zeit blubberte es beim Castel Geysir und er brach aus.
Er war somit recht puenktlich und wir gluecklich.
Er sah ganz anders aus als der Old Faithful, mehr breiter, dafuer nicht so hoch, so 15 bis 30 m circa, meist eher im unteren Bereich der Spuckhoehe. Er spuckte und spuckte, ein Ausbruch dauert so ca 20 min. Wir entschlossen uns dann aber doch nach ausreichender Zeit weiter zu laufen. Wir schauten was der Grand Geysir so machte … nichts! Hm … Ok, die Differenz von 4 Stunden waren ja auch noch nicht um, erst mal etwas ueber 2 Stunden. Tja, was tun? Warten? Weiter nordwestlich im Geysir Basin gab es auch noch sooo viel zu sehen, vor allem den Morning Glory Pool, einer der schoensten Pools im Park mit tollen Farben. Wir entschieden uns das Geysir Becken zum Morning Glory Pool abzulaufen und nicht weiter zu warten. Wir kamen noch an anderen Geysiren vorbei, die zu den „grossen 6“ zaehlen. Aber hier passten die Ausbruchszeiten mit unseren Anwesenheitszeiten so gar nicht ueberein. Also schlenderten wir gemuetlich die ganzen Springs und Pools ab:
bis zum farbenpraechtigen Morning Glory Pool:
Leider hatten sich am Himmel einige Wolken gebildet, die mir die Fotos des huebschen Pools vermiesten.
Warten oder nicht warten? Schliesslich war dieser Pool einer der schoensten Pools ueberhaupt. Schweren Herzens entscheiden wir uns fuer den Rueckzug.
Nun standen wir wieder am Grand Geysir. Immer noch, oder schon wieder (?) standen viele Leute nahe des Geysir. War er nun bereits ausgebrochen und sie warteten auf den naechsten Ausbruch? Kann aber doch gar net sein, das wuerde doch noch viel zu lange dauern? Ich schaute mir die Wartenden genauer an und entdeckte einige darunter die zuvor auch schon dort sassen als wir auf dem Hinweg vorbei kamen. Nun war der Geysir aber schon fast mehr als ueberfaellig. Wir geduldeten uns immerhin noch 15-20 min und dann brach er aus! Juhu!
Er hat sein Zeitfenster mit 15 min Luft bis zum Anschlag ausgereizt. Wie praktisch fuer uns! Das war allerdings dann auch der letzte der grossen Geysire die wir sahen.
Und wieder stand Laufen auf dem Programm, denn wir hatten ja noch nicht alles gesehen vom Geysir Hill, jene leichte Anhoehe die wir am Abend zuvor schon mal kurz in Teilen umrundet hatten. Als wir auch hier (fast) alle Pools und Springs gesehen hatten:
suchten wir unser Auto auf und machten uns auf den Weg zum 10 km entfernten Midway Geysir Basin. Hier gibt es den Grand Prismatic Spring. Dies ist mit 91 m Durchmesser die drittgroesste heisse Quelle der Welt.
Eigentlich wollte ich auf einen naheliegenden Huegel hinaufkraxeln um den Grand Prismatic Spring von oben betrachten zu koennen. Ich hatte mir extra die Wegbeschreibung dorthin zusammen gesucht. Leider jedoch, da dies ja eine heisse Quelle ist, steigt natuerlich Wasserdampf auf, der die Sicht auf die Quelle verdeckte. Da wir an diesem Tag grad mal knapp 15 Grad hatten war der Wasserdampf doch recht ordentlich und wir entschlossen uns den langen Weg nicht in Kauf zu nehmen fuer eine Sicht von der wir nicht viel haben werden. Wir wollten die Zeit lieber fuer andere Dinge investieren. Auch wenn mich das massivst aergerte
, muss ich ja schon zugeben. Diese Quelle sieht ja von oben wirklich toll aus, was ich bisher so auf den Bildern sah. Ein blau gefaerbtes Wasserloch mit rot zuengelnden Auslaeufern. Aber was bringts wenn man vom Huegel aus nichts als Dampf sieht … Also dampften wir ab nachdem wir wenigstens noch kurz dieser Quelle ebenerdig einen Besuch abstatteten:
Dann fuhren wir weiter zu den Farbtoepfen (Paint Pots) im Unteren Geysirbecken. Wir nahmen den kleinen Umweg ueber den Firehole Lake Drive, auch hier gabs die ueblichen verdaechtigen zu sehen wie kleine Geysire, Pools und Springs. Ebenso bei den Farbtoepfen:
Hier jedoch stank es etwas mehr nach Schwefel als sonst an den anderen Ecken die wir bisher im Park besuchten. Nach den Farbtoepfen ging die Fahrt ins Norris Basin.
Zuvor jedoch kamen wir auf dieser Strecke an einer Ansammlung von Autos vorbei. Huch? Was war denn hier los?
Mitten im Nichts? Kein Basin, kein Pool, kein Spring weit und breit – es musste was anderes zu sehen geben. Also hielten wir ebenfalls an und stellten das Auto am Strassenrand ab. Watschelten zu der Menschenansammlung und dann sahen wir das begehrte Fotoobjekt: ein Waipiti-Hirsch. Ein stattlicher Bulle gleich hinzu. Er labte sich in einem Tuempel und wir schauten ihm dabei aus nur geringer Entfernung zu, ich schaetze mal so 30-50 m.
Ok, ich habe zu Hause direkt im angrenzenden Naturschutzgebiet schon aus kuerzerer Entfernung Hirschbullen um mich herum gehabt, aber dennoch finde ich es immer wieder faszinierend wenn man Tiere in der freien Wildbahn so nahe kommen kann. Auf unserer im Kopf gedachten Liste machen wir gedanklich einen Haken hinter „Waipiti“ – den hatten wir nun also schon mal vor unsere Linsen gekriegt.
Nun aber noch fix das Norris Geysir Basin betrachtet, hier entdeckte ich dann auch meinen danach zum Lieblingsgeysir erkorenen Speier – ein Geysir der unentwegt Wasser in die Hoehe schleudert. Nicht hoch, nicht viel – aber bestaendig im Sekundentakt.
Dennoch musste ich mich bald davon trennen, denn es wurde langsam spaet, und wir wollten noch bis Mammoth Hot Springs. Von Norris aus sind das ca. 21 Meilen. Die ganze Tagesetappe betrug netto 51 Meilen, also ca 85 km (damit man mal eine Vorstellung der Groesse des Parks hat). In Mammoth Hot Springs gibt es ein Hotel welches zum Park gehoert. 1937 wurde es errichtet und wird oft von Waipiti-Hirschen aufgesucht. In der Brunftzeit im September ist hier wohl die Hoelle los, bzw. der Bulle. Wir sahen leider keine Hirsche mehr an diesem Tag/Abend.
Nachdem wir eingecheckt hatten fuhren wir raus aus dem Park in den Ort Gardinier, welcher grad mal 5 Meilen von Mammoth Hot Springs entfernt ist und im Staat Montana liegt. Hier wollten wir etwas essen und noch andere Dinge erledigen. Wir fuhren also zum Essen in einen anderen Staat.
Wir fanden nicht so recht das was wir wollten, also nahmen wir mit dem Subway vorlieb, der in einer Tankstelle integriert war. Wir lasen einen handgeschriebenen Zettel auf dem Stand: „Sub with Meat Balls“. Ich war etwas irritiert, denn diese Sorte Sandwich war mir bei Subway noch nie unter die Augen gekommen. Wir fragten nach was das denn nun genau sei, ich konnte mir das nicht so recht vorstellen, ein Sandwich mit Fleischbaellchen?! Die Dame zeigt uns einen Topf in dem die Fleischbaellchen in einer roten Sosse schwammen. Ich dachte: na komm, das sieht ganz lecker aus, probieren wirs doch einfach mal! Und es war lecker, und so reichhaltig dass wir fast zu platzen drohten! Schade, diese Variante war wohl eine reine „private“ Abwandlung dieser Subway Station mitten im Nichts wo es im nebenliegenden Supermarkt sogar Huehner- und Kuhfutter zu kaufen gibt:
– gleich neben den Lebensmittel fuer Zweibeinige (Kuehe und Ochsen).
So langsam begriff ich, dass ich mich hier fern ab jeglicher Normalitaet befinde. Montana eben …
Wir nahmen uns dennoch einen Sixpack Bier mit, denn auch Steuern muss man in diesem Staat auf Einkaeufe nicht zahlen, das Bier war eh grad leer – so bot sich das an. Zurueck im Hotel (und somit wieder im Staat Wyoming) fanden wir dann auch bald unseren Schlaf.
Kleine Anmerkung: mir wurde derweil berichtet dass in einem deutschen Subway nun auch Sandwiches mit Fleischbaellchen gibt. Die Variante die wir in Gardinier bekamen war aber definitiv nicht das Subway-Standard-Programm!Mammoth Hot Springs Hotel ( shared bath) / 91 $ ohne Tax