.. Fortsetzung3. September
Sedona/CottonwoodDen vorletzten Sonnenaufgang beim Zelten habe ich prompt verpasst. Das Ende des Urlaubs kam mit großen Schritten näher und irgendwie war wohl “die Luft draußen”.
Selbst das Frühstück fiel karg aus, wir wollten möglichst viel Reste verbrauchen.
Wir ließen uns viel Zeit heute morgen, denn wir wussten das erste Mal in diesem Urlaub nicht so recht, was wir tun sollten. Sedona war ja nicht eingeplant gewesen, und dementsprechend hatten wir wenig Informationen über mögliche Aktivitäten.
Für solche Fälle von orientierungs- und ahnungslosen Touristen gibt es ja glücklicherweise Tourist Informations. Wir fuhren also nach Cottonwood und wurden auch prompt fündig.
Mittlerweile war mir eingefallen, dass es hier irgendwo einen “scenic train” gab, und ich holte Prospekte von der Umgebung und auch von dieser Zugfahrt.
Allzuviel Hoffnung hatten wir nicht, dass es am Samstag vom Labour Day Wochenende noch freie Plätze gab, aber wir wollten es zumindest versuchen.
Den Bahnhof in Clarkdale fanden wir schnell und es stellte sich heraus, dass es noch Fahrkarten gab. Also buchten wir 4 Plätze und überbrückten die Zeit bis zur Abfahrt um 12 Uhr mit einem ausgiebigen 2. Frühstück bei Dennys. Schließlich wollten wir die sicherlich schöne Landschaft nicht hungrig anschauen müssen.
Mit dem Kauf der Fahrkarten wird einem ein bestimmter Wagen zugeteilt. Jeder Wagen hat zusätzlich einen eigenen Aussichtswagen, was wirklich bequem und praktisch ist.
Unter Gitarrenmusik aus dem Lautsprecher und dem Winken der Angestellten auf dem Bahnsteig setzte sich der Zug in Bewegung und tuckerte in Richtung Verde River Canyon.
Den erreichten wir auch nach wenigen Meilen und fuhren dann weitgehend parallel zum Fluß den Canyon entlang.
Über Lautsprecher kamen immer wieder Informationen über die Gegend und Hinweise auf besondere Aussichten. Ein Zugbegleiter lief auch rum und kündigte die Highlights der Fahrt ausgiebig an. Ehemalige Behausungen der Sinagua Indianer entlang eines Felsens, ein Adlernest und besondere Felsformationen. Ich fand das aber nicht so spannend, die Behausungen z.B. habe ich kaum gesehen. Gut, meine Brille lag im Auto, aber auch ein paar andere Passagiere vergnügten sich mit Suchspielen (“Schau, da ist es. Wo? Na da! Ach so da?”) Das Adlernest war halt einfach nur ein Nest, irgendwo am gegenüber liegenden Ufer. Und die Felsformationen sahen nett aus, waren aber im Vergleich zu anderen in den Parks eher langweilig.
Dafür war die Landschaft sehr schön. Der Fluss zieht sich wie ein grünes Band durch das Tal und bietet vielen Tieren in dieser abgeschiedenen Gegend Heimat und Schutz.
Wir verbrachten die ganze Zeit auf dem Aussichtswagen und schauten uns die Gegend an.
Da sich die Landschaft kaum ändert, hätten 1-1,5 Stunden aber völlig gereicht.
Nach knapp 2 Stunden stoppte der Zug in Perkinsville. Hier gibt es eine alte Ranch, die immer noch in Betrieb ist. Früher war es auch eine Wasserstation für die Dampfloks. Die Lok (historische FP7 Diesellok) wechselte vom einen Zugende zum anderen, und dann ging die Fahrt die gleiche Strecke wieder zurück.
Gegen 4 Uhr kamen wir wieder in Clarkdale an. Wir waren so halb zufrieden. Einerseits war die Landschaft durchaus sehenswert, andererseits war es einfach ein bisschen zu lang gewesen. Ein Fehler war sicherlich auch, die Fahrt am Ende der Reise zu machen. Man ist so übersättigt von schönen Gegenden ...
Nun brauchten wir dringend einen Zeltplatz. Ich hatte bei der Tourist Information eine Liste mit Campgrounds geholt, und wir suchten ein paar raus. Wir wurden recht schnell im Dead Horse Ranch State Park fündig und belegten einen der letzten freien Plätze auf dem Main Campground. Er war völlig okay und was ihm an außergewöhnlicher Schönheit fehlte, machte er mit anderen Vorzügen wett. Es gab asphaltierte Stellplätze für die Autos, bzw. Womos, und einen Wasserhahn direkt am Platz. Das alles konnten wir am nächsten Tag beim “alle Campingsachen flugfertig packen” gut brauchen.
Wir stellten das Zelt auf und kamen uns ein wenig vor, als würden wir auf einer Verkehrsinsel zelten. Vorn und hinten war der Platz durch zwei kleine Durchgangsstraßen begrenzt, links und rechts durch die jeweils von einer Straße zur anderen durchgehenden Fahrzeugparkplätze.
Anschließend bestiegen wir wieder unser Auto und fuhren nach Jerome. Jerome ist eine alte Kupferminenstadt hoch oben auf einem Hügel und galt früher angeblich als eine der verruchtesten Städte des Westens.
Davon ist heute nichts mehr zu sehen. Heute leben hier viele Künstler, die das Städtchen neben den Touristen prägen. Es gibt teils recht schöne alte Häuser im Westernstil und darin jede Menge Boutiquen, Antiquitätengeschäfte, Kunsthandlungen, Souvenirshops, Bars und was sonst noch alles zum Touristenrummel gehört.
Wir liefen durch die Straßen und fanden alles ganz interessant. Jerome ist nicht sehr groß, und so dauerte der Rundgang nicht lange. Aus einer Bar mit weiten offenen Türen erschallte wunderbare Live Musik, leider belehrte uns ein Schild darüber, dass man unter 21 nicht rein durfte. Da wir die Kinder nicht auf der Straße stehen lassen wollten, mussten wir verzichten.
Wir beschlossen, nach Sedona zu fahren, dort auch noch rumzulaufen und zu Abend zu essen. Als wir dort ankamen, war es schon fast dunkel. Wir schlenderten die Straße entlang und schauten uns um. Es war ziemlich voll, was nicht weiter überraschend war. Auf einem Platz spielte gerade ein mit vielen bunten Federn rausgeputzter Indianer Flöte und viele Leute lauschten seinem Auftritt. Die Kinder waren begeistert. “Endlich mal ein richtiger Indianer”, dachten sie wohl und hörten andächtig zu. Die Musik war schön, aber irgendwie war das alles arg rummelmäßig.
Wir sahen einige schöne Restaurants, in denen man sicher gut essen kann, aber sie waren uns einfach zu edel. Ganz abgesehen von dem vermutlichen Preis hatten wir keine Lust, die nicht immer ganz ausgereiften Tischmanieren unserer Kinder in einem feinen Restaurant vorzuführen. Wir liefen noch ein Weilchen rum und fuhren dann nach Cottonwood zurück. Uns war eingefallen, dass wir da irgendwo ein chinesisches All-you-can-eat-Buffet gesehen hatten.
Die Entscheidung erwies sich als Glückstreffer, das Buffet sah ungeheuer appetitlich aus und es schmeckte einfach köstlich. Viel los war nicht, und wir unterhielten uns mit der chinesischen Kellnerin. Sie erzählte, dass sie kürzlich von New York hier her gezogen war, und wir dachten, dass das eine ziemliche Umstellung gewesen sein musste.
Sie fragte natürlich auch, wo wir herkamen, konnte aber mit der Antwort Germany nichts anfangen. Wir versuchten es mit Europe, aber auch das sagte ihr nichts. Sie meinte, sie würde mal im Atlas nachschauen ...
Vermutlich musste sie in NYC nicht oft englisch sprechen und kannte deshalb nur die chinesischen Länderbezeichnungen.
Mit vollem Bauch ging es dann zum Zeltplatz zurück, wo wir noch ein paar Holzscheite verbrannten und den Abend gemütlich ausklingen ließen.
Fortsetzung folgt ...