20.9.2012 - Tag 17 - Ab in die Smokies...Vier-Tages-Trip von heiss nach kühlHeute Morgen, an einem wiederum traumhaft sonnigen Donnerstag, müssen wir Bandera tschüss sagen. Und wir hassen es. Jedes Mal auf's Neue. Wir wollen hier nicht weg. Wir fangen an zu träumen, wie es wäre, im Lotto zu gewinnen, uns hier eine Ranch zu bauen und Pferde und Hunde zu halten und heimatlosen Katzen ein zu Hause zu geben...oder einen Shop mit Swiss Specialties zu eröffnen...oder, oder, oder. Träumen darf man ja...
Und auch spinnen ab und zu
...einen klitzekleinen Moment lang überlege ich mir ernsthaft, hakenschlagend in die Büsche zu verschwinden, irgendwo im texanischen Hinterland unterzutauchen und zu warten, bis ich vergessen werde.
Aber nun müssen wir echt los, wir dürfen nicht zu viel Zeit mit "wir kommen hier nicht weg" verplempern, denn wir haben vier Fahrtage und etwa 1200mi/1930km vor uns, bis wir am Sonntag in den Great Smoky Mountains, genauer gesagt in Maggie Valley, North Carolina, eintreffen sollten, denn dort haben wir uns für fünf Nächte hier:
http://www.alamomotel.com/ein Motelzimmer gebucht.
Am Samstag möchten wir in Nashville sein, möglichst nicht zu spät abends, um die Stadt noch ein bisschen geniessen zu können und dort einmal zu übernachten.
Wir verlassen also unser geliebtes Bandera und nehmen eine Menge berührende Augenblicke in unseren Herzen mit uns mit. We'll come back, that's for sure!
Hier ein paar abschliessende Eindrücke, die am Medina River entstanden sind.
Hier hat sich eine grosse Gruppe Enten und Gänse niedergelassen und es ist friedlich, die neugierigen Tiere eine Weile zu beobachten.
Diese kleinen Flauschidinger sind herzallerliebst!
Und hier, exklusiv auf Foto gebannt für meine kleine Schwester
, Tierpflegerin und Katzenliebhaberin, eine süsse, zutrauliche und aussergewöhnlich speziell gezeichnete kleine Katzendame, die uns begegnet ist.
Es wird wohl bald eine Bande ausnehmend schöner und schnuckliger kleiner Nachwuchs-Streuner geben, denn dieser hübsche Herr (unverkennbar, wenn man ihn erst mal von hinten davonstolzieren sieht
) hat ganz schön mit der Dame von den Bildern vorhin geflirtet.
Es gibt immer eine Möglichkeit, eine nicht gewollte, aber notwendige Abreise hinauszuzögern
, aber wir müssen jetzt echt los!
Immer nordöstlich fahren wir also davon, quer durch Texas, mit allgemeiner Richtung Nashville. Draussen passiert nicht viel Spannendes, die einzige Abwechslung ist mal ein Stop hier, ein Päuschen da, mal was essen, die Beine ein bisschen vertreten und den Körper wieder mal lockern...das lange Sitzen haut ganz schön rein. Uschi muss sich vor langen Fahrten was zur Thromboseprophylaxe spritzen und spürt die vielen Meilen dann doch auch irgendwann mal in den Beinmuskeln, und ich kriege vom langen Sitzen immer ziemlich unangenehme Nacken- und Rückenschmerzen, seit ich vor einem Weilchen mal ordentlich ne Treppe runtergeknallt und mit dem Kopf übelst aufgeschlagen bin und nun einfach immer mal wieder Aua hab in der Nacken-/Schulter-/Rückenregion, weil ich wohl dauerverspannt bin und wenn ich mich nicht so viel bewegen kann, dann gute Nacht.
Ich schwöre mir mehr als einmal, mich endlich um Physiotherapie zu kümmern, wenn wir zurück in der Schweiz sind.
Irgendwo im Nirgendwo, wo war es nochmals, hier sieht alles gleich aus
...ah ja, in Delhi, Texas, legen wir eines unserer Päuschen ein und gönnen uns ein leckeres Subway-Sandwich.
Irgendwie hab ich's seit Neuestem mit den amerikanischen Wassertürmen.
Die Landschaft zieht mehr oder weniger unspektakulär an uns vorbei, lediglich als wir durch den David Crockett National Forest fahren, ändert sich das Bild und wir werden von grossen Nadelbaumwäldern flankiert, sehr hübsch, und ich kriege Lust, hier anzuhalten und zu wandern, aber für solche spontanen Mätzchen ist heute leider keine Zeit.
So werden hier die Tiere transportiert und ja, auch auf der Interstate mit 120 Sachen, wo ihnen der Fahrtwind ganz schön um die Nüstern und Schnauzen weht.
Immer schön lächeln, wenn auch etwas gequält
, aber auch wir kommen heute irgendwann irgendwo an.
Nach 332mi/534km haben wir genug der Fahrerei für heute, wir haben es bis Nacogdoches, das sich noch knapp auf texanischem Grund befindet, geschafft.
Und nun wird es Zeit für unseren kleinen Travelers Cheques-Krimi, den wir hier erleben.
Ich meine...wir wussten ja, dass es heute auch andere Möglichkeiten der Bezahlung gibt als die guten alten Travelers Cheques, und dass die meisten Leute einfach überall und für jeden Pipifax ihre Kreditkarte zücken und gut ist. Ja, vielleicht sind Travelers Cheques inzwischen ein bisschen out. Aber akzeptieren müssten sie sie eigentlich trotzdem, davon sind wir überzeugt.
Ich z.B. besitze keine Kreditkarte, will nicht weiss ich wie viel Bargeld mit mir rumschleppen und mag auch nicht dauernd Cash am Automaten ziehen gehen, wo es erst noch jedes Mal Gebühren kostet.
Also, was macht frau: Besorgt sich Travelers Cheques von American Express. Kennt man weltweit, ist wie Bargeld, ist im Fall der Fälle versichert, kein Problem. KEIN PROBLEM, ok??
Nun, es WIRD hier aber offensichtlich zum Problem und wir verstehen die Welt nicht mehr. Der Chef unserer Bank meinte vor unserer Abreise, er halte sich oft in den USA auf und mache alles mit TC, und habe nie auch nur die kleinsten Probleme. Das meinten auch andere.
Wir bisher auch, schliesslich sind wir immer so gereist in den USA, und bis und mit Bandera war das ja auch nie ein Thema. Im kleinsten Gift-Shop, in jedem Restaurant, an jeder Tanke, Motel, überall, konnten wir unsere TC verwenden und sie sogar UMTAUSCHEN in Cash, ohne etwas zu kaufen, ohne dass auch jemand auch nur mit der Wimper gezuckt hätte.
Nun sind wir aber in Nacogdoches, totmüde, verspannt und hungrig, und wollen nur noch ins nächstbeste Motelbett fallen und schlafen. Aber das nächstbeste Motel, ein Quality Inn, weigert sich tatsächlich, unsere TC zu akzeptieren. No, I'm sorry, we don't accept checks.
Wir erklären geduldig: Das sind keine Checks im üblichen Sinn, das ist eigentlich versichertes Bargeld, bla bla, come on, du wirst doch wohl wissen, was Travelers Cheques sind, laber laber...
Nein, njet Checks, only Cash oder Kreditkarte.
Gut, dann verzichten wir dankend auf das Quality Inn, denn für irgendwas haben wir die TC dabei, nämlich zum Ausgeben. Klar haben wir noch Bargeld dabei, aber nicht für die Motels, eigentlich, sondern für all den Kleinkram und für den Moment, wenn die Travelers alle sind.
Nächste Station was weiss ich für ein Motel, hab den Namen vergessen, aber eines der bekannten jedenfalls. Keine Checks, nope, keine Chance.
Wie bitte? Hallo? Das ist eine bekannte nationale Motelkette...was läuft denn hier, alter Falter?!
Wir KÖNNTEN mit Cash bezahlen, ja...aber hallöchen, wir haben das Recht, unsere TC loszuwerden, ist es doch eigentlich ganz genau so Bargeld und ohne Nachteile für den, der sie entgegen nimmt, ausser, dass er sie halt umtauschen muss auf der Bank! Sind ja schon bezahlt durch uns und somit gedekt. Also. What's the problem??
Wir werden langsam ein bisschen genervt und versuchen es in Motel Nummer drei, einem Days Inn, langsam wird es spät und wir möchten echt pennen und was essen. Der nette Herr ist zwar freundlich, aber winkt ebenfalls ab, als wir fragen, ob wir mit TC bezahlen können, sorry, es GEHT nicht, ich KANN sie nicht annehmen.
Was ist los mit Nacogdoches (das wir inzwischen ganz bösartig "Nacho-Kotze" nennen
, was nicht nett ist, aber die sind ja heute schliesslich auch nicht nett zu uns
)??
Nun reicht es uns aber echt. Wir bleiben ebenfalls anständig, werden aber nun doch ein bisschen bestimmter. Die KÖNNEN nicht einfach alle nein sagen, denn es sind keine herkömmlichen Checks, verd**** nochmal und man kann uns doch nicht verweigern, unsere spezielle, aber durchaus übliche Form von BARGELD entgegen zu nehmen!
Wir erklären ihm, warum wir sehr wohl denken, dass er dazu in der Lage ist, unsere TC anzunehmen, und was er uns denn stattdessen vorschlagen möchte (wir erwähnen weder unser Cash noch Uschis Kreditkarte)...z.B., die ganze Nacht herumzufahren, nach neun Stunden Autofahrt, nur, um irgendwo die Gnade erwiesen zu bekommen, unsere TC ausgeben zu dürfen?
Zum Glück hat er Erbarmen und macht eine Ausnahme für uns. Plötzlich GEHT es also doch. Was denn nun...wir dachten, es GEHT nicht? Anscheinend GEHT es ja doch! Mein Gott!
Das ist echt das erste Mal auf unserer Reise, wo wir uns wirklich langsam aufregen.
Aber gut. Wir kriegen ein Zimmer MIT Travelers und das ist es ja, was wir wollten.
Wir bestellen noch eine Pizza von Domino's auf's Zimmer, nachdem die letzte ja echt saulecker war.
Auch der heutige Teigfladen enttäuscht uns nicht und der Driver mit stechend eisblauen Kontaktlinsen wirkt etwas furchteinflössend, als er seinen Bannblick auf uns richtet
, ist aber sehr freundlich und will wissen, woher wir kommen und wohin wir gehen.
Juhuuu, endlich ein Bett und ein paar Travelers losgeworden...das Sandmännchen kommt ziemlich schnell. Morgen wird es nochmals ähnlich lang mit ähnlich vielen Meilen unter unseren Rädern.