Mittwoch, 08.8. -- Grand Canyon - PageMorgens weckte uns Werner so gegen halb 6, womit wir noch die Möglichkeit hatten, pünktlich zum Sonnenaufgang zu kommen. Ina ließen wir weiter schlafen, Werner und ich zogen uns schnell was über, gingen vors Motel an den Rim des Canyons und Minuten später tauchte schon die Sonne über dem östlichen Horizont auf.
Als die Sonne dann die inneren Canyonwände immer weiter anstrahlte und in ein gelblich-warmes Licht tauchte, war die Stimmung zauberhaft, wenngleich es sehr kalt war.
Mehr Sonnenaufgang:
http://i169.photobucket.com/albums/u224/Elli_0991/Tag-17/CIMG0701.jpg Plötzlich machte mich Werner dann auf mehrere Viecher aufmerksam, die auf dem Rasen vorm Hotel grasten; wie wir später herausfanden, waren das Maultierhirsche.
Die Tiere auf der Hotelwiese:
http://i169.photobucket.com/albums/u224/Elli_0991/Tag-17/CIMG0711.jpgIn einer Seelenruhe fraßen die acht Tiere das grüne, saftige Gras und störten sich weder an den Touristen, die in sicherem Abstand fleißig fotographierten noch an den Autos, die ab und zu vorbeifuhren.
Außerdem hoppelten ganz in der Nähe auch Kaninchen herum, die sich ebenfalls am Rasen gütlich taten...
Nachdem wir vollends durchgefroren waren, trennten wir uns von diesem Naturschauspiel und gingen aufs Zimmer, um Ina zu wecken.
Zum Aufwärmen machten wir uns drinnen Swiss Miss & Kaffee, erledigten unsere Morgentoilette in andächtiger Langsamkeit, packten unsere Koffer in Zeitlupe und sowieso dauerte heute alles länger.
Dies lag wohl an unserem leicht desolaten Zustand sowie an der Tatsache, dass die Abfahrt heute nicht allzu früh stattfinden sollte.
Ich ging also später (8.30 AM) zu einem Rangerprogramm zum Thema Fossilien („Fossil Walk“), während meine Eltern langsam die Sachen zusammenpackten, Postkarten schrieben, spazieren gingen und in der Bright Angel Lodge frühstückten. Die Gruppe, die vom Ranger geführt wurde, bestand größtenteils aus Familien und so ging es eher gemütlich zu. Der Ranger erzählte etwas über sich und seine Arbeit als Forscher, während wir den West Rim Trail entlang liefen. Dann wurde er schon konkreter und erzählte etwas über die Entstehung des Grand Canyons: Deposition (Ablagerung von Meeressedimenten) – Uplift (Anhebung des Colorado Plateaus im Zuge der Entstehung der Rocky Mountains) – Downcutting by river (Einschneiden des Plateaus durch den Colorado River) – Erosion (Abrutschen weniger fester Gesteinsschichten).
Dann sprach er noch über die Entstehung von Fossilien und über die Bright Angel Fault Zone, die den Grand Canyon durchzieht und ab und zu Erdbeben verursacht. Schließlich suchten wir entlang des West Rim Trails unweit des GC Village nach Fossilien, die er uns je nach Erscheinungsbild als Muscheln, Korallen, Schwämmen oder Seelilien identifizierte.
Eine versteinerter Muschelabdruck:
http://i169.photobucket.com/albums/u224/Elli_0991/Tag-17/CIMG0775.jpgSeinen Vortrag beendete er mit der Veränderlichkeit aller Dinge und stellte damit den Zusammenhang zum Klimawandel her. Stellt man sich vor, dass der Grand Canyon einst ein Ozean war, scheint die Möglichkeit eines radikalen Klimawandels und eines Anstiegs des Meeresspiegels nicht mehr so unwahrscheinlich, oder? Er stellte außerdem in den Raum, das spezialisierte Spezies einen solchen Wandel selten überleben (z.B. Kondore vs. Raben) und warf damit die Frage auf, als wie spezialisiert wir Menschen uns herausstellen werden.
So gegen 10.15 AM war ich wieder im Motel und wir checkten aus. Gemeinsam mit Werner wollten wir nun vom Maricopa Point bis zum Hopi Point wandern, um ihm die Schönheit des Rim Trails zu zeigen.
Wir fuhren also gemeinsam mit großen Menschenmassen vom Village aus zum Maricopa Point (mein Lieblingsviewpoint am GC) und wanderten von dort aus am Rim entlang.
Noch ein Bild der großen Schlucht:
http://i169.photobucket.com/albums/u224/Elli_0991/Tag-17/CIMG0823.jpgDies war wegen der hohen Sonneneinstrahlung und der geringen Luftdichte nicht sehr einfach, so dass wir teils Kopfschmerzen, teils Atemprobleme hatten und nur langsam gingen.
Der Trail führte hier eher durch den Wald und weniger dicht am Rim vorbei, war also unserer Meinung nach weniger reizvoll als der Beginn des West Rim Trails. Vorbei am Powell Point (O-Ton Werner: „Powellpoint? Ist das nicht ein Computerprogramm?“) liefen wir zum Hopi Point und genossen dort nun noch einmal mit Werner die Aussicht. Im Mittagslicht wirkten die Felsen dort noch wesentlich stärker rot.
Bald war dann auch das nächste Shuttle am Parkplatz, mit dem wir mitfuhren und nach kurzer Zeit wieder im Village waren, wo wir zu unserem Auto liefen, unsere Wüstenkleidung ablegten und in Richtung East Rim Drive aufbrachen. Dies bedeutete natürlich, dass wir innerhalb der NP-Grenzen keine 2 Kilometer ohne Unterbrechung fahren konnten, weil sich so viele Viewpoints anboten... mit vielen Fotostopps erreiten wir schließlich den Desert View Point (letzter Viewpoint vor der östlichen NP-Ausfahrt), entlang dessen Zufahrt wir mehrere Autos mitten auf der Straße stehen sahen. Erst ärgerten wir uns, dann merkten wir jedoch, dass sie etwas am Straßenrand fotographierten – einen Kojoten!
Der Coyote:
http://i169.photobucket.com/albums/u224/Elli_0991/Tag-17/CIMG0873.jpgWir reihten uns also ein in die Schlange der auf der Straße stehenden und schauten fasziniert den Kojoten an, der wiederum uns neugierig betrachtete.
Am Desert View Point selbst war dann noch einmal ein großes touristisches Trallala zu finden, mit einem indianisch anmutenden Aussichtsturm, mehreren Gift Shops, Restaurants etc.
Vom Turm aus hatte man jedoch einen phänomenalen Ausblick auf den östlichen Teil des Grand Canyons, den Colorado River und die angrenzende Hochebene, über die wir im weiteren Tagesverlauf noch fahren würden.
Da sich unser Hunger meldete, suchten wir uns eins der Snack-Restaurants aus und stellten uns die Schlange. Die Auswahl war grandios – Chicken Burger, Hamburger oder Cheeseburger. Wir nahmen von jedem eins und eine Coke, setzten uns an einen der Tische und verzehrten mehr oder minder genüsslich unserer Wellpappe (schlechtester Burger ever!).
Auf dem Weg zum Auto entdeckten wir dann noch, dass Ina und ich beide einen Sonnenbrand an den Oberschenkeln hatten, bei dem uns rätselhaft war, wie wir zu ihm gekommen waren. Gestärkt fuhren wir also weiter und verließen den Park in Richtung Page. Eine Zeit lang führte uns unser Weg durch den Kaibab Nat’l Forest, eine sehr bewaldete Gegend, die irgendwann ziemlich abrupt aufhörte und durch eine niedrige Strauchvegetation ersetzt wurde.
Es wurde zunehmend flacher und die Landschaft weitete sich extrem; wir befanden uns auf einer Hochebene mit 4000 ft Höhe.
Plötzlich öffnete sich neben der Straße eine Schlucht völlig unähnlich der des Grand Canyon, denn sie wirkte eher wie eine Spalte 300 m tief in der Erde.
Der Little Colorado River Gorge im Vorbeifahren:
http://i169.photobucket.com/albums/u224/Elli_0991/Tag-17/CIMG0951.jpg Wir fuhren nun parallel zum Little Colorado River Gorge, einem Naturwunder im Besitz der Navajo-Indianer. Wir hielten an zwei verschiedenen Stellen an, um näher an die Schlucht heranzutreten.
Dies war wirklich sehr beeindruckend, denn durch die vergleichsweise geringe Tiefe, die Enge und die Nähe des Little Colorado River (man hörte ihn rauschen) war dieses Erlebnis wesentlich fassbarer als der Grand Canyon (der aber eigentlich sowieso außer Konkurrenz läuft).
Bilder des beeindruckenden Canyons:
http://i169.photobucket.com/albums/u224/Elli_0991/Tag-17/CIMG0980.jpghttp://i169.photobucket.com/albums/u224/Elli_0991/Tag-17/CIMG1006.jpgAn beiden Parkplätzen waren Indianer mit ihren Ständen, die versuchten, verschiedene Schmuckgegenstände etc. an den Mann zu bringen.
Auf der Weiterfahrt kamen wir dann auf die US-89 nach Norden, befanden uns immer noch auf dem Plateau und überquerten nach einiger Zeit den Little Colorado River (der an dieser Stelle noch keinen richtigen Canyon bildete).
Die Landschaft hätte unterschiedlicher nicht sein können:
http://i169.photobucket.com/albums/u224/Elli_0991/Tag-17/CIMG0995.jpgSpäter erhob sich dann rechts, also östlich von uns ein zweites Plateau, zu dessen Steilwand wir einige Zeit parallel fuhren.
Das Plateau:
http://i169.photobucket.com/albums/u224/Elli_0991/Tag-17/CIMG1099.jpgAußerdem bekamen die Felsen und Böden mittlerweile ein eindrucksvolles Spektrum an Rot-Tönen, von Purpurrot über Karmesin- und Weinrot bis zu einem warmen Dunkelrot. Auch lila, weiß oder gelb waren ab und zu in dieser skurril-ästhetischen Landschaft zu finden, bei der man den Eindruck hatte, die Erosion änderte sie tagtäglich.
Mit dem Antilope Pass fuhren wir dann auf das Plateau hinauf, was uns schon einige Zeit begleitet hatte.
Doch der Pass an sich war schon ein Erlebnis: bevor man das nächsthöhere Plateau erreichte, hatte man die Möglichkeit, auf halber Höhe anzuhalten und den Ausblick auf die gerade verlassene Ebene zu blicken.
Der Ausblick:
http://i169.photobucket.com/albums/u224/Elli_0991/Tag-17/CIMG1129.jpgDanach fuhr man auf einer durch den Stein geschlagenen Passstraße innerhalb kürzester Zeit auf die nächste Ebene, die nun aus komplett korallenrotem Sand bestand, den wir fasziniert durch unsere Finger rinnen ließen.
Nun fuhren wir zielstrebig auf unser Tagesziel, Page, zu und in der Abendsonne leuchteten die Sandsteinformationen als Kontrast zum himmelblauen Wasser des Lake Powell. Wir folgten dem Schild „Downtown Page – 18 Motels“, um eine Herberge für die Nacht zu finden. Wir gingen zum Days Inn – ausgebucht; zum Best Western – ausgebucht; zum Super 8 und Motel 6 – ausgebucht; zum Quality Inn – ausgebucht, und die nette Dame dort rief in drei anderen Motels für uns an – ausgebucht. Na prima. Als wir dann im eher schäbigen Page Boy Motel anfragten und uns die Dame dort sagte, dass sie immer der letzte Anlaufpunkt für Urlauber in Page sei und auch nichts mehr frei hätte (O-Ton Frau an der Rezeption: „Wenn ich ausgebucht bin, dann ist die gesamte Stadt ausgebucht.“), wussten wir, dass wir ein klitzekleines Problem hatten. Alternativen? (A) Der nächste Ort, Big Water, mit einem Motel ohne Telefon (keine Anruf möglich); (B) Kanab, 60 Meilen entfernt, mit mehr Motels, dann wäre aber unsere Tagesplanung für morgen gestorben.
Langsam wurde zumindest ich panisch, während meine Eltern ganz ruhig blieben. Sie nahmen nun die Sache in die Hand und entschieden, erst einmal einen Einkauf beim Walmart & Abendessen bei Subway zum Mitnehmen vorzuziehen. Wir kauften beim Walmart außerdem eine Decke, denn wer wusste, was uns heute Nacht noch passieren würde.
In der Zwischenzeit festigte sich der Schlachtplan, in der nun eingekehrten Dunkelheit zur Glen Canyon Nat’l Recreation Area zu fahren und beim dortigen Campingplatz nachzufragen. Dort waren doch tatsächlich noch Late-Arrival-Campingplätze verfügbar, bei denen wir uns in eine Liste eintrugen und unseren Stellplatz suchten (was eine Weile dauerte). Dort angekommen stellten wir unser Auto ab, packten ein paar Ess-Utensilien und unsere Subway-Sandwiches aus und setzten uns auf die Picknickbank in die noch warme Luft. Die Sterne leuchteten über uns, der Blick auf den Lake Powell mit der hell erleuchteten Wahweap Marina war zauberhaft, die Grillen zirpten, die Fledermäuse flogen durch die Gegend und trotz unserer erfolglosen Motelsuche genossen wir dieses ziemlich außergewöhnliche Abendessen in vollen Zügen. Stressig wurde es dann erst wieder, als wir unsere „Betten“ im Auto mit allen Textilien, die verfügbar waren, herrichteten. Mit Mühe und Not fand Ina auf der 2. Rückbank, ich auf der breiteren Rückbank und Werner irgendwie auf den Vordersitzen Platz.
Das Nachtlager:
http://i169.photobucket.com/albums/u224/Elli_0991/Tag-17/DSCF2223.jpgIna und Werner verbrachten die halbe Nacht noch außerhalb des Autos Sternschnuppen beobachtend (die Perseiden-Schauer erreichten zu diesem Zeitpunkt ihren Höhepunkt), während ich schon mehr oder minder selig schlummerte.
Gefahrene Meilen: 165
Trails/Länge: West Rim Trail vom Maricopa Point zum Hopi Point/1,3 km oneway; Overlook Trail Little Colorado River
Übernachtung/Rating: Glen Canyon NRA Campground, außer Konkurrenz
Highlight des Tages: Rike – Sonnenaufgangsstimmung am GC; Ina – Nacht/Abend in Page; Werner – Nacht/Abend in Page