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Autor Thema: Wild Heart of the West: Canyons, Deserts & Rockies  (Gelesen 35907 mal)

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Palo

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Re: Wild Heart of the West: Canyons, Deserts & Rockies
« Antwort #45 am: 09.11.2006, 12:29 Uhr »
Zitat von: mrh400

...und man kann ohne Führer den Weg vom White House Overlook hinunter zur White House Ruin gehen (übrigens sehr empfehlenswert, wenn man die Zeit dazu hat)


 :)  :wink:
Gruß

Palo

Canyoncrawler

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Re: Wild Heart of the West: Canyons, Deserts & Rockies
« Antwort #46 am: 11.11.2006, 14:20 Uhr »
Zitat von: Palo

Ist es denn irgendwo bewiesen, dass sich die Anazasi sich gegenseitig bekriegt haben und teilweise zu den Mogollon gezogen sind?


Hi,
nachdem ich im letzten Jahr einen Roman von Gear & Gear über die Ansazi gelesen hatte, bin ich anschliessend ein wenig im Internet unterwegs gewesen um die Thesen von Gear zu konkretisieren (Gear - Anthropologe und Archäologe, gilt als Kenner der Materie und verbaut in seinen Romanen immer viele Fakten).
Dabei bin ich im Web auf eine Dissertation aus den 90er Jahren eines Absolventen der University of Coloado (nagelt mich aber nicht fest das es tatsächlich die Colorado University war) gestossen. Die Dissertation war jedoch so umfangreich und die wissenschaftliche Sprache hat meine Englisch-Kenntnisse überfordert, dass ich irgendwann die Lektüre aufgegeben habe.
Im der Zusammenfassung stand jedenfalls, dass die untersuchten Spuren auf diese Richtung hindeuten, aber eindeutige Beweise gibt es dafür wohl nicht.
Gruss Kate
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Re: Wild Heart of the West: Canyons, Deserts & Rockies
« Antwort #47 am: 11.11.2006, 14:23 Uhr »
Samstag, 16. September 2006

Der Wind hat unser Zelt über Nacht getrocknet, trotzdem blicken wir etwas skeptisch gen Himmel, da zwischen dem überwiegenden Blau noch ein paar Dunkle Wolken hängen. Während Frank nach dem Frühstück unter der Dusche verschwindet, beginne ich schon mal mit dem Zeltabbau. Ich schaffe es, dass Zelt trocken im Kofferraum zu verstauen, als die ersten Regentropfen fallen, sich schnell in einen richtigen Platzregen verwandeln und ich ins Auto flüchte. Nach 5 min. ist der Schauer vorüber und auch die mittlerweile tropfnassen Gewebeplanen im Fahrzeug verstaut. Nachdem auch ich eine Dusche genommen habe, sind wir aufbruchsfertig.

Wir fahren zunächst auf der US 160 zurück in Richtung Durango und biegen auf den Parkplatz des Walmart Supercentre ein. Etwa eine Stunde später treten wir mit einem gut gefüllten Einkaufswagen durch die Automatiktüren des Supermarktes. Nachdem alles verstaut ist, sind wir endlich reisefertig und wir fahren Richtung Stadtzentrum von Durango. Zunächst empfängt uns die typische amerikanische Ausfallstrasseninfrastruktur aus Motels, Tankstellen, Fast Food-Läden. In Durango selbst erwarten uns phantastisch restaurierte viktorianische Fassaden. Besonders das Bahnhofsviertel ist ein Schmuckstück und hier wären wir gerne etwas umhergeschlendert.

Wir aber wollen weiter über die US 550 Richtung Montrose. Besser bekannt unter der Bezeichnung Million Dollar Highway, soll die Strasse durch die San Juan Mountains eine der schönsten Aussichtsstrassen in Colorado sein. Davon wollen wir uns selbst überzeugen. Zunächst geizt der Highway noch etwas mit seinen Reizen und die Landschaft erinnert eher an eine europäische Mittelgebirgslandschaft mit sanften, bewaldeten Hügeln. Doch schon bald erblicken wir die ersten schneebedeckten Gipfel.


Die typische Gebirgs-Landschaft aus Wäldern, Flussläufen, kleinen Seen – dazu das Panorama der schneebedeckten San Juan Mountains.


Hier gefällt es uns. Je höher wir uns auf dem Highway in die Berge schrauben, desto spektakulärer wird die Aussicht. Wir sind längst im Indian Summer angekommen, der uns in den höheren Lagen bereits mit einem Farbenrausch in gelb und rot betört.


Wir können uns kaum satt sehen, an dem Kontrast aus leuchtenden Espen, grünen Nadelwäldern und den darüber thronenden weiss leuchtenden Gipfel. Die Natur empfängt uns in ihrem Festtagskleid und wir nehmen es dankbar zur Kenntnis, stoppen immer wieder, wenn eine Haltebucht dazu einlädt oder an einer übersichtlichen Stelle für ein Foto.


Vor uns zieht ein restaurierter Pick Up einen Silver Wing-Trailer und wir geniessen die kurvenreiche Fahrt, bis uns ein abrupt abbremsendes Fahrzeug aus unseren Träumen reisst.

Der VW Käfer hat plötzlich gestoppt und wir erkennen schon bald den Grund dafür. Die Aussicht ist einfach grandios und auch wir verlassen kurz unser Fahrzeug. Heute sind scheinbar nur Touristen unterwegs und schon bald halten mind. 5 Fahrzeuge am Rand des Highways und bestaunen die majestätischen, schneebedeckten Gipfel die sich über der grünen Hügellandschaft der Nadelwaldzone erheben.


Einzelne Laubbäume sorgen für farbenfrohe Tupfer. Auf der anderen Seite des Highways flankieren schroffe Gipfel unseren Haltepunkt. Die Weitläufigkeit und Wildheit dieses Highway-Abschnitts lassen sich nicht zufrieden stellend fotographieren, die Szenerie schreit förmlich nach einem Weitwinkelobjektiv, das wir nicht haben. Als Kompromiss schwenken wir mit dem Camcorder und steigen wieder in den Trailblazer. Fast gleichzeitig setzt sich die Kolonne wieder in Bewegung und so zuckeln wir bis zum nächsten zweispurigen Ausbau wieder hinter dem Silver Wing her und geniessen die Landschaft.

Wähnten wir uns schon auf dem Höhepunkt der Schönheit, beweist uns Mutter Natur wieder, dass sie sich immer noch steigern kann. Um jede Kurve lauert ein neues landschaftliches Highlight und wir sind inzwischen restlos begeistert.



An der Molas Passhöhe (3322 m/ 10899 ft) stoppen wir wieder, erklimmen einen Hügel und blicken auf einen malerischen See, eingebettet in eine weite, hügelige Landschaft, begrenzt von der schneebedeckten Gebirgskette der San Juan Mountains.


Pfade durchziehen die Landschaft und eine ¼ Meile nördlich des Molas Passes liegt der Zugang zum Colorado Trail. Dieser 470 Meilen lange Weitwanderweg verbindet Durango und Denver und quert dabei die spektakulären Hochgebirgspanoramen der San Juan Mountains. Hier würden wir gerne unsere Wanderschuhe schnüren, den Rucksack schultern und eintauchen in diesen faszinierenden Teil des amerikanischen Westens. Doch leider drängt die Zeit, wir müssen weiter.


Hier auf der Höhe ist es beissend kalt und der Wind pfeift ordentlich durch die Kleider, wir steigen wieder ins warme Auto und setzen unsere Fahrt bei bestem Wetter und strahlend blauem Himmel fort. Wir nähern uns Silverton und der Reiz der Umgebung nimmt weiter zu. Langsam gehen mir die Superlative aus, alles andere als „Atemberaubend“ würde diesem Flecken nicht gerecht. Die alte Minenstadt Silverton selbst ist nach dem Niedergang mittlerweile eine florierende Touristenstadt, nicht zuletzt dank der historischen Eisenbahn die auf abenteuerlicher Streckenführung Silverton mit Durango verbindet.

Von einer Anhöhe erhaschen wir die ersten Blicke auf Silverton.


Doch noch anziehender als das Städtchen ist die Landschaft aus vielfarbigen Steilhängen, gelb leuchtenden Espenhainen vor der Kulisse der schneebedeckten Berge.



Silverton wurde in den 1870er Jahren zu einer Boomtown, als im Animas Valley die Minen wie Pilze aus dem Boden sprossen. Nach Eröffnung der Durango & Silverton Narrow Gauge Rail Road im Jahre 1882 erlebte Silverton seine Blütezeit und wurde zu einem Zentrum des Bergbaus - mit den damals üblichen rauen Sitten und berüchtigten wilden Umgangsformen. Nachdem die Silbervorkommen nahezu ausgebeutet waren, lösten Kupfer- und Zinkminen die Silberminen ab, die in den 60er Jahren des 20. Jahrhunderts pö a pö geschlossen wurden. Nachdem die letzte Mine ihren Betrieb einstellte, verkam Silverton zunächst, immer mehr Bewohner verliessen die Stadt. Der niedergehenden Ortschaft wurde durch die Inbetriebnahme der historischen Eisenbahn für Touristenfahrten neues Leben eingehaucht. Heute zieht Silverton, 45 Meilen nördlich von Durango gelegen, Besucher aus aller Welt an die durch die liebevoll restaurierten Fassaden bummeln. Die einstigen Saloons, Spielhöllen und Spelunken beherbergen heute schmucke Restaurants, Cafes und Galerien. Mit Verlassen der letzten Eisenbahn fällt Silverton am Ende des Tages wieder in einen gemächlichen Rhythmus, da nur wenige Gäste über Nacht bleiben.


Als wir das Ortsschild von Silverton passieren, steht die altehrwürdige Antriebslok der Bahn bereits ordentlich unter Dampf und wir halten an um das Spektakel mitzuerleben. Rauchschwaden ziehen über den Ort und das durchdringende Pfeifen versetzt uns zurück in längst vergangene Zeiten. Das fauchende Stahlross setzt sich schliesslich in Bewegung und wir verfolgen gespannt die Ausfahrt des Trosses mit den gelben Ausflugwaggons aus dem Bahnhof. Bis zu seinem Endhalt in Durango schlängelt sich die Bahn auf einer Strecke von 145 km entlang des Animas Rivers über spektakuläre Brückenkonstruktionen und Tunnel durch den San Juan National Forest.

Wir wenden uns schliesslich ab und setzen unseren Trailblazer auf Kurs Richtung Silverton Zentrum.


Entlang der Hauptstrasse reihen sich die malerischen Holz- und Steinbauten auf und wir wissen gar nicht, wohin wir schauen sollen.


Kirchen, ehemalige Saloons, Hotels locken die Besucher von heute. Unser Blick fällt wieder zurück in die Vergangenheit und wir meinen  rhythmische Klavier-Klänge zu hören, die eine der klassisch-fröhlichen Saloonmelodien dudeln. Wir kurbeln die Fenster nach unten und haben uns nicht getäuscht, aus einer Taverne vernehmen wir jetzt deutlich die Musikklänge aus längst vergangenen Zeiten. Wir erwarten fast schon, dass gleich die Schwingtüren aufschlagen und staubige Revolverhelden die Strasse betreten. Aber jetzt geht unsere Phantasie mit uns durch. Zeit Silverton zu verlassen und unsere Fahrt auf dem Teilabschnitt des San Juan Skyways Richtung Ouray fortzusetzen.



Wir nehmen wieder Fahrt auf  und stoppen bereits kurze Zeit später auf einer Anhöhe erneut. Hier am Red Mountain Pass blicken wir auf die erstaunlich gut erhaltenen hölzernen Förderanlagen einer stillgelegten Mine. Kahlschlag hat die rötlichen Hänge freigelegt und die grünen Nadelwälder bilden zusammen mit den weissen Schneehäubchen der Bergkämme einen pittoresken Anblick, den ein Landschaftsmaler nicht farbenfroher hinbekommen hätte.



Staunend stehen wir einfach nur da und nutzen schliesslich die Gelegenheit und nehmen an einer Tischgruppe mit Blick auf die grandiose Umgebung ein spätes Mittagessen ein.  

Weiter geht es durch die phantastische Natur die hier im südlichen Colorado, entlang der US 550  ihren besonderen Liebreiz ausspielt. Die Strasse erhielt ihren Beinamen „Million Dollar Highway“ aufgrund des hohen Goldgehaltes im einstigen Schotterbelag. Heute ist davon nichts mehr zu sehen, da der Highway durchgängig asphaltiert ist.

Richtung Ouray steigern sich die Ausblicke von Kurve und Kurve, wie berauscht fahren wir über diese absolute Traumstrasse - die Rocky Mountains müssen sich gewaltig anstrecken, wollen sie es mit den San Juan Mountains aufnehmen.


Ouray selbst liegt in einem engen Tal, eingerahmt von beeindruckenden, mehr als 4000 m hohen Gipfeln. Die Strassen säumen farbenprächtige Bauten aus der viktorianischen Zeit. Eine Steigerung ist jetzt kaum noch möglich. Wenn wir uns rückblickend unseren Lieblingsort entlang des Million Dollar-Highways aussuchen, ist es Ouray. Ein wunderschönes Westernstädtchen, dass ein absolut authentisches Flair verströmt. Auf dem KOA Campground würden wir sogar eine erschwingliche Bleibe finden... .Wir setzen in Gedanken einen weiteren Highlight-Marker auf unsere USA-Karte mit Punkten, wo wir unbedingt nochmal hin wollen. Da eine spätere Rückkehr sehr wahrscheinlich ist, verzichten wir auch auf die Besichtigung der Box Canyon Falls, die wir uns lieber zukünftig während einer mehrstündigen Wanderung in der reizvollen Umgebung anschauen wollen.
Wehmütig verlassen wir Ouray in Richtung Montrose.

Sehr bald verlassen wir die alpinen Höhen und fahren durch eine sich wandelnde Landschaft. Man spürt deutlich, wohin der Weg führt, das schwärzliche Gestein der noch immer hoch aufragenden Felswände kündigt den nächst gelegenen National Park an: Black Canyon of the Gunnison.
Zuvor kommen wir an weitläufigen Farmgebieten vorbei, entdecken sogar eine Koppel mit  eindrucksvollen Long Horn-Rindern. Cowboy-Feeling pur.

Das Städtchen Montrose empfängt uns mit einer hektischen Betriebsamkeit und dichtem Verkehr, es stellt einen Knotenpunkt zwischen den Parks im Südosten Utahs und den Rocky Mountains dar. Wir fädeln uns auf den Highway 50 ein und fahren durch das Uncompahgre Valley Richtung Gunnison, nehmen die Abfahrt zur State Road 347 und nehmen Kurs auf einen der tiefsten und schmalsten Canyons der Welt. Es ist bereits später Nachmittag, als wir die Zufahrt zum National Park passieren und auf der South Rim Scenic Road die ersten Aussichtspunkte ansteuern.


Wir stoppen am Tomichi Point und erhaschen den ersten Blick auf die im gleissenden Sonnenlicht liegenden schwarzen Felswände.


Am tiefsten Punkt ist der Einschnitt des Gunnison Rivers bis zu 700 m tief, an der schmalsten Engstelle nur etwa 10 m weit, sodass nur sehr wenig Sonnenlicht bis auf den Grund der Schlucht fällt.

Wir steigen wieder ins Auto und stoppen erst wieder am bekanntesten View Point des Parks: Painted Wall View.


Es mag an dem Überangebot an atemberaubenden Panoramen dieses Tages liegen oder auch daran, dass wir in Südfrankreich bereits zahlreiche Canyons bereist und erwandert haben, dass uns der Black Canyon heute nicht so begeistern kann,  wie wir es eigentlich erwartet haben. Die beste Fotozeit ist auch vorbei, an der Painted Wall haben wir mit störendem Gegenlicht zu kämpfen.


Trotzdem schiessen wir ein paar Fotos und bewundern die in den Granit eingebetteten Quarzadern. Dieser Kontrast aus hellem und dunklem Gestein an der 800 m hohen Steilwand ist spektakulär.


An den folgenden View Points (Cedar und Dragon Point) laufen wir die verschiedenen Kurztrails bis zur Abbruchkante des Canyons. Ein eisiger Wind pfeift durch die Kleider und trotz Softshell-Jacke frösteln wir. Am Cedar Point erwischen uns stürmische Windboen und reissen uns fast die Kamera aus den Händen. Beim Filmen und Fotographieren müssen wir immer wieder absetzen und die heftigsten Böen abwarten.

Nach einem Halt am Sunset View fahren wir bis zum High Point auf 2523 m auf. Hier ist es noch kälter und windiger. Da es bereits Abend ist, schenken wir uns den Trail zum Warner Point und fahren zurück zum Besucherzentrum. Unterwegs halten wir an den Aussichtspunkten, die wir bei der Auffahrt ausgespart haben. Mittlerweile verdunkeln tiefe Schatten den Canyon und verhindern ansehnliche Fotos. Als wir am Besucherzentrum ankommen, ist es längst geschlossen und wir begnügen uns mit einem Blick durch die weiten Fenster des imposanten Blockhausbau. Hinter dem Visitor Centre steigen wir den Trail ein Stück in den Canyon hinab, da es aber bereits dämmert, müssen wir den Abstieg abbrechen und erklimmen die Höhenmeter nach oben bis zu einer Aussichtskanzel.


Zurück im Auto überlegen wir kurz, ob die kurvige East Portal bis zum Fluss noch machbar ist, da wir aber nicht im Black Canyon campen wollen, entscheiden wir uns für die Weiterfahrt Richtung Gunnison und verlassen den National Park über die State Road 347.

Wir biegen wieder auf den US 50 ein und fahren schon bald an den gewaltigen Stauseen der Curecanti National Recreation Area vorbei. Das in der Dämmerung tintenblaue Wasser bildet einen reizvollen Kontrast zur umliegenden Canyonlandschaft. Als wir dann noch die Dillon Pinnacles erhaschen, entscheiden wir uns, hier in der Recreation Area zu zelten. Leider hängt an den Zufahrten zu den Campgrounds ein Schild: Closed.

Der einzige Campground der nach dem 15. September noch offen ist, liegt direkt neben dem Highway und ist ein hässlicher, kahler Platz der nur von Motorhomes bevölkert wird. Hier wollen wir nicht zelten und beschliessen bis zum KOA in Gunnison durchzufahren und müssen uns sputen.

Die Registration schliesst um 20.00 Uhr und da es draussen inzwischen nicht nur windig sondern bitter kalt ist, möchten wir diesen perfekten Tag nicht zähneklappernd in unseren Sommerschlafsäcken beenden.
Kurz vor 8.00 PM fahren wir auf dem Gunnison KOA vor und mieten für diese Nacht eine Cabin. Die schnucklige Blockhütte hat Elektro-Heizung und wir machen es uns nach dem Duschen beim Abendessen mit einer Flasche kalifornischen Wein gemütlich.

Gefahrene Meilen: 215
Übernachtung: Cabin auf dem Gunnison KOA Campground  45,57 USD
Gruss Kate
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Re: Wild Heart of the West: Canyons, Deserts & Rockies
« Antwort #48 am: 11.11.2006, 14:25 Uhr »
Sonntag, 17. September 2006

Heute weckt uns weder die Sonne, noch Regen, Wind oder das Heulen der Kojoten. Wir werden wach, weil es so eisig kalt ist. Wir hatten das Fenster unserer Hütte einen Spalt geöffnet und die Elektroheizung vor dem Einschlafen abgestellt. Jetzt haben wir die Quittung dafür. Es ist 3.53 AM und wir schlottern beide in unseren Schlafsäcken. Frank erbarmt sich schliesslich, krabbelt aus seinem Ajungilak, schliesst das Fenster und stellt die Heizung zum Aufwärmen auf die höchste Stufe. Nach 15 min. ist es wieder mollig warm und nachdem Frank die Heizung auf viertel Leistung zurückgedreht hat, schliessen wir noch für ein paar Stunden die Augen.

Um 7.00 Uhr sind wir wieder hellwach und ich linse vorsichtig durch das vordere, kleine Fenster nach Draussen. Unser Trailblazer, der Rasen, die Dächer der umliegenden Cabins und der Waschräume sind mit einer dicken Raureifschicht überzogen. Für den Gang zur Toilette mumme ich mich dick ein und betrachte mir den Campground im Hellen. Die Cabins stehen direkt neben den Zeltplätzen, doch dort nahezu gähnende Leere, nur ein unerschrockener Camper im zugereiften Kuppelzelt wünscht mir einen schönen guten Morgen während er in Fleecejacke und Pudelmütze auf der weiss gefrorenen Sitzgruppe sein Frühstück zubereitet.


Ich bin dankbar, dass Frank das Wasserkochen auf der Veranda übernimmt (Kochen ist in den Cabins nicht erlaubt). Ich lege meine Multifunktionsuhr nach draussen und schon bald haben wir Gewissheit, es ist noch immer -3,5 Grad. Die Komfortbereich unseres leichten Sommerschlafsacks reicht bis 7 Grad.
Während Frank in Richtung Waschraum verschwindet, gehe ich über den Rasen zur Kitchenshelter um den Abwasch zu erledigen. Ich drehe den Hahn auf und verfluche bereits den Platzwart, der in der kaum besuchten Tentarea bereits das Wasser abgedreht hat. Erst dann sehe ich den dicken Eispropf, der den Hahn verstopft. Ich mache mich auf den Weg zum Sanitärgebäude und versuche das Spülbecken dort, das gleiche Spiel.

Der Platzwart hat das Malheur bereits entdeckt und ist kurze Zeit später mit einem Gasbrenner zur Stelle, um die Wasserleitung aufzutauen. Mittlerweile ist Frank vom Duschen zurück und er übernimmt das Spülen, während ich mit einer heissen  Dusche die Kälte vertreibe.
Bevor wir starten, kratzt Frank noch mit einer CD-Hülle die Scheiben frei und ich setze einen Eiskratzer auf unsere Einkaufsliste. Der Winter hat uns eingeholt und das bereits bevor wir die Rocky Mountains erreichen.

Für die Weiterfahrt zum Rocky Mountain National Park haben wir uns das Tal des Arkansas Rivers ausgesucht, der durch den Pike und San Isabel National Forest fliesst.
Doch zunächst steuern wir den Safeway Markt in Gunnison an. Die Eiskratzer sind heute ausverkauft und so beschränken wir uns auf ein paar Lebensmittel und Feuerholz – damit ist der Kofferraum jetzt bis zum Anschlag gefüllt.

Von Gunnison fahren wir auf der US 50 durch das liebliche Tal des Tomichi Rivers und nähern uns über den Monarch Pass (3448 m, 11312 ft) der Sawatch Range der Rocky Mountains. Noch ist von Schnee nichts zu merken und hinter der Autoscheibe scheint der Bergsommer noch gegenwärtig. Doch sobald man nur für kurze Zeit das Fahrzeug verlässt, spürt man bereits die eisigen Vorboten des Winters. Bei Poncha Springs biegen wir auf die 285 in Richtung Johnston Village ab und fahren durch dünn besiedeltes Land.

Etwa ab Nathrop verläuft der Highway auf Sichtweite am Arkansas River entlang. Zahlreiche Raftinganbieter zeugen von der Kraft des White Waters am Arkansas. Doch jetzt ist keine Wildwasser-Saison, die Schlauchboote sind bereits alle für den Winter eingeholt. Die einzigen Sportler sind Angler, die es sich an den Ufern gemütlich gemacht haben und eine Gruppe Mountainbiker. Die Vegetation ist überraschend karg: steiniges Weideland mit niedrigem Buschwerk dominiert. Nur unmittelbar entlang des Wasserlaufes üppiger Baumbestand. In Johnson Village verlassen wir die US 285 und setzen unsere Tour auf dem US 24 fort.

Flankiert von Arkansas River rechts und der Sawatch Range links, fahren wir inzwischen durch die Laub- und Nadelwälder des San Isabell National Forest Richtung Leadville. Die Espen strahlen in einem intensiven Gelb und lassen uns immer wieder innehalten um eine besonders schöne Aussicht zu geniessen.



Am Clear Creek Reservoir stoppen wir für unsere Mittagsrast. Bevor wir uns den frittierten Hähnchenteilen widmen können, ziehen wir uns lange Unterwäsche, Schal, Mütze und Handschuhe an.


Jetzt lässt sich die beissende Kälte aushalten und wir bummeln nach dem Essen ein wenig am Wasser entlang und sehen zwei Anglern beim Fischen zu.

Unmittelbar vor Leadville - auf der Karte eingezeichnet als grösster Ort zwischen Vail im Norden und Salida im Süden - holt uns wieder das Sozialgefälle der USA ein: Das erste was wir von Leadville erblicken, sind heruntergekommene Trailersiedlungen und zwar in schockierender Anzahl. Das hatten wir hier in der dünn besiedelten Region nicht erwartet. In Leadville selbst auch bröckelnde Fassaden, dazwischen Touristen, die auf den Gehsteigen zwischen Silver Dollar Saloon und anderen historischen Lokalitäten flanieren.


Wir halten nur kurz für ein paar Fotos von den best erhaltenen (oder restaurierten) Gebäuden und verlassen diese trostlose, sterbende Minenstadt über die State Road 91.


Die 91 trägt den Beinamen Top of the Rockies Scenic Byway und verwöhnt uns mit Alpinpanoramen vom Feinsten. Die Strasse windet sich in Höhen jenseits der 2700 m durch den Pike National Forest. Wir passieren Kokomo, einst eine florierende Minenstadt die 1881 von einem Feuer zerstört wurde. An die ehemals 12 Hotels, 5 General Stores, 20 Saloons, 4 Tanzsäle, Kirchen und andere Geschäfte erinnert heute nur noch eine Gedenktafel an einem Haltepunkt über dem durch Climax-Abbau zerstörten Tal. Das Tal trägt den bezeichneten Namen Valley of Ghosts.


Die Rekultivierung des Tales ist durch die Rückstände des Bergbaues schwierig. Über den Fremont Pass (3450 m, 11318 ft) erreichen wir Copper Mountain, das Skizentrum der Region. Die zahlreichen mehrgeschossigen Hotelanlagen sind noch verwaist und warten auf den Ansturm der Wintersportler. Wir halten nur kurz um zu tanken und biegen auf die Interstate 70 ein.

Der Himmel hat sich immer mehr zugezogen. Sind wir heute morgen noch bei nahezu wolkenlosem Himmel gestartet, drohen jetzt dunkle Wolken mit Niederschlägen. Wir sind kaum 5 Meilen auf der Interstate 70 gefahren, als die ersten Schneeflocken gegen unsere Windschutzscheibe klatschen. Durch dichtes Schneetreiben arbeiten wir uns langsam auf der stark befahrenen Schnellstrasse in Richtung Denver. Wir passieren die liebevoll instandgesetzten viktorianischen Städtchen Frisco und Dillon, für eine Besichtigung haben wir keine Zeit, da wir heute noch unbedingt bis zum westlichen Tor des Rocky Mountain National Park kommen wollen.

Bevor sich eine geschlossene Schneedecke bildet, lassen die Schneeschauer wieder nach, das erste Blau lugt bereits wieder vorsichtig zwischen den grauen Wolken hervor. Bis zu unserem Exit kommen wir an weiteren Minenstädtchen vorbei, darunter der Argo Mill Historic Mining Site. Bergbauinteressierte kommen hier im südwestlichen Colorado voll auf ihre Kosten. Bei Argo Town verlassen wir die Schnellstrasse und fahren kurzzeitig auf der US 6. Den Mount Evans Scenic Byway ab Idaho Springs tun wir uns nicht an. Die höchste Strasse der USA hat stets mit dichtem Besucherverkehr zu kämpfen, nach den heutigen Schneeschauern ist sie womöglich sogar gesperrt.

Stattdessen nehmen wir die State Road 119 in Richtung Boulder, die sich kurvig Black Hawk entgegen windet. Black Hawk, vor Jahren noch eine heruntergekommene Minenstadt, hat das Glücksspiel neues Leben eingehaucht. Heute reiht sich Casino an Casino, trotzdem hat die Stadt Charme, da die grosszügigen Bauten allesamt im Old Western Style errichtet sind. Man sieht imposante Forts mit wehrhaften Einfriedungen, Saloons, Planwagen, Indianerzelte u.v.m. Gerne wären wir ein wenig zwischen den Western-Kulissen umhergeschlendert, aber wir müssen weiter, die schmalen State Roads bis Estes Park werden noch Zeit kosten.

Ab Black Hawk trägt die SR 119 den Beinamen Peak to Peak Byway – und genau so fahren wir jetzt: von Passhöhe zu Passhöhe, durch die tiefgrüne Fichten, Kiefern- und Tannenwälder des Roosevelt National Forest, dazwischen immer wieder Espen  in den schillernden Farben des Indian Summers. Die dunklen Wolken haben sich verzogen, die Sonne bricht durch die weissen Stämme und taucht die Umgebung in ein Meer aus satten Grün-, Rot- und Gelbtönen, darüber spannt sich der blaue Himmel, in den die schneebedeckten Kuppen der Rocky Mountains eintauchen. Auf der SR 72 queren wir das Peaceful Valley und erreichen schliesslich die SR 7 und die Einfalltore des Rocky Mountain National Park.

In Allenspark und Meeker Park residieren die Besucher der Wild Basin Area des Rocky Mountain National Park. Heute ist die Zufahrt zum Wild Basin Trailhead gesperrt. Wahrscheinlich ist der Zugang zur von über 4000 m hohen, vergletscherten Gipfeln umrahmten Wildnis bereits für den Winter geschlossen. Der Longs Peak Trailhead ist noch geöffnet, an den Trailheads entlang des Tahosa Valleys parken Autos, immer wieder treffen wir auf Fotographen, die ihre Stative augebaut haben, um den Farbenrausch des Indian Summers festzuhalten. Vorbei an Lily Lake nähern wir uns Estes Park und laufen zuerst das Besucherzentrum an, um uns über die Unterkünfte zu informieren. Jetzt zur Zeit des Indian Summers sind die Room-Rates wieder angezogen und selbst einfache Motels verlangen Preise ab 69 Dollar/Nacht. Wir haben noch die Wahl zwischen Zelten und Cabins. Die meisten Cabins in der Umgebung von Estes Park sind luxuriöse Blockhütten mit eigenem Bad, Kochnische und Kamin - ab 120 Dollar/Nacht zu mieten.

Da weiterhin mit frostigen Temperaturen zu rechnen ist, beschliessen wir, unser Glück auf dem KOA Campground zu versuchen. Wir haben Glück und können die einfache Blockhütte für 45 Dollar mieten. Wir schaffen unsere Sachen in die Hütte und fahren direkt wieder los, um uns einen ersten Eindruck vom Rocky Mountain National Park zu verschaffen. Nachdem wir uns im Zentrum von Estes Park gründliche verfahren haben und die Business Route der US 34 entlang der Motel- und Gastronomie-Betriebe erwischen, entdecken wir die ersten Wapiti Hirsche, die sich von den Häusern in der Umgebung nicht stören lassen.


Ein Wapiti mit besonders eindrucksvollem Geweih überspringt schliesslich einen der Zäune und nähert sich bis auf 20 m. Nachdem wir einige Minuten gefilmt haben und uns anschliessend durch den dichten Verkehr gefädelt haben, erreichen wir den Fall River Eingang des National Parks. An der Entrance Station dann die erste Enttäuschung, Old Fall River Road und Trail Ridge Road sind wegen Schnee gesperrt, wann die Strassen wieder offen sein werden, konnte uns der Angestellte leider nicht sagen. Wir trauern nicht lange, da wir das nächste Rudel Wapiti-Hirsche auf einer Lichtung entdecken.


Wir stoppen wieder und sehen dem Rudel beim Äsen zu. Der mächtige Bulle beobachtet aufmerksam seine Umgebung. Immer wieder hebt er den Kopf mit dem riesigen Geweih und stösst seinen Brunftschrei aus. Erwartet hatte ich einen gewaltigen, dröhnenden, tiefen Laut, stattdessen gleicht der Brunftschrei mehr einem hochtonigem Pfeifen. Macht nichts, wir bekommen trotzdem einiges Geboten, da die Hirschbullen in der Umgebung die Schreie beantworten und wir lauschen gebannt dem vielstimmigen Chor. Langsam wird es Dunkel und wir fahren weiter. Bei den Sheep Lakes treffen wir auf eine riesige Anzahl Wapitis. Es müssen um die 50 Tiere sein, die hier in den weiten Ebenen an den schlammigen Sheep Lakes die Lichtungen bevölkern.


Hier sind mehrere Platzhirsche präsent und wir verfolgen gespannt das Geschehen. Wir erwarten, dass schon bald die mächtigen Geweihe aneinander krachen, doch ohne Kampf räumt einer der gewaltigen Hirsche das Feld und hält sich fortan auf Distanz zu seinem Gegner. Von der anderen Seite nähert sich wieder ein Bulle, doch auch dieser Widersacher legt kurze Zeit später den Rückwärtsgang ein. Mit uns verfolgen noch etwa 30 weitere Besucher das Spektakel, der Parkplatz ist dicht belegt. Die Tiere stehen so dicht bei uns, dass wir weder Fernglas noch Teleobjektiv brauchen. Leider ist es bereits so dunkel, dass uns kein anständiges Foto gelingen will. Wir fahren weiter zum West Horseshoe Park und treffen auch hier wieder auf andere Besucher und auf weitere Wapitis. Elk Viewing ist eine der Lieblingsbeschäftigungen im Park und wir verstehen warum: Es ist einfach schön, die grossen Hirsche zu beobachten. Wir fahren mit offenem Fenster weiter, um weiter die brünftigen Elks hören zu können.

Erst als es zu dunkel ist, um noch etwas zu sehen, verlassen wir den Rocky Mountain National Park durch den Beaver Meadow Entrance. Über die US 36 erreichen wir  Estes Park und fahren nach einem Stopp am Safeway Markt auf den KOA Campground. Es ist so kalt, dass wir unseren Atem sehen können, doch die Elektroheizung unserer Cabin sorgt schnell für angenehme Temperaturen. Frank erklärt sich bereit, das Kochen zu übernehmen und schon bald bruzzelt unser Fleisch draussen auf dem Grill. Als das Wasser für die Mashed Potatoes auf dem Kocher dampft, rühre ich den Salat an und wir geniessen kurze Zeit später ein leckeres Abendessen. Eingemummt in lange Unterwäsche, Fleece, Mütze, Handschuhe und Trekkingjacke sitzen wir anschliessend noch kurz auf der Veranda und lauschen den Brunftlauten der Wapitis.  

Gefahrene Meilen: 287
Übernachtung: Cabin auf dem Estes Park KOA Campground 45,24 USD
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Re: Wild Heart of the West: Canyons, Deserts & Rockies
« Antwort #49 am: 13.11.2006, 13:00 Uhr »
Muss beeindruckend sein, die Wapitis im Herbst zu erleben.
Wäre gerne dabei gewesen!  :D

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Re: Wild Heart of the West: Canyons, Deserts & Rockies
« Antwort #50 am: 13.11.2006, 22:39 Uhr »
Die Begegnungen mit den mächtigen Wapiti-Hirschen war ein ganz besonderes Erlebnis.
Wapitis in solcher Zahl und in so kurzer Distanz hatten wir gar nicht erwartet.
Nach 2 Tagen im Park war Elk-Viewing immer noch nicht langweilig.
Ich hätte die Tiere stundenlang beobachten können.

Aber nach den vielen Fahretappen ist es höchste Zeit für eine Wanderung:
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Re: Wild Heart of the West: Canyons, Deserts & Rockies
« Antwort #51 am: 13.11.2006, 22:40 Uhr »
Montag, 18. September 2006

Da wir uns keinen Wecker gestellt hatten, werden wir erst gegen 8.00 Uhr wach und nach Frühstück und Morgentoilette packen wir unsere Rucksäcke, verlängern die Cabin um eine Nacht und fahren über die US 36 Richtung Beaver Meadows Visitor Centre. Der Parkplatz des Visitor Centres ist gut besucht, wir finden einen Parkplatz neben einem knallroten Hummer, der uns ein Foto wert ist.


Im Visitor Centre schauen wir uns die Ausstellung und den Book Store an und reihen uns ein in die „Rangerline“. Als wir an der Reihe sind, fragen wir nach dem Zustand des Mills Lake Trails und erhalten die Auskunft, dass ausser einigen Schneeresten mit keinen Beeinträchtigungen zu rechnen ist. Mit der Trail Ridge Road sieht es anders aus. Es sind etwa 40 cm Schnee zu räumen und die Arbeiten dauern noch an. Der Ranger will sich nicht festlegen, ob die Strasse Morgen wieder offen ist, Übermorgen aber höchst wahrscheinlich. Wir sollten heute Abend noch mal den Strassenbericht abholen. Er drückt uns noch ein Faltblatt mit den Bear Lake Corridor Trails in die Hand und wünscht uns viel Spass beim Hiken. Den werden wir hoffentlich haben. Eine Meile nach dem Visitor Centre zweigt die Bear Lake Road ab und wir biegen in die 9 Meilen lange Stichstrasse ein.


Wir kommen nicht bis zum populären Bergsee, schon bald stoppt uns eine atemberaubende Szenerie: schneebedeckten Hänge einer 4000er Bergkette bilden einen liebreizenden Kontrast über dem tiefen Grün der Nadelwälder, dazwischen gelbe und orange-rote Farbtupfer – die Laubbäume.


Davor erstrecken sich weitläufige Wiesen und wir folgen schon bald einem Trail durch die Wiesenlandschaft. Als die Nadelbäume die Wiesenlandschaft ablösen und der Trail durch dichten Nadelwald führt, kehren wir zum Auto zurück.


Als wir den Bierstadt Lake Trailhead passieren, weißt ein Schild auf belegte Parkplätze am Glacier Gorge Trailhead hin. Wir beschliessen, trotzdem weiter zu fahren und schrauben uns schon bald die Serpentinen entlang des Glacier Creek hinauf. Die Aussicht ist überwältigend und der Parkplatz Glacier Gorge tatsächlich belegt. Eine Parkangestellte sorgt dafür, dass nicht wild geparkt wird und schickt uns weiter hinauf zum Bear Lake Trailhead. Das bedeutet eine halbe Meile längeren Fussweg, da wir zunächst dem Wander-Reitweg zum Glacier Gorge hinabsteigen müssen. Am Bear Lake ergattern wir einen der letzen Parkplätze und hoffen, dass nicht alle Besucher auf die Idee kommen, zum Mills Lake aufzusteigen. Da die Trail Ridge Road und die Old Fall  River Road gesperrt sind, konzentriert sich heute beinahe der gesamte Besucherandrang auf die Bear Lake Road.

Wir packen unseren Rucksack und ziehen die Schnürsenkel unserer Bergstiefel fest. Zum Schluss noch das Trail-Faltblatt in die Kartentasche, doch wo ist es? Wir stellen das halbe Auto auf den Kopf, aber die Hiking-Information bleibt verschollen. Wir haben zwar noch eine Wegbeschreibung aus dem Internet ausgedruckt, aber auf dem Blatt sind alle Seen und die Wanderwege mit Entfernungsangaben eingezeichnet und wir möchten nur ungern ohne los ziehen. Bevor wir wieder zurück zum Visitor Centre abfahren, sehen wir uns um, neben der Bushaltestelle ist ein Rangerkiosk und dort erhalten wir ein neues Informationsblatt, es kann also losgehen.

Wir laufen zunächst Richtung Bear Lake und sind froh, als wir kurze Zeit später in den weniger stark begangenen Weg Richtung Alberta Falls einbiegen können. Die 0,3 Meilen Richtung Bear Lake werden von ganzen Schwadronen bevölkert. Wir laufen an dem Abzweig zum Glacier Gorge vorbei, jetzt sind wir wieder auf dem Normalweg. Es kommen uns einige Wanderer entgegen und wir grüssen freundlich. Der Trail führt am Glacier Creek entlang und schon bald verändert sich die Lautstärke des Wasserlaufs. Es kann nicht mehr weit sein bis zu den Wasserfällen. In Kehren folgen wir dem Trail und sehen schon bald die Alberta Falls links neben uns. Wir steigen den Weg noch weiter nach oben und klettern ein paar Meter über die Felsen um zur Fallkante zu gelangen. Es stürzt nicht gerade viel Wasser nach unten, eine Folge des trockenen Sommers in den Rocky Mountains. Trotzdem erwischt ein wenig Gischt unsere Kamera und wir trocknen vorsichtig das Objektiv. Die Sonne steht ungünstig, die Fotos sind schlecht und wir wollen es beim Abstieg nochmals versuchen.


Hier oben ist es bereits ziemlich kühl und wir holen Handschuhe und Mütze aus dem Rucksack. Wir haben etwa 1/3 der Wegstrecke zurückgelegt, ab den Alberta Falls wird der Trail deutlich schmaler, aber auch steiler und steiniger - wir freuen uns, dass wir endlich einen typischen Rocky Mountains Trail unter die Stiefel nehmen können. Der Weg führt abwechselnd durch lichten Kieferwald und an farbenfrohen Espenhainen vorbei, quert Felsbänder und kleine Wasserläufe, die man meistens mit einem grossen Schritt trocken überqueren kann.


An einem breiteren Flusslauf hilft eine Holzbrücke. In den schattigen Waldstücken treffen wir auf den ersten Schnee, der etwa knöchelhoch auf dem Weg liegt. Doch für unsere gut profilierten Vibramsohlen ist der rutschige Untergrund kein Problem. Als uns eine ganze Schulklasse in luftiger Kleidung entgegenkommt witzelt Frank ob es da oben eine bewirtschaftete Hütte geben würde. Gibt es definitiv nicht und wir wundern uns, dass die zum Teil nur mit dünnen Sweatshirts bekleideten Jugendlichen nicht frieren. An einem Felsplateau rasten wir kurz und stopfen die Fleecejacke in den Rucksack.


Mit Fleece- und Funktionsjacke wird es beim Aufstieg zu warm.


Wir verweilen noch ein wenig, geniessen die Aussicht und schauen einem Chipmunk zu, dass ganz aufgeregt zwischen Felsen und Baumstümpfen herumspringt. Nachdem wir noch ein wenig fotographiert und gefilmt haben, stapfen wir weiter.


Die Höhe merken wir inzwischen nicht nur an der Kälte, der Aufstieg in Höhen jenseits der 2500 m fordert etwas Kondition. Die haben wir normalerweise und ich bin glücklich, dass ich meine Erkältung überwunden habe und die Wanderung geniessen kann. An der Abzweigung Lake Haiyaha – The Loch – Mills Lake folgen wir der linken Spur, es sind laut Wegweisser noch 0,6 Meilen. Nachdem wir weitere Felsbänder gequert haben erhaschen wir den ersten Blick auf unser Ziel – den idyllischen Mills Lake.


Er liegt eingebettet von schroffen, schneebedeckten Berggipfeln inmitten tiefgrüner Nadelbäume. Riesige Felsbrocken säumen den Uferbereich und zeugen von der schieren Kraft der Elemente. Wir laufen jetzt am Ufer des Sees entlang und suchen ein schönes Fleckchen für unser Lunch. Ausser uns sind nur ganz wenige Besucher hier oben, so bleibt genügend Platz für Jeden.


Unsere Wahl fällt auf eine Felszunge, die weit in den See hineinreicht und mir machen es uns hier in der Sonne auf einem grossen Stein gemütlich. Mit unseren Faltkissen aus PE-Schaum lässt es sich hier aushalten. Damit wir nicht zu sehr auskühlen, ziehen wir wieder eine Fleeceschicht unter die Trekkingjacken und geniessen in dieser Bilderbuch-Berglandschaft unsere mitgebrachten Sandwiches. Da wir noch immer Hunger haben, isst jeder einen Cliff Bar und wir verharren eine ganze Weile schweigend und bewundern die Ausformkraft der Natur die hier eine malerische Gebirgsseenlandschaft geschaffen hat.


Als weitere Wanderer nachkommen, räumen wir „unsere“ Felszunge und erkunden den Uferabschnitt des Mills Lake. Jetzt geht es weiter über einen s.g. Boardwalk - ein schmaler Holzsteg zur Schonung der Vegetation. Am Ende des Mills Lake angekommen, laufen wir das kurze Stück bis zum Jewel Lake weiter. Das kleine Anhängsel des Mills Lake liegt gänzlich in gleissendem Sonnenlicht und lässt sich nicht fotographieren, da von der anderen Seite Bäume die Sicht versperren. Macht nichts, so behalten wir die Erinnerung in unserem Herzen und beschränken uns auf einen Schwenk mit dem Camcorder bevor wir den Abstieg in Angriff nehmen. Wir lösen die Wanderstöcke vom Rucksack und steigen hinab.

Auf dem Rückweg erhaschen wir wieder völlig andere Perspektiven und so zieht sich der Abstieg, da wir zwischendurch immer wieder für ein Foto oder einen Videoschwenk innehalten. An der Weggabelung überlegen wir kurz, ob wir nicht den 3 Meilen längeren Loop über Lake Haiyaja, Dream Lake und Nymph Lake laufen sollen, aber Frank meint, dass ihm die 6,5 Meilen für heute reichen würden (mir eigentlich auch), zumal wir uns ja noch den Bear Lake und Sprague Lake anschauen und noch ein wenig Sightseeing im Park machen wollten. Da es bereits früher Nachmittag ist, eine vernünftige Entscheidung. Der Abstieg erfordert durch den rutschigen Untergrund, der von dem in der Sonne schmelzenden Schnee herrührt, Aufmerksamkeit und unsere Blicke schweifen immer wieder zwischen den Landschaftspanoramen auf unsere Füsse um die Trailbeschaffenheit zu prüfen.


An den Alberta Falls stoppen wir für ein Foto, sind aber mit den Resultaten noch immer nicht zufrieden. Am Abzweig zur Glacier Gorge entscheiden wir uns für die faule Variante und sitzen kurze Zeit später im Shuttle Bus Richtung Bear Lake. Der breite, gut ausgebaute Weg zwischen Bear Lake und Glacier Gorge Trailhead war nicht so interessant, dass wir ihn unbedingt nochmal gehen müssen. Am Parkplatz schaffen wir die Rucksäcke ins Auto und tauschen die Mützen gegen unsere Baseballcaps.

Die flachen Schuhe haben wir in der Cabin gelassen und so laufen wir mit unseren Bergstiefeln in Richtung Bear Lake.


Damit sind wir reichlich overdressed: der Trail um den See ist ein breiter, ebener Schotterpfad, der von den vielen Besuchern stark frequentiert ist. Nach der Einsamkeit am Mills Lake holt uns der Besucherandrang hier aus unseren Wildnisphantasien. Wir bleiben nicht lange, nach Umrundung des Sees sitzen wir bald wieder im Auto und fahren die Bear Lake Road hinab.

Als nächstes steuern wir den Sprague Lake an, von dem uns heute schon mehrere Besucher erzählt haben und auf den so viel Lob gefallen ist.


Doch auch dieser See überwältigt uns heute nicht mehr, am interessantesten finden wir noch die Forellen in einem abgetrennten Basin.

Wir beschliessen, die Trail Ridge Road bis zur Sperrung zu fahren, biegen aber zuerst noch nach Moraine Park ab, um uns diesen mit Wasserläufen durchzogenen Parkabschnitt anzuschauen. Von hier starten die Wanderungen zum Cup Lake, Fern Lake und Odessa Lake, die wir uns für einen anderen Urlaub aufsparen müssen. ...
Gruss Kate
- - - - - - -
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Palo

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Re: Wild Heart of the West: Canyons, Deserts & Rockies
« Antwort #52 am: 14.11.2006, 00:46 Uhr »
schoene Photos und toller Reisebericht :applaus:  :applaus:

Gruss

Palo
Gruß

Palo

Schneewie

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Re: Wild Heart of the West: Canyons, Deserts & Rockies
« Antwort #53 am: 14.11.2006, 09:01 Uhr »
Wenn ich die Bilder aus den letzten Tagen sehe, frage ich mich, warum ich bei unserem nächsten Besuch (wann auch immer) die Arizona, Nevada, New Mexico Variante farvorisiert habe. Ich glaube,
diese Ecke, die Ihr gefahren und gewandert seit, würde mir mehr gefallen.

Wer die Wahl hat, hat die Qual.  :roll:

Wie sieht es denn wettermäßig im Mai in dieser Gegend aus :?:
Gruß Gabriele

Ganimede

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Re: Wild Heart of the West: Canyons, Deserts & Rockies
« Antwort #54 am: 14.11.2006, 12:46 Uhr »
Zitat von: Schneewie
Wenn ich die Bilder aus den letzten Tagen sehe, frage ich mich, warum ich bei unserem nächsten Besuch (wann auch immer) die Arizona, Nevada, New Mexico Variante farvorisiert habe.


Weil es in Deutschland keine Wüsten gibt (außer Servicewüsten), aber dafür die Alpen, die meiner Meinung nach sich nicht so sehr von den Rockies unterscheiden  :D

Sehr schöner Reisebericht mit viel Liebe zum Detail  :wink:

Schneewie

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Re: Wild Heart of the West: Canyons, Deserts & Rockies
« Antwort #55 am: 14.11.2006, 15:04 Uhr »
Zitat:  Weil es in Deutschland keine Wüsten gibt (außer Servicewüsten), aber dafür die Alpen, die meiner Meinung nach sich nicht so sehr von den Rockies unterscheiden  ..



Mhmmm  :roll:
Gruß Gabriele

Palo

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Re: Wild Heart of the West: Canyons, Deserts & Rockies
« Antwort #56 am: 14.11.2006, 15:41 Uhr »
Zitat von: Schneewie


Wie sieht es denn wettermäßig im Mai in dieser Gegend aus :?:


Ende April, Anfang Mai blueht die Wueste :D  :D
Gruß

Palo

Sedona

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Re: Wild Heart of the West: Canyons, Deserts & Rockies
« Antwort #57 am: 14.11.2006, 16:08 Uhr »
Zitat von: Ganimede
Weil es in Deutschland keine Wüsten gibt (außer Servicewüsten), aber dafür die Alpen, die meiner Meinung nach sich nicht so sehr von den Rockies unterscheiden  :D


Da muss ich doch glatt ein bissi widersprechen...  :wink:

Es gibt sogar einiges, das mir persönlich an den Rockies wesentlich besser gefällt als bei uns in den Alpen:
Zum einen wäre da die Tierwelt. So gut Tierbeobachten kann man leider in den Alpen nirgends - auch wenn es hin und wieder zutrauliche Murmeltiere und Steinböcke gibt, aber es ist absolut kein Vergleich vor allem, wenn man gerne und viel fotografiert! Wenn ich an all die Raubvögel, Picas, Biber, Bären, Elche usw gleich neben der Straße denke oder mir Kate´s Wapitibilder ansehe, bekomme ich spontan Fernweh!  :wink:
Dadurch dass die meisten Berge um einiges höher sind als jene in den Alpen, verfärbt sich die Tundra ansatzweise im Herbst. In meinen Augen ein Traum dieses Farbspiel!
Dann gäbe es noch den Charme der alten verfallenen Minen und Ghost Towns und Golgräberstädte.
Und was hat zB der Glacier NP mit Europa gemeinsam? In meinen Augen nicht so viel. Dreieckige Berge, Bärengras und junge Schneeziegen - einfach nur schön!
Etwas, das ich auch immer genieße: unberührte Wälder, wo nicht der Förster alles, was am Boden liegt, schnell wegräumt.
In den Alpen gibt es zweifelsohne auch schöne Plätzchen, aber soviele traumhaft goldene Espenwälder umgeben von verschneiten 4000ern, das gibt es leider in Europa nicht in der Form.  
Und zuletzt fallen mir noch die zT einsamen, im Hochsommer mehlig/milchigen kanadischen Gletscherseen ein und da muss ich dann am deutlichsten widersprechen. So gut wie dort in den Bergen hat es mir noch nirgends in den Alpen gefallen, nicht mal in meiner Heimat Kärnten.  :wink:  

Ich mag die Rockies sehr gern, ich fürchte das merkt man. Tut Leid Kate, für das "weit Ausholen"... :wink:


Zitat von: Ganimede
Sehr schöner Reisebericht mit viel Liebe zum Detail  :wink:

Da gibts keinen Widerspruch, ganz im Gegenteil: 100%ige Zustimmung!!!  :D  :D  :D



@Schneewie: Mai ist noch relativ früh für den Rocky Mt NP. Der höchste Teil der Trail Ridge Road zB wird meist erst in der letzten Mai Woche für Besucher geöffnet. Wildblumen sind zu dieser Zeit sehr schön in den niedrigeren Gebieten, die höher gelegenen bzw die Tundra fängt z.T. erst Mitte Juli an zu blühen an.

Palo

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Re: Wild Heart of the West: Canyons, Deserts & Rockies
« Antwort #58 am: 14.11.2006, 16:28 Uhr »
Ich kann Sedona nur zustimmen, die Alpen erdrücken mich

Gruß

Palo
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Palo

Schneewie

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Re: Wild Heart of the West: Canyons, Deserts & Rockies
« Antwort #59 am: 14.11.2006, 21:45 Uhr »
Zitat von Sedona:

@Schneewie: Mai ist noch relativ früh für den Rocky Mt NP. Der höchste Teil der Trail Ridge Road zB wird meist erst in der letzten Mai Woche für Besucher geöffnet. Wildblumen sind zu dieser Zeit sehr schön in den niedrigeren Gebieten, die höher gelegenen bzw die Tundra fängt z.T. erst Mitte Juli an zu blühen an.[/quote]

Antwort von mir: (bekomme das mit dem zitieren einfach nicht hin)

Das ist ja blöd, da wir meist im Mai in den Urlaub fahren. Vielleicht kann man es aber auch ein wenig nach hinter schieben und im Juni fahren, oder dann doch ganz in den Herbst hineinverschieben.

Aber noch ist es nicht soweit und ich muß noch nicht entscheiden, will ich Wüste oder Berge.

Danke, Sedona.  :D
Gruß Gabriele