4.6.2022 oder die längste HeimreiseWegen "schlimmer" Berichterstattung rollen wir schon um 6.30 Uhr los in Richtung Flughafen.. dort prangen uns schon Schilder entgegen, daß man gefälligst nicht mehr als 4 Stunden im voraus anreisen soll. Schon gut, schon gut.. unser Flug soll um 10.15 Uhr gehen.
Online sind wir bereits eingecheckt und die grossen Koffer verschwanden in einer Art Schrank beim self-bag-drop. Und dann sehe ich sie.. DIE Schlange..
Sie zieht sich vom Gebäude in 2 Linien nach draußen, mäandert dann einmal bis ins Erdgeschoss und zieht sich Disneyland-artig bis ins Obergeschoss. Ingesamt sind wir fast schon überrascht, daß wir für die 3 - 5 km bis zur Security nur ca anderthalb Stunden vergehen.
Nach dem Sicherheitscheck schnappen wir bei den Raubrittern des Airports noch 2 Kaffee und was zu essen. Der letzte Hüpfer bis Frankfurt geht nämlich in der Holzklasse.
Auf dem Weg zum Gate checke ich nochmal die Mails.. erst war unser Flug "nur" 1 Stunde verspätet, aber jetzt verkündet mir Lufthansa frohgelaunt "Ihr Flug wurde annulliert". Ach so.. und nu? Das teilen Sie mir nicht mit..
Die Service Hotline glänzt durch Ansagen à la "erhöhtes Anrufaufkommen... blablalba... versuchen Sie es online" Der Chatbot verweist auf die Service Hotline und ich schreie das fröhlich grinsende Robotergesicht solange an, bis wir auf der Warteliste für den Flug um 18.30 Uhr stehen.. also fast.. ich fluche tatsächlich und aktualisiere die Seite wie wild, bis die Warteliste-Plätze auftauchen.
Mittlerweile hat mir auch LH diese Alternative nebst 2 Gutscheinen über 15 EUR avisiert. Ok, die lösen wir gleich gegen Wein ein. Hey, das Leben ist doch eindeutig zu kurz für Ärger.
Es ist 11 Uhr und wir trinken uns quasi an der Bar fest, da auch -ähnlich wie in der Lounge am Vortag- rund um uns herum die Menschen mittlerweile auf dem Boden oder ihren Koffern sitzen.
22 Flüge annulliert
Pünktlichst traben wir Richtung Gate. Die Masse wird noch einmal kräftig verwirrt und wie eine Rinderherde von der Ost- auf die Westweide getrieben oder in diesem Fall von Gate 35, zu Gate 17 und wieder zurück zu Gate 35 geschickt.
Dann beginnt ein neuerlicher Warte-Krimi. Zur Boarding-Time um 17.50 Uhr ist nicht mal eine Maschine da. Die erscheint dann zur angegebenen Abflugzeit und mein Mut auf einen bzw. zwei Plätze sinkt, als ich die kleine Bonbardier irgendwas sehe.
Aber die Hoffnung stirbt zuletzt. Mit uns warten 3 andere Pärchen und eine alleinreisende Frau, die bereits 3mal umgebucht wurde und schon seit gestern auf einen Weiterflug wartet.
Ein Paar hat Glück und ergattert 2 Plätze (die Reihenfolge der Vergabe erschließt sich mir nicht..). Wir bekommen die Option, daß einer von uns mitkönnte und der andere auf die Warteliste für den Flug morgen früh... also nee.
Damit ist das Thema auch schon ausdiskutiert. Wir erhalten das Angebot am nächsten Tag um 11.15 Uhr mitzufliegen. Aber mit dem Hinweis, daß es nur 1 festen Platz und 1mal stand by gibt.
Beim Rausgehen checke ich also die Hotels für die Nacht.. Die Flughafenhotels sind allesamt ausgebucht. Und in der Stadt sieht es auch nicht besser aus.
Ich setze mich dann auch mal auf den Flughafenboden und suche weiter... nach 15 Minuten habe ich mich durch die einschlägigen Seiten geklickt und neben einem Luxus-Hotel im Zentrum für schlappe 1200 Euro noch eine Pritsche im Schlafsaal eines Hostels für 170 Euro PRO PERSON im Angebot.
Ich lasse den Kopf hängen und sehe uns schon.. - wie viele andere auch - im Terminal übernachten.
Aber warte, haben wir nicht vorher mal die Bahnverbindungen gecheckt? In knapp 5 Stunden könnte man von Amsterdam nach Frankfurt fahren .. mit zweimaligem Umsteigen. Kosten 150 Öcken für 2. Es ist 20.01 Uhr und der Zug geht um 20:19 Uhr.... also Beine in die Hand und los gerannt.
Auf dem Weg kommen wir auch nochmal durch die chaotisch vollgestellt Gepäckhalle. In der Tür sagt Patrick "sollen wir mal nach unseren Koffern.." Ich will schon "keine Zeit" brüllen... da sehe ich IHN.. unser buntes Hinkebein mit der abgerissenen Rolle macht sich extra groß und 2 Reihen dahinter glänzt unser orangefarbenes Schmuckstück.. geschnappt und mehr schlecht als recht gehts holpernd weiter.
Da endlich der Aufzug.. runter zum Gleis und.. Oh nein das falsche Gleis - Panik steigt auf.. nochmal hoch.
Unterwegs treffen wir nochmal das andere Paar, welches auch nicht mitfliegen konnte. Er will wissen, wie und wo wir jetzt den Zug gebucht haben.. aber mehr als ein bahn.de kann ich ihm nicht entgegnen. Hier ist sich jeder selbst der Nächste.
Dann sind wir endlich an Gleis 3 und unser Zug fährt keine 5 Minuten später ein.
Amsterdam -Utrecht geht recht schnell. Umsteigen dann in einen Intercity (Nightjet) bis Düsseldorf. Durch das gedimmte Licht und die fehlenden Lautsprecheransagen kann ich ein bisschen dösen, wenn nicht die Fischerei-Gruppe "Petri Heil" aus dem Hessischen mit viel Bier ihren verpassen Flug begiessen würde.
In Düsseldorf besteigen wir den ICE und der hält irgendwie mehr, als daß er fährt. Aber irgendwann sind wir am Frankfurter Flughafen und müssen für den 1 Tag mehr parken 5 Euro nachzahlen. Ein echter Schnapper
Über die leere Autobahn gehts heim, wo wir um 3.30 Uhr schließlich total platt ins Bett fallen.
WILLKOMMEN IN DEUTSCHLAND ***verbeugundschlußapplaus*