Tag 13 – Montag, 24. September 2012
Strecke: Bryce Canyon National Park // Kanab // Lake Powell // Glen Canyon Dam // Page
Gefahrene Meilen: 166
Zuhause: Wahweap Marina Campground
Wetter: Wolkig. Sonnig. Stürmisch. Gewitter. Alles, was Utah und Arizona an Wetter so bieten können. Außer Schnee.
Zum ersten Mal während unserer Reise könnte das mal heute so richtig Schiet-Wetter geben. Zumindest haben wir es jetzt erstmal mit bewölktem Himmel zu tun. Beim Frühstück sinnieren wir über den Plan und die restlichen Tage ... da wir weder eine Wave-Permit noch ein SUV unser Eigen nennen können, werden wir schweren Herzens in Page abkürzen und dafür uns für den Highway 1 später einen zusätzlichen Tag gönnen. Das ist zwar etwas schade, aber da auch im Wetterbericht für Page und Umgebung nicht wirklich brillantes Wetter vorgesehen ist – also nur eine Übernachtung am Lake Powell. Heute hinfahren, bei den Hoodoos halten, Campsite catchen, Staudamm besichtigen, Einkaufen, nen faulen Lenz machen. Ich glaube, wir brauchen mal einen Tag ohne viel Wandern, Steine, Sightseeing. Einfach mal locker machen und nicht hetzen lassen. Und morgen mit etwas Glück (je nach Wetter halt) auf dem Weg zum Grand Canyon zuerst in den Lower Antelope Canyon, dann beim Horseshoe Bend vorbei und fertich.
In Page treffen wir auch wieder auf H & B aus Heidelberg. Mal schauen, was die so in der Zwischenzeit erlebt haben!
Wir packen etwas schweren Herzens unsere Siebensachen, verstauen allet in Elmo da hin, wo es hingehört und machen uns auf den Weg. Wir halten noch am Ruby's Inn Komplex, besorgen uns Briefmarken und Feuerholz und ich erstehe einen rosa Kaputzenpulli in der Souvenirabteilung. Kindergröße. Allet andere ist einfach völlig riesig. Und irgendwie nich so schön bedruckt mit Hirsch und Bär und Puma.
Da wir mit einem kapitalen Elmo von 25 Fuß Länge unterwegs sind, sparen wir uns den möglichen Versuch, rechts rum über die Cottonwood Canyon Road "abzukürzen". Muss ja nicht sein, dass wir hängen bleiben. Also ab Ruby's Inn geht es ein Stück zurück. Passend zur Vorhersage fängt es beim Red Canyon an zu tröpfeln. Aber irgendwie haben wir grade auch ehrlich gesagt eine dezente Rote-Steine-Überdosis, so dass wir einfach mal weiterfahren. Das erste Stück bis zu Mount Carmel Junction kennen wir ja schon: Weiden, Ranches, unendliche Weiten. An der Abzweigung zum Zion geht's vorbei in Richtung Kanab.
Der aufmerksame Leser entdeckt auf diesem Bild, dass wir wenigstens in den Fotos unsere Radkappe wieder gefunden haben
Durch Kanab selbst fahren wir einfach mal entspannt durch, soweit ein ganz nettes Örtchen. Hinter Kanab dann in einer Straßenkurve die legendäre Abzweigung auf die House Rock Valley Road. *schluck* Hachja. Nächstes Mal gehen wir das hier in diesem Eck "professioneller" an. Auch wenn es keine Wave-Permit gibt, einfach eine schöne Tageswanderung von Steve im Paria Outpost buchen und drauf scheißen, ob man nen SUV hat oder nicht. Dieses Mal leider doch unvorbereiteter als gedacht, aber hinterher ist mal immer schlauer. ... Während ich so fröhlich von mich hin sinniere und träume, passieren wir tatsächlich den Paria Outpost und fahren ... und dann die Szene, wie eingangs schon beschrieben:
"Schatz? Fahr mal bitte langsamer, da muss gleich der Parkplatz für die ... hallo? ... Da ... geht's ... ging's ... da ging es vor 2 Meilen zu den Toadstool Hoodoos, Mann!"
"Soll ich umdrehen?" "Ne, auch schon wurscht ... lass uns weiterfahren und lieber schön am See gammeln ..."
Vorbeigerauscht. Aber irgendwie sind wir heute echt Steine jeglicher Art etwas überdrüssig. Ich mag jetzt See, Boote, Wasser ... so ein bisschen wat anderes halt. Oder auch einfach mal GAR NIX.
Das darf man wahrscheinlich hier im Forum auch nicht wirklich laut sagen, aber [flüstermodus] man darf auch einfach mal NIX sehen und machen wollen [/flüstermodus] . Ehrlich.
Ich denke mir in diesem Moment zwar: "Scheiße, scheiße, scheiße, wenn ich jetzt niiiiieeee wieder in die USA und niiiiiieeee wieder in diese Ecke komme, bin ich an den tollen Hoodoos einfach vorbeigefahren. Frevel. Schande. Schäm dich!" Aber irgendwie ... ihr merkt schon, heute wird es etwas sentimental - ... selbst wenn ich dieses und jenes auf unserer Tour doch nicht zu Gesicht bekommen habe: Ich habe in den 13 Tagen seit unserer Landung in diesem irren Land schon so viel erlebt und gesehen und so viel tolle Momente gehabt ... das kriegen andere in 2 Wochen nicht zusammen. Also: einfach mal weiterfahren. Und Hoodoos Hoodoos sein lassen. Pfffhhh.
Hinter einigen Kurven und Geraden kommt dann der Lake Powell in Sichtweite. Coole Ecke! Wirklich beeindruckend. Wilder-Westen-Felsformationen vor, hinter und im Wasser und dazu: ordentlich Gewitterwolken. Na, prima. Das mit dem Baden wird erstmal verworfen, es bläst auch ein nicht unerheblicher Wind. Brrrr! Nä, da sin wer jetz mal heute KOMPLETT ausm Plan, dann auch richtig. Wir fahren zum Wahweap Campground und sichern uns ein Semi-Full-Hook-Up (Strom und Wasser, kein Dumpen) und schauen uns zwischen kleinen Regenschauern und ordentlich Wind mal an, was wir mit dem restlichen Tag noch so anfangen sollen. Schnell ist was Nettes gefunden: Glen Canyon Staudamm besichtigen und nach Page rein, Vorräte auffüllen. Klingt gut.
Wir fahren vor zum Staudamm, stellen unseren Elmo auf die Busparkplätze und gehen ins Carl T. Hayden Visitor Center. Am Schalter für die Führungen bekommen wir gesagt, dass in 10 Minuten wieder eine losgeht. Ja, genial. Also zwei Karten erworben und los geht's. Da wir uns auf Staatsgebiet befinden, müssen wir uns flughafenmäßig durchchecken lassen. Unser Guide ist ein netter Kerl, der seine Ausführungen mit dezenten Hip Hop Moves unterlegt. Das nimmt dem ganzen Rest so ein bisschen die Strenge, denn wir werden komplett von Securitybeamten begleitet. Das macht's so ein bisschen ... jetzt bloß keine falsche Bewegung und so ...
Aufzüge, gekachelte Gänge, Checkpoints, alles ein bisschen oldschool. Coole Sache. Ganz unten stellen wir dann fest: die grüne Fläche ist RASEN. Nix grün gestrichener Beton oder so ... durch die Vibrationen in den Fallrohren und den Wind, der die Staumauer runterkommt, hatte es die Erde über den Rohren immer verschwinden lassen. Also hat man Rasen gepflanzt. Sieht gut aus und hält die Erde an Ort und Stelle. Ha! Nicht unschlau, die Staudammjungs. Weiter geht's in die Turbinenhalle.
Leider darf man nur noch von oben draufgucken. Vor 9-11 durften die Besucher nicht nur SELBER da im ganzen Damm rumlatschen, sondern auch bis an die Turbinen und denen beim Drehen zugucken. Jetzt bin ich etwas neidisch. Schade, dat wär schon toller gewesen. Aber auch so durchaus beeindruckend genug. Vor allem mit all den netten Geschichten und dem Hintergrundwissen durch unseren Guide kann ich sagen: Lohnt sich! Und die Führung ist eine wirklich tolle Abwechslung zum Steinegucken. Wieder zurück knipsen wir noch ein bisschen von der Brücke runter und machen uns dann auf nach Page.
Über diese Brücke
:
Vorbei am mir von vielen Reiseberichten schon sehr bekannte Courtyard by Marriott Page geht's in das Städtchen und schön in den Safeway an der Elm Street. Ohne Nightmare. Hatte ich schon gesagt, dass ich Safeway totaaaaal toll finde? Sooo viele leckere Sachen und frisches Deli-Zeuchs. Herrlisch. Wir fahren über den Lake Shore Drive zurück, bleiben an einem wirklich schönen Aussichtspunkt stehen und genießen die Wolkenraserei am Himmel über dem See. Ja, wenn wir wieder mal hier sind, bleiben wir ein bisschen und machen ein paar Badetage, wa? Von Boot- oder anderem Wasserfahrzeugeausleihen halten wir Abstand. Das ist schon mehr als teuer hier.
Zurück an unserer Campsite wird klar: Wir grillen heute nicht. Zu viel Wind und draußen ist es arschkalt. Ich buche uns unter Fluchen über das schlechte WLAN für die nächsten zwei Nächte eine Site am Grand Canyon, damit wir morgen entspannt ohne Stress den ganzen Tag rumfahren können und nicht hetzen müssen. Plötzlich parkt ein Cruise America RV vor uns ein – H & B aus Heidelberg! Ich hatte ihnen eine Mail mit unserer Campsite geschickt. Bei Bier, Chips und viel Gelächter erzählen wir uns unsere Erlebnisse seit dem letzten Treffen. Großartig. Da wir morgen schon wieder aufbrechen und die beiden noch zwei Tage hier bleiben und dann in Richtung Vegas zurückfahren, müssen wir uns hier voneinander verabschieden. Wir versuchen, uns in jedem Fall mal in Deutschland zu treffen. Heidelberg ist ja nicht sooo weit weg ...
Danach ist bei uns auch die nötige Bettschwere erreicht und wir hauen uns aufs Ohr. Draußen stürmt es immer noch, so stark, dass wir den Slideout einfahren, da die Schutzmarkise oben ziemlich heftig im Wind knattert. Dazu immer wieder Regenschauer ... hm, hoffentlich sind die Antelope Canyons morgen offen ...
Wir werden sehen! Gute Nacht!
Menu of the Day:
Ganz schlicht und einfach Nudeln mit Tomatensoße.
Ruby's Inn: 40 Dollar
Eintritt Glen Canyon Dam: 10 Dollar (2 Personen)
Campsite: 40 Dollar
Safeway: 120 Dollar