TAG 5 – Sonntag, 16. September 2012
Strecke: Yosemite National Park – Tuolumne Grove of Giant Sequoias // Tenaya Lake // Tioga Pass // Lee Vining // Fast Bodie // Silver Lake
Gefahrene Meilen: 140 Meilen insgesamt
Zuhause: Silver Lake Campground RV Park
Wetter: SONNE – was sonst?
Guten Morgen, Yosemite. Heute ham wer noch ein bisschen mit dir zu tun, aber viel isses nicht mehr.
Da ja durch die ständige Routenoptimiererei der Sequoia National Park weggefallen ist, der Mariposa Grove im Yosemite auch so mal gar nicht auf unserer Strecke liegt, geht es nach dem Frühstück (und dem Abspülen, allet wegpacken, Müll wegbringen, aufräumen, Betten machen, Elmos Fahrgastzelle reisefertig machen, Slideout reinfahren, von den Böcken fahren und die Böcke einräumen) direkt ums Eck in den Tuolumne Grove of Giant Sequoias. Liegt ja auch auf unserem Weg in Richtung Tioga Pass. Juhu, Mammutbäume!
Auf dem Parkplatz ist zu so früher Stund fast nix los, beinahe zeitgleich zieht mit uns ein holländisches Pärchen los (prima, die können ja später Bilder von uns machen – auf denen wir ausnahmsweise auch mal zusammen drauf sind!). Vorbei an einem Beton-Plaste-Monster-Querschnitt-Stammschnitt eines Sequoias, an dem praktischerweise alles rund um die Mammutbäumchen erklärt wird, läuft man einen beschaulichen, doch gar nicht mal so kurzen Waldweg runter zu den Sequoias. Der Weg zieht sich ziemlich, man denkt bei jeder Kurve "gleich da dahinter sinds se" und sieht dann doch nur durchschnittlich große Tännchen im Walde rumstehen.
Während Männe sich auf den ersten Metern mal vorsichtshalber mit einem "Wanderstock" bewaffnet ... "Ist besser zum Laufen und FALLS doch ein Bär kommt, hab ich was inner Hand." Da lacht der Bär doch nur hämisch drüber, oder? Egal, wenns Männe glücklich macht. Behalts Stocki!
Aber dann gehts doch los: Es startet mit einem schicken NP-Schildchen und kleiner Anleitung, wo welcher Sequoia steht und welchen Round Trail man laufen kann und da sind sie: Die schicken Riesen! Aus mir unerfindlichen Gründen rafft meine Kamera kein "Hochformat-Panorama", egal wie ichs anstelle – deswegen so:
Ein Sequoia "blutet" sogar! Das schaut wirklich ein bisschen ekelig aus ...
Dann müssen wir natürlich zum Klassiker, dem Tunnel Tree. Irgendwann abgestorben, wurde hier ein kleiner Sequoia-Klassiker aus ihm gemacht: Man kann durchlaufen. Wie immer haben leider innen alle möglichen Menschen drin rumgeschnitzt – so was stört mich immer ungemein. Zusammen mit unseren Holländern machen wir hier eine kleine Fotosession ...
Ich finde ja, dass beim Tunnel Tree echt einfach nur Saurons Auge oben drauf fehlt, oder?
Wir laufen noch den kleinen Loop, würden das nächste Mal echt erst da in der Picknick Area frühstücken, freuen uns am schönen Licht der frühen Sonne und merken so langsam, wie immer mehr Leute den Grove entern. Zeit zu gehen ... der Tuolumne Grove ist ein ganz lauschiges bezauberndes kleines Fleckchen Seqouias. Ich kenne den Merced Grove noch nicht, vom Mariposa ganz zu schweigen, aber ich kann mir vorstellen, dass man hier einfach mehr mit sich selbst und den schönen Baumriesen sein kann. Empfehlenswert.
Weniger empfehlenswert ist der Weg zurück. Zieht sich genau so wie auf dem Hinweg, nur geht es jetzt leider bergauf. Da muss man dann halt durch ...
Schöner kleine Morgentrail – weiter gehts in Richtung Tuolumne Meadows.
Die Straße schraubt sich dezent höher und höher, wir fahren durch Wald, Wald und – Wald. Doch es wird zunehmend felsiger und "rauher". Dann erreichen wir die "Felsbäume"! Ich nenn die jetzt mal so, weil ich mir grade nicht mehr so sicher bin:
Weder, wie der Viewpoint hieß (der VOR Olmsted Point!)
noch wie die Bäume ... (wieso findet man nicht alles bei Google wieder, hm? ... Doch, es ist die Jeffreys Kiefer! Zumindest glaube ich das jetzt mal so ...)
jedenfalls wachsen ab hier die Bäumchen quasi auf dem Fels!
Das ist der "Spagatbaum", für ihn gab es sogar eine Infotafel ... So wenig Risse im Fels, so ein raffinierter Baum:
MEIN WISSENSTIPP FÜR DIE NÄCHSTE REISE: Infotafeln ABFTOGRAFIEREN! Immer. Dann weiß man auch später noch, was man da fotografiert hat und wo.
Jedenfalls sieht das da oben echt irre aus, Bäume aus dem Fels. Überall.
Der nächste Halt: OLMSTED POINT.
Für mich alte Half-Dome-Fanatikerin die letzte Chance, das raffinierte Felschen mal von der anderen Seite zu fotografieren.
Auch hier halten sich diverse Bäumchen tapfer ... ziemlich tapfer sogar:
Netter Nebenverdienst: Am Viewpoint sitzt ein junges Mädel mit nem ziemlich dicken Fernrohr auf nem Stativ. "Wanna see the hikers?"
Äh? – Ach ja, richtig. Von hier aus sieht man die Cables auf den Half Dome rauf ... Ich auch. Wenn ich in mein Foto gaaaaaanz weit reinzoome.
Viel los ist an den Cables jedenfalls noch nicht.
Je länger ich überlege ... ich hätte ja schon mal Bock, da hochzukraxeln. Ist halt kein einfacher und doch ein recht langer Hike.
Aber wenn ich Bilder von da oben sehe ... der Blick ins Tal ... mal sehen, ob ich Half-Dome-Tigger da mal ... ähm, ich schweife ab!
Kurz nach Olmstedt Point erreichen wir den Tenaya Lake ... BOAH, IST DAS SCHÖN HIER!
Denken sich Dutzende Touris auch und hier fällt mir auch zum ersten Mal auf: ganz schön voll heute hier auf der Tioga Road.
Aber nur ein paar Meterchen weiter finden wir einen Elmo-langen Parkstreifen ohne andere Belegschaft mit Zugang zum See.
Ziemlich schnell wird klar: PAUSE!
Wir schleppen unsere Campingstühle ans Wasser, packen Getränke und Muffins aus und genießen die Sonne und das wirklich umwerfende Panorama! Berge, Tannen, Wasser, Sonne! Mein Herz geht auf hier. Herr-lichst!
Wo sind wir??? DA sind wir:
Wat ist dat schön, nä? Spontan muss ich mir, als SNOWtigger, schon auch vorstellen, wie unglaublich geil das hier MIT SCHNEE sein muss.
Wenn man bis hierher kommt ...
Nach ein bisschen Chillaxing packen wir unsere Siebensachen wieder ein und fahren weiter.
Umme Ecke – die Wiesen! mann, hier siehts jetzt aber echt aus wie in Schottland auf den Highlands!
Leider ist es hier oben an allen Ecken, Viewpoints und Parkbuchten SO DERMASSEN VOLL (anscheinend nutzt das komplette Umland das schöne Sonntagswetter für einen kleinen Ausflug in dem Park).
WAAAAHHH! Wieso??? Wir finden tatsächlich für unseren Elmo nicht wirklich ein nettes Eckchen ... also weiter. Schweren Herzens.
Aber wir haben ja auch noch einiges vor heute, nä?
Also brummen wir langsam durch die parkenden Horden am Lembert Dome (*schluchz*) vorbei, passieren die Parkhäuschen des Osteingangs (*schluchz*) und schlängeln uns vollends hoch auf den Pass. Witzig: Durch die ganzen Bäumchen kommt einem das hier gar nicht so hoch vor ... nur so als Vergleich: Als ich das letzte Mal so hoch war, stand ich mit meinem Snowboard auf der Bergstation Allalin in Saas Fee!
Fällt mir grade mehr als schwer, das zu vergleichen.
Elmo hält sich tapfer, gleich gehts erstmal wieder runter, my dear!
Wir halten ein paar Mal an, um uns und den Bremsen ein bisschen Pause zu gönnen.
Dann ein paar Kurven und MONO LAKE. Hey wir sind unten.
Glasklar und spiegelglatt liegt er da, die Tuffs spickeln raus. Schick.
Aber wir haben ja ab jetzt eine Mission! H&B, unsere Freunde aus Heidelberg haben uns ja Mut zugesprochen, doch nach Bodie zu fahren.
Ich hatte direkt auf den ersten Meilen mit Elmo die Strecke aus dem Plan gestrichen. Gravel Road? Mit unserer Klapperbüchse? Never ever!
"Doch, doch, das geht echt! Ihr müsst nur die richtige Geschwindigkeit rausfinden, damit die Frequenz des Waschbretts richtig kommt und dann isses gar nicht so schlimm. Das schafft ihr locker!"
Also fahren wir unten an der Kreuzung links in Richtung Lee Vining. Durch das Örtchen durch (nachher Tanken und ein bisschen einkaufen für Abends ...) und weiter in Richtung Norden. Dann gehts rechts weg in eine kleine, aber feine Straße. So weit so gut.
Wir fahren das Tal hinter – ist ja wildromantisch hier! Es gefällt uns schon wirklich gut ... vorbei an "Vor-Bodie", einer Ansammlung von zwei völlig zerrotteten Autos und einem Camper, dann das Schild "Bodie State Park" und dann ... G.R.A.V.E.L. ... es ist keiner hinter uns, also halten wir am Übergang kurz an, atmen durch und fahren drauf.
....
Ich kann das Ganze nicht wirklich wiedergeben ohne echt lauthals zu lachen. Ich hatte vorher und nachher NIE, NIE, NIE wieder so viel Lärm im Ohr.
Wir fuhren 1 mph, 3 mph, 6 mph und 12 mph. 3 mph war gefühlt am besten, aber da hätten wir 1 Stunde BIS BODIE gebraucht (zurück auch).
6 mph war einfach gar nicht gut und bei 12 mph hatten wir das Gefühl, dass weder wir noch und vor allem Elmo am Stück und ohne Schaden da durch gekommen wären.
Kurz: nach 300 Metern gaben wir auf. Das war einfach ... nicht wirklich in einer angenehmen Weise (weder "lärmlich" noch zeitlich) machbar.
Ich weiß, hier werden viele erfahrenere RV-ler aufheulen, aber, sorry, Leute! Seid ihr irre? Wie macht ihr das? Mit Oropax? Zieht ihr danach alle Schrauben wieder fest? Wie schmerzunempfindlich seid ihr? Wir hatten echt Sorge um Elmo! Ehrlich jetzt.
Wir fuhren also die 300 Meter wieder zurück zum Asphalt
("Oh, heiliger, guter, schöner, schwarzer Asphalt! Erfindung des Jahrtausends!"),
hielten an und checkten erstmal Elmo. Äußerlich noch allet dran. Puh! In den Staufächern hat es uns allerdings die Verkleidungen aus den Halterungen gerütttelt ... und später hatten wir dann noch diverse Griffe in der Hand ...
Pause. Was ne Enttäuschung! Aber mit 3 mph wäre Bodie ein waschechter Tagesausflug, von den fluchenden PKW-Fahrern hinter uns ganz zu schweigen. Wir hätten uns echt Feinde gemacht, fürchte ich. Im Kopf ging ich die kommenden Tage nach Gravel Roads durch (Alabama Hills ... scheiße ...) – viele sind es nicht. Aber auch jetzt fällt mir auf: WoMo und Wave – das schließt sich by the way völlig aus! Für so Zeuchs braucht man dann doch ein anderes Fahrzeug. Mist!
Kurz waren wir gewillt, die Mieter der drei Autos mit auf jeden Fall so was von Deutschen ("Nu, göht des hiar noch Bodie, nu?") zu fragen, ob sie uns mitnehmen würden. Die hielten grade gegenüber an, um das Schildchen zu fotografieren. Aber ... irgendwie ... nä! Wir hatten mit Bodie abgeschlossen. Scheiß doch drauf. Weiter gehts! Deswegen an dieser Stelle unser ganz persönliches "Highlight"-Bild von Bodie Ghost Town:
Zurück in Lee Vining machten wir erstmal wieder Futter in den Elmo: Tanken und Einkaufen.
Aufschrei USA-Forum: "Ja, seid ihr irre? Ist doch viel zu teuer da! Fahr doch bis XXX ..."
Snowtigger: "Scheiß drauf. Außerdem kommt da nix mehr zwischen Lee Vining und unserem heutigen Zuhause: Silver Lake."
Also getankt:
Im Grocery Store eingekauft (zu feinster Reggaemusik bei so netten (vermutlich angekifften) Verkäufern – herrlichst! Wir lieben diesen Laden ab sofort!):
Im Campingbedarf eingekauft –Toi-Chemie und Feuerholz:
Ich fand das Städtchen sehr nett und niedlich.
Weiter im Programm: Wir fahren ziemlich schnell vom Highway ab auf die Landstraße in Richtung June Lake. Da passiert man allerhand Seen in malerischer Berglandschaft und landet dann am Silver Lake – ein Anglerparadies vor dem Herrn! Es gibt einen Campground (ohne Anschlüsse) und einen RV-Park (Full Hook-up). Da wir so ziemlich alle Akkus laden müssen und morgen dumpen wollen, nehmen wir den RV-Park.
Hier wird sich aber gekümmert: Wir werden komplett instruiert, der Platzwart weist Jan in die Site (back-in) ein und hilft uns mit allen Anschlüssen. Fünf Minuten später steht er mit ner Packung Einweghandschuhen da – für uns! Zum Dumpen morgen. Ja, schön, aber ...
Vom Platz selbst bin ich nach so viel Naturcamping "etwas" geschockt: Asphalt, Schotter, ziemlich enge Plätze ... Scheiße. Das is nich schön, gell?
Ich heule fast – ich dachte, dat wär schön hier ... jetzt ist das hier so ne Asphaltwüste mit Deko-Kaktus! ... Buhuuuuuuhhhh! Die Welt ist Scheiße! .... Auf den Schock machen wir erstmal einen Spaziergang an den See.
Angleridylle.
Boote, Schwimm-Fliegenfischer, gemütliches Sitzen im Klappstuhl.
Nach einen wirklich netten Gespräch mit einem der Angler blicke ich rüber zum RV-Park und fange an zu verstehen ...
Ich finde es nach den Blicken in die entspannten Gesichtern von allen hier eigentlich mehr als cool, dort gelandet zu sein. Wir sind zusammen mit einem Road Bear die einzigen mit einem Verleihcamper, der Rest ist hier – zumindest optisch – den ganzen Sommer: Teppiche vor der Tür, Deko an Wagen und drumrum, kleine Gärtchen, festinstallierte Grills und Sitzgruppen, Lichterketten und jede Menge star spangled banners. Eine Frau spielt Heimorgel, Menschen treffen sich aufn Bier beim Nachbarn. Ein Hund rennt rum ... Camper-Idylle.
Hier (oder auch auf jeden anderen klassischen RV-Park, der voll mit Amis im Rentenalter ist) muss eigentlich jeder, der mit nem WoMo unterwegs ist, einmal gewesen sein – und das sage ich aus vollster Überzeugung! Ehrlich jetzt. Denn auf solchen Plätzen erlebt man Camp-Amerika. Und zwar aus vollster Seele. Mit allem, was dazu gehört.
Wir setzen uns raus, schlürfen ein Bierchen – und werden direkt vom Platzwart gewarnt: Bitte ALLES – und er meint wirklich alles – in den Camper packen, was essbar oder nicht niet- und nagelfest ist. "The bears are walking thorugh the campground at night, folks!" ... "Äh, Tigger? ... ich dachte, ab jetzt kommen keine Bären mehr ... " ... Ähm, ja. Weiß auch nicht, warum hier auch welche sind, höhö ...
.... nachti-nachti, John-Boy!