TAG 18 – Samstag, 29. September 2012
Strecke: Los Angeles // Santa Barbara // Sea Lions // Big Sur // Pfeiffer Beach // "PCH Campround Deluxe"
Gefahrene Meilen: 323
Zuhause: Ca. 12 Meilen hinter dem Pfeiffer Campground
Wetter: Sonne. Wind. Neeeeeeebel. Viel gruseliger Neeeeeebel.
Hilfe, ich muss noch das Schoko-Eis machen!
Und 100 Kinder warten auf ihre Spaghettieis-Becher!
Wo zur Hölle bleibt dat Männe?
Und was macht die Eismaschine auf einmal für ein Geräusch ....
....WRRRRRRRRRRRROOOOOOOOOOOOOOOOOOMMMMMMMMMSCHSCHSCHSCHSCHFFFFFFFFFFFFHHHHHHHHHHHÜÜÜÜÜÜÜÜÜÜÜÜÜÜHHHHHH...
Klingt wie ein Flugzeug.
Flugzeug.
Hä? Ich schrecke hoch und stoße mir am Oberschrank fast den Kopf! Hä? Wo? Wie? Durch die Jalousie erkenne ich Meer in der Morgendämmerung. Alles ist gut. Keiner wartet auf Eis. Ich hab besch... geschlafen. Und fies geträumt. Los Angeles macht mein Hirn duselig und die dämlichen Flieger leider auch. Ich wälze mich noch ein bisschen hin und her. An Schlaf ist nicht mehr zu denken. Leider alle paar Minuten:
....WRRRRRRRRRRRROOOOOOOOOOOOOOOOOOMMMMMMMMMSCHSCHSCHSCHSCHFFFFFFFFFFFFHHHHHHHHHHHÜÜÜÜÜÜÜÜÜÜÜÜÜÜHHHHHH...
Der könnte SO schön sein, der Dockweiler RV Park. Ehrlich. Also für nen Asphaltplatz in brauchbarer Stadtnähe und Strand zum Hinstolpern. Wirklich famos. Aber der Flughafen stört. Enorm. Leider. Wir sind auch beide ziemlich schnell richtig wach. Da gibts nur eins: Flucht nach vorn, also Norden! Wir frühstücken innen, weil das mit dem Lärm einfach bescheiden ist, tanken noch Frischwasser am HookUp, packen ein, klemmen ab, dumpen noch an der Dumpingstation und ab gehts auf den legendären Pacific Coast Highway! Ziel ist der Campground Kirk Creek und ich freu mich schon wie Bolle auf die fabelhafte Küste!
Wir fahren also am verhassten Flughafen vorbei und ... toll: Der Freeway 405, auf den uns Frau Antje schicken will, ist wegen Bauarbeiten gesperrt. UAH! Shice, shice, shice! Überall, aber doch bitte nicht in LA. In Gedanken sehe ich uns schon von einer Monster-Straßenschleife auf die nächste fahren. Immer im Kreis. Bis wir wieder am Strand sind. Wie jetzt bloß wo hin? Wir müssen auf jeden Fall nach Norden und ich entdecke ein "Detour Santa Monica"-Schild – HA! Da lang, das stimmt zumindest bis dahin in jedem Fall! Das Ganze scheint tatsächlich nicht verkehrt zu sein, denn wir fahren einfach "unten" am Freeway entlang, auf dem sich wirklich ziemlich viele Maschinen und Menschen tummeln. Schön, aber warum heute? Wir nehmens mit Humor und es ist zum Glück nicht wahnwitzig viel Verkehr. Wir tuckeln also gemütlich durch die Stadt, übersehen das "Detour Santa Monica"-Abbiegeschild mit dem Hinweis auf den PCH und gurken durch Beverly Hills, Bel Air und Co. ins South Valley und da auf die 101 ... war aber auch ganz schön. So mit Elmo zwischen den fetten Nobelkarossen – immerhin scheint das keinem unangenehm aufgefallen zu sein: Wir wurden nicht von der Polizei angehalten. So mit dem Ratze-Elmo. Hihi ...
Bei Ventura packen wir es dann endlich auf den PCH! Die Nummer 1! Ha!
Erstmal ein bisschen enttäuschend, hier siehts aus wie im RHEINGAU:
In Santa Barbara tanken wir dann noch mal und dann ... klappt mir Männe fast beim Fahren zusammen.
Der hat nämlich entgegen seines sonstigen Schlafverhaltens unter widrigen Bedingungen kaum geschlafen und ist jetzt nach der Gurkerei durch die diversen Hills von LA mehr als fertig. Ich drücke ihm noch mein Doggy Bag von gestern in die Hand, verfrachte ihn auf den Beifahrersitz und höre nicht mal 10 Minuten später friedliches Schnorcheln. Gut, dann nur ich, die Nummer 1 und der Pazifik. Ich setz mir die Tiggersonnenbrille auf und genieße die Sonne.
Das erste Stück ist dann doch eher enttäuschend dröge weiter drin im Land – wir lassen Santa Maria und San Louis Obispo hinter uns, um endlich bei Morro Bay begrüßt durch den dicken Felsen richtig schön an der Küste langzu .... ähm, was n das?
Milchig weiß wabert mir ... Nebel entgegen. Och, nö, nä? Wieso muss das denn sein? Schlagartig nebelt es den Elmo ein. Aber genau so schnell isser auch wieder weg. Spontan erinnere ich mich an DEN Horrorfilm meiner Kindheit: "Fog – Nebel des Grauens". Ich fröstele. Aber kein Grund zur Aufregung, dat is die ANDERE Küste dieses Riesenlandes. Ich cruise mit Elmo weiter an der Küste lang.
Mittlerweile kommen uns immer mehr Radfahrer entgegen. Offensichtlich ein Radrennen – alle in bunten Trikots und teilweise auch mal gar nicht so sportlich ... Hmmmh. Was zur Hölle machen die da? Leider führt das dazu, dass wir an einem zusammengeklappten Radfahrer vorbei müssen. Die Rettung/Feuerwehr steht schon da, eine Traube Mitfahrer drumrum. Im Augenwinkel erkenne ich Wiederbelebungsmaßnahmen ... wir fahren vorsichtig, aber zügig vorbei und ich finds grad nimmer so "HA!" ... hoffentlich geht das noch gut. Ich bin erstmal ein bisschen in Gedanken ... Nebel, Überlebenskämpfe ... komischer Einstieg in unsere finale Etappe. Aber die Sonne scheint, der Nebel wabert auch immer mal wieder über die Straße – wird schon. Haha ...
Dann endlich der große Parkplatz links ... ich fahre drauf und freue mich auf die See-Elefanten am Piedras Blancas hinter San Simeon!
Männe ist auch wieder fit und bereit für viel "RÖÖÖÖÖÖÖÖÖÖÖHHHH!" Wir trapschen vor an die Küste, hier mit Zaun und diversen Infoschildern beplankt. Zunächst sehen wir nur ein paar Tierchen, aber als wir dem Gestank weiter nach oben folgen: Abertausende graue Würste, die sich unter-, über- und nebeneinander im Sand räkeln! Was ein Bild. Unter viel "RÖÖÖÖÖÖÖÖÖÖÖHHHH!" und durch den Sand Geschiebe machen sich auch immer wieder ein paar auf ins kühle Nass. Ein paar Jungbullen üben Kämpfen im flachen Wasser, Sand fliegt und es stinkt schon ganz schön.
Wir bleiben so eine halbe Stunde und fotografieren rum ...
Hier erfahren wir auch von einigen anderen Radfahrern in bunten Hemdchen, dass das Ganze ein Charity-Radrennen ist, das jedes Jahr statt findet. Wir unterhalten uns kurz mit ihnen, sagen ihnen, dass sie bitte auf sich aufpassen und langsam machen sollen und trapschen zu Elmo zurück.
Danach gehts weiter. Männe ist wohlauf und kann wieder das Steuer von Elmo übernehmen – gut so, denn was jetzt kommt, das widerspricht so ziemlich allem an "in Amerika sind ja die Straßen sooooo breit"! Wirklich atemberaubend schlängelt sich der Highway an der Küste entlang! Eine Kurve nach der anderen! Immer neu Blicke aufs Meer, die Küste mit den Felsen und den Hängen dahinter. Alles fantastisch grün und von Sonne und Nebel abwechselnd eingehüllt. Irre! Wir kurven und kurven und kurven, halten ab und zu an, heben die Nase in den Wind (oder Nebel) und nehmen die nächsten Kurven in Angriff. Leider werden die nebeligen Abschnitte immer größer. Und länger.
Dann endlich das Schild vom Kirk Creek Campground ... wir haben mittlerweile 16 Uhr ... und ja, der ist natürlich voll. Ja, shice.
OK, wir fahren weiter und schauen einfach bei allen kommenden Campgrounds rein ... ich finds bis jetzt noch nicht so schlimm, ahne aber Böses.
Also weiter: noch mehr Kurven, noch mehr Nebel, der nächste Campground auch voll. OK, weiter.
Wir fahren auch immer mal wieder brav auf die zahlreichen View Points und sehen mittlweile vor allem: Nebel.
Dank des Nebels verpassen wir auch schön Tigger-Männe-like den wunderschönen Wasserfall am Julia Pfeiffer Burns State Park.
Uns geht aber auch grade so ein bisschen der Allerwerteste auf Grundeis. Wo zur Hölle sollen wir bloß unser Nachtlager aufschlagen? Man sieht ja auch nüschte mehr. Nicht, weil es schon dunkel wird. Naaain, der Nebel! Als dann auf dem Pfeiffer Big Sur Campground auch so GAR nix mehr frei ist, wird klar:
Wir fahren jetzt noch 10 Meilen und stellen uns auf nen View Point oder sonst eine Stelle und fertig. Grmpfh.
WILD CAMPEN. Wir. Mit Elmo. Auf dem Pacific Coast Highway. IM NEBEL! Ratet mal, welcher Film mir jetzt als Erstes wieder durchs Hirn wabert? Hm? Schön, gell?
Nach über 10 Meilen dann das:
Unser Nachtlager. Und unsere Aussicht:
Nein, ich habe die GPS-Koordinaten dieses lauschigen Plätzchens nicht parat. Es liegt ca. 12 Meilen nördlich vom Pfeiffer Big Sur Campground weg kurz vor einer straken Rechtskurve, hinter der einer der zahlreichen Brücken kommt. Es ist eine Back-In-Site ohne Firepit und Picknicktable, dafür mit herrlichem unverparkbaren Blick auf den Pazifik. Notorische Nörgler würden die Nähe zur Straße und den etwas ungepflegten Zustand monieren. Wir machen alles wie immer: Leveln, Slide-Out raus und alles auf Übernachtung. Fühlt sich irgendwie merkwürdig an. Vor uns wabert der Nebel über ein Stück sanft abfallende Wiese. Unten im Meer ein paar Felsen, um die Gischt spritzt. Links von uns der Highway, spärlich befahren. Dahinter steil aufragend Felsen. Es wird langsam dämmerig. Ich bin völlig fertig. Was ein seltsamer Tag und was ein seltsames Zuhause für die Nacht. Es nebelt uns ziemlich ein, was die Sache nun wirklich nicht angenehmer macht ...
Heute gibt es Chili con Carne aus der Dose. Die hatten wir mal vorsichtshalber in Lee Vining (!) gekauft, falls mal der Blitzhunger zuschlägt. Jetzt bin ich ganz froh, nicht groß kochen zu müssen – ich fühl mich nicht so wirklich wohl hier ... was, wenn die Polizei kommt? Müssen wir dann mitten in der Nacht weiterfahren? Was, wen jemand ANDERES kommt? Uah ... Wir trinken uns mit Bier müde und spielen einige Runden Würfel und Domino. Männe will ins Bett. Ich nich. Ich werde eh nicht schlafen. Hilfe.
Ich lege mich trotzdem mal hin, nehme mein Buch (Into the Wild von John Krakauer = SPITZENIDEE!) und lese es noch diese Nacht fertig ...
Menu of the Day:
Dosen-Chili frisch aus der Dose, professionell erwärmt
Bier
Tanken: 70,00 Dollar
Campground: alle Tiggernerven für den Rest der Reise (und die sind teuer!)