23. Tag: Sonntag, 21.06.2009
Salt Lake City – Great Basin National ParkWildflowersMeine Hoffnung, heute Morgen vielleicht im Salzsee baden zu können löst sich leider in Luft oder vielmehr Wasser auf. Es ist noch immer eiskalt und regnerisch. Missmutig verlassen wir Salt Lake City im strömenden Regen.
Die Fahrt führt uns Richtung Westen und je weiter wir uns von Salt Lake City entfernen, desto heißer und trockener wird es. Beim Anblick dieser vertrockneten wüstenähnlichen Landschaft ist es kaum vorstellbar, dass wir vor zwei Stunden noch vor Kälte und Regen geflüchtet sind. Das liebe ich an den USA – diese unglaubliche Vielfalt der Landschaft mit nur wenigen Autostunden Entfernung.
Die Gegend ist unvorstellbar einsam. Es gibt kaum Ortschaften und uns kommen nur alle naslang mal Autos entgegen. Wir fahren auf die I-6 West.
Bald tauchen die ersten schneebedeckten Berge vor uns auf. Der höchste herausragende ist der über 4000 Meter hohe Wheeler Peek an dessen Fuße wir heute übernachten wollen. Wir erreichen Nevada und müssen mal wieder die Uhr umstellen.
Es ist wahnsinnig heiß und vor uns schimmert die Straße als sei sie von Wasser bedeckt. Beim näher kommen stellen wir fest, dass alles staubtrocken ist. Es ist extrem windig und um geradeaus zu fahren muss man den Lenker leicht einschlagen.
Als nach Stunden des Nichts und des Geradeausfahrens plötzlich eine Abzweigung nach links und ein Gebäude an der Seite auftauchen, sind wir etwas überfordert und halten erstmal auf einem Parkplatz. Wir sind uns nicht sicher, ob das die richtige Abzweigung ist, da es dort nach Garrison geht, wir aber eigentlich nach Baker müssen. Wir hatten einige Tage vorher im WoMo in einem Schrank eine ziemlich genaue Karte von Nevada gefunden (soviel dazu, dass die WoMos gereinigt werden), aber auch die hilft uns nicht wirklich weiter. Bevor wir aber die Abzweigung verpassen und am Ende für zig Meilen wieder nichts kommt und wir mit dem WoMo auf dem schmalen Highway nicht umdrehen können, nehmen wir lieber diese hier. So viele Straßen gibt es hier ja nicht.
In Garrison merken wir, dass wir doch zu früh abgebogen und einen sinnlosen Umweg gefahren sind. Nach Baker geht es in die Richtung aus der wir gekommen sind. Nach dieser kleinen Ehrenrunde erreichen wir schließlich Baker. Wer in Deutschland je gedacht hat, schon mal in einem verschlafenen Nest gewesen zu sein, der war noch nicht in Baker. Hier ist dermaßen tote Hose, töter geht's gar nicht. Wir treffen eine einzige Menschenseele an der einzigen Tankstelle weit und breit. Die Tankstelle besteht nur aus zwei Zapfsäulen und einer verlassenen halboffenen Holzhütte, die mehr aussieht wie ein Bushaltestellenunterstand als eine Tankstellenhütte, an der ein Feuerlöscher hängt. Ohne Kreditkarte geht hier sicher nichts.
Der Eingang zum Park ist überdurchschnittlich gut ausgeschildert – bei der handvoll Straßen sicher nicht unbedingt nötig. Vor uns baut sich immer größer der Wheeler Peek auf und bald erreichen wir den Parkeingang. Der Eintritt kostet nichts.
Als erstes fahren wir zum Visitor Center, das direkt an den Lehman Caves liegt. Im urigen Visitor Center werden wir von einem älteren, netten Ranger mit Kartenmaterial eingedeckt. Er will uns unbedingt auch zwei Broschüren auf Deutsch mitgeben, findet aber nur eine bzw. hält mir zweimal eine auf Französisch hin und will wissen, ob das Deutsch ist.
Wir kaufen Tickets für die nächste Tour in die Lehman Caves und müssen uns ein wenig beeilen, da es in wenigen Minuten losgeht. Schnell bringen wir den Rucksack ins WoMo, denn in die Höhle darf man nichts mitnehmen, und holen eine Jacke, da es in der Höhle nur 10°C sind.
Als Guide begleitet uns eine junge Rangerin, die die Tour wirklich toll gestaltet. Sie erzählt, dass sie noch nicht lange im Park arbeitet und erklärt dann einiges zur Geschichte der Höhle, zusätzlich mit ein paar Bildern aus vergangenen Zeiten. Sie weißt ganz eindringlich darauf hin, dass man nichts anfassen darf, weil das Gestein dann an dieser Stelle unwiederbringlich zerstört wird.
In der Höhle bin ich wirklich beeindruckt von den außergewöhnlichen Felsformationen. Wir versammeln uns alle in einem größeren Raum und dann schaltet die Rangerin das Licht komplett aus. Es ist stockdunkel, man sieht rein gar nichts. Dann zündet sie eine Kerze an, um zu demonstrieren, wie sich die Höhle den Leuten früher dargestellt hat. Als das Licht wieder an ist, scherzt sie, dass das die einzige Möglichkeit gewesen wäre, unbeobachtet die Wände anzufassen.
Wir gehen durch die Höhle in einen weiteren Raum und sie erklärt uns, dass die Höhle früher für Feiern wie Hochzeiten vermietet wurde. Man sieht noch deutlich die Spuren davon. An der Stelle, wo wohl die Tanzfläche war, sind an der Decke alle herunterhängenden spitzen Steine abgebrochen.
Wieder aus der Höhle draußen besuchen wir den Gift Shop und fahren dann auf den Lower Lehman Campground mit der niedlichen Anzahl von gerade mal 11 Campsites, den uns der Ranger für die Größe unseres WoMo empfohlen hatte.
Als nächstes starten wir eine Wanderung Richtung Wheeler Peak, auch wenn uns klar ist, dass wir nicht so wahnsinnig weit kommen werden, da es schon Nachmittag ist. Wir entscheiden uns für den Lehman Creek Trail. Es liegt eine Trail Registration Liste aus, die wir durchblättern und feststellen, dass hier auch ab und zu Deutsche lang laufen. Die Mehrheit der Wanderer sind aber Amerikaner. Nachdem wir uns mit Name, Herkunft und dem geplanten Ziel brav eingetragen haben, stiefeln wir los.
Es geht steil nach oben immer entlang des Lehman Creek. Es blühen wunderbare Pflanzen hier, allen voran die gelben Blüten der Kakteen. Wie ich gelesen habe, läuft man von ganz unten bis zur Bergspitze durch sechs verschiedene Vegetationszonen.
Je weiter wir nach oben kommen, desto frischer wird es. Langsam muss ich mir etwas überziehen. In den Broschüren wird überall davor gewarnt, dass in solchen Höhen das Wetter innerhalb von Minuten umschlagen kann. Wir kommen irgendwann auf eine Lichtung und blicken ganz in der Nähe auf schneebedeckte Berghänge. Wahnsinn, zum Anfang der Wanderung haben wir noch blühende Kakteen gesehen und nun sind wir fast an der Schneegrenze.
Ich wäre den Weg sehr gerne weitergegangen, aber mit Blick auf die Uhr drehen wir lieber um. Außerdem sieht es so aus, als würde sich im Himmel etwas zusammenbrauen.
Zurück und bergab sind wir wesentlich schneller. Ich schieße noch eine Aufnahme von der Weite des Großen Beckens und schon hat uns die Straße wieder.
Als Abschlussimpression des Tages bestaunen wir ein paar mickrige Pflänzchen, die es doch tatsächlich geschafft haben, den Asphalt der Straße aufzubrechen.
Als es am Abend stockdunkel ist, gehen wir noch einmal raus und gucken nach den Sternen. Da die Gegend so dünn besiedelt ist, soll das hier einer der besten Punkte zum Sternenbeobachten in den USA sein. Dieses Meer aus Millionen kleiner leuchtender Punkte ist unglaublich. Gemütlich im Bett liegend schaue ich noch eine ganze Weile in den Himmel.
Campground: Lower Lehman Campground im Great Basin NP (sehr einsam gelegen, billig, ohne Hook-up)
Meilen: ca. 249 (398 km)
Wetter: morgens strömender Regen und Kälte, später Sonnenschein und milde Temperaturen