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Autor Thema: Zwischen Pazifikküste und Rocky Mountains - Der Nordwesten mit WoMo im Juni 2009  (Gelesen 23956 mal)

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Rattus

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21. Tag: Freitag, 19.06.2009
Grand Teton National Park – Bear Lake


Mountains

Heute Morgen fühle ich mich zum Glück wieder gänzlich fit. Der Schlaf hat doch gut getan. Als erstes mache ich einen kleinen Spaziergang an den Jackson Lake. Das Wetter ist traumhaft. Das genaue Gegenteil von gestern. Der Himmel strahlt blau, die Sonne scheint, nur ein paar Wolken hängen noch zwischen den Berggipfeln, aber das sieht gerade interessant aus und verdeutlicht die Höhe, in der wir uns befinden..



Nach dem Frühstück machen wir uns auf den Weg durch den ganzen National Park zum Südausgang. Es bieten sich uns atemberaubende Blicke über die Teton-Bergkette. Bei der Kulisse macht das Fahren wirklich Spaß. Wir halten an einem Parkplatz und fotografieren was das Zeug hält. Überall blühen tolle alpine Wiesenblumen. Schade, dass der Grand Teton National Park immer so im Schatten des Yellowstone Parks steht. Auch hier gibt es geniale Berg-Kulissen und Traumstraßen.

 

 

 



Nachdem wir um die Bergkette herum gefahren sind, erblicken wir auch den Grand Teton, den mit 4.197 Metern höchsten Berg in der Gegend. Wir überqueren einen Fluss und sehen plötzlich eine Menschenmenge und viele Autos parken. Alle stehen mit Fotoapparaten im Anschlag und schauen nach rechts. Was ist da bloß? Doch da, jetzt sehe ich es auch. Ein Elch!! Wie schön, jetzt komme ich also doch noch zu meinem Elch. Wir halten kurz und fotografieren bis das riesige Tier im Wald verschwindet.



Die Fahrt geht weiter nach Jackson. Natürlich müssen wir hier einen obligatorischen Fotostopp einlegen. Wir bestaunen die Bögen, die aus Hirschgeweihen, die die männlichen Tiere jedes Frühjahr abwerfen, zusammengenagelt sind. Insgesamt sind es vier Bögen und jeder soll aus 7500 Geweihen bestehen. Beeindruckende Konstruktionen. Wir besichtigen weiterhin die Million Dollar Cowboy Bar von außen.

 

Anschließend unternehmen wir eine kleine Bummeltour durch die zahlreichen Souvenirläden. Ich hatte schon damit gerechnet, dass dieser Ort sehr auf Touristen ausgelegt ist. In einem Laden steht ein ausgestopfter riesiger Bison vor der Tür. Innen sind noch weitere ausgestopfte Tiere, darunter ein Eisbär, ein Wolf, Füchse und Waschbären. Ganz hinten hängt ein Elchkopf an der Wand, dessen Größe überwältigend und unvorstellbar ist. Ich bleibe dabei, mir die Tiere lieber in lebender Form anzuschauen. Trotz der zahlreichen Läden finde ich nichts wirklich Ansprechendes. Man merkt sehr, dass Jackson auf Touristen und Westernatmosphäre getrimmt ist, aber mir erscheint das alles reichlich unecht. An den Hängen rundherum sieht man die Skilifte vom Winter.

Nach diesem kleinen Aufenthalt fahren wir weiter. Erstmal geht es wieder durch eine große Baustelle an der wir einige Minuten auf den Pilot Car warten müssen. Wir fahren durch’s Gebirge und in Afton durch den laut Tafel „world’s largest elkhorn arch“. Auf der Fahrt an einem großen Fluss vorbei sehen wir eine Gruppe von Leuten beim Whitewater Rafting.

 

Am Bear Lake angekommen steuern wir den KOA an. Nachdem wir alles angeschlossen haben, laufen wir zu Fuß zum See. Wir kommen an noblen Häusern vorbei, allerdings scheint auch viel leer zu stehen bzw. der Bau einiger Häuser mitten drin abgebrochen worden zu sein. Die Finanzkrise scheint hier wirklich angekommen zu sein.

Wir kommen an einem nachgestellten Leuchtturm vorbei und schließlich an den See. Überall sind Wassersportler mit ihren Booten. Wir sind uns nicht ganz sicher, ob wir auch als Fußgänger Eintritt zahlen müssen, aber probieren es einfach erstmal ohne. Im See schwimmen außergewöhnliche Wasservögel.

 

Es ist unglaublich, wie türkis der See bei diesem tollen Wetter leuchtet. Leider kommt das auf den Fotos nicht wirklich zur Geltung. Ich hatte schon vorher gelesen, dass die türkise Farbe von Kalksteinablagerungen kommt und man den See deshalb auch „Karibik der Rockies“ nennt. Das trifft es durchaus.



Wir sitzen eine Weile am Hafen und beobachten Jet-Skis und Boote, bis wir den Rückmarsch antreten. Am Campingplatz angekommen, drehen wir eine Runde im Pool, verziehen uns aber in Anbetracht des mit Kindern total überfüllten Beckens nach einer kurzen Erfrischung schnell wieder. Den Tag lassen wir wie sooft mit einem immerhin selbst gekochten Fertiggericht ausklingen.


Campground: Garden City KOA am Bear Lake (teuer, sonst ok, überfüllter Pool)
Meilen: ca. 168 (268 km)
Wetter: Sonnig und warm

Palo

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Wieder ganz tolle Photos :groove:

Gruß

Palo

Rattus

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Danke, freut mich.  :)

PrivatePaula

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Hab jetzt mal bischen nachgelesen,Echt super Bilder! :groove:
Die andere Seite,Dunkel sie ist!

Halt´s Maul Joda und Iss deinen Toast!

Rattus

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22. Tag: Samstag, 20.06.2009
Bear Lake – Salt Lake City


Baden: Fehlanzeige

Heute machen wir uns früh auf den Weg nach Salt Lake City, schließlich wollen wir noch etwas von der Stadt sehen. Wir fahren auf landschaftlich interessanten Straßen bei zunächst tollem Wetter.

Nahe Salt Lake City kriegen wir zum Einen Probleme mit der schlechten Straße, auf der überall endlos tiefe Schlaglöcher verteilt sind und wir bei jedem Loch das Gefühl haben, die Radachse bricht gleich oder uns kommt jeden Moment mindestens die Mikrowelle entgegen. Da hilft nur Augen zu und durch.

Zu allem Überfluss meldet sich nun wieder eine orangene Warnlampe. Diesmal ist es ein leuchtendes Ölkännchen. Wir haben erst Öl nachgefüllt und beim Überprüfen stellt sich heraus, dass noch genug Öl im Tank sein müsste. Wir rufen an einer Tankstelle wieder den Pannendienst an. Nach der Fragerei, wann wir das letzte Mal getankt haben und dem erneuten Vorschlagen des schon bei der anderen Warnlampe nicht hilfreichen Tankdeckel-Tricks, bekommen wir nun dasselbe mitgeteilt, wie bei dem Motor-Check-Lämpchen. Ignorieren und weiterfahren. Ok, dann geht die Reise nun mit zwei leuchtenden Warnlampen weiter. Die Öllampe geht allerdings manchmal kurzfristig aus und wieder an. Bald können wir 'ne Disco in der Fahrerkabine aufmachen... :roll:

Weitere Sorgen bereitet mir das Wetter. Ich will so gerne den Korkeneffekt im Great Salt Lake austesten und zeitunglesend durch das Salzwasser planschen. Nun ist es aber dermaßen kalt und zu allem Überfluss fängt es an zu regnen. Mit solchem Wetter hätte ich in Seattle gerechnet, aber nicht im Wüstenstaat Utah.

Wir fahren einen im Reiseführer beschriebenen Badepunkt an, aber das Wetter verschlechtert sich eher noch. Bis zuletzt bin ich wild entschlossen das Wetter zu ignorieren und trotzdem ins Wasser zu gehen, aber beim Aussteigen muss ich mir eingestehen, dass das absoluter Unsinn ist. Es ist windig ohne Ende, regnerisch und eiskalt, selbst mit meiner dicken Winter- und Skijacke ist mir alles andere als warm, an einen Bikini gar nicht zu denken. Wir waten raus ans Wasser vorbei an vielen Vogelskeletten und tausenden Fliegen, die es auf das Salz abgesehen haben, und ich verabschiede mich endgültig von der Idee mit dem Baden. Auch das Wasser ist erwartungsgemäß eiskalt. Den paar einsamen anderen Touristen sieht man ebenfalls an, dass sie eigentlich vorhatten zu baden. Hier würde man sich wahrscheinlich den Tod im Wasser holen. Wer hat eigentlich in die Klimatabelle von Salt Lake City geschrieben, dass es im Juni 30°C bei 4 Regentagen sein sollen?

 

Schweren Herzens und enttäuscht verlassen wir den See. Ich tröste mich mit der Option, es morgen nochmals zu versuchen, obwohl ich bezweifle, dass es so schnell besser wird.

Jetzt geht es erstmal zum Campingplatz. Nach einem weiteren Spießrutenlauf bzw. –fahrt um Schlaglöcher herum, finden wir problemlos den KOA. Eine ältere Dame registriert unser Auto und wir erkundigen uns gleich über den Shuttleservice. Ich frage mich nebenbei, ob die Frau wohl Mormonin ist.

Nachdem wir uns häuslich niedergelassen haben, stellen wir uns an den Haltepunkt und lesen den Infozettel. Das Shuttle wird von freiwilligen älteren Eheleuten betrieben und soll kostenlos sein. Ich bin skeptisch, aber lassen wir uns überraschen. Nach kurzer Wartezeit werden wir auch schon aufgegabelt. Auf der Fahrt kriegen wir eine kurze Einführung in die Stadtgeschichte und auch den Hinweis, dass dieses Wetter für diese Jahreszeit nicht normal ist. Sehr tröstlich. Die Leute sind nett.

Als wir am Haltepunkt beim Temple Square ankommen, drückt uns die Frau Infozettel in die Hand und schleust uns direkt in eine an einem Stand herumstehende Gruppe Frauen mit langen Röcken. Jede hat ein Schild am Oberkörper hängen auf dem Name und Herkunftsland stehen. Wir geraten an eine junge Frau aus Kanada, die ein paar Worte Deutsch spricht und uns eine Führung durch die Mormonenstätten anbietet. Mir ist es ein wenig unheimlich, wie schnell man hier in deren „Fänge“ gerät ohne das beabsichtigt zu haben und so wimmeln wir sie freundlich ab. 8)

Wir schauen uns lieber auf eigene Faust und ohne salbungsvolle Worte die Kirche und das Tabernakel an. Anscheinend findet in der Kirche gerade eine Massenhochzeit statt, denn überall laufen schick gekleidete Hochzeitsgäste und Brautpaare herum.

   



Auch die Verwaltungsgebäude und den fein säuberlich angelegten und aufgeräumten Park besichtigen wir.

 

Als nächstes wandern wir auf den Hügel zum Capitol. Es ist ein beeindruckendes Gebäude und ein schöner Park, auch wenn das Wetter wirklich mies ist.

 

 

Auf dem Weg zurück zum Temple Square treffen wir dieses geniale Gefährt. Da muss jemand einen Bus zum Camper umgebaut haben. Hinten scheinen drei Stockwerke mit Betten zu sein und vorne Sitzplätze für eine große Gruppe. :shock:



Irgendwie haben wir damit auch schon alles halbwegs Interessante gesehen und treten den Rückweg an. Wir entscheiden uns, nicht das Shuttle zu nehmen sondern zu laufen. So spät ist es nicht und so sieht man wenigstens noch ein wenig von der Stadt.

Wir gehen über eine Brücke und kommen in ein recht zwielichtiges Viertel, in dem Jugendliche herumgammeln und irgendwie aussehen, als seien sie in Pöbellaune. Wir versuchen, schleunigst den Campingplatz zu erreichen und nehmen auch Abstand von dem Vorhaben, uns eine Pizza mitzunehmen. Es dämmert schon leicht und deshalb möchten wir lieber schnell heim. Kaum sind wir im WoMo angekommen, fängt es an, wie aus Eimern zu gießen. Da haben wir noch mal Glück gehabt. Ein wenig später parkt gegenüber von uns der rote Bus-Camper ein, den wir schon in der Stadt gesehen hatten. Wirklich interessantes Teil.

Insgesamt muss ich sagen, dass mir Salt Lake City nicht besonders gefallen hat, was vielleicht auch an dem miesen Wetter lag. Die Stadt hat kaum amerikanisches Flair so wie zum Beispiel Seattle, sie wirkt künstlich aufgeräumt und irgendwie „gezwungen“ auf mich. Wenn man sich nicht gerade für die Mormonenkultur interessiert, gibt es - abgesehen vom Großen Salzsee, der bei uns ebenfalls buchstäblich ins Wasser fiel - und dem Capitol kaum etwas zu sehen, was einen wirklich vom Hocker reißt, finde ich.


Campground: Salt Lake City KOA (direkt in der Stadt mit kostenlosem Shuttle ins Zentrum)
Meilen: ca. 151 (241 km)
Wetter: Nieselregen bis Gewitterschutt, sehr kalt

Saguaro

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Ich musste schmunzeln, als ich gelesen habe, wie Ihr in die "Fänge der Mormonen" geraten seid  :grins:.

Wir wollten in St George nur einen vorsichtigen Blick in den Visitor-Center vom Temple werfen und schon streckten sich uns 4 Paar Hände entgegen. Uups, zu spät. Nach ner halben Lehrstunde wollte eines der Mädchen deutschsprachige Broschüren holen und da konnten wir uns endlich davon schleichen  :pfeifen:.

Ich fühlte mich ohnehin unwohl, da ich zuvor im Red Cliffs S. P. ausgerutscht war und sich auf meiner cremefarbenen Hose ein rotbrauner Fleck an einer sehr offensichtlichen Stelle am Hintern abzeichnete  :lachroll:.

LG,

Ilona
Liebe Grüße

Ilona

"Man muss viel laufen. Da man, was man nicht mit dem Kleingeld von Schritten bezahlt hat, nicht gesehen hat." (Erich Kästner)


Rattus

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Glorrk

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22. Tag: Samstag, 20.06.2009
Bear Lake – Salt Lake City


Als wir am Haltepunkt beim Temple Square ankommen, drückt uns die Frau Infozettel in die Hand und schleust uns direkt in eine an einem Stand herumstehende Gruppe Frauen mit langen Röcken. Jede hat ein Schild am Oberkörper hängen auf dem Name und Herkunftsland stehen. Wir geraten an eine junge Frau aus Kanada, die ein paar Worte Deutsch spricht und uns eine Führung durch die Mormonenstätten anbietet. Mir ist es ein wenig unheimlich, wie schnell man hier in deren „Fänge“ gerät ohne das beabsichtigt zu haben und so wimmeln wir sie freundlich ab. 8)

Das ist keine Art der Missionierung, sondern eine wirklich gut gemachte und sehr entspannte Führung durch das Tempelgebiet. Absolut zu empfehlen!
Insofern, Gelegenheit verpasst  :wink:

viele Grüße,
Stefan
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Rattus

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Das ist keine Art der Missionierung, sondern eine wirklich gut gemachte und sehr entspannte Führung durch das Tempelgebiet. Absolut zu empfehlen!
Insofern, Gelegenheit verpasst  :wink:

viele Grüße,
Stefan

Ich glaub' Dir, dass die Führung gut gemacht ist, die waren auch wirklich sehr nett und bemüht. Uns hat's aber ausgereicht, sich das von außen anzusehen. :wink:

Palo

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Schade mit dem Wetter, dann sieht der graue Granit ja wirklich trostlos aus.

Gruß

Palo

Rattus

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23. Tag: Sonntag, 21.06.2009
Salt Lake City – Great Basin National Park


Wildflowers

Meine Hoffnung, heute Morgen vielleicht im Salzsee baden zu können löst sich leider in Luft oder vielmehr Wasser auf. Es ist noch immer eiskalt und regnerisch. Missmutig verlassen wir Salt Lake City im strömenden Regen.



Die Fahrt führt uns Richtung Westen und je weiter wir uns von Salt Lake City entfernen, desto heißer und trockener wird es. Beim Anblick dieser vertrockneten wüstenähnlichen Landschaft ist es kaum vorstellbar, dass wir vor zwei Stunden noch vor Kälte und Regen geflüchtet sind. Das liebe ich an den USA – diese unglaubliche Vielfalt der Landschaft mit nur wenigen Autostunden Entfernung.

Die Gegend ist unvorstellbar einsam. Es gibt kaum Ortschaften und uns kommen nur alle naslang mal Autos entgegen. Wir fahren auf die I-6 West.
Bald tauchen die ersten schneebedeckten Berge vor uns auf. Der höchste herausragende ist der über 4000 Meter hohe Wheeler Peek an dessen Fuße wir heute übernachten wollen. Wir erreichen Nevada und müssen mal wieder die Uhr umstellen.

 

Es ist wahnsinnig heiß und vor uns schimmert die Straße als sei sie von Wasser bedeckt. Beim näher kommen stellen wir fest, dass alles staubtrocken ist. Es ist extrem windig und um geradeaus zu fahren muss man den Lenker leicht einschlagen.

Als nach Stunden des Nichts und des Geradeausfahrens plötzlich eine Abzweigung nach links und ein Gebäude an der Seite auftauchen, sind wir etwas überfordert und halten erstmal auf einem Parkplatz. Wir sind uns nicht sicher, ob das die richtige Abzweigung ist, da es dort nach Garrison geht, wir aber eigentlich nach Baker müssen. Wir hatten einige Tage vorher im WoMo in einem Schrank eine ziemlich genaue Karte von Nevada gefunden (soviel dazu, dass die WoMos gereinigt werden), aber auch die hilft uns nicht wirklich weiter. Bevor wir aber die Abzweigung verpassen und am Ende für zig Meilen wieder nichts kommt und wir mit dem WoMo auf dem schmalen Highway nicht umdrehen können, nehmen wir lieber diese hier. So viele Straßen gibt es hier ja nicht.

In Garrison merken wir, dass wir doch zu früh abgebogen und einen sinnlosen Umweg gefahren sind. Nach Baker geht es in die Richtung aus der wir gekommen sind. Nach dieser kleinen Ehrenrunde erreichen wir schließlich Baker. Wer in Deutschland je gedacht hat, schon mal in einem verschlafenen Nest gewesen zu sein, der war noch nicht in Baker. Hier ist dermaßen tote Hose, töter geht's gar nicht. Wir treffen eine einzige Menschenseele an der einzigen Tankstelle weit und breit. Die Tankstelle besteht nur aus zwei Zapfsäulen und einer verlassenen halboffenen Holzhütte, die mehr aussieht wie ein Bushaltestellenunterstand als eine Tankstellenhütte, an der ein Feuerlöscher hängt. Ohne Kreditkarte geht hier sicher nichts.



Der Eingang zum Park ist überdurchschnittlich gut ausgeschildert – bei der handvoll Straßen sicher nicht unbedingt nötig. Vor uns baut sich immer größer der Wheeler Peek auf und bald erreichen wir den Parkeingang. Der Eintritt kostet nichts.



Als erstes fahren wir zum Visitor Center, das direkt an den Lehman Caves liegt. Im urigen Visitor Center werden wir von einem älteren, netten Ranger mit Kartenmaterial eingedeckt. Er will uns unbedingt auch zwei Broschüren auf Deutsch mitgeben, findet aber nur eine bzw. hält mir zweimal eine auf Französisch hin und will wissen, ob das Deutsch ist.

Wir kaufen Tickets für die nächste Tour in die Lehman Caves und müssen uns ein wenig beeilen, da es in wenigen Minuten losgeht. Schnell bringen wir den Rucksack ins WoMo, denn in die Höhle darf man nichts mitnehmen, und holen eine Jacke, da es in der Höhle nur 10°C sind.

Als Guide begleitet uns eine junge Rangerin, die die Tour wirklich toll gestaltet. Sie erzählt, dass sie noch nicht lange im Park arbeitet und erklärt dann einiges zur Geschichte der Höhle, zusätzlich mit ein paar Bildern aus vergangenen Zeiten. Sie weißt ganz eindringlich darauf hin, dass man nichts anfassen darf, weil das Gestein dann an dieser Stelle unwiederbringlich zerstört wird.

In der Höhle bin ich wirklich beeindruckt von den außergewöhnlichen Felsformationen. Wir versammeln uns alle in einem größeren Raum und dann schaltet die Rangerin das Licht komplett aus. Es ist stockdunkel, man sieht rein gar nichts. Dann zündet sie eine Kerze an, um zu demonstrieren, wie sich die Höhle den Leuten früher dargestellt hat. Als das Licht wieder an ist, scherzt sie, dass das die einzige Möglichkeit gewesen wäre, unbeobachtet die Wände anzufassen.

Wir gehen durch die Höhle in einen weiteren Raum und sie erklärt uns, dass die Höhle früher für Feiern wie Hochzeiten vermietet wurde. Man sieht noch deutlich die Spuren davon. An der Stelle, wo wohl die Tanzfläche war, sind an der Decke alle herunterhängenden spitzen Steine abgebrochen.

 

Wieder aus der Höhle draußen besuchen wir den Gift Shop und fahren dann auf den Lower Lehman Campground mit der niedlichen Anzahl von gerade mal 11 Campsites, den uns der Ranger für die Größe unseres WoMo empfohlen hatte.

Als nächstes starten wir eine Wanderung Richtung Wheeler Peak, auch wenn uns klar ist, dass wir nicht so wahnsinnig weit kommen werden, da es schon Nachmittag ist. Wir entscheiden uns für den Lehman Creek Trail. Es liegt eine Trail Registration Liste aus, die wir durchblättern und feststellen, dass hier auch ab und zu Deutsche lang laufen. Die Mehrheit der Wanderer sind aber Amerikaner. Nachdem wir uns mit Name, Herkunft und dem geplanten Ziel brav eingetragen haben, stiefeln wir los.



Es geht steil nach oben immer entlang des Lehman Creek. Es blühen wunderbare Pflanzen hier, allen voran die gelben Blüten der Kakteen. Wie ich gelesen habe, läuft man von ganz unten bis zur Bergspitze durch sechs verschiedene Vegetationszonen.





 

Je weiter wir nach oben kommen, desto frischer wird es. Langsam muss ich mir etwas überziehen. In den Broschüren wird überall davor gewarnt, dass in solchen Höhen das Wetter innerhalb von Minuten umschlagen kann. Wir kommen irgendwann auf eine Lichtung und blicken ganz in der Nähe auf schneebedeckte Berghänge. Wahnsinn, zum Anfang der Wanderung haben wir noch blühende Kakteen gesehen und nun sind wir fast an der Schneegrenze.

 

Ich wäre den Weg sehr gerne weitergegangen, aber mit Blick auf die Uhr drehen wir lieber um. Außerdem sieht es so aus, als würde sich im Himmel etwas zusammenbrauen.

Zurück und bergab sind wir wesentlich schneller. Ich schieße noch eine Aufnahme von der Weite des Großen Beckens und schon hat uns die Straße wieder.

 

Als Abschlussimpression des Tages bestaunen wir ein paar mickrige Pflänzchen, die es doch tatsächlich geschafft haben, den Asphalt der Straße aufzubrechen.



Als es am Abend stockdunkel ist, gehen wir noch einmal raus und gucken nach den Sternen. Da die Gegend so dünn besiedelt ist, soll das hier einer der besten Punkte zum Sternenbeobachten in den USA sein. Dieses Meer aus Millionen kleiner leuchtender Punkte ist unglaublich. Gemütlich im Bett liegend schaue ich noch eine ganze Weile in den Himmel.


Campground: Lower Lehman Campground im Great Basin NP (sehr einsam gelegen, billig, ohne Hook-up)
Meilen: ca. 249 (398 km)
Wetter: morgens strömender Regen und Kälte, später Sonnenschein und milde Temperaturen

Palo

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Seit ich ein Docu ueber die Lehman Caves im Fernsehen gesehen habe, stehen die schon auf meiner to do Liste. Dein schoener Bericht ueberzeugt mich, dass ich da bald mal hin muss. Zumal dort nicht die bunte, kitschige Beleuchtung ist, wie in Carlsbad Caverns.
Gruß

Palo

Saguaro

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Der Reisetag hatte wettertechnisch einiges zu bieten. Selbst Schneereste gab es noch. Abwechslungsreicher geht's wohl kaum  :zwinker:.

Die Ecke kenne ich auch noch nicht  :never:.

LG,

Ilona
Liebe Grüße

Ilona

"Man muss viel laufen. Da man, was man nicht mit dem Kleingeld von Schritten bezahlt hat, nicht gesehen hat." (Erich Kästner)


baumlaeufer

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Hallo Verena
da hattet ihr im Great Basin NP mal besseres Wetter.
Bis zum Ende der Straße am Wheeler Peek auf 3000 Meter höhe wart ihr ja nicht, sonst hättest du bestimmt Bilder von den uralten Bäumen- den Grannenkiefer mit über 4000 Jahren - mitgebracht. Da zieht`s mich zur Mitte Juni 2010 hin, in der Hoffnung nicht im Schnee zu versinken.....
Mehr Infos zum Park hier: Parkzeitung von 2009 1 MB : http://www.nps.gov/grba/parknews/upload/Bristlecone%202009%201MB-2.pdf

beste Grüße vom Baumlaeufer

Rattus

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@baumlaeufer
Ja, leider haben wir von den alten Kiefern keine gesehen. Nach der Empfehlung des Rangers bei 22ft WoMos den untersten Campground zu nehmen, haben wir uns nicht getraut bis ganz nach oben zu fahren und zum Hochlaufen hätte man einen ganzen Tag einplanen müssen. Wir wollten nicht riskieren dann mit dem WoMo da oben festzuhängen. Das ist halt der Nachteil an den WoMos...

Ich hätte gerne viel mehr in dem Park gemacht; sicher gibt es noch andere tolle Wanderwege, eine geführte Tour mit Sternenbeobachtung hätte mich auch interessiert und die Kiefern sowieso, aber wie so oft hatten wir das altbekannte Problem von zu vielen Sehenswürdigkeiten und zu wenig Jahresurlaub, das einen leider zu Abstrichen zwingt. :?