Sonntag, 7. August 2005
Jetlagbedingt waren wir am zweiten Morgen natürlich wieder zeitig wach. Unser heutiges Etappenziel war Florence, SC. Die Fahrtstrecke betrug 330 Meilen. Yorktown und Jamestown besuchten wir nicht, sondern unser erster Stopp war heute die Berkeley Plantage am James River. Es gibt auf dieser Strecke entlang des James River noch weitere Plantagen (Westover, Evelynton, Sherwood Forest, Shirley). Da wir früh unterwegs waren, kamen uns die Öffnungszeiten von Berkeley sehr entgegen. Es war die einzige, die schon um 9 Uhr öffnete.
Im Dezember 1619 gingen die ersten Siedler aus England hier an Land. Sie knieten nieder und beteten, dass sie die Reise gut überstanden und wieder festen Boden unter den Füßen hatten. Dieses war das erste Thanksgiving der Geschichte.
Die Plantage wurde um das Jahr 1700 gebaut. William Harrison wurde hier geboren. Er war der 9. US-Präsident, sein Enkel Benjamin Harrison war der 23. Präsident. William Harrison war nur 38 Tage im Amt. Er wurde im Alter von 68 Jahren Präsident. Um seine Fitness zu beweisen, hielt er im März seine zweistündige Amtsantrittsrede im Freien, ohne entsprechend gekleidet zu sein. Dabei holte er sich sprichwörtlich den Tod. Seine Nachfolge trat John Tyler an. Harrsion und Tyler waren nicht nur aus dem gleichen Bundesstaat, sondern auch aus dem gleichem County und beide wohnten in einer Straße. J. Tyler wohnte auf der Plantage Sherwood Forest. Bisher einmalig in der Geschichte der US-Präsidenten. Tylor war der erste Vizepräsident, der Präsident wurde.
Das Wohnhaus war nur im Rahmen einer Tour zu besichtigen. Ich hatte mir vor dem Urlaub vom ADAC die AAA Karte besorgt. Laut Aushang gab es für AAA Mitglieder eine Ermäßigung. Ich zeigte die Karte vor, die Dame sagte, es gäbe keinen Nachlass. Ich zeigte auf das Schild und sagte ihr, dass ich genau diese Karte in der Hand habe. Sie murmelte darauf etwas: ...der Manager akzeptiert das nicht..... Also habe ich den vollen Eintrittspreis gezahlt. Da dies das erste Mal war, dass ich diese Karte im Urlaub hatte und es damit gleich Probleme gab, war ich leicht sauer. Allerdings muss ich sagen, während der gesamten 4 Wochen unseres Aufenthaltes wurde die Karte dort, wo es AAA Ermäßigungen gab, überall akzeptiert. Warum auf Berkeley nicht, steht in den Sternen.
Enttäuscht war ich schon ein ganz klein wenig, als ich Berkeley sah. Das Haus und das Anwesen entsprachen nun ganz und gar nicht meinen Vorstellungen von einer Plantage im Süden der USA. Wo war die Eichenallee, das prächtige, weiß angestrichene und von vielen Säulen umgebene Haus? Das Haus war aus roten Backsteinen gebaut, vor dem Haus war eine Rasenfläche und Säule gab es keine einzige. Ich habe im Urlaub gelernt, dass nun mal nicht alle Plantagen aussehen, wie sie oft in Fernsehfilmen gezeigt werden.
Die Plantagen sind alle nach dem gleichen Schema aufgebaut. Unten 4 Zimmer, 2 auf jeder Seite des Hauses. Die Türen lagen sich meist genau gegenüber. Jeweils eine Eingangstür vorne und hinten und eine große Wendeltreppe, die in die oberen Stockwerke führte.
Im Haus gab es keine Schränke. In früheren Zeiten musste man auf alles, was 4 Wände und eine Tür hatte, Steuern bezahlen, darunter fielen auch Kleiderschränke. Der Durchschnittsamerikaner hatte in der damaligen Zeit ohnehin nur 4 Satz Kleider, 2 für den Sommer und 2 für den Winter.
Der erste Bourbon Whiskey Amerikas wurde um 1620 auf Berkeley gebrannt. Im Civil War diente die Plantage als ein Unionshauptquartier. Weiterhin war hier auf dem Gelände während des Bürgerkrieges „Taps“ (Zapfenstreich) zum ersten Mal zu hören. Komponiert wurde das Musikstück von Gen. D. Butterfield und wurde vom bugler (Hornist) O. Norton gespielt. Bemerkenswert hierbei, die Südstaatenarmee hörte das Musikstück auf der anderen Seite des Flusses. Auf Berkeley schallte dann die Melodie in einer Tonlage höher als „Echo“ herüber.
Einen Stopp auf der Fahrt nach Florence legten wir im Little Pee Dee State Park in der Nähe von Dillon ein. Wir sind den 0.7 Meilen langen nature trail beaver pond gelaufen. Außer Bieber soll man laut Beschreibung many other animals and birds sehen. Wir sahen keinen Bieber, dafür einige Schildkröten, die sich auf dem Holz, welches im kleinen See schwamm, sonnten. Es war ein sehr schöner ruhiger Wanderweg. Ideal für eine kleine Pause.
Kurz vor Florence setzte das alltägliche Gewitter ein. Wir sind in den Lucas Park gefahren. Dort sollten sich jede Menge Vögel und die eine oder andere Schlange aufhalten. Das entsprach an diesem Tag und zu dieser Stunde nicht ganz den Tatsachen, gesehen haben wir nichts. Der Lucas Park ist auch eher eine Art Stadtpark. Umsäumt war der Park von wunderschönen Häusern.
Gewohnt haben wir im Country Inn. Ich hatte ein Zimmer in diesem Motel von zu Hause aus für $ 74 gebucht. Beim Einchecken bekam ich ohne einen Ton zu sagen, den aktuellen Coupon Preis von $ 59.99. Ich hatte nichtmal ein Coupon Heft zur Hand. War schon eine angenehme Überraschung. Überhaupt gehörten die Motels der Country Inn Kette zu den besten, die wir im Osten hatten. Die Lobby gemütlich und wohnlich eingerichtet incl. eines großen Kamins und einem großen Frühstücksraum mit Flachbildschirm-TV. An der Rezeption stand eine Schüssel mit Plätzchen. Kaffee und Tee gab es ganzen Tag. Die Zimmer waren sehr ansprechend eingerichtet und groß. Neben dem üblichen Schreibtisch befand sich ein großer Tisch mit einer Couch im Zimmer. Kein Vergleich zu dem Best Western bzw. dem Days Inn in denen wir die letzten beiden Nächte gewohnt haben.
Abendessen gabs im Outback Steakhouse. Sonntags wurden im Restaurant keine alkoholischen Getränke ausgeschenkt. Die Supermärkte schließen in diesem Teil der USA sonntags schon recht früh. Um 21 Uhr war alles zu.