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Autor Thema: Zweijähriger erschießt Mutter im Supermarkt  (Gelesen 38403 mal)

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dschlei

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Re: Zweijähriger erschießt Mutter im Supermarkt
« Antwort #135 am: 02.03.2015, 18:20 Uhr »

Nur im Bereich des Waffenbesitzes wird nichts unternommen oder es handelt sich um Feigenblätter ohne Wirkung. Was nützen halbherzige Vorschriften über den "sicheren" Umgang und der Lagerung von Schusswaffen in Haushalten wenn diese nicht kontrolliert werden? Fahre ich ohne Gurt und werde erwischt bekomme ich ein Ticket, habe ich keinen Kindersitz dabei bekomme ich ein Ticket und die Weiterfahrt wird untersagt bis ein Kindersitz da ist.

Wenn aber niemand in die Haushalt geht um die "sichere" Lagerung der Waffen zu kontrollieren (eine flächendeckende regelmäßige Überprüfung ist bei der Vielzahl der Waffen eh vollkommen utopisch) - wie wahrscheinlich ist es, dass man sich an solche Vorschriften hält? Die Opferzahlen sprechen hier ja eine eindeutige Sprache.
Da liegst du aber falsch.  In den meisten Staaten ist ohne Gurt, oder ohne Kindersitz fahren ein sogenanntes Secondary Offense.  Ein Polizist kann dich dafuer nicht anhalten und bestrafen.  Es kann nur bestraft werden, wenn es zugleich mit einem Major Offense (also einer Uebertretung der Geschwindigkeit, bei Rot durchfahren, usw.) geahndet werden.

Um die entsprechende Lagerung von Waffen zu ueberwachen, muesste jedesmal bei jeder Person zuerst ein richterlicher Untersuchungsbefehl erstellt werden, denn auch das illegale Lagern ist ein Secondary Offense.  Wenn aber mit einer Waffe eine Tat begangen wird, ob durch Unglueck oder absichtlich, ist egal, kann auch das Lagern der Waffe verfolgt werden, weil ein Major Offense vorliegt.
Wie immer, kann man von den deutschen Gesetzen nicht auf die Amerikanischen schliessen, und diese Gesetze den deutschen Anspruechen anzupassen duerfte eher nicht zu erwarten sein.

Zitat
Für mich keine sehr differenzierte Betrachtungsweise - zumal ich gerne mal wissen würde wie viele Leute in den USA sich pro Jahr tatsächlich dagegen wehren müssen, dass der König von England bei ihnen einfällt um ihnen ihr Hab und Gut wegzunehmen.

Insofern scheint es vielmehr für die NRA und Co. "akzeptabel" zu sein wenn jährlich mehrere tausend Kinder bei Unfällen mit Schusswaffen ihr Leben verlieren - ist halt der Preis der Freiheit... 
 
Auch hier liegst du nicht so ganz richtig.  Das 2nd Amendment (http://de.wikipedia.org/wiki/2._Zusatzartikel_zur_Verfassung_der_Vereinigten_Staaten) wurde nicht geschrieben, damit sich die Siedler gegen den Koenig von England verteidigen koennen (Amerika war zu dem Zeitpunkt schon unabhaengig), sondern gegen jeglichen uebergriff einer eigenen Regierung oder einer fremden Macht (da war, neben England, auch an Frankreich gedacht).  Weder die NRA noch die Gegenr der Waffen koennen das 2nd Amendment so einfach aendern.  Eine Aenderung der Konstitution ist sehr schwierig bis fast unmoeglich.  Bisher ist die Konstitution nur erweitert worden, aber nie geaendert worden.  es gibt 27 Amendments (http://de.wikipedia.org/wiki/Zusatzartikel_zur_Verfassung_der_Vereinigten_Staaten), aber keine einzige Aenderung.
Daher werde ich annehmen, dass das 2nd Amendment, welches erst kuerzlich vom obersten Gerichtshof bestaetigt wurde, also neu fest geschrieben wurde, sich auch nicht aendern wird.
With kind regards from the south bank of the Caloosahatchee River

Detritus

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Re: Zweijähriger erschießt Mutter im Supermarkt
« Antwort #136 am: 02.03.2015, 19:39 Uhr »


Aber da man hier ja einiges bewusst falsch verstehen will mal eine einfache Frage:

Was wird denn konkret sinnvolles getan um die Zahl der tödlichen Schusswaffenunfälle zu reduzieren?

Pfaelzer64

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Re: Zweijähriger erschießt Mutter im Supermarkt
« Antwort #137 am: 02.03.2015, 20:42 Uhr »
...
Um die entsprechende Lagerung von Waffen zu ueberwachen, muesste jedesmal bei jeder Person zuerst ein richterlicher Untersuchungsbefehl erstellt werden, denn auch das illegale Lagern ist ein Secondary Offense. 
...

Dschlei, das ist übrigens einer der Unterschiede zwischen den USA und der BRD. In Deutschland gilt, dass Du entweder auf das grundgesetzlich geschützte Recht der Unverletztlichkeit der Wohnung verzichtest oder dir wird Unzuverlässigkeit unterstellt. 

Eine Zusatzinfo vorab, die einige wieder direkt dem waffengeilen Waffennarren zuordnen werden:

Einige der Leserinnen und Leser werden denken "Wer Waffen hat, hat das halt zu akzeptieren".

Diese Haltung basiert auf einem Irrtum, dem Lieschen Müller unterliegt, weil Lieschen Müller der Meinung ist nichts im Haus zu haben, was dem Waffengesetz unterliegt. Diese Überzeugung bezeugt lediglich, dass Lieschen Müller noch nie einen Blick in einschlägige Gesetzestexte getan hat. 

Detritus

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Re: Zweijähriger erschießt Mutter im Supermarkt
« Antwort #138 am: 02.03.2015, 20:48 Uhr »
Und was hat Lieschen Müller jetzt zum Schutz der Kinder beizutragen?

dschlei

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Re: Zweijähriger erschießt Mutter im Supermarkt
« Antwort #139 am: 03.03.2015, 06:16 Uhr »


Aber da man hier ja einiges bewusst falsch verstehen will mal eine einfache Frage:

Was wird denn konkret sinnvolles getan um die Zahl der tödlichen Schusswaffenunfälle zu reduzieren?
Gesetze ueber die Aufbewahrung der Waffen werden gemacht, usw.  Natuerlich sind das alles Gesetze, die im Privatbereich, also dem gescheutzten Bereich der Besitzer greifen, und daher auch nicht ueberwacht werden koennen/duerfen.  Es werden Schulungen gemacht, Aufklaerungsachen und mehr.
Da das Waffengesetz aber jeweils Sache der einzelnen Bundestaaten ist, wird es unterschiedlich gehandhabt.  Auffallend ist das euer geliebter Suedwesten und auch der Sueden der USA die laxesten Waffengesetze hat.
Dort lebt ihr auf jeden Fall gefaehrlicher als hier im anschaulichen Upper Midwest!
With kind regards from the south bank of the Caloosahatchee River

Gerald

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Re: Zweijähriger erschießt Mutter im Supermarkt
« Antwort #140 am: 03.03.2015, 07:49 Uhr »
und schon wieder. Diesmal ein Obdachloser der von der Polizei Los Angeles im Stadtteil Skid Row erschossen wurden ist:

http://www.welt.de/vermischtes/article137973837/Oh-mein-Gott-die-haben-den-Mann-erschossen.html

mrh400

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Re: Zweijähriger erschießt Mutter im Supermarkt
« Antwort #141 am: 03.03.2015, 08:08 Uhr »
und schon wieder. Diesmal ein Obdachloser der von der Polizei Los Angeles im Stadtteil Skid Row erschossen wurden ist
das allerdings hat mit dem Waffenge- und -mißbrauch von Privatleuten wenig zu tun.
Gruß
mrh400

Microbi

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Re: Zweijähriger erschießt Mutter im Supermarkt
« Antwort #142 am: 03.03.2015, 09:49 Uhr »
Zitat
gegen jeglichen uebergriff einer eigenen Regierung

Es ist wohl nicht das erste Gesetz, das sein Zweck verfehlt hat.

Mic

Pfaelzer64

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Re: Zweijähriger erschießt Mutter im Supermarkt
« Antwort #143 am: 03.03.2015, 09:58 Uhr »
Zitat
gegen jeglichen uebergriff einer eigenen Regierung

Es ist wohl nicht das erste Gesetz, das sein Zweck verfehlt hat.

Mic

Eine sehr gute Erkenntnis! Auf den Punkt komme ich gerne nochmal zurück.

Pfaelzer64

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Re: Zweijähriger erschießt Mutter im Supermarkt
« Antwort #144 am: 03.03.2015, 10:39 Uhr »
Und was hat Lieschen Müller jetzt zum Schutz der Kinder beizutragen?

Entschuldige bitte, dass ich das nicht ausreichend dargestellt habe: Nichts.

Habe ich das behauptet?



Detritus

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Re: Zweijähriger erschießt Mutter im Supermarkt
« Antwort #145 am: 03.03.2015, 10:58 Uhr »
Gesetze ueber die Aufbewahrung der Waffen werden gemacht, usw.  Natuerlich sind das alles Gesetze, die im Privatbereich, also dem gescheutzten Bereich der Besitzer greifen, und daher auch nicht ueberwacht werden koennen/duerfen.  Es werden Schulungen gemacht, Aufklaerungsachen und mehr.

Heißt unterm Strich also:

Es wird nichts unternommen was über den Status eines Feigenblattes hinausgeht. Dem Wunsch nach freiem Waffenbesitz werden daher mehrere tausend Tote Kinder im Jahr untergeordnet - wie ich schon schrieb: "Ist halt der Preis der Freiheit...".

Gut so eine Auffassung kann man vertreten - ob man sich jetzt aber gut finden muss steht auf einem anderen Blatt.

Das ist eben die von mir auch schon angesprochene "Anti"-Haltung der NRA und Co. - aus Prinzip dagegen aber keine eigenen (sinnvollen) Vorschläge. Und solange sich dort an dieser Haltung nichts ändert brauch man aber eben auch nicht irgendwelche unpassenden Vergleiche aus anderen Bereichen heranziehen.

Es gäbe sicher Mittel und Wege das "Recht auf Waffenbesitz" zu erhalten und trotzdem die Sicherheit (vor allem für Kinder) zu erhöhen. Dazu müssten dann aber eben auch die Lobbyisten überhaupt erstmal zu Gesprächen bereit sein. Solange das nicht der Fall ist kann die NRA ja ihren geliebten Slogan im Bezug auf die toten Kinder ein wenig abändern: "...from their cold dead hands"

@Pfälzer
Nein hast Du nicht - nur anstatt eben auch mal einen konstruktiven Vorschlag zur Sache ("Wie kann man solche Unfälle ggf. verhindern?") zu machen schwadronierst Du über das Recht der Unverletzlichkeit der Wohnung.


dschlei

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Re: Zweijähriger erschießt Mutter im Supermarkt
« Antwort #146 am: 03.03.2015, 17:23 Uhr »
Zitat
gegen jeglichen uebergriff einer eigenen Regierung

Es ist wohl nicht das erste Gesetz, das sein Zweck verfehlt hat.

Mic
Es ist nicht nur ein Gesetz!  Es ist in der Konstitution festgeschrieben!  Es kann nicht gaendert werden!  Versteht das doch bitte, es ist ein unveraenderliches Grundrecht der Amerikaner!  Nachdem das Grundrecht erst kuerzlich vom Obersten Gerichtshof bestaetigt wurde (und dagegen gibt es keine Einspruchsmoeglichkeit), mussten selbst Staaten, die das Recht auf Waffenbesitz stark eingesschraenkt hatten, diese Einschraenkungen wieder rueckgaengig machen!  Gegen den freien Waffenbesitz kann von Seiten des Gesetzgebers nichts unternommen werden, jedes Gesetz was die grundlegenden Bestimmungen des 2nd Amendments einschraenkt ist nichtig!
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dschlei

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Re: Zweijähriger erschießt Mutter im Supermarkt
« Antwort #147 am: 03.03.2015, 17:38 Uhr »


Es gäbe sicher Mittel und Wege das "Recht auf Waffenbesitz" zu erhalten und trotzdem die Sicherheit (vor allem für Kinder) zu erhöhen. Dazu müssten dann aber eben auch die Lobbyisten überhaupt erstmal zu Gesprächen bereit sein.


Das wurde ja auch schon von verschiedenen Staaten und auch vom District of Columbia (Washington DC) versucht, aber nachdem der Supreme Court seine Entscheidung gefaellt hatte, mussten diese Gesetze wieder eingemottet werden.  Genauso wie jeder Buerger das Wahlrecht hat, das Recht auf Bildung, usw.  hat auch jeder Buerger das Recht auf Waffenbesitz, und es gibt keine gesetzlichen Moeglichkeiten, dieses Recht zu beschraenken.  Alle Einschraenkungen, die versucht wurden (Schloesser fuer den Abzugmechanismus, Waffenaufbewahrung, usw.) koennen nur im Wohnbereich der Waffenbesitzer durchgefuehrt werden, und die Betretung dieses Wohnbereiches ist ohne richterlichen Durchsuchungsbefehl nun mal nicht erlaubt.  Ich glaube nicht, dass sich ein Richter findet, der einen Durchsuchungsbefehl ausstellt, damit die Sicherheitsorgane sehen koennen, ob die Waffen vorschriftsmaessig aufbewahrt werden.  Daher ist die einzige Moeglichkeit, die Waffenprobleme zu verringern, in der Schulung udn aufklaerung zu finden.  Und da macht die NRA auch sehr gut mit.  Hier bei uns muss man eine mehrtaegige Schulung mitmachen, wenn man eine Waffe mit sich fuehren will (und nach Abschluss einer Pruefung bekommt man von der Regierung hier  einen "Waffenschein".  Diese Pruefung muss alle 5 Jahre erneuert abgelegt werden.).  Ich habe diesen Kursus bei der NRA mitgemacht (ich bin kein NRA Mitglied), und muss sagen, dieser Kursus war ausgezeichnet und frei von jeglicher Polemik.  Trotzdem liegt es an mir, wie ich meine Waffen aufhebe, und niemand kann/darf kontrollieren, ob ich das gesetzmaessig mache.
With kind regards from the south bank of the Caloosahatchee River

Detritus

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Zweijähriger erschießt Mutter im Supermarkt
« Antwort #148 am: 03.03.2015, 18:35 Uhr »
Gesetze, Verfassungen etc. sind keine Naturgesetze sondern von Menschen gemacht und können logischerweise auch von Menschen geändert werden. (Alles andere wäre auch hirnrissig...)

Der zweite Zusatz könnte z.B. durch einen weiteren Zusatz eingeschränkt oder "abgeschafft" (siehe 18te und 21te Zusatz) werden wenn man denn nur wollte. Insofern spielen die Urteile des Obersten Gerichtshofs zum 2ten Zusatzartikel keine Rolle da sie sich auf die aktuelle Gesetzeslage beziehen und nicht auf "was sein könnte".

http://washington.cbslocal.com/2014/04/21/retired-supreme-court-justice-proposes-5-word-change-to-2nd-amendment/

dschlei

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Re: Zweijähriger erschießt Mutter im Supermarkt
« Antwort #149 am: 04.03.2015, 02:34 Uhr »
Gesetze, Verfassungen etc. sind keine Naturgesetze sondern von Menschen gemacht und können logischerweise auch von Menschen geändert werden. (Alles andere wäre auch hirnrissig...)

Der zweite Zusatz könnte z.B. durch einen weiteren Zusatz eingeschränkt oder "abgeschafft" (siehe 18te und 21te Zusatz) werden wenn man denn nur wollte. Insofern spielen die Urteile des Obersten Gerichtshofs zum 2ten Zusatzartikel keine Rolle da sie sich auf die aktuelle Gesetzeslage beziehen und nicht auf "was sein könnte".

http://washington.cbslocal.com/2014/04/21/retired-supreme-court-justice-proposes-5-word-change-to-2nd-amendment/
richtig, ein neuer Zusatz koennte etwas aendern.  Aber hasst du schon einmal nachgeforscht, was es bedeutet auch nur den kleinsten Zusatz durchzubekommen/
Ein Beispiel war der Versuch einen Zusatz zur Konstituttion zu machen,der die Schaendung der US Fahne durch Staatsbuerger unter Strafe zu stellen.  Eine einfach erscheinende, loebliche Sache sollte man meinen.  Da wurde ein paar Jahre drueber verhandelt, und da man sich in den Ausschuessen nicht einigen konnte, wurde die ganze Angelegenheit wieder zur Akte gelegt.  Und da glaubst du, eine Aenderung zum Waffenrecht haette auch nur eine kleine Chance, durch zu kommen?  Dann kommt noch der Ratifizierungsprozess.  Das letzte, das 27. Amendment brauchte nur  202 Jahre,  und 225 Tage um ratifiziert zu werden.  
With kind regards from the south bank of the Caloosahatchee River