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Autor Thema: Wie bildet ihr euch fototechnisch fort?  (Gelesen 16020 mal)

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Flicka

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Re: Wie bildet ihr euch fototechnisch fort?
« Antwort #30 am: 18.02.2013, 19:31 Uhr »
Dann ist man auf ehrliches(!) Feedback anderer angewiesen. Dazu sollte man definitiv nicht seine Mutter fragen  :wink:

Ich wüsste nicht, wer gnadenloser ehrlich ist als meine Mutter.  :wink:

Ansonsten danke für deinen Beitrag, in dem ich vieles von mir wiederfinde.

Da hier so viel über Technik einerseits und Blick für das richtige Bild andererseits geschrieben wurde, möchte ich mal mit zwei Beispielbildern zeigen, was ich meine.

Grundsätzlich bin ich durchaus in der Lage, Nachtaufnahmen zu machen. Die hier zeigt, wie die meisten wohl erkennen, die Harbour Bridge und das Opernhaus in Sydney. Ich war noch rechtzeitig zur blauen Stunde da, habe ein Stativersatz aufgebaut, die Blendenöffnung klein gewählt usw.




Der Bildausschnitt unten - es ist das obere rechte Viertel des ursprünglichen Bildes, leicht aufgehellt und ansonsten unbearbeitet -  stammt vom letzten Wochenende. Ich wollte einfach mal das neue Stativ ausprobieren, habe mich an einen Verkehrskreisel in der Nähe gestellt und ein paar 30-Sekunden-Belichtungen gemacht, um die Lichter von fahrenden Autos einzufangen. Daheim habe ich dann festgestellt, dass ich mir vor allem diese unschönen Flecken eingefangen habe und rätsele seitdem: Ist es Streulicht von einer Straßenlaterne neben mir oder gegenüber oder von den vorbeifahrenden Autos? Liegt es daran, das die Linse vorne so verstaubt ist? Würde eine Sonnenblende helfen?

Eins ist jedenfalls klar: Das Bild ist - unabhängig vom Motiv, der Bildgestaltung usw. - in technischer Hinsicht Schrott. Das Bild würde höchstens dann nicht in die Mülltonne gehören, wenn ein Ufo drauf wäre.  :wink:

Zum Glück war es diesmal nur der Verkehrskreisel in der Nähe und nicht die Harbour Bridge in Sydney.




McC

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Re: Wie bildet ihr euch fototechnisch fort?
« Antwort #31 am: 18.02.2013, 19:54 Uhr »
30 Sekunden belichtet? Viel zu lange.

Das ist z.B. ein 8 Sekunden Bild.... out of cam und nur geschärft.


Jochen

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Re: Wie bildet ihr euch fototechnisch fort?
« Antwort #32 am: 18.02.2013, 20:00 Uhr »
.... und rätsele seitdem: Ist es Streulicht von einer Straßenlaterne neben mir oder gegenüber oder von den vorbeifahrenden Autos? Liegt es daran, das die Linse vorne so verstaubt ist? Würde eine Sonnenblende helfen?

Es ist die Straßenlaterne und die verstaubte Linse. Die Sonnenblende hilft da nicht, da das verursachende Licht (ok, die eigentliche Ursache ist der Staub, nicht das Licht) von vorne kommt. Solche "Effekte" kann es auch durchaus mal bei Tagesaufnahmen geben, wenn man direktes Sonnenlicht von vorne bekommt.

In dem Fall hilft nur abstauben  :wink:

Flicka

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Re: Wie bildet ihr euch fototechnisch fort?
« Antwort #33 am: 18.02.2013, 20:08 Uhr »
Danke. Dann muss ich den samstäglichen Putzplan jetzt auch um die Reinigung der Fotoausrüstung erweitern.  :wink:

Brazoragh

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Re: Wie bildet ihr euch fototechnisch fort?
« Antwort #34 am: 19.02.2013, 11:18 Uhr »
Auch wenn es OT ist... der Ausdruck "Sklave meiner Kamera" zwingt mich dazu einen Aspekt hervorzuheben, welcher hier zumindest schon angeschnitten wurde:
Die Situation, die für Fotos gut ist (Ort, Tageszeit, Jahreszeit) ist auch für das Auge vor Ort gut. Da besteht ein direkter Zusammenhang.  8)
Übrigens geben mir auch meine nichtfotografierenden Mädels dabei recht, quälen sich aus dem Bett, usw...  :wink:
Ich muss innerlich fast weinen wenn ich Reiseberichte / Fotos vom Delicate Arch zur Mittagszeit sehe - was die armen Reisenden da bezogen auf den dortigen Sunset verpasst haben ist wirklich traurig.  :(
Und wenn sie dann selbst Fotos davon sehen... dann schieben sie auf Photoshop & Co.  :roll:
Meiner Meinung nach tut man auch als Nichtfotograf gut daran seine Reise nach fotografischen Aspekten zu planen.  :P

Aber gut... zurück zum Thema: Fortbildung.
Was technische Gesichtspunkte angeht habe ich mich durch diverse Foren "gebildet". Sehr viel gibt es da nicht zu wissen und insofern brauche ich da auch keine Forbildung mehr.
Was die Bildgestaltung (auch verbunden mit technischen Aspekten) angeht... da hilft es tatsächlich selbst zu probieren aber eben auch wie angeprochen fremde gute Bilder zu analysieren.
Was die pure (vollkommen untechnische) Bildkomposition angeht - da kann ich Der fotografische Blick empfehlen. Allerdings ist das recht schwere Kost. Ich habe wenig Berührungsängste mit Theorie, aber das Buch zu lesen kann streckenweise wegen der Tiefe recht ermüdend sein. Was nicht bedeuten soll, dass das Buch langweilig geschrieben wäre...

Bei der Umsetzung in meine Praxis hapert's aber manchmal noch.  :mrgreen:

Gruß
Michael

McC

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Re: Wie bildet ihr euch fototechnisch fort?
« Antwort #35 am: 19.02.2013, 11:30 Uhr »
Was die Bildgestaltung (auch verbunden mit technischen Aspekten) angeht... da hilft es tatsächlich selbst zu probieren aber eben auch wie angeprochen fremde gute Bilder zu analysieren.

Aber Bilder nur nach der Drittel- o. Goldener Schnitt-Regel gestaltet, sind auf Dauer auch langweilig  :wink:

lurvig

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Re: Wie bildet ihr euch fototechnisch fort?
« Antwort #36 am: 19.02.2013, 11:51 Uhr »
ganz gut zum lerne ist auch, sich im Netz umzuschauen, wie andere ein geplantes Fotoziel fotografiert haben. da kann man oft ganz gut sehen, was gut funktioniert und auch was nicht.
Seite wie fotocommunity.de oder 500px.com helfen da durchaus weiter.

Und da ein Bild in digitalen Zeiten nichts mehr kostet, kann man durchaus auch einfach probieren.

Das hier kennt fast jeder. Tausendmal fotografiert. Trotzdem fand ich es toll, das selber aufnehmen zu können.


Die allgemein "ungebliebte" Ansicht am Nachmittag ist aber auch nicht uninteressant. Und viel weniger fotografiert.
Nur weil das nicht so populär ist heisst das nicht, dass man es nicht mal versuchen kann.


Und tritt man zum Sonnenaufgang ein paar Schritte zurück kriegt man auch ein "Geschichte" ins Bild.
Von den an diesem Morgen anwesenden hat das keiner sonst getan.


Lurvig

Brazoragh

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Re: Wie bildet ihr euch fototechnisch fort?
« Antwort #37 am: 19.02.2013, 12:00 Uhr »
Was die Bildgestaltung (auch verbunden mit technischen Aspekten) angeht... da hilft es tatsächlich selbst zu probieren aber eben auch wie angeprochen fremde gute Bilder zu analysieren.

Aber Bilder nur nach der Drittel- o. Goldener Schnitt-Regel gestaltet, sind auf Dauer auch langweilig  :wink:
Mal ganz davon abgesehen, dass die erwähnten Regeln für jeden Anfänger/Knipser Gold wert sind (da einfach zu verstehen und umzusetzen und trotzdem mit einer enormen Verbesserung verbunden)... verstehe ich nicht warum Du mich damit ansprichst und noch weniger warum Du gerade diesen Abschnitt zitierst.
Das man sich nicht unbedingt hier einen x-beliebigen Reisebericht dazu rausgreift (auch nicht meinen) sollte doch wohl hoffentlich klar sein.  :mrgreen:

Gruß
Michael

McC

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Re: Wie bildet ihr euch fototechnisch fort?
« Antwort #38 am: 19.02.2013, 12:14 Uhr »
Das hier kennt fast jeder. Tausendmal fotografiert. Trotzdem fand ich es toll, das selber aufnehmen zu können.

ditto... am Mesa Arch (2008) habe ich zum ersten Mal mit einer DSLR (Nikon D300) fotografiert. Zähle ich aber zu jenen Locations, die ich nicht noch einmal besuchen muss.



Auf dieser Reise wurde "experimentiert" und dementsprechend viel Ausschuss produziert, aber für die erste DSLR-Tour waren ganz ordentliche Bilder darunter  :wink:






magnum

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Re: Wie bildet ihr euch fototechnisch fort?
« Antwort #39 am: 19.02.2013, 12:21 Uhr »
Was die Bildgestaltung (auch verbunden mit technischen Aspekten) angeht... da hilft es tatsächlich selbst zu probieren aber eben auch wie angeprochen fremde gute Bilder zu analysieren.

Aber Bilder nur nach der Drittel- o. Goldener Schnitt-Regel gestaltet, sind auf Dauer auch langweilig  :wink:
Mal ganz davon abgesehen, dass die erwähnten Regeln für jeden Anfänger/Knipser Gold wert sind (da einfach zu verstehen und umzusetzen und trotzdem mit einer enormen Verbesserung verbunden)... verstehe ich nicht warum Du mich damit ansprichst und noch weniger warum Du gerade diesen Abschnitt zitierst.
Das man sich nicht unbedingt hier einen x-beliebigen Reisebericht dazu rausgreift (auch nicht meinen) sollte doch wohl hoffentlich klar sein.  :mrgreen:

Gruß
Michael
Und wieso sind die Gold wert? Wenn wirklich jeder Fotos nach dem Goldenen Schnitt macht, sehen bald alle gleich aus.

Ein Foto muss mich überraschen, inspirieren, zum Nachdenken anregen. Da ist es mir dann völlig egal, nach welchen Regeln es erstellt wurde (oder eben nicht).

Brazoragh

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Re: Wie bildet ihr euch fototechnisch fort?
« Antwort #40 am: 19.02.2013, 12:58 Uhr »
Diese Regeln sind doch nicht da um der Regeln willen.  :roll:

Diese Regeln sind das Ergebnis jahrhundertelanger Erfahrung und wissenschaftlicher Untersuchungen und fassen zusammen was der typische menschliche Betrachter spannend und ästethisch findet. Ausnahmen bestätigen wie immer die Regel.  :mrgreen:

In den wunderschönen Bildern von MacClaus wurden diese auch bewusst oder unterbewusst eingehalten - Ausnahme ist der lediglich der Crack, wobei das da überhaupt nicht störend auffällt (s.o.). Bis auf das HDR musste da imho auch nicht viel mit PS & Co. gemacht werden (ich vermute vor allem eine Tonwertkorrektur und etwas Sättigung/Dynamik) - ein weiteres Beispiel für das Thema "zum richtigen Zeitpunkt am richtigen Ort". Und das sah auch bestimmt ohne Sucher klasse aus.  :wink:

Ob jetzt jemand bewusst versucht sich nach diesen Gestaltungsregeln zu richten... oder das automatisch macht weil er/sie "das Auge" hat... spielt das eine Rolle?
Diese Regeln helfen untalentierten und/oder ungeübten Menschen (wie mir) etwas ansprechendes zu gestalten. Was meinst Du, was z.B. Architekten im Studium lernen?

Gruß
Michael

magnum

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Re: Wie bildet ihr euch fototechnisch fort?
« Antwort #41 am: 19.02.2013, 13:07 Uhr »
Diese Regeln sind doch nicht da um der Regeln willen.  :roll:

Diese Regeln sind das Ergebnis jahrhundertelanger Erfahrung und wissenschaftlicher Untersuchungen und fassen zusammen was der typische menschliche Betrachter spannend und ästethisch findet. Ausnahmen bestätigen wie immer die Regel.  :mrgreen:

In den wunderschönen Bildern von MacClaus wurden diese auch bewusst oder unterbewusst eingehalten - Ausnahme ist der lediglich der Crack, wobei das da überhaupt nicht störend auffällt (s.o.). Bis auf das HDR musste da imho auch nicht viel mit PS & Co. gemacht werden (ich vermute vor allem eine Tonwertkorrektur und etwas Sättigung/Dynamik) - ein weiteres Beispiel für das Thema "zum richtigen Zeitpunkt am richtigen Ort". Und das sah auch bestimmt ohne Sucher klasse aus.  :wink:

Ob jetzt jemand bewusst versucht sich nach diesen Gestaltungsregeln zu richten... oder das automatisch macht weil er/sie "das Auge" hat... spielt das eine Rolle?
Diese Regeln helfen untalentierten und/oder ungeübten Menschen (wie mir) etwas ansprechendes zu gestalten. Was meinst Du, was z.B. Architekten im Studium lernen?

Gruß
Michael
Es spricht ja nichts dagegen, wenn diese "Regeln" unbewusst eingehalten werden. Aber Bewusst würde ich nicht danach handeln.

Und auf irgendwelche Studien und Untersuchungen gebe ich sowieso nichts. Und was Architekten lernen sieht man ja manchmal an den Ergebnissen  :lol:

Brazoragh

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Re: Wie bildet ihr euch fototechnisch fort?
« Antwort #42 am: 19.02.2013, 13:20 Uhr »
Ich mache es stellenweise bewusst - weil ich mittlerweile die Wirkung verstanden/eingesehen habe.
Es wirkt i.d.R. einfach besser.  :P

Auf irgendwelche Studien gebe ich auch nichts... aber wenn schon Leonardo da Vinci danach gehandelt hat - ebenso wie Ansel Adams - dann maße ich mir nicht an das Quatsch abzutun.  :lol:

Bei den Architekten gebe ich Dir allerdings recht.  :mrgreen:

magnum

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Re: Wie bildet ihr euch fototechnisch fort?
« Antwort #43 am: 19.02.2013, 13:22 Uhr »
Ich mache es stellenweise bewusst - weil ich mittlerweile die Wirkung verstanden/eingesehen habe.
Es wirkt i.d.R. einfach besser.  :P

Auf irgendwelche Studien gebe ich auch nichts... aber wenn schon Leonardo da Vinci danach gehandelt hat - ebenso wie Ansel Adams - dann maße ich mir nicht an das Quatsch abzutun.  :lol:

Bei den Architekten gebe ich Dir allerdings recht.  :mrgreen:
Ich habe nicht gesagt, dass es Quatsch ist. Und da Vinci hat sicher auch nichts auf Regeln und Studien gegeben, sondern einfach drauflos gemalt. Das es nunmal intuitiv zum Auge des Betrachters passt, hat hinterher halt die Studie "ermittelt".

Wie gesagt, Studien bringen in der Regel nur dem was, der sie in Auftrag gegeben hat.

DocHoliday

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Re: Wie bildet ihr euch fototechnisch fort?
« Antwort #44 am: 19.02.2013, 13:32 Uhr »
"Regeln" zu Bildgestaltung wie der goldene Schnitt oder die Drittelregel beruhen auf Erkenntnissen menschlicher Wahrnehmung und Sehgewohnheiten. Das hat sich niemand im stillen Zimmerlein ausgedacht. Das sind Erfahrungen aus Jahrhunderten von Kunstgeschichte seit mindestens der Renaissance. M.E. ist es sehr sinnvoll, sich damit zu beschäftigen und sich auch mal zu überlegen, warum einem das eine Bild gefällt, ein anderes vom selben Motiv einen demgegenüber einfach kalt lässt.
Andere solche "Regeln" sind, dass die natürliche Blickrichtung von Links nach Rechts geht (wie bei der Schrift) und dass es daher besser wirkt z.B. eine Straße von links nach rechts ins Bild laufen zu lassen als entgegengesetzt. Oder dass man bei Motiven, die eine "Blickrichtung" haben (das müssen nicht immer nur Menschen oder Tiere sein) mehr Platz in Blickrichtung lässt, erst recht wenn es sich um bewegte Objekte oder Subjekte handelt. Man lässt sie nicht gegen de Wand (den Bildrand) laufen.

Genau so ist es sinnvoll, sich anzuschauen, wie spannende Bilder eine Tiefe im Bild durch mehrere Bildebenen erzeugen. Eine tolle Aussicht wirkt mit einem interessanten Motiv im Vordergrund viel stärker als wenn man einfach nur "in die Gegend" knipst.
Auch die Frage,welche Linienführung in einem Bild am besten wirkt, kann sehr interessant sein. Diagonalen, kreuzende Diagonalen, Linien, die den Blick ins Bild oder aus dem Bild hinaus führen, etc. Dafür kann auch mal der Gang in ein Kunstmuseum hilfreich sein. In der Malerei gelten prinzipiell die selben "Regeln"

Erst wenn man diese "Regeln" oder Sehgewohnheiten kennt, kann man auch einmal bewusst dagegen verstoßen, um Spannung dadurch zu erzeugen, dass man ein Bild gegen die Gewohnheiten und Erwartungen komponiert. Nur wenn man weiß, was "wirkt" und was nicht kann man damit spielen und kreativ werden und sei es auch gerade dadurch, dass man bewusst alles anders macht.
Gruß
Dirk