"Regeln" zu Bildgestaltung wie der goldene Schnitt oder die Drittelregel beruhen auf Erkenntnissen menschlicher Wahrnehmung und Sehgewohnheiten. Das hat sich niemand im stillen Zimmerlein ausgedacht. Das sind Erfahrungen aus Jahrhunderten von Kunstgeschichte seit mindestens der Renaissance. M.E. ist es sehr sinnvoll, sich damit zu beschäftigen und sich auch mal zu überlegen, warum einem das eine Bild gefällt, ein anderes vom selben Motiv einen demgegenüber einfach kalt lässt.
Andere solche "Regeln" sind, dass die natürliche Blickrichtung von Links nach Rechts geht (wie bei der Schrift) und dass es daher besser wirkt z.B. eine Straße von links nach rechts ins Bild laufen zu lassen als entgegengesetzt. Oder dass man bei Motiven, die eine "Blickrichtung" haben (das müssen nicht immer nur Menschen oder Tiere sein) mehr Platz in Blickrichtung lässt, erst recht wenn es sich um bewegte Objekte oder Subjekte handelt. Man lässt sie nicht gegen de Wand (den Bildrand) laufen.
Genau so ist es sinnvoll, sich anzuschauen, wie spannende Bilder eine Tiefe im Bild durch mehrere Bildebenen erzeugen. Eine tolle Aussicht wirkt mit einem interessanten Motiv im Vordergrund viel stärker als wenn man einfach nur "in die Gegend" knipst.
Auch die Frage,welche Linienführung in einem Bild am besten wirkt, kann sehr interessant sein. Diagonalen, kreuzende Diagonalen, Linien, die den Blick ins Bild oder aus dem Bild hinaus führen, etc. Dafür kann auch mal der Gang in ein Kunstmuseum hilfreich sein. In der Malerei gelten prinzipiell die selben "Regeln"
Erst wenn man diese "Regeln" oder Sehgewohnheiten kennt, kann man auch einmal bewusst dagegen verstoßen, um Spannung dadurch zu erzeugen, dass man ein Bild gegen die Gewohnheiten und Erwartungen komponiert. Nur wenn man weiß, was "wirkt" und was nicht kann man damit spielen und kreativ werden und sei es auch gerade dadurch, dass man bewusst alles anders macht.