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Autor Thema: Auf neun Rädern durch den Wilden Westen  (Gelesen 47810 mal)

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ireula

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Re: Auf neun Rädern durch den Wilden Westen
« Antwort #45 am: 03.05.2014, 17:53 Uhr »
Zitat
Kann man eigentlich im Dinosaur NM auch noch 'wandern' gehen bzw. eine Führung machen? Als ich da war (2000) war das Visitor Center/Museum geschlossen und wir sind im 'Park' rumgelaufen (zumindest legen das die Bilder nahe, die ich gerade auf Grund Deines Berichts noch mal hervorgeholt habe). Kann aber nicht mehr sagen, ob das eine (spezielle) Führung war oder ob es da Wege gab.

Man kann auf jeden Fall vom Canyon Area Visitor Center (aus Colorado) in den Park fahren und dann dort wandern. Es gibt aber da wohl keine Knochen - wir waren  nicht dort, hab ich im Reiseführer gelesen.

Beim Dinosaur Quarry Visitor Center (aus Utah), das wir besucht haben, konnte man zwar zwischen dem Visitor Center und dem Museum statt mit dem Shuttle  auch zu Fuß pendeln. Wanderungen ins Gelände hinein schienen mir aber unerwünscht - ich weiß gar nicht mehr, woher dieser Eindruck kam. Ich glaub, ich hab tatsächlich Absperrungen gesehen. Vielleicht fürchtet man Knochenjäger ...

Zitat
Aloft DEN Airport kenne ich, aber Salzwasser im Pool?

Hm, wir haben salziges Wasser geschluckt - vielleicht Salz statt Chlor zur Desinfektion??


ireula

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Re: Auf neun Rädern durch den Wilden Westen
« Antwort #46 am: 03.05.2014, 19:55 Uhr »
19. August: „Paddle forward!“

Es ist nur gut, dass wir früh in die Betten kommen sind, denn heute Morgen steht Rafting auf dem Programm. Wir haben telefonisch bei „Teton Whitewater“ gebucht. Wir haben einen Guide – Dave – für uns allein und können uns nach der 20-Minuten-Busfahrt an den Snake River sogar aussuchen, ob wir ein kleines oder ein großes Schlauchboot nehmen. Das kleine verspricht laut Dave mehr Spaß, also los!

Es gibt sechs Paddel für sieben Gäste. Dieter – er stellt sich Dave als „Chief“ vor – schützt Schulterschmerzen vor, also schnappen sich alle anderen ein Paddel (anders als Irene sehe ich es so: Ein Kapitän, der selbst paddelt, hat seine Mannschaft nicht im Griff, D.). Jakob und Julian werden zu Masterpaddlern ernannt und sitzen vorne im Boot. Alle schnüren sich in Schwimmwesten ein, dann geht das Boot auf die Achtmeilen-Tour. Dave steuert von hinten und gibt Kommandos: „paddle forward!“



Alle paddeln nach Leibeskräften durch die Strudel, Wasser schwappt ins Boot. Nach kürzester Zeit sind wir alle pudelnass, und die Luft ist noch nicht wirklich warm. Aber zum Bibbern haben wir kaum Zeit, denn da kommt schon der nächste Strudel: „paddle forward!“ Beinahe fällt Julian ins Wasser, als sich das Boot nach einem Strudel unverhofft um die eigene Achse dreht. Er kann sich  gerade noch halten.



Wir haben auf dem Zweistunden-Trip eine Menge Spaß, überholen ein Boot und hängen es ab. Dieter macht den Clown, und Dave – ein Collegestudent aus Utah – amüsiert sich offenkundig bestens mit der und über diese leicht verrückte deutsche Familie.



Tipp: Wer nicht unbedingt eine Brille braucht, sollte sie nicht mitnehmen. Muss es doch sein, sollte sie unbedingt mit speziellen Brillenbändern gesichert werden, ebenso wie Hüte. Hilfreich ist auch ein wasserdichtes Plastiktütchen für das Portemonnaie oder andere Papiere. Bei Dieter waren hinterher alle notierten Eselsbrücken für diverse PIN-Nummern vom Wasser unterspült und damit unleserlich.

Zurück in Jackson, gehen wir nach dem Umziehen im Womo noch einen Happen essen und schauen uns die Bilder an, die von einem Felsen aus gemacht werden. Zwei Foto-Companies schießen Bilder von den Raftern. Wir suchen fünf von neun Fotos aus und bestellen sie online: 80 Dollar.

Dann brechen wir auf in den Yellowstone. Am frühen Abend erreichen wir das Old Faithful Inn, wo wir für Irene und Dieter ein Doppelzimmer im Westwing gebucht haben – Geysirblick war leider nicht mehr zu kriegen.


Das berühmte Holz-Hotel am Old Faithful. 

Mit den Kindern gehen wir dann hinüber zur Faithful-Lodge, hier sind drei Cabins für zwei Nächte gebucht. Vor dem Auspacken warten wir – und mit uns viele andere Touristen – bei strahlendem Sonnenschein auf den Ausbruch des Getreuen. 75 Minuten ist sein Rhythmus inzwischen, und er ist pünktlich.


Man möchte am liebsten viel näher herangehen, um die Gischtfontäne genauer zu sehen, aber das geht ja leider nicht.

Zum Abendessen versuchen wir im Faithful-Restaurant zu reservieren, aber wir können uns nur auf die Warteliste setzen lassen. Immerhin schätzt die Frau am Desk, dass es ziemlich genau zu den von uns gewünschten Zeit, um 8.30 pm, soweit sein könnte. Irene bekommt einen Pager mit, der auch brav vibriert. Wir bekommen einen wunderschönen runden Tisch am offenen Fenster, durch das ein laues Abendlüftchen streicht. Dann lassen wir es uns so richtig gutgehen, mit einer Flasche gutem Roten aus Oregon, Bisonfleisch und vielen anderen leckeren Sachen (200 Dollar plus 40 Dollar Tip).



Allzu spät lassen wir es nicht werden, denn am nächsten Tag haben wir die Firehole-River-Tour gebucht, die schon um 8.30 am startet. Diese Tour war eigentlich nicht unsere Idee, aber bei der DERTour-Buchung fürs Old Faithful gehörte sie mit zum Buchungsumfang.

decowoman

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Re: Auf neun Rädern durch den Wilden Westen
« Antwort #47 am: 03.05.2014, 23:17 Uhr »
Super, dass ihr Euch getraut habt die Tour zu machen. Für mich wäre das glaube nichts  :wink:

bei dem Abendessen wäre ich auch gerne dabei gewesen. War bestimmt eine tolle, gemütliche Stimmung.

LG
Ariane
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Inspired

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Re: Auf neun Rädern durch den Wilden Westen
« Antwort #48 am: 03.05.2014, 23:21 Uhr »
Oh, und wer hat denn die Rating-Fotos gemacht? Konnte man die kaufen oder war ein Mitarbeiter so nett mit eurer Kamera ein paar Beweisfotos zu knipsen?

Und am Old Faithful wurde nicht gecampt? Oder hattet ihr euch alle mal ein wenig Privatsphäre und Komfort mit eigenem Bad verdient?

TGW712

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Re: Auf neun Rädern durch den Wilden Westen
« Antwort #49 am: 04.05.2014, 08:23 Uhr »
19. August: „Paddle forward!“

...
Zurück in Jackson, gehen wir nach dem Umziehen im Womo noch einen Happen essen und schauen uns die Bilder an, die von einem Felsen aus gemacht werden. Zwei Foto-Companies schießen Bilder von den Raftern. Wir suchen fünf von neun Fotos aus und bestellen sie online: 80 Dollar.
...

;)

ireula

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Re: Auf neun Rädern durch den Wilden Westen
« Antwort #50 am: 04.05.2014, 09:23 Uhr »
Zitat
Oh, und wer hat denn die Rating-Fotos gemacht? Konnte man die kaufen oder war ein Mitarbeiter so nett mit eurer Kamera ein paar Beweisfotos zu knipsen?

Das mit den Foto war wirklich professionell organisiert. Man kam allerdings nicht drumrum, ungefähr zwei Stunden nach Ende der Tour zu einem der beiden Fotoläden in Jackson zu gehen. Dort waren die Bilder anhand der Nummer, die wir von Dave bekommen hatten, sofort am PC zu finden. Wir wissen nicht, wie die Daten vom Fotofelsen aus übermittelt wurden, drahtlos oder per Kurier. Wir hätten auch Abzüge bekommen können, aber erst am nächsten Tag. Deshalb haben wir uns für die Zusendung des Links per Mail entschieden. Den Link muss man allerdings innerhalb von ein paar Tagen aktivieren - ihn erst nach Ende der Reise von zu Hause aus abzurufen, funktioniert nicht.

Zitat
Und am Old Faithful wurde nicht gecampt? Oder hattet ihr euch alle mal ein wenig Privatsphäre und Komfort mit eigenem Bad verdient?

Genau! Auf ungefähr der Hälfte der Reise hatten wir das so geplant ...  :lol:

ireula

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Re: Auf neun Rädern durch den Wilden Westen
« Antwort #51 am: 04.05.2014, 11:48 Uhr »
20. August: Bisons statt Bären

Auf Empfehlung des Kellners am Vorabend nehmen wir zum Frühstück im Old Faithful die Buffet-Variante statt eines À-la-carte-Frühstücks. Wenn man zeitlich relativ knapp sei, könne man sich das Buffet besser einteilen. Um 8.30 am treffen wir gemeinsam mit einer dreiköpfigen Familie aus Deutschland unseren Guide Thomas aus Tennessee. Mit einem gelben Bus geht es durchs Tal des Firehole Rivers nach Madison.


Thomas, ein ehemaliger Lehrer und Basketball-Schiedsrichter, erklärt viel und verständlich.


Wir sehen einen Bison direkt am Straßenrand, leider keinen Bären.

Und endlich können wir Geysire, Mudpots und Hotpools aus der Nähe betrachten und auch riechen! Thomas steuert Geschichten von Hunden und Menschen bei, die im 70 Grad heißen Teufelsgebräu umgekommen sind. Auch Bären- und Bison-Unfall-Stories hat er im Repertoire – gruselig!



Wir sehen das Lower Geyser Basin und das Midway Geyser Basin mit vielen spuckenden, blubbernden, dampfenden, brodelnden Löchern. Thomas weist mehrfach auf Pools hin, die erst in diesem Jahr entstanden sind. Yellowstone ist also nach wie vor aktiv. Die Geologen versichern aber, dass der unter der Oberfläche liegende Supervulkan in den nächsten 1000 Jahren nicht ausbrechen wird, sehr beruhigend. (Und was ist, wenn sich die Geologen um zwei oder drei Jahre verschätzen?, D.)



















Die Tour, die wir eigentlich gar nicht als so erstrebenswert angesehen hatten, erweist sich als wahrer  Volltreffer – ein sehr guter Einstieg in unseren Besuch. Mittags halten wir kurz Kriegsrat. Thomas hat einen Abendspaziergang am Biscuit-Basin empfohlen. Dort gibt es auch einen Wasserfall für Jakob, den Wasserfall-Fan. Wir verabreden uns also um 6 pm an den Cabins, bis dahin zerlegt sich die Gruppe in ihre Einzelteile und alle haben Zeit zur freien Verfügung – eigentlich zum ersten Mal auf dieser Reise. Irene und Dieter bilden eine Kleingruppe und essen zwei Häppchen, überspielen die bisher gemachten Fotos auf Laptop und Stick und machen sich am frühen Nachmittag auf einen kurzen Hike durch die Faithful-Area. Es ist brütend heiß, aber wunderschön. Bis zum Morning Glory Pool schaffen wir es allerdings nicht, die Sonne brennt einfach zu stark. Dieses Highlight sparen wir uns einfach bis zum nächsten Besuch auf.


Am Kamin im Old Faithful Inn war es um
etliche Grad kühler als draußen in der Mittagshitze.

Als wir einen wuscheligen Stoffbison kaufen (ja, Kitsch!), erfahren wir, dass die Straße zwischen Fishing Bridge und Canyon Village, die wir am nächsten Morgen fahren wollen, wegen Bränden gesperrt ist. Wir müssen morgen schauen, ob die Sperrung aufgehoben wird.

Jetzt geht es zum Biscuit Basin. Ein paar andere Touristen hatten die gleiche Idee, aber es ist doch vergleichsweise ruhig. Auf den Holzstegen umrunden wir große, blau schimmernde Pools und bunte Löcher, aus denen schweflige Schwaden wabern.



Dann ist der Holzsteg zu Ende, und ein Schild weist Richtung Wasserfall. Wir haben zwei Dosen Bärenspray dabei und eine Trillerpfeife, aber die Anspannung wächst mit jedem Schritt in den abendlich stillen Wald. Außer uns scheint niemand hier zu sein, außer vielleicht Bären? Thomas hat zwar berichtet, dass es nur rund 150 Grizzleys und 500 Schwarzbären in ganz Yellowstone gibt, aber er selbst hat dieses Jahr schon zwölf bis 14 Bären gesehen – so selten scheinen sie also nicht zu sein. Dieter klatscht regelmäßig in die Hände, wir machen zu siebt ohnehin eine Menge Lärm.


Nach einer knappen halben Stunde sehen wir
den Wasserfall, an dessen Fuß sogar Leute baden.

Wir machen uns aber auf den Rückweg und erreichen mit der untergehenden Sonne den Parkplatz – kein Bär hat sich gezeigt.


Dafür hat ein Bär seine Spuren in der Baumrinde hinterlassen - meint Julian.

Die Wahl fürs Abendessen fällt diesmal auf das Restaurant Obsidian in der Snow Lodge. Der Service ist nicht ganz so gut wie im Old Faithful, aber das Essen sagt uns zu. Natürlich wieder Bison, aber Dieter und Irene gönnen sich Salmon und Trout, Lachs und Forelle  (193 Dollar, 35 Dollar Tip). Am kostenlos servierten Eiswasser scheiden sich übrigens die Geister unserer Gruppe. Jonas und Irene mögen den stark mineralischen, schwefligen Geschmack, die Mädchen sind alles andere als angetan.

Inspired

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Re: Auf neun Rädern durch den Wilden Westen
« Antwort #52 am: 04.05.2014, 11:54 Uhr »
Das hätte ich auch nicht gedacht, dass eine geführte Tour so viel bringt, obwohl es ja eigentlich auf der Hand liegt. Nur habe ich noch nie davon gehört, und letztlich dachte ich im Yellowstone NP auch, dass es so schon genügend zu sehen und zu erfahren gibt.

Anna KS

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Re: Auf neun Rädern durch den Wilden Westen
« Antwort #53 am: 05.05.2014, 08:36 Uhr »
Da steige ich doch noch schnell mit ein, toller Bericht bisher und sehr schöne Fotos!!!
So eine ähnliche Reise planen wir für nächstes Jahr. Wir reisen auch immer mit Freunden ich finde es toll wenn man mit mehreren Leuten unterwegs ist.
LG Anna
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NähkreisSteffi

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Re: Auf neun Rädern durch den Wilden Westen
« Antwort #54 am: 05.05.2014, 08:58 Uhr »
Super Info von einer geführten Tour hat hier noch niemand berichtet. Wird gleich notiert.

paula2

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Re: Auf neun Rädern durch den Wilden Westen
« Antwort #55 am: 05.05.2014, 10:26 Uhr »
ich denke mal wenn man selber ein Gruppe bildet (bei 9 Leuten wohl möglich) und einen Guide hat der mit sich reden läßt wenn man mal länger an einer Quelle stehen bleiben will ist das okay. Ansonsten würde mich der Gruppenzwang nerven. Positiv hingegen ist, wenn man zu den Viewpoints hingefahren wird und nicht selber nach einem Parkplatz suchen muss.

ireula

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Re: Auf neun Rädern durch den Wilden Westen
« Antwort #56 am: 05.05.2014, 21:47 Uhr »
21. August: Gewitter über Yellowstone

Heute fahren wir weiter durch den Yellowstone. Frühstück wie gehabt im Old Faithful, dann geht es Richtung Fishing Bridge.



Der Dusel fährt mit: Die Straße zwischen Fishing Bridge und Canyon Lodge ist seit wenigen Minuten nicht mehr gesperrt, wir können passieren.


Der Yellowstone zeigt viele seiner Seiten – Büffel am Straßenrand, wir halten an, wenn kleinere Autotrauben stehen bleiben.


Auf diese Weise sehen wir unten an einer Böschung ein großes Tier mit einem gewaltigen Geweih liegen – die Meinungen gehen auseinander, ob es sich um einen Hirsch oder eine Elchkuh handelt. Landschaftlich ist die Fahrt überaus abwechslungsreich.


Stopp am Yellowstone River.



Am Nachmittag erreichen wir den Canyon Campground. Wir haben eine RV-Site und eine Tent-Site vorgebucht – Cabins gibt es auf diesem Nationalpark-Campground nicht. Wir bekommen zwei Duschbons und eingehende Instructions in Bezug auf die Bären. Im Zelt darf nichts sein außer Menschen und Schlafsäcken. Kein Food, aber auch kein Wasser, denn die Bären riechen zwar nicht das geruchlose Wasser, aber die Plastikbehälter.

Die jungen Leute bauen das Zelt auf, während Dieter und Irene dumpen und Frischwasser bunkern. Wir haben zwei sehr schöne Sites nebeneinander im Wald bekommen, allerdings eine dreiviertel Meile vom Office entfernt. In der Nähe der Campsite sind Restrooms und Dumpster (Müllcontainer), aber keine Dusche. Das heißt wohl für alle: Katzenwäsche, Duschen fällt aus.

Wir gehen essen im Canyonland-Diner, wo Debbie uns in einem Burgerrestaurant im 50er-Jahre-Stil bedient. Sie zeigt uns Fotos von einem imposanten Grizzley, den sie schon mehrmals im Park gesehen hat. Als Bear-Location empfiehlt sie die Gegend um Roosevelt Tower, im nordöstlichen Parkgebiet. Debbies Kollegin testet derweil an uns noch ihre Deutschkenntnisse. Sie stammt aus einer Amish-Familie aus Ohio.

Bären zwischen den Zelten - aber nicht für uns
 
Die Zeltübernachtung für Jakob fällt aus, denn abends kommt ein kräftiges Gewitter auf. Jonas und Lisa schlafen im Van, Jakob auf dem Sofabett im RV. Er hätte wegen der Bären keine Bedenken gehabt, obwohl die Dame im Office gesagt hat, dass die Bären quer über den Campground wandern. Da aber alle Camper ihr Food und andere geruchsstarke Utensilien wie Zahnpasta oder Creme stets gut verstauten, würden die Bären glücklicherweise nichts durchsuchen, hat sie uns beruhigt. Die zahlreichen Zelte, die wir zwischen den Bäumen sehen, bestätigen uns in der Hoffnung, dass die Bären andere Leckerbissen bevorzugen als Camper. Aber der sintflutartige Regen und das heftige Gewitter direkt über uns scheinen für eine Zeltübernachtung doch nicht ideal. Der Weg zu den Restrooms steht knöcheltief unter Wasser – leider nicht zu erkennen, weil die Kiefernnadeln den Weg und damit auch die Wasserlachen bedecken. Mehrere komplett durchnässte Paar Schuhe sind die Folge.

ireula

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Re: Auf neun Rädern durch den Wilden Westen
« Antwort #57 am: 06.05.2014, 21:24 Uhr »
22. August: Auf dem Weg in die  „Rodeo Capital of the World“

Eine rustikale Western-Nacht geht vorüber. Wir sind recht früh auf, frühstücken flott – ohne Strom, denn den Generator wollen wir in der Natur nicht anschalten. Das heißt: kein Toaster, keine Kaffeemaschine. Aber es geht auch so. Das Zelt ist nass, wir säubern es, so gut es geht.
Die Weiterfahrt führt in einer großen Schleife durch den nördlichen Teil von Yellowstone. Wir fahren Richtung Madison, dann nach Mammoth Hot Springs und schließlich über Roosevelt Tower zum nordöstlichen Parkausgang. Unser Ziel an diesem Abend ist Cody.







In Mammoth Hot Springs beschränken wir uns auf den Auto-Loop durch die Upper Terraces. Hier – wie eigentlich immer – hat der  unentbehrliche Reiseführer „Der ganze Westen“ von Grundmann recht: Die Terrassen haben einen Großteil ihrer Attraktivität verloren, seit der Wasserfluss versiegt ist. Trotzdem sind die weißen Steinformationen schön anzusehen. Wir sind einmal mehr sehr froh, den Van für sieben zu haben, denn das Wohnmobil darf den Loop nicht fahren und wird auf dem Parkplatz abgestellt.



Weiter geht es zum Roosevelt Tower. Bei den Kindern machen sich aufgrund der vielen Stopps schon gewisse Ermüdungserscheinungen breit. Aber die Älteren kennen kein Erbarmen. Nach etlichen Runden auf dem beengten Parkplatz am Roosevelt Tower hat auch der Van sein Plätzchen gefunden, und wir machen uns auf den Weg zum Steamboat Geysir, vorbei am wunderschön blau schimmernden und grässlich stinkenden Emerald Pool. Danach haben Lisa, Jonas, Julian und Jasmin die Nase voll. Sie beobachten noch eine Weile die Streifenhörnchen in den Holzbalken des Museumsgebäudes und warten dann auf die Rückkehr der anderen drei.



Jakob, Irene und Dieter gehen durch das Museum und finden sich auf der anderen Seite des Gebäudes in einer phantastischen Wunderwelt wieder. Zu ihren Füßen erstreckt sich ein riesiges Dampf- und Poolgelände, das in allen Farben schimmert, begrenzt von zackigen Bergen am Horizont. Nur ein Holzsteg durchzieht diese Wunderlandschaft,  von außen kann man schauen und staunen. Einer der schönsten Plätze, den wir in Yellowstone gesehen haben.









Danach heißt es Meilen machen. Bis Cody ist es noch ein ganzes Stück – und dabei müssen wir die östlichen Rockies überqueren. Serpentine reiht sich an Serpentine – fahrerisch anspruchsvoll und zeitraubend. Aber irgendwann ist es geschafft. Wir landen auf dem KOA in Cody. Jetzt ist Logistik gefragt. Einerseits haben alle Hunger, andererseits wollen die Mädchen unbedingt duschen und vor allem Wäsche waschen. Aber es klappt: Irene kocht einen großen Topf Spagetti, dazu Tomatensauce mit Hack (aus verschiedenen Dosen und Gläsern zusammengemischt) und geriebenen Mozzarella. Die Mädchen waschen und dürfen die Sachen sogar im Trockner lassen, denn wir haben heute Abend noch etwas vor: das Cody Nite Rodeo. Um 7 pm geht ein kostenloser Shuttle-Bus vom Campground zur Stampede-Arena. Die Karten fürs Rodeo (18 Dollar pro Person) kaufen wir schon auf dem KOA.

Wieder regnet es leicht, als wir die Arena erreichen. Ein herrlicher Regenbogen wölbt sich über Cody. Im Laufe des Abends hört der Regen auf, es wird auch wieder relativ warm.



Bis zum Rodeo-Start um 8 pm können wir den Cowboys bei Lasso-Übungen zusehen. Wer will, darf für 10 Dollar auf einen stramm festgebundenen Bullen steigen und für ein Foto posieren. Wir suchen uns einen Platz in mittlerer Höhe der überdachten Tribüne. Ein Schuss Patriotismus zum Start, sechs Reiterinnen mit der US-Flagge, drei weitere jagen mit den Flaggen „ God“ und „bless“ und „America“ durch die Arena, akustisch flankiert von einem Ohren und Poren durchdringenden „Red, White and Blue“. Und dann kommt die Hymne. Alle stehen auf – wir natürlich auch.




Exkurs: The Land of the Free

Der Nationalstolz und die vielfältigen Symbole der Zusammengehörigkeit sind auf unserer Reise durch den Mittleren Westen ständige Begleiter. Weder in den Staaten an der Ostküste noch im Westen hatten wir das Gefühl, im „land of the free“ zu Gast zu sein, in solch einer Intensität erlebt. Hier weist jedes zweite Fahrzeug den Fahrer per Aufkleber oder Nummernschild für alle deutlich sichtbar als Veteranen oder als ehemaligen Kriegsteilnehmer (insbesondere des Irak-Kriegs) aus. Es gibt nahezu keine öffentliche Veranstaltung ohne die besondere Ehrung der Gefallenen, der aktiven Soldaten und der Reservisten, denen auch mit reduzierten Eintrittspreisen in den öffentlichen Einrichtungen und Museen Dank gesagt wird. Das lässt uns nicht unberührt, offen gestanden: Es beeindruckt uns, auch weil Vergleichbares in Deutschland aus vielerlei Gründen undenkbar wäre. Wir fragen uns, wo wohl die Grenze liegt zwischen beeindruckendem und beängstigendem Nationalbewusstsein und warum gerade hier in den Cowboy-Staaten das zumindest nach außen hin vermittelte Zusammengehörigkeitsgefühl und das Miteinander so ausgeprägt erscheint oder tatsächlich ist. Ein Thema, das hier nicht vertieft werden kann. Vielleicht nur so viel: Die Bevölkerung in den fünf Staaten, durch die wir gekommen sind (Colorado, Utah, Wyoming, Montana und South Dakota) ist relativ homogen, auch hinsichtlich der sozialen Struktur. Es ist keine „reiche“, aber auch keine verarmte Gegend. Prachtbauten wie im Osten und Westen haben wir nicht gesehen, auch keine Slums. Mit Ausnahme von Denver, wo Prachtstraßen auch den Blick freigeben in verwahrloste Nebengassen. Insgesamt aber erscheinen uns die Menschen, denen wir auf unserer Reise begegnet sind, in ihrem Leben und Denken ähnlich und zufrieden, und das fördert wohl auch den Zusammenhalt, wie es vielleicht auch „Außenseiter“ auszugrenzen vermag.  Aber das zu beurteilen, erfordert sicher mehr als eine dreiwöchige Rundreise.

Zurück zum Rodeo, denn in den Corrals scharren die Pferde und die Cowboy und -girls schon mit den Hufen, und die Kälber warten auf ihren Auftritt. Es gibt ein bisschen Wildpferdreiten, viel Calf-Roping, einige Pferderennen um Fässer herum und ganz zum Schluss sogar mehrmals Bullriding. Die Reiter werden jeweils mit Namen und Herkunftsort vorgestellt, jeder Wettbewerb hat am Ende einen Zeitsieger. Die Gleichberechtigung ist hier noch nicht ganz angekommen, denn die Frauen müssen die Kälber nicht bewegungsunfähig machen, also nicht an den Beinen fesseln. Bei ihnen reicht es, wenn sie das Lasso um den Hals der Tiere werfen können. Dann darf das Kalb weiter in seinen wohlbekannten Corral am anderen Ende der Arena traben.





Zwischen den Competitions gibt es allerhand Späße. Cowboy-Clowns treten auf, deren Pointen sich uns nicht immer erschließen. Etwa in der Mitte der Show werden alle Kinder bis zwölf in die Arena gerufen. Selbst die Kleinsten stolpern in das Oval. Der Clown erklärt die Regeln, die eine ganze Reihe der Kids aufgrund von Sprachproblemen nicht im entferntesten versteht. Aber egal: Sie machen, was alle anderen auch machen. Wir trauen zuerst unseren Ohren nicht, als der Cowboy ankündigt, dass zwei wilde Kälber in die Arena rennen werden. Wer von den Kindern die blauen Bänder ergattert, die die Kälber am Schwanz tragen, gewinnt. Aber tatsächlich: Da kommen die Kälber, und die Kinder rennen im Pulk hinter ihnen her. Als sie eines an der Bande in die Enge getrieben haben, keilt das Tier kräftig nach hinten aus – ein Wunder, dass keiner zu Schaden kommt. Zwei größere Mädchen schnappen sich die Ribbons und gewinnen die Preise.

Eine weiterer Kinderspaß ist für europäische Augen vielleicht etwas strange: Vier Kinder im  Wildwestlook  werden vom Cowboy-Clown mit einem aufblasbaren Gun „niedergestreckt“ ˗ das Publikum klatscht begeistert Beifall.



Gegen 9.30 pm schließt die „Rodeo Capital of the World“ ihre Pforten. Unser Shuttle, übrigens ein ausgedienter Schulbus, wartet auf dem Parkplatz. Auf der Hinfahrt saßen etwa 15 Personen im Bus, jetzt ist er rappelvoll. Etliche Mitfahrer müssen stehen. An mehreren Stopps steigen sie nach und nach aus, bis wir auf dem Campground ankommen.

captsamson

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Re: Auf neun Rädern durch den Wilden Westen
« Antwort #58 am: 06.05.2014, 21:26 Uhr »
Fotos und Bericht gefallen mir echt super!  :hand:

Yellowstone Vorfreude pur, im September geht es auch bei uns erneut hin!
2010 NY,NV,AZ,CA
2011 NY,WY,UT,AZ,NV
2011 NY,DC
2012 NV,AZ,CO,UT
2014 WY,MT,AB,BC,WA
2015 WA,OR,CA,NV

pinguinin

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Re: Auf neun Rädern durch den Wilden Westen
« Antwort #59 am: 06.05.2014, 21:30 Uhr »
Hurra, der Yellowstone!

Der absolut fantastischste Ort der ganzen Welt!  :D

Tolle Reise und super Bericht, Irene

die Frau Pinguin