So, ich will euch ja nicht zu lange im Hafen warten lassen. Jetzt gehts also weiter:
Samstag, 27. Juni – Zweiter TeilIch konnte es kaum erwarten, endlich Wale zu sehen, war viel zu früh an Bord und nutzte die Zeit bis zur Abfahrt, um ausgiebig Sonnencreme auf meiner Haut zur verteilen und mit einem netten Pärchen aus Cambridge ins Gespräch zu kommen. Die beiden waren schon öfters auf Walbeobachtungsfahrt gegangen und hatten sich heute morgen wegen des guten Wetter spontan entschlossen, Tickets zu kaufen.
Wir unterhielten uns über Wale, sie legten mir dringend ans Herz, mir auch Cambridge anzuschauen, und während wir ablegten und aufs Meer hinaus fuhren, machte ich fröhlich ein paar Fotos von Bostons Skyline.
Nach ein paar Minuten merkte ich dann, dass das Licht fahler wurde.
Aber erst als ich mich wieder umdrehte und Richtung Süden schaute, merkte ich, was los war: Über der Küste lag eine dicke fette Nebelbank....
An dieser Stelle sei schon mal verraten: Nein, wir sahen keine Wale. Wir sahen grau, grau und nochmals grau. Und es war ein ekelhaftes, kaltes, nasses Grau, das sich im Fahrtwind noch nasser und noch kälter anfühlte. Irgendwann saß ich zitternd, die Jacke bis zum Kinn geschlossen, mit feuchten Haaren und feuchten Jeans im Fahrtwind und versuchte noch eine Zeitlang, durchs Teleobjektiv das Wasser abzusuchen, bis mir dann schließlich schlecht wurde. Eigentlich wollte ich nach einer Weile nur noch ans Ufer zurück. Fotos wären sowieso nicht mehr gegangen, das Objektiv beschlug andauernd. Ich fror, mir war übel, und nicht mal innen im Schiff wurde mir warm, denn dort lief die Klimaanlage auf Hochtouren.
Als das Schiff schließlich wieder in den Hafen lief, hatte sich die Nebelbank in die Häuserschluchten geschoben.
Statt uns sofort in Gnade von Bord zu entlassen, legte unser Captain noch eine kurze Sight-Seeing-Runde durch den Hafen ein, während ich sehnsüchtig darauf wartete, dass wir endlich anlegten. Als es dann soweit war, stolperte ich als einer der ersten von Bord, folgte den letzten Fleckchen Sonne und landete schließlich am Hard Rock Café, wo ich versuchte, mich mit meinen geliebten überbackenen Nachos wieder aufzuwärmen. Hier am Ufer liefen alle noch in Shirts herum, bloß ich kuschelte mich in die Jacke und hatte das Gefühl, nie wieder warm zu bekommen. Und nachdem irgendwann auch mein Tisch vor dem Hard Rock Café im Schatten lag, fuhr ich erstmal zurück ins Hotel, legte mich ins Bett und zog die Decke bis zur Nasenspitze. Eine erfolgreiche Waltour sah definitiv anders aus. Und nicht mal der Weather Channel konnte mich jetzt aufmuntern, denn der zeigte plötzlich Bewölkung und Regenneigung an.
Trotzdem raffte ich mich nach einer etwas längeren Erholungspause auf und fuhr am Nachmittag noch nach Cambridge. Dort spazierte ich zuerst über den Campus der Harward-Uni.
Anschließend machte ich tapfer noch einen Rundgang durch die Garden Street, den Appian Way und die Brattle Street, während ab und zu ein paar Regentropfen vom Himmel kamen.
Aber schließlich ließ sich doch die Sonne wieder blicken. Das und die Tatsache, dass es auch in Cambridge ein paar Schuhgeschäfte gibt, besserte meine Laune dann doch wieder.
Abends trieb ich mich dann wieder in Back Bay herum und entschloss mich schließlich noch, mir Boston von oben anzuschauen. Der Nebel lag immer noch über der Stadt, so dass alles ein wenig dunstig wirkte, aber ich wurde trotzdem schon ein wenig wehmütig, als ich hinunter schaute.
Es war der letzte Abend in Boston, schon morgen musste ich wieder nach Hause fliegen. Und was ich mir am letzten Tag in Boston noch angeschaut habe, das erfahrt ihr in der Fortsetzung....