Sonntag, 14. August 2005
Dieser Tag war während der gesamten 4 Wochen unseres Urlaubes der heißeste und feuchteste.
Was unternimmt man an einem Sonntag in N´awlins? Der Tagesablauf unterscheidet sich kaum von einem Sonntag zu Hause: ein kurzes Frühstück, Besuch des Friedhofes, der Predigt zuhören und danach zum Brunch gehen.
In allen Reiseführern über New Orleans stand, dass man auf die Friedhöfe nicht alleine gehen soll. Die Gebiete, in denen die Friedhöfe liegen, seien gefährlich. Also buchten wir eine walking tour. Sonntags nachmittags sind die Friedhöfe geschlossen, deshalb ging diese Tour schon um halb zehn los, also recht früh
Wir haben uns am Treffpunkt, dem Cafe Beignet in der Royal Street, zunächst einen Kaffee und eine Kleinigkeit zum Essen geholt. Das Heißgetränk und die Kaffee-stückchen schmeckten sehr lecker.
Die Tour führte uns auf den St. Louis Cemetery # 1.
Es fällt sofort auf, dass die Gräber Kamine haben. Warum? Einfach deshalb, damit die entstehenden Faulgase das Grab nicht sprengen. Hier auf dem Friedhof befindet sich auch das am zweithäufigste besuchte Grab der USA. An erster Stelle liegt nicht das von J.F. Kennedy, sondern natürlich das von Elvis. Auf Rang 2 das von Marie Laveau, der Voodoo Queen. Erst an dritter Stelle liegt das Grab von Kennedy. Auf dem Friedhof waren noch viele weitere Tourgruppen und warum man nicht alleine dorthin gehen soll, habe ich nicht recht verstanden. Natürlich ist eine Tour sinnvoller, all die Hintergrundinfos hätten wir sonst nie erhalten.
Findet heutzutage eine „Jazzbeerdigung“ statt, wird dieses nicht mehr publik gemacht. Es waren in der letzten Zeit zu viele Schaulustige dabei. Unser Tourguide erzählte, sie habe vor einiger Zeit an einer solchen teilgenommen. Ein stadtbekannter Mann, der sehr engagiert im Mardi Gras war und vor einigen Jahren Karnevalsprinz, war gestorben.
Früher wurde übrigens den Pferden, die bei einem Trauerzug dabei waren, Zwiebelsaft unter die Augen gerieben. Der Zweck bestand darin, dass somit auch die Vierbeiner heulten.
Anschließend sind wir über den Armstrong Park in die N. Rampart Road. Im Park befindet sich eine Statue von Louis Armstrong. Der Name Satchmo kommt von seinem großen Mund, dem satchelbag mouth. Daraus wurde Satchmo. Der Park war in früheren Zeiten Sonntags der Treffpunkt von Sklaven. Der Tourguide erklärte, dass die Sklaven Sonntags frei hatten und „ausgehen“ durften. Montags mussten sie wieder ihren Dienst antreten.
In der Rampart Strasse befindet sich ein aktiver Voodoo Tempel. Zunächst war da ein ganz „normales“ Geschäft. Als unsere Gruppe im Laden war, sagt der Mann an der Kasse zu uns, die Priestess Miriam sei noch in einem „reading“. Er gebe ihr Bescheid, dass wir da sind. Wir schauten uns im Laden um, ein kurzes Video an und gingen dann in den Hof. Dort waren Stühle und Bänke aufgestellt, wo wir uns niedergelassen haben. Im Laufe der nächsten Minuten kamen weitere Tourgruppen. Der Verkäufer oder wer immer das war, machte uns nochmals drauf aufmerksam, dass Priestess Miriam gleich komme.
Endlich tauchte sie auf und hielt eine Predigt. Warum sie zwischendurch immer gelacht hat, habe ich gar nicht verstanden. Und was sie sprach, interessierte von den Anwesenden eh niemand. Von Blitzen, die sie am vorigen Tag zwischen den Häusern beobachten konnte und ihr ein Zeichen gaben etc. Nach ca. 20 Minuten wurde sie von einem Tourguide abgewürgt. Und nun konnten wir endlich in die Besucherräume des Tempels. Das Bild war das gleiche wie im Voodoo Museum, zwei Räume mit allerlei Tand. An der Wand hing ein Bild von der Queen, eins vom Papst, überall standen Gläser mit Pülverchen herum, die Opfergaben waren Geld, Zigaretten und Rumflaschen.Ein Mangel an Voodoo Püppchen war nicht zu verzeichnen. Gekrönt wurde die „Ausstellung“ durch eine große Schüssel in der sich vier vertrocknete Fische befanden. Einfach unbeschreiblich.........
Ein paar Zeilen zur Priestess Miriam Williams. Sie ist in Pochohantus, MS, geboren. Nach der Schule ging sie für 4 Jahre nach New York und anschließend nach Chicago. Dort arbeitete sie 20 Jahre als Krankenschwester. 1973 trat sie einer spirituellen Kirche in Chicago bei und begann mit der Missionsarbeit. 1977 wechselte sie in die Angel, Angel All Nations Spiritual Church über. 1990 kam sie mit ihrem Mann, Priest Oswan nach New Orleans..Dort arbeiteten beide zunächst für das Voodoo Museum. Nur wenigen Monaten nach ihrem Umzug eröffneten sie einen Tempel. 1995 starb Oswan und Miriam führt das Lebenswerk der beiden alleine fort.
Wir hielten uns eine Weile im Tempel auf, hielten ein Schwätzchen mit zwei deutschen Touristen und knipsten was das Zeug hielt. Gegen 13 Uhr sind wir gegangen. Nun hatten wir richtig großen Hunger und sind zum Essen ins Wyndham Hotel. Dort findet jeden Sonntag ein Jazzbrunch statt. Und das machte den Tag zum perfekten Urlaubstag. Hervorragend gutes Essen, gute Musik, der Service perfekt und ganz nebenbei durch die große Glasfront einen tollen Blick auf den mighty Mississippi.
Als wir nach dem Essen zurück ins Hotel gehen wollen, zog ein Gewitter über die Stadt. Es schüttet wie aus Kübeln und wir mussten uns einige Zeit gedulden bis wir den Rückweg antreten konnten. Dieser Regen brachte allerdings überhaupt keine Milderung, es war nur noch schwüler und heißer geworden.
Abends nahmen wir an einem ghost-walk teil. Dieser gehörte nicht zu den allerbesten. Der guide sprach sehr leise, die Geschichten waren viel zu lang, der Umgebungslärm zu hoch und das Klima war wie in den Tropen.
Da es uns in der Napoleon Bar gestern gut gefallen hatte, wollten wir an diesem Abend wieder dorthin gehen. Leider war geschlossen und wir sind die Sazerac Bar gegangen.
.........Sazerac........ In New Orleans wurde angeblich der „Cocktail“ erfunden, als die Apothekerin Peychaud in einen Brandy ein paar Kräuter mischte.
Der Sazerac, dessen Hauptbestandteil Rye Whiskey ist, wurde im Fairmont Hotel New Orleans geboren. Erst danach wurde die Bar so genannt. Viele andere Drinks haben ihren Ursprung in New Orleans, z.B. Grasshopper und der Ramos Gin Fizz. In vielen Bars wird eine Spezialität des Südens, der Mint Julep, serviert.