04.06.09Der Blick aus dem Fenster verhiess nicht Gutes. Wie befuerchtet sollte der Wetterwechsel wirklich eintreten, da eine Kaltfront auf dem Durchmarsch war.
Das klang alles andere als vielversprechend. Zumal wir ja heute und morgen doch einiges geplant hatten. Ein Blick auf NOAA verriet uns, das wir im Bereich der Cottonwood Canyon Road sowie Richtung White Pocket schoenes Wetter zu erwarten hatten. Zwar teilweise bewoelkt, aber keine Schleierwolken, die sich wie ein Tuch ueber die ganze Gegend legen konnten. Das klang also schon mal nicht schlecht und wir entschieden uns daher, noch den Hike zum Yellow Rock zu machen.
Wir checkten aus und fuhren dann erneut ueber den Glen Canyon Dam, um dann auf der US 89 bis zum Abzweig zur Cottonwood Canyon Road zu fahren. Die sollte zwar im recht schlechten Zustand sein, aber okay, wir wollten schauen, was uns erwartete. Je weiter wir nach Westen fuhren, umso sonniger wurde es dann tatsaechlich. Das liess uns wirklich hoffen. Schon gleich zu Beginn der Cottonwood Canyon stand ein zusaetzliches Schild, das sie momentan nur mit 4 WD zu befahren sei. Hm, das hatte ich so auch noch nicht gesehen. Die ersten ein oder zwei Meilen waren etwas rauher, aber immer noch total gut zu fahren.
Das aenderte sich dann aber schlagartig. Ehemals tiefe Schlammpfuetzen glichen nun eher einem Pfugacker, die Fahrspur war teilweise so verengt, das man gerade noch so vorbeifahren konnte. Der getrocknete Schlamm, der hier ebenfalls hauptsaechlich aus Clay bestand, tuermte sich teilweise wirklich ganz schoen auf. Ohne High Clearance war hier definitiv Schluss.
Immer wieder gab es Washouts, tiefe Schlagloecher, Bodenwellen. Wir konnten nur sehr vorsichtig fahren. Die Strecke war bei Weitem nicht mehr mit dem vergleichbar, was ich hier in den letzten Jahren erlebt hatte. Normalerweise konnte man hier wirklich mit dem PKW fahren.
Trotz alledem hatte die reizvolle Landschaft rings um uns herum nicht von ihren Charme verloren, waehrend wir parallel der sogenannten Cockscomb, einer Monocline, die von Norden nach Sueden verlief, weiterfuhren. Diese Verwerfung mit scharfen Felsruecken und Sandsteinformationen in allen moeglichen Farben gab der Landschaft hier einen ganz besonderen Eindruck, den wir beide jedes Mal wieder auf's Neue in uns aufsogen.
Nach einer Weile fuhren wir dann parallel am Ufer des Cottonwood Creek entlang, dessen Tamariskenbesaeumtes Ufer sich nun fast bis an die Strasse heranwagte. Und die Piste wurde auch gleich noch einen Tick schlechter.
Neben kleinen Felsrutschungen und tiefen Spurrillen aus abgetrockneten Schlamm gab es auch kleinere Hangrutschungen. Die Gewalt des Wassers hatte hier kuerzlich in aller Haerte getobt.
Und dann standen wir ploetzlich vor einer Wasserpfuetze, die sich ueber die ganze Fahrspur zog. Na super!!
Irgendwie mussten wir da jetzt durch, zumal die Pfuetze nicht ganz so tief war. Eine Moeglichkeit, hier auszuweichen, war leider nicht zu entdecken.
Aber ein gutes Gefuehl hatten wir trotzdem nicht dabei. Mit ordentlich Schwung ging es dann durch, am Ausstieg aus der Pfuetze hatte unser Silverbird trotz 4 WD doch kurzfristig zu kaempfen. Das war echt ganz schoen haarig gewesen.
Kurz darauf erreichten wir dann den Parkplatz zum Trailhead fuer den Yellow Rock und fuer den Hackberry Canyon. Wir waren heute das einzige Fahrzeug, erstaunlich. Normalerweise war doch etwas mehr los.
Wir zogen die Wanderschuhe an und packten unsere Rucksaecke und Fotoausruestung zusammen. Und schon konnte es losgehen.
Der kleine Pfad hinunter zum Cottonwood Creek war schnell gefunden und gluecklicherweise war nahezu kein Wasser drin vorhanden. Wir liefen eine Weile im Flussbett entlang und durch die vorhandene Feuchtigkeit kamen wir prima voran. Imposante Cottonwood Trees,Weiden und unzaehlige Tamarisken, die es nahezu unmoeglich machten, sich durch das Dickicht zu kaempfen.
Aber letztendlich war der hinauffuehrende Pfad zum Yellow Rock gut sichtbar auf der rechten Seite und wir zwaengten uns durch den Tamariskendschungel. Die Dinger wurden wirklich immer mehr zur Landplage.
Ein sehr steiler und mit Geroell bestueckter Pfad, das wie achtlos dahingeworfen aussah, fuehrte nun immer weiter hinauf.
Man musste genau aufpassen, wohin man trat. Dieses Stueck vom Weg war wirklich nicht sehr schoen und immer wieder verschnauften wir fuer eine Weile und machten ein paar Bilder.
Der Blick ueber das gesamte Plateau war schon toll und wir konnten weit unten die Cottonwood Canyon Road ausmachen. Ein paar Schleierwoelkchen hatten sich nun aufgetan, stellten aber gluecklicherweise keine Beeintraechtigung dar. Denn schon vor zwei Jahren war ich bei strahlend blauem Himmel gestartet und hatte, als ich dann am Yellow Rock war, nur noch bedeckten Himel. Sowas wollte ich ja nun wirklich nicht noch einmal haben.
Oben angekommen, verschnauften wir noch einmal und genossen den Blick in die Tiefe und zum Eingang des Hackberry Canyon. Diesen wollten wir in naher Zukunft auch noch einmal in Angriff nehmen.
Der Weg fuehrte nun an einem Bergruecken entlang. Vorbei an etlichen Ponderosa Pines, Junipers und unzaehligen Straeuchern und Bueschen bahnten wir uns unsereren Weg, der auch an einer sandigen Passage vorbeifuehrte.
Hier befand sich sogar ein kleiner Wassertuempel und winzige, gerade mal daumengrosse Froesche huepften uns nun nahezu ueber die Fuesse.
Wir hatten leider keine Ahnung, was das fuer eine Spezies war. Schoen sahen sie jedenfalls aus.
Wirklich ein interessanter Weg und kurz darauf sahen wir dann auch den Yellow Rock vor uns. Erhaben thronte dieser Fels aus Navajo Sandstein vor uns und bildete eine wirklich aussergewoehnliche Besonderheit und war auch schon gut von der Cottonwood Canyon Road aus sichtbar.
Das war echt ein toller Anblick. Wir nahmen das letzte Wegstueck in Angriff, es fuehrte uns ueber Slickrock hinauf zum Yellow Rock, der bei naeherer Betrachtung gar nicht wirklich gelb war. Es war vielmehr ein cremefarbener Ton sowie diverse dunkelrote Abschnitte, die auf hohe Eisenanteile im Sandstein zurueckzufuehren waren.
Auf alle Faelle eine interessante Mischung und wir stoeberten ein wenig an den Flanken herum, ehe wir uns dazu aufmachten, den Berg zu erklimmen.
Immer wieder gab es neue Strukturen zu entdecken, welche die roten und cremigen Swirls hier zustande gebracht hatten. Wir liefen eine ganze Weile auf dem Yellow Rock umher und irgendwann verschwand die Sonne dann doch hinter ein paar dicken Wolken. So lange wollten wir dann doch nicht warten und machten uns daher so langsam auf dem Rueckweg.
Auf alle Faelle war es eine gute Idee gewesen, hierher zu kommen. Auch wenn Ulrich beim Aufstieg doch ein paar Mal ganz schoen geflucht hatte.
Ganz in Gedanken versunken bogen wir dann bei den zwei markanten Ponderosa Pines verkehrt ab. Das fiel uns zwar recht bald auf, aber leider gab es von hier keine Moeglichkeit, wieder auf die richtige Faehrte zurueckzuwechseln. Und ein GPS hatten zwar, aber das lag im Auto. So etwas Bloeds aber auch!!!
Bevor wir noch mehr Zeit verloren, liefen wir wieder zurueck zum Yellow Rock und starteten von dessen Fuss aus noch einmal neu. Das war die beste und sinnvollste Variante.
Und siehe da, nachdem wir dann links an den Ponderosa Pines vorbeigingen und nicht rechts, kamen wir auch ganz zuegig zu dem geroellbestueckten Pfad, der uns nun wieder nach unten brachte.
Wir mussten sehr vorsichtig sein, denn das lockere Gestein machte die Sache nicht so einfach. Schnell konnte man hier ausrutschen und bei dem steilen Pfad waere das sicherlich kein Vergnuegen. Schliesslich hatten wir unseren Silverbird wieder erreicht und freuten uns erst einmal ueber eine schoene kuehle Flasche Wasser aus der Kuehlbox.
Der Rueckweg ueber die Cottonwood Canyon Road war natuerlich genauso nervig wie der Hinweg. Staendig musste man um irgendwelche Hindernisse herumfahren oder es war die Fahrspur so dermassen beschaedigt, das wir nur im Schritttempo fahren konnten. Und die Pfuetze mussten wir ja auch durchqueren. Dieses Mal wollte ich ja ein Bild von der Durchfahrt machen und stieg daher vorweg aus, um auf die andere Seite der Pfuetze zu gelangen.
Ulrich wartete artig, bis ich weit genug von der Pfuetze weg war. Und dann sah ich, das es ganz versteckt und oberhalb einer steilen Boeschung eine Art Bypass gab. Da muesste man ja irgendwo auf der anderen Seite wieder rauskommen. Hektisch winkend deutete ich Ulrich an, er sollte stehenbleiben. Aber er schien das wohl als ein Zeichen zur Durchfahrt angesehen zu haben und gab nun ordentlich Gas. Oh nein!!!!
Ich huepfte schnell etwas bei Seite und drueckte nun geistesabwesend den Ausloeser der Kamera. Wenn wir hier schon nicht mit trockenen Fuss bzw. Reifen duch diese Pfuetze kommen wuerden, dann wenigstens mit Foto. Ulrich war viel zu schnell unterwegs.
So etwas konnte doch nicht gutgehen. Denn wie Moses, der das Wasser teilte, pfluegte er nun durch die Pfuetze, so dass der Schlamm bis zum Dach hochspritzte.
Unser Silverbird war nun gar nicht mehr silberfarben, sondern graubraun und schlammig. Oh je, ich glaube, hier waere jetzt eine Autowaesche angebracht. Als ich Ulrich von dem Bypass erzaehlte, schuettelte er nur mit dem Kopf.
Der war sowohl von der einen als auch von der anderen Seite bei der Hinfahrt nicht zu sehen gewesen.
Und tatsaechlich, er hatte das heftige Winken von mir als Zeichen zum Losfahren verstanden. Das war jetzt echt dumm gelaufen.
Wir fuhren weiter, aber nach ein paar Meilen fing der Wagen an, ein komisches Geraeusch zu machen. Es klang so, als waere ein zusaetzlicher Ventilator angesprungen, der sich nun lauthals bemerkbar machte. Auch die Motortemperatur war angestiegen. Oh, das klang nicht gut.
Unsere Dummheit wuerde jetzt bestimmt bestraft werden.
Wir hielten an einer gut uebersichtlichen Stelle an und oeffneten die Motorhaube. Darunter war das reinste Schlammbad zu finden. Unser Silverbird brauchte dringend eine gruendliche Reinigung. Denn der halbherzige Versuch mit dem 5 Gallonen Wasserkanister konnte hier nichts ausrichten. Sowohl Page als auch Kanab waren in etwa gleich weit entfernt, doch wir entschieden uns, zurueck nach Page zu fahren, zumal ich dort von einer Autowaschanlage wusste. Nach ein paar Minuten hatte sich der Motor wieder einigermassen abgekuehlt und wir fuhren zuegig weiter. Ein paar Steaks, die am Wegesrand grasten, fluechteten ganz fix und so erreichten wir nach einer Weile die US 89.
Das Geraeusch vom Fan war mittlerweile leiser geworden, aber beunruhigte uns immer noch und wir waren froh, als wir dann Page erreicht hatten. Neben einer automatischen Autowaesche erfolgte noch eine weitere manuelle, und wir versuchten, soviel Schlamm wie moeglich loszuwerden. Jetzt sah unser Gefaehrt wenigstens wieder ganz annehmbar aus und auch unter der Motorhaube sah es besser aus. Aber das Wichtigste von allem, das Fangeraeusch war erst einmal verschwunden.
Eigentlich sollten wir ja schon laengst an der White Pocket sein, nun hatte sich durch diese bloede Sache natuerlich alles nach hinten verschoben. Letztendlich wollten wir es aber doch versuchen und schauen, wie weit wir heute noch kommen wuerden. Es war zwar schon kurz nach sechs, aber den Grossteil der Strecke muessten wir noch schaffen. Car Camping haetten wir so oder so gemacht. Also fuhren wir dann doch los.
Die Sonne stand zwar schon recht tief am Himmel, aber noch hatten wir genuegend Zeit, um wenigstens einen Teil der Strecke zu schaffen. Kurz bevor wir auf die Houserock Valley Road abbogen, wechselten wir und nun fuhr ich weiter.
Die Strecke bis zum Wire Pass Trailhead kannten wir ja jetzt auch schon und somit wussten wir, wo die etwas heikleren Stellen waren, die mehr Aufmerksamkeit verlangsten.
Am Trailhead selbst war noch jede Menge los, wir fuhren aber zuegig weiter nach Sueden. Hier war der Strassenzustand auch wesentlich besser und wir kamen gut voran.
Fuer die landschaftlich sehr reizvolle Strecke, die mit sanften Huegeln durchzogen war hatten wir allerdings kaum einen Blick uebrig, da wir einfach soviel Wegstrecke wie moeglich noch schaffen wollten. Wenn schon kein Sunset an der White Pocket, dann hoffentlich ein paar schoene Bilder morgen frueh.
Nach einer Weile bogen wir auf die BLM 1017 ab und vor meinem inneren Auge entrollte sich die Strecke bis zur White Pocket wie auf einer Landkarte. Sehr gut, ich konnte mich wirklich noch an unzaehlige Details erinnern.
Nach gut 3 Meilen kamen wir an einer Holzabzaeunung vorbei, dem Corral Valley, hier bogen wir dann nach links auf die BLM 1066 ab. Diese Strecke war schon weit interessanter, denn es wurde erst einmal recht felsig. Witzigerweise konnte ich mich wirklich an jede Stelle mit diversen Abschnitten an Felsplatten erinnern, ebenso an die sandigen Passagen, die mir ja immer besonders gut gefielen.
Unser Silverbird schnaufte zwar immer noch ein wenig, aber bei Weitem nicht mehr so dramatisch wie vorhin. Nach der Poverty Flat Ranch kamen einige sehr sandige Abschnitte und der Silverbird driftete hin und wieder doch mal etwas hin und her.
Aber im Grossen und Ganzen liess sich die Strecke aber sehr gut bewaeltigen, selbst in der mittlerweile einsetzenden Daemmerung.
Nach einer Weile wurde es dann doch langsam zu dunkel und an einem Vieh Corral, auf dessen gegenueberliegender Seite ein prima Platz zum Parken war, richteten wir uns unser Nachtlager ein. Der Pathfinder war fix umgebaut und die Liegeflaeche war fuer zwei mehr als ausreichend.
Wir stellten den Grill auf und schon nach kurzer Zeit brutzelten ein paar leckere Burger auf dem Rost, die ser verfuehrerisch rochen. Hmm, erst jetzt merkten wir beide, wie hungrig wir waren. Und vor allem wurde uns jetzt auch bewusst, warum der Camping Stuhl, den Ulrich sich im Walmart gekauft hatte, so guenstig war. Der war naemlich fuer Toddlers – also Kleinkinder – gedacht. Aber
reingepasst hat Ulrich trotzdem, ohne das der Stuhl zusammenbrach. Sah nur etwas seltsam aus.
Kurz nach zehn kam dann doch tatsaechlich noch ein Auto von der White Pocket zurueck. Wow, der musste die Strecke aber gut kennen. Denn bei voelliger Dunkelheit wollte ich hier nicht fahren. Es war ein grosser modified Ford Expedition von einem der Touranbieter aus Page, der nun zurueck fuhr und sich erkundigte, ob alles okay waere. Das war es bei uns. Er sagte, das er, falls wir Schwierigkeiten bekommen sollten, morgen definitiv wieder die Strecke fahren wuerde. Das klang doch schon mal gut.
Wir sassen noch ein Weilchen am Feuer, mittlerweile hatten wir den Grill zum Lagerfeuerchen umfunktioniert und sahen zu, wie der Mond wie eine silberne Muenze am Horizont aufging und die Nacht so langsam ueber uns hereinbrach. Es war so friedlich hier, so still. Einfach herrlich. Gegen 23 Uhr loeschten wir das Feuer und gingen dann schlafen. Hoffentlich wuerde der morgige Tag etwas besser werden wie der heutige. Aber den hatten wir uns ja selbst so verbockt.