Jetzt machen wir den Sack zu.
Schreibblockade (Freitag, 14.08.2015) Jetzt sitze ich hier auf dem Campground in Anchorage seit geschlagenen 30 Minuten vorm Rechner und weiß partout nicht, was ich schreiben soll. Vielleicht liegt es daran, dass heute eigentlich gar nichts passiert ist, außer das wir die knapp 50 Meilen von Palmer nach Anchorage in einer Stunde durchgerutscht sind.
Vielleicht ist es aber auch nur die Tatsache, dass der Urlaub schon zu Ende ist und ich in Gedanken schon wieder bei der Heimreise bis. Wenn ich es beschreiben sollte, dann würde ich sagen, das mein Hirn gerade zweigeteilt ist. Die eine Hälfte schwelgt noch in den Erinnerungen der vergangenen 3 Wochen und die andere Hälfte denkt schon wieder über die Rückreise und den Start der kommenden Woche nach. Woran liegt es eigentlich, dass Urlaubszeit im Vergleich zu Arbeitszeit wie in Lichtgeschwindigkeit vergeht. Kaum haben wir uns so richtig an das Lotterleben hier im Wohnmobil und die damit verbundene Freiheit gewöhnt, geht es auch schon wieder heim.
Das die Zeit hier so schnell verflogen ist, ist natürlich ein gutes Zeischen. Heißt es doch, das wir jede Minute davon genossen und ausgekostet haben. Auch wenn die Planung mal nicht so ausging wie erhofft, fanden sich immer wieder neue Möglichkeiten etwas sinnvolles aus dem Tag zu machen.
Dieser Urlaub war sehr speziell für uns und durch die Wahl des Fahrzeugs auch komplett neu. Wie ich zu Beginn der Reise einmal erklärt habe, war es mein Wunsch irgendwann einmal diese Reise zu machen. Von Kind an war ich mit dem Zelt und später jedes Wochenende im Sommer mit dem Wohnwagen unterwegs. Ich kannte das Vagabundenleben im Camper also. Steffi hingegen konnte sich Anfangs gar nicht mit dem Gedanken anfreunden. In ihrer Vorstellung war Camping immer mit beengten Platzverhältnissen im Camper und verdeckten sanitären Anlagen verbunden. Gerade der letzte Punkt war ein großes Problem für sie. Als ich dann noch mit der Idee ums Eck kam, die Reise mit einem Truckcamper (großer Pickup mit kleiner Kabine hinten drauf) zu machen, hat sie gleich abgeblockt.
Beim gemeinsamen studieren der Kataloge ist sie dann doch fündig geworden und aus diesem Grund sind wir in den letzten 3 Wochen mit diesem Schiff (mit eigener Dusche und Toilette) unterwegs gewesen.
Jetzt am Ende der Reise muss ich sagen, das es genau die richtige Entscheidung war. Wegen mir hätte es gerne auch eine Nummer kleiner sein dürfen, fahrtechnisch hätte es aber keinen Unterschied gemacht. Die Fahrt mit dem Wohnmobil hat mir neben der täglichen Bettensuche (von denen es hier nicht sehr viele gibt und die Motels und Hotel sehen von außen teilweise fragwürdig aus) auch jede Menge Nerven gespart. Steffi´s allabendliche Zimmerinspektion auf der Suche nach Haaren oder sonstigen Überresten des Vormieters in den jeweiligen Zimmer ist mir nämlich erspart geblieben.
Im Wohnmobil gab es eine einzige Inspektion gleich ganz am Anfang und damit war das Thema für den Rest der Reise erledigt. Sozusagen eine winwin-Situation.
Im Laufe der Zeit konnte man beobachten, wie Steffi scheinbar immer mehr gefallen an dieser Art zu reisen zu finden schien. Da wurden mal andere Wohnmobile näher in Augenschein genommen und andere Vermieter gecheckt oder ein besonderes Augenmerk auf die Auswahl des Campgrounds gelegt. Der ideale Campground hat Wasser/Meer für Steffi und Berge für mich. Sowas hier zu finden war kinderleicht. Wenn sich dann noch diverse Getier in der Nähe tummelte, war Steffi glücklich.
Mittlerweile kann sie sich sogar eine weitere Wohnmobilreise vorstellen, vorausgesetzt, die Temperaturen stimmen. Es darf nicht zu kalt sein, zu warm ist aber auch nix, denn da bracht man Strom für die Klimaanlage und den hat nur auf den privaten Campingplätzen. Diese sind aber meist nicht sehr schön gelegen. Tja, irgendwas ist immer...
Wie hat uns nun unser Reiseziel gefallen?? Ein beliebter Ausdruck hier ist: breathtaking, atemberaubend. Das trifft es wohl sehr gut. Als ich die jeweiligen Berichte schrieb, hatte ich immer irgendwie das Gefühl als würden mir die Superlativen ausgehen. Alaska und das Yukon Territory sind schon sehr speziell. Wahnsinnig beeindruckende Landschaft, viele Tiere und Camping mitten in der Natur, gewürzt mit einer sehr lockeren Lebensart haben Steffi gerade eben dazu veranlasst zu sagen, das dies vielleicht nicht letzte Reise in den hohen Norden war. Wer hätte das gedacht.
Noch ein paar Worte zu unserem Reisebegleiter. Im Vorfeld schaut man sich immer mal die Bewertungen er einzelnen Wohnmobilanbieter an und Cruise America hat sich da in den vergangenen Jahren nicht gerade mit Ruhm bekleckert. Da liest man die wahrsten Horrorgeschichten, von herabfallenden Schranktüren über nicht funktionierende Kühlschränke bis hin zu defekten Bremsen, um nur einige Beispiele zu nennen. Heruntergerockte Wohnkabinen und schlechter Service verstehen sich von selbst. Ein netter Satz in Zusammenhang mit Cruise America war auch immer: "You get what you paid for." Tatsächlich ist CA der absolute Billigheimer unter den Mietmobilen und vielleicht haben wir auch einfach nur Glück gehabt. Denn keine dieser Horrorgeschichten traf auf unsere Anmietung zu. Natürlich hat unser Womo keine Luxusausstattung und alles ist einfach zusammengeschustert, aber alles war sauber, nicht abgewohnt und hat funktioniert.
Wenn wir die Kiste morgen wieder abgeben stehen 4900 Kilometer mehr auf dem Tacho. Wie viel Sprit wir bei einem Verbrauch von etwas über 25 Litern auf der Strecke verblasen haben, dürft ihr selber ausrechnen, aber sagt es mit nicht.
Damit wäre ich dann am Ende. Wir sehen uns in ein paar Stunden in good old Germany.
In diesem Sinne...
PS: Schreibblockade behoben
PPS: Denjenigen, die es geschafft haben bis hier unten zu lesen möchte ich noch für´s mitreisen danken und sage bis zum nächsten mal.
PPPS: Nur wenige Wochen nach der Reise begannen wir mit der Suche nach einem eigenen Womo und werden in Zukunft wohl Womourlaub in Europa machen.