Freitag, 25.01.2013: Everglades, Key WestGewohnt früh war die Nacht herum und Florida City erlebte um 5 Uhr morgens einen ungewohnten Anblick: Eine rennende Person gab es hier wohl eher selten, zumindest in den Straßen, denen ich die Ehre erwies. Aber was will man tun? So früh gibt es bei Dunkelheit in den Everglades noch nichts zu sehen, Frühstück gab es auch noch nicht und ansonsten langweilte ich mich im Zimmer. So richtig wohl war mir bei der Aktion nicht, mir begegneten nicht gerade Vertrauen erweckende Typen, die aber fast alle freundlich grüßten.
Fit wie ein Turnschuh setzte ich mich dann an das eher kärgliche Continental Breakfast im Hotel, dann startete ich kurz nach Sonnenaufgang gegen 7 Uhr in den nur wenige Minuten entfernten Everglades Nationalpark. Dabei fiel mir auf, dass ich wahrscheinlich 2005 nur dachte, dass ich in selbigem schon einmal war, denn im Grunde sind wir damals nur über den Tamiami Trail gefahren und haben eine Airboat-Tour mitgemacht irgendwo bei einem der Anbieter am Straßenrand.
Am Anhinga Trail schmeckte den großen schwarzen Vögeln ein Auto. Erst nach einiger Zeit stellte ich fest, dass die ebenso wenig wie ich Lust auf näheren Kontakt hatten.
Eine Menge Leute waren hier unterwegs um das liebe Federvieh abzulichten, das sah man sonst nur in den Rockies, wenn es um Bären ging, aber hier gab es ja nichts vergleichbares, also musste man mit dem Vorlieb nehmen, was es hier gab. Ich schloss mich an, netterweise wechselten die Herrschaften sich mit dem Präsentieren direkt am Wegesrand zuverlässig ab, sodass der eine oder andere von mir verewigt wurde.
Nicht sehr lange war ich hier, lief noch pflichtschuldig den Gumbo Limbo Trail, wobei ich den schwarzen gefiederten Biestern einen bösen Blick zuwarf, die sich etwas später trotzdem nicht davon abhalten ließen auch mein Auto anzuknabbern. Ich fuhr die Main Road durch den Park noch ein wenig weiter, stieg nochmals für eine viertel Stunde Fußweg aus und weiter ging es.
Vorher allerdings kaufte ich bei 'Robert is here' ein, der schon lange wohl kein Exot mehr ist, aber Exoten verkauft, in meinem Fall faserfreie Mango, eine interessante Frucht, deren Name mir schon wieder entfallen ist und Bilderbucherdbeeren als Wegzehrung.
Key West zog mich an. Die richtige Entscheidung, denn auch der Weg dorthin zog sich, nicht zuletzt, weil ich ab und zu anhielt, auf das Wasser guckte und den Weg zelebrierte. 'A great day for convertible', wie eine Amerikanerin treffend bemerkte, als ich auf einem Parkplatz das Verdeck herunterließ - und somit war auch schon der Titel des Reiseberichtes gefunden...
Und so cuiste ich also ohne Dach und zu lateinamerikanischen Klängen über die vielen Brücken, in den Orten vorbei an Tauchshops und Booten, teilweise auch mit Blick auf kitschig türkises Wasser, links Atlantik, rechts Golf von Mexiko.
Die African Queen, die hier liegen sollte, war leider unterwegs. So musste ich mit einem Pelikan vorlieb nehmen.
Gegen 14.30 Uhr war ich dann schließlich in Key West angekommen, fand mein Hotel dank Navi sofort und staunte nicht schlecht, was hier so alles los war. Zumindest meiner Erinnerung nach schlichen wir 2005 Ende August bei brüllender Hitze durch eher einsame Straßen, heute wäre es eher ein Slalomrennen geworden.
Vielleicht ist es aber auch so, dass man bei einem ersten Besuch noch so damit beschäftigt ist seine eigenen Vorurteile und Stereotype zu bestätigen oder zu widerlegen, sodass man gar keine Zeit hat alles realistisch zu beobachten.
An diesem angeblich besten Strand von Key West steht ein Schild, dass "no top - no problem" sei...
Eine der sechszehigen Nachfahrinnen der Katze Hemingways?
Und wenn ich in Chicago schon das Schild vergeblich gesucht hatte, das den Beginn der Route 66 kennzeichnete...
Ich verbrachte einige Stunden damit kreuz und quer durch die Stadt zu laufen, wobei auch die eine oder andere Textilie den Besitzer wechselte und landete natürlich pünktlich zum Sonnenuntergang am Mallory Square, wo immer noch der Katzenbeschwörer von 2005 sein Unwesen trieb und lässige Leute mit einem Mojito in der Hand standen und darauf warteten, dass der Kitsch seinen Höhepunkt erreichte.
Die Sonne verabschiedete sich zwar, ließ uns aber nicht im Stich, sondern machte ihren Job beim Gestalten ihres Abganges gut, indem sie sich langsam und dramatisch ins Meer versenkte. Kitsch hoch drei, aber soooooooo schöööööön!
Im früheren Pan Am Gebäude gesellte sich noch ein Bier zu dem Mojito und kam sanft auf Spinach Salad mit Nüssen und Mango und einem Burrito, der den Namen auch verdiente, zu liegen. Das war wirklich ein guter Tipp von Fred und Elke, die mich auf der letzten Reise nach vielen Jahren in Key West natürlich bestens beraten hatten, wo man hier gut essen konnte.
Puuuuh, nun konnte ich nicht mehr, der Schrittzähler, der um Mitternacht deutscher Zeit, also gestern um 18 Uhr umgesprungen war, zeigte immerhin 35.000 Schritte an!
Key West bei Nacht: