Montag, 2. März
Der Hochzeitstag beginnt mit dem Trip Richtung Miami zur gänzlich unromantischen Toilettenchemie. Bei Alec werden wir endlich fündig. Wir nehmen gleich zwei Packungen für mehr als 40 Dollar. Jetzt sind wir startklar für die Everglades. Bevor wir die Parkgrenze erreichen, verleitet „Robert“ uns zu einem Stopp. Hier gibt es frische Früchte und Gemüse und Exotisches, das wir noch nie gesehen haben. Wir kaufen eine köstliche Mango, eine „ugli fruit“, die zwar hässlich aussieht, aber lecker schmecken soll, und noch ein paar andere Leckereien.
Im Ernest F. Coe Visitor Center informieren wir uns über Tiere und Pflanzen – wie üblich sehr interessant aufbereitet. Dann entrichten wir 10 Dollar Eintritt (gilt für eine Woche) und fahren auf der einzigen Straße Richtung Südwesten. Der absolute Höhepunkt des Everglades Nationalparks liegt gleich am Anfang. Der Anhinga Trail ist nur 800 Meter lang, aber er raubt einem den Atem. Gleich hinter den Restrooms döst der erste Alligator im Teich. Irene ist begeistert und lässt das Tele fokussieren. Wenn wir gewusst hätten, was uns noch erwartet, wären wir schneller weitergegangen. Denn vom hölzernen Boardwalk aus sehen wir Dutzende von Alligatoren. Manche dösen am Ufer, manche schwimmen langsam durchs Wasser, einer liegt sogar am Wegesrand, und Dieter traut sich auf zwei Meter an ihn heran. Neben den Alligatoren sehen wir so viele Vögel aus nächster Nähe. Sie scheinen regelrecht zu posieren, spreizen ihre Federn und drehen sich im Wind. Die Kamera bekommt ordentlich zu tun. Sogar einer großen Schildkröte dürfen wir beim Sonnenbaden zuschauen. Dieser Trail ist einfach sagenhaft, sicher einer der spektakulärsten auf der Welt.
Kurz, aber ein beeindruckendes Naturerlebnis: der Anhinga Trail.
Dieser Schlangenhalsvogel trocknet nach der Jagd sein Gefieder.
Der kleine Alligator lässt sich gemächlich zu Wasser. Auch diese Szene
lässt sich hautnah vom Holzweg beobachten.
Nach dem Anhinga Trail biegen wir gleich in den Gumbo Limbo Trail ein. Kontrastprogramm. Wir laufen durch einen Urwald, der allerdings noch sehr niedrig ist, denn Hurrikan Andrew hat 1997 alles flachgelegt. Die Bäume sind inzwischen vielleicht wieder zehn Meter hoch.
Auf der Fahrt durch den Park – eine sehr abwechslungsreiche Landschaft übrigens mit Prärie, Wald und dem berühmten „Fluss aus Gras“ (Übersetzung für Everglades) und ganz unterschiedlichen Baumarten – machen wir noch Station beim Mahagony Trail und sehen stattliche Mahagoni-Bäume.
Dann ist Flamingo erreicht, ungefähr 45 Meilen von der Parkgrenze entfernt. Ein Dorf ist es nicht, nur eine Marina und ein Campground. Hier haben wir gebucht: wunderschön liegt unsere Site mit viel Gras rundherum und in himmlischer Ruhe. Es gibt einen Stromanschluss, aber das war's. Weder Frischwasser noch Abwasser an der Site. Wie gut, dass wir unsere Toilettenchemie haben! Die Restrooms bieten zwar auch Duschen, aber nur kaltes Wasser. Irene zieht die warme Dusche im Womo vor, während der harte Bursche sich unters kalte Wasser begibt.
Wir packen die Fahrräder vom Träger und machen einen kleinen Ride zur Marina. Dort bummeln wir ein bisschen, schauen Boote und essen ein Eis. Abends werfen wir den Grill an, der zur Campsite gehört. Zwei Steaks brutzeln, dazu gibt es kleine Kartoffeln und frische Champignons und ein bisschen Rohkost mit Dip. Ein leckeres Hochzeitstagsmenü, begleitet von einer Flasche Moet et Chandon, allerdings aus Kalifornien. Kann aber mit der Schwester aus der Champagne durchaus mithalten. Zum Nachtisch naschen wir süße Erdbeeren, Trauben, dann gibt es ein kleines Präsent und Gitarrenmusik.