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Autor Thema: Jenseits von Miami: Florida mit dem Wohnmobil im Februar/März 2015  (Gelesen 73847 mal)

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ireula

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Donnerstag, 19. März

Auf unserem Weg Richtung Osten machen wir vormittags Station an den Florida Caverns, der größten Höhle Floridas. Der Parkplatz sieht nicht nach großem Andrang aus. Im Shop erfahren wir aber, dass die nächste Führung mit freien Plätzen erst um 11 Uhr losgeht. Wir haben noch über eine Stunde Zeit, besuchen erst das kleine Museum, in dem Geologie und Fauna der Höhle erklärt werden. Anschließend machen wir einen Hike durch den hügeligen Wald – mit sehr hübschen Wildblumen am Wegesrand und einer kleineren Felshöhle, die man gebückt durchqueren kann.


Wilde Lilien am Wegesrand.






Und auch die botanisch viel größere Gruppe der Nicht-Lilien.(?)

Dann sammelt sich die Gruppe, und der Führer zählt durch. Statt 25 Leuten sind 27 da. „Are you sure you have the 11 pm tour?“ Ein Mann zieht seine Uhr aus der Tasche: „11 pm“? Seine Frau schlägt sich Hand vor die Stirn: „We crossed the time line!“ Ein paar Kilometer westlich läuft die Zeitgrenze zwischen Eastern Time und Central Time, wobei Central Time eine Stunde vorgestellt wird. Die Leute hatten also auf ihren Uhren noch 12 Uhr und wollten die 12 Uhr-Tour antreten. Sie mussten noch eine Stunde warten.

Die Höhle überrascht uns. Zwölf Räume mit spektakulären Stalaktiten und Stalagmiten, dünne Felsvorhänge, die im Gegenlicht transparent schimmern, Pools und Kaskaden, außerdem reichlich Fledermäuse. Die Wanderung dauert rund eine Stunde und bietet mehr als manche viel berühmtere Höhle.


Überraschend groß: die Florida Caverns...

...
bewohnt von Tausenden bats (Fledermäuschen).







Bis 17 Uhr müssen wir auf unserem vorgebuchten Campground im Stephen Foster State Park sein, dann schließt die Schranke. Man könnte bei späterer Ankunft auch vorher anrufen und bekäme dann den Code für die Schranke. Wir wollen aber möglichst noch den Ranger persönlich antreffen und schaffen das auch. Allerdings haben wir noch nichts gegessen und machen uns gleich mit den Rädern auf den Weg in den Ort White Springs. Wie es so ist, wenn es schnell gehen soll: Erst verfranzen wir uns, und dann entpuppt sich White Springs, laut Reiseführer einst eine der größten Städte Floridas mit 2000 Einwohnern, als verschlafenes Nest. Ein einziges Lokal mit wenig einladendem Äußeren finden wir. Immerhin kommt ein junger Sheriff raus, beladen mit Essen und Getränken für die Kollegen. Wir kehren also bei Fast Belly's ein und essen erstaunlich gut.


ireula

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Freitag, 20. März

Nach einer regnerischen Nacht erwacht der Morgen mit Nebel, aber als er sich lichtet, kommt die Sonne zum Vorschein, und es ist schon um 10 Uhr wieder recht warm. Nach dem Frühstück schwingen wir uns auf die Räder und fahren zum Museum im Stephen Foster State Park. Wir sind so früh die einzigen Besucher. Stephen Foster war ein Komponist, der im 19. Jahrhundert lebte. Er hat in schwelgerischen Texten und hymnischen Melodien die Landschaft des Südens und vor allem den Suwannee River besungen. Und das, obwohl er ihn nie gesehen hat. Egal: die Floridianer sind ihm dankbar und widmeten ihm den State Park. Im Museum erklingen in Endlosschleifen seine bekanntesten Lieder, darunter „Way down upon the Suwannee River“ und „Oh Susanna“. Beim Zuhören kann man an aufwendigen Dioramen entlangwandern, die jeweils ein Lied illustrieren. Sie sind in jahrelanger Handarbeit erstellt worden und enthalten auch bewegliche Teile – so fährt ein Raddampfer unermüdlich über den Suwannee River, oder Reiter bewegen sich quer durch die Kulisse. Es ist alles ein bisschen altmodisch, aber sehr liebevoll gemacht. Etliche alte Pianos und Flügel sind ausgestellt, es gibt Filme zum Hintergrund Fosters und viele Bilder.


Zahlreiche bewegliche Dioramen illustrieren in dem kleinen Museum
das musikalische Werk von Steven Foster.

Wir fahren weiter zum Turm, in dem ein Glockenspiel einige Lieder Fosters spielt – sehr schräg und knarzend. Im Turm wird die Ausstellung weitergeführt. Ein großer Giftshop gehört auch zum Ensemble. Wir kaufen eine CD mit Liedern Floridas und – nachdem wir eine Münze geworfen haben – ein Gemälde, das den Suwannee River zeigt. Die Künstlerin – Jamie aus Lake City – ist uns zwar unbekannt, aber das Bild gefällt uns.


Das Glockenspiel war etwas schräg, dafür aber ist der
zu Ehren Fosters errichtete Turm gerade (oder "strack", wie man
bei uns zu Hause sagt.)

Auf dem Weg nach Süden kommen wir in unseren ersten und einzigen richtigen Stau auf dieser Reise. Eine Stunde und vier Kilometer lang Stop and Go auf der Landstraße. Vermutlich war ein Bahnübergang schuld, aber wir erfahren es nicht. Nach einer Pizza bei Pizza Hut steuern wir gestärkt den Homosassa River RV Park an, auf dem wir schon zweimal übernachtet haben. „So you`'re back“, werden wir denn auch prompt begrüßt. Dieter fällt mal wieder auf wegen der Pfeife, die er immer um den Hals trägt. Er lauert nur darauf, nach dem Zweck gefragt zu werden: „It's for my wife!“ Meist sind es Frauen, die fragen, und ihnen bleibt kurz die Spucke weg. Dann ist das Hallo immer groß.

Bei 83 Grad ist der lauwarme Pool herrlich. Wir trödeln  bis 18 Uhr im Wasser herum. Um 7 steht im Clubhaus Gitarrenmusik auf dem Programm – nichts für Musikfreunde.

ireula

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Samstag, 21. März

So früh wie heute sind wir noch nicht aufgestanden in Florida. Um 5.30 Uhr klingelt Dieters Handy. Wir müssen um kurz nach 7 in Crystal River sein, 13 Kilometer nördlich vom Campground. Das kriegen wir mit Frühstück hin. Die Badesachen haben wir schon an, als wir bei River Adventures eintreffen. Zusammen mit ungefähr 20 anderen Frühaufstehern bekommen wir erst mal einen Film über die Manetees und das richtige Verhalten im Wasser gezeigt. Dann werden wir eingekleidet und schlängeln uns in einen Ganzkörperschwimmanzug. Unsere Kleingruppe umfasst neun Leute. Im Shuttle werden wir fünf Minuten zur Kings Bay gefahren, wo Captain Mike auf uns wartet. Er ist trotz der frühen Stunde sehr gesprächig und gut gelaunt. Noch einmal erklärt er die Sicherheits- und Umweltschutzgrundsätze. Und dann geht es los. Ganz langsam tuckert das Boot durch die Bay. Wir sind schon in der Sommer-Saison, die Manetees sind zum großen Teil wieder in die offenen Gewässer zurückgekehrt. Das wussten wir vorher, die Reisezeit Ende März ist nicht gerade ideal für eine Manatee-Tour. Mike berichtet, dass im Winter Hunderte von Tieren (im vergangenen Winter wurden sogar 1000 gezählt) die Bay und den Crystal River bevölkern. Jetzt im März sei eine Manatee-Tour für ihn wie eine Safari, weil er den wenigen Tieren regelrecht nachspüren muss  – ohne sie zu stören oder zu verschrecken.

Die Tour vor uns, die schon um 6.15 Uhr losging, kreuzt immer noch, ohne einen Manatee gefunden zu haben. Wir haben mehr Glück: Nach ungefähr 20 Minuten meint Mike, das Wasser kräusele sich verdächtig. Er wirft den Anker und geht von Bord. Kurze Zeit später winkt er uns: Vorsichtig gleiten wir ins Wasser. Die jungen Leute, Bruder und Schwester aus Iowa, kommen auf Anhieb gut mit dem Schnorcheln zurecht, auch die drei Jungs aus Seattle sind offenbar erfahren. Wir haben mehr Probleme, unter Wasser zu atmen, so dass wir doch erst mal ein Planschen produzieren. Aber nach ein bisschen Übung klappt es, und wir paddeln durchs Wasser hinter Mike her, der mit einer Fahne am Rücken die Richtung vorgibt. Und dann sehen wir sie: Eine Seekuh mit ihrem Baby. Dieter gerät zwischen Mutter und Kind und kann Baby und Mama sogar anfassen. Deren Haut ist ganz pockig und hart. Mike macht währenddessen unter Wasser Fotos. Das Baby dreht sich ein paarmal und hat offenkundig Spaß.


Das war eine schöne Erfahrung und hat Spaß gemacht: Tauchen mit den Manatees,
hier das Baby, ...


das sich gerne streicheln lässt.

Als eine weitere Gruppe von bestimmt 25 jungen Leuten, angelockt durch unsere Manatee-Sichtung, ins Wasser kommt und mit viel Lärm und Spritzerei den Manatees nachstellt, ist für unsere erfahrene Tauchgruppe der Schnorchelgang vorbei, die Manatees verziehen sich wie wir.

Wir beschließen auf Mikes Vorschlag hin, zu den Quellen des Crystal River zu fahren und dort in dem kristallklaren Wasser zu tauchen. Im Winter sind dort Hunderte von Manatees, jetzt werden wir keine sehen. Dafür aber Fische und eine interessante Unterwasserwelt. Allein sind wir dort nicht, ein Samstag zur Springbreak-Zeit ist Hochsaison am Crystal River. Aber es macht richtig Spaß, zu schnorcheln und den kleinen und großen Fischen zuzuschauen. Im konstant 68 Grad Fahrenheit (20 Grad Celsius) kühlen Wasser können wir es mit den Neoprenanzügen einigemaßen aushalten, aber nach einer halben Stunde wird uns doch kalt.


Kristallklares Wasser.




Nix für Dauerwellen.


"Gruppe Mike" kehrt an Bord zurück.


Etwas außer Atem, weil die Strömung zuletzt einen anderen Weg im Sinn hatte, aber alles ist gut gegangen.

Zum Glück ist es nur eine kurze Strecke mit dem Boot zurück zum Hafen, dann noch fünf Minuten mit dem Kleinbus in die Station. Nach dem Umziehen kaufen wir die Foto-CD für günstige 29 Euro und ein Manatee-T-Shirt. Um 11 Uhr starten wir unser Wohnmobil, um den vorletzten Campground unserer Reise auf halbem Weg zurück nach Orlando anzusteuern. Es ist der private Platz Baker Acres in Zephyrhills. Hier stehen fast keine Wohnmobile, sondern nur Mobile Homes. Die Leute wohnen hier offensichtlich fest, zumindest für den Winter. Einige der Häuschen sind auch zu verkaufen. Wir bekommen eine Wiese zwischen zwei Mobile Homes zugewiesen. Anschlüsse sind vorhanden, aber weder Tisch noch Grill. Auf Camper ist dieser Platz einfach nicht eingestellt. Wir faulenzen nachmittags am schönen Pool, abends schauen wir noch eine Stunde beim Karaoke zu.


sil1969

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Wir waren im letzten Jahr auch mit Captain Mike bei den Manatees. Wir waren noch etwas später dran als ihr, aber es war ein einmaliges Erlebnis für uns!
LG Silvia

ireula

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Sonntag, 22. März

Heute müssen wir unseren schönen Camper saubermachen, wir müssen packen und uns aufs Ende des Urlaubs einstellen. Das ist nicht schön, aber unvermeidlich. Wir haben einen KOA-Campground, den ersten auf der ganzen Reise, gebucht. Er liegt nur 8 Meilen von der Roadbear-Station in Orlando entfernt, bei der wir am Montag bis 10 Uhr das Wohnmobil abgeben müssen.

Ein wirklich schöner Campground mit allem Komfort, und wir haben vermutlich die schönste Site des ganzen Platzes. Direkt am See, viel Raum rechts und links, ein Grill, eine Feuerstelle und eine kleine Hollywood-Schaukel aus Holz inklusive.


Ein sehr schöner Campground zum Abschluss.

Wir fragen gleich bei der Ankunft nach Gas, das wir vorher bei zwei Tankstellen vergeblich gesucht haben. Wir müssen den Gasvorrat, von dem wir rund ein Viertel verbraucht haben, vor der Rückgabe auffüllen, genau wie den Tank. Der Guy vom Campground will uns morgen das Gas auffüllen. Für Montagvormittag ist aber Regen angesagt, und bei Roadbear hat man uns extra aufmerksam gemacht, dass es in Florida verboten ist, Gas bei Regen zu tanken. Unser KOA-Mitarbeiter winkt ab: Nur bei Lightning, also Blitzen, sei Tanken nicht möglich. Also warten wir ab.

Unsere zweite Sorge gilt den Fahrrädern. Wir wollen sie gern verschenken. Wir fragen die Campground-Leute und treffen auf offene Ohren. Nebenan sei ein Kinderheim, da könne man die Räder hinbringen. Wir fahren sie also zum Office mit sämtlichen Zubehör, Kaufbelegen, Licht usw. Als wir nach einer Stunde schauen, sind die Räder schon weg.

Bevor es an die Packarbeit geht, aalen wir uns im Pool. Nachdem die Koffer gefüllt sind, beschließen wir, das Putzen auf den nächsten Morgen zu verlegen. Wir konzentrieren uns lieber auf den letzten Grill-Abend und genießen den Sonnenuntergang bei Gitarrenklängen.


Ein Abendständchen,


Libellen....


...und Entchen wundern sich.

Unser Nachbar steht barfuß im See und angelt. Er fängt aber nichts. Dann kommt ein anderer Angler und erzählt uns, dass er vorgestern am Ufer bei unserer Campsite eine Cotton Mouth, eine der wirklich gefährlichen Giftschlangen, gesehen hat. Wir sollten aufpassen. Wir reden noch eine Weile übers Campen und über South Carolina, wo er herstammt. Dann aber ist Dieter besorgt in der Dämmerung wegen der Schlange, und wir verziehen uns ins sichere Wohnmobil.

paula2

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Dass es in Florida auch Höhlen gibt wußte ich gar nicht, ich gehe gern auf Höhlentour hatte aber noch nie das Glück dabei Fledermäuse zu sehen. Dafür waren bei uns im November wirklich hunderte Manatees im Crystal River, das war fantastisch. Die vielen großen Fische in der tiefen Quelle fand ich eher beängstigend. Witzig dass fast jeder mit Captain Mike unterwegs ist, wir fanden die Tour auch spitze!

Frohe Weihnachten wünsche ich dir  :D

ireula

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Frohe Weihnachten Paula, und natürlich allen anderen Mitreisenden auch 8)

Montag, 23. März

Wie vorhergesagt: Es regnet in Strömen, als wir Gas tanken wollen. Aber unser Freund von gestern füllt unverdrossen für 26 Dollar Propan ein. Eine gute Stunde hat vorher das Putzen gedauert. Getankt haben wir schon gestern, also stehen wir um 9.30 auf dem Roadbear-Hof. Die Abnahme geht schnell. Wir geben den einzigen Schaden zu Protokoll: Bei der Markisenhalterung ist uns eine Feder abhanden gekommen. Zahlen müssen wir gut 800 Meilen, die wir zusätzlich zu den 2000 vorgebuchten gefahren sind. Etliche Sachen wandern in das Mitnahmeregal für die nächsten Kunden. Dann kommt unser Taxi zum Flughafen, witzigerweise wieder mit dem jungen Mann, den wir schon von 2013 aus Denver kennen. Er ist inzwischen nicht mehr bei Roadbear beschäftigt, sondern fährt Taxi.

Im Hyatt haben wir ein recht nettes Zimmer – deutlich besser als bei der Hinreise – im neunten Stock mit Balkon und zwei Queen-Betten.


Der Blick aus unserem Zimmer kündet vom nahenden Abflugtermin.

Der Nachmittag soll der Erkundung von Downtown Orlando gehören. Mit dem Bus (nach langer Wartezeit!) fahren wir für 2 Dollar pro Person in die Stadt und wandern durch die Church Street und die angrenzenden Straßen. Der Lake Eola Park am Ufer des großen Sees mitten in der Stadt ist wunderschön. Direkt neben dem Spazierweg brütet ein Schwanenpaar auf einem riesigen Nest. Mittagessen gibt es im Rusty Spoon, einem sehr netten Lokal. Auch zurück fahren wir mit dem Bus, de facto eine kleine Stadtrundfahrt durch Orlando.

Im Hotel probieren wir den Pool auf dem Dachgarten aus – ziemlich schattig und recht kühl, da sind wir angenehmere Temperaturen gewohnt. Abends wollen wir ein schönes Abschiedsessen im Hyatt-Restaurant machen. Wir sitzen direkt am Fenster mit Blick auf den beleuchteten Flughafen, auf dem die ganze Nacht Flugzeuge starten und landen. Das Essen ist gut und teuer (Filet Mignon und Schwertfisch), wir genießen es.


NähkreisSteffi

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Ach wie schade, dass wir schon wieder am Ende eurer Tour angekommen sind. Es war wirklich toll. In den Norden Floridas will ich unbedingt auch mal.

Schöne Feiertage  :D

Steffi

ireula

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Dienstag, 24. März

Am nächsten Morgen frühstücken wir ebenfalls im Restaurant – sehr akzeptables Buffet für 15 Dollar. Dann machen wir uns auf nach Epcot. Den Shuttle dorthin hatten wir schon am Vorabend gebucht. Der Kleinbus setzt in den Disneyhotels mehrere Fahrgäste ab, wir sind mit Epcot die letzte Station. Karten haben wir schon gestern im Flughafen gekauft, für 97 Dollar pro Person. Gegen 10.30 Uhr kommen wir an – und es ist richtig voll. Wir lassen uns ein bisschen treiben, aber erkennen bald, dass man besser die Fast Lane nimmt. Dabei bucht man die Attraktionen, die man besuchen will, für ein bestimmtes Zeitfenster. Im Gegenzug muss man sich nicht in die endlos lange Schlange stellen, sondern wird bevorzugt eingelassen. Wir machen eine Tour mit einem Boot durch das landwirtschaftliche Forschungszentrum, wo tatsächlich an der wissenschaftlichen Optimierung der Pflanzenzucht gearbeitet wird.


Obst und Gemüse aus aller Welt wird in dem Forschungszentrum angebaut.






Im hinteren Bereich von Epcot ist die ganze Welt zu Gast. Hier präsentieren sich etliche Länder: England, Frankreich, Deutschland, Japan, China, Mexiko, Norwegen usw. Eine gigantische Verkaufsschau mit den Spezialitäten der jeweiligen Länder, entsprechenden Restaurants und charakteristischen Bauwerken. Frankreich protzt natürlich mit dem Eiffelturm, in Norwegen steht eine echte Stabkirche, und Deutschland bietet Fachwerk und eine Modelleisenbahn auf. Dazwischen lässt sich Cinderella mit kleinen Kindern fotografieren, auch Mickey Mouse und Donald Duck sehen wir.






Auch Deutschland ist vertreten. Kein Wunder, dass Rothenburg o. d. T. bei den US-Amerikanern so hoch im Kurs steht.

Wir bestellen unser Rückshuttle zum Flughafen telefonisch und haben gegen 4 Uhr genug vom Rummel in Epcot. Im Hotel ziehen wir uns um und packen endgültig die Koffer. Das Zimmer haben wir für den kompletten Tag noch behalten – mussten dafür allerdings auch voll bezahlen (99 Dollar). Kurz nach 6 stehen wir beim Lufthansa-Schalter. Leider ist Irenes Koffer „too heavy“ - 27 Kilo. Wir müssen umpacken. Nachdem wir allerlei Sonnencreme-Flaschen weggeworfen und eine Menge Papier ins Handgepäck umgelagert haben, wiegen beide Koffer weniger als 23 Kilo. Das Handgepäck wird zum Glück nicht gewogen. Die Gitarre kostet noch mal 100 Dollar, dann haben wir noch gemütlich Zeit für einen Saft.


paula2

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Die Preise in Orlando sind echt heftig, wir waren letztes Jahr in Seaworld, das hat auch ungefähr 90 $ gekostet. Epcot kenne ich gar nicht,  dafür war ich aber schon im echten Rothenburg  :D

ireula

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Mittwoch, 25. März

Der Rückflug verläuft sehr ruhig und angenehm. Von dem schrecklichen German-Wings-Unglück wissen wir zwar, aber zur Ursache ist noch nichts bekannt. Und bei Lufthansa wird kein Wort über das Unglück verloren – das finden wir unangemessen.


Tschüs Florida, im kommenden Herbst geht es für uns wieder von Las Vegas aus auf eine Süd-West-Tour.

Da wir durch die Nacht fliegen, können wir ein bisschen schlafen. Nach dem Frühstück landen wir um 11 Uhr in Frankfurt.

Die Idee, mit dem Mietwagen nach Hause zu fahren, entpuppt sich als undurchführbar. Es gibt ohne Vorbuchung keinen freien Mietwagen am Frankfurter Flughafen – unglaublich. Wir fahren also Taxi: 220 Euro bis vor die Haustür. Und hier erwartet uns eine Überraschung: Unsere lieben Nachbarn haben uns eine Silberhochzeits-Girlande gemacht! Wir sind gerührt. Im Haus finden wir – zwar noch mit Plastikfolie verhängt – die neue Treppe und neue  Türen vor. Alles scheint geklappt zu haben – die Heimat hat uns wieder!


Fragen und Antworten

Ist Florida teuer?

Ja, in allen Bereichen. Die Übernachtungskosten auf den Campgrounds sind vergleichsweise hoch – zwischen 35 und 145 Dollar, abgesehen von den State Parks (20 Dollar). Das Einkaufen bei Publix geht ins Geld, und im Restaurant wird man deutlich mehr Geld los als in anderen US-Staaten.

Werden Travelers Cheques akzeptiert?

Bei Walmart und bei Publix kann man sie einlösen.

Eignet sich Florida für eine Wohnmobilreise?

Uneingeschränkt. Es gibt eine sehr gute Infrastruktur schöner Campingplätze, die Straßen sind samt und sonders womotauglich. Tipp: Übernachtung im State Park. Sie lässt sich über reserve america reservieren (mindestens einen Tag, maximal elf Monate im voraus, für höchstens zwei Wochen). Für 20 Euro pro Nacht hat man in der Regel einen wunderschönen Platz mit Tisch und Grill, außerdem Wasseranschluss und Elektrizität. Wir haben sogar einen Statepark-Platz mit Abwasseranschluss gehabt (auch 20 Dollar). Das ganze Land ist von 161 State Parks überzogen, man kann also problemlos einen kompletten Urlaub in den Stateparks verbringen. Ohne Vorbuchung geht es im März aber nicht, wir sind meist abgewiesen worden, wenn wir es auf gut Glück versucht haben.

Ist Florida etwas für Naturfreunde?

Unbedingt. Abseits der Touristenrouten findet man Natur pur. Der Panhandle allein ist eine Reise wert. Im Sommer ist es hier vermutlich von den Temperaturen her besser auszuhalten als im Süden – und die Strände sind ein Traum.

Ist Florida tatsächlich ein Rentnerparadies?

Ja. Im Februar/März auf jeden Fall. Einige Campingplätze sind nur für Gäste ab 18 offen, junge Leute in größerer Zahl haben wir trotz Springbreak tatsächlich nur in Panama City gesehen. Die Snowbirds aber hätscheln jede Menge Pets.

Kann man in Florida Fahrrad fahren?

Ja, recht gut. An vielen Straßen gibt es Bike lanes, in den State Parks ist bei wenig Verkehr das Fahrrad eine gute Wahl. Im Süden ist das Land komplett flach, in der Mitte und im Norden keineswegs. Dort sorgen sanfte Hügel für ein stetes Auf und Ab.

Lohnt sich Florida auch, wenn man keine Lust auf Disney hat?

Klar! Die Natur, die Tier- und vor allem die Vogelwelt sind so vielseitig und aufregend, dass man keine Kunstwelt braucht. Zum Fotografieren sind ein anständiges Tele und ein Stativ zu empfehlen.

Lohnt sich der Nationalparkpass für 80 Dollar oder der Statepark-Pass für 120 Dollar?

Wir haben weder den einen noch den anderen gehabt. Wir waren nur im Everglades Nationalpark (10 Dollar), die anderen Nationalparks (Dry Tortugas und Key Biscayne) sind nur was für Taucher bzw. Leute mit Boot.
Obwohl wir weit mehr als zehn Stateparks besucht haben, lohnte sich der Pass nicht. Zum einen kostet der Eintritt oft nur 6 Dollar pro Auto, zum anderen braucht man keinen Eintritt zu bezahlen, wenn man im Park campt. Das war bei uns öfter der Fall.

Wie funktioniert der Sun Pass?

Die Autobahn-Maut wird entweder an Mautstationen kassiert oder über einen Transponder elektronisch gebucht. Roadbear als unser Wohnmobil-Vermieter hat uns einen Transponder gegeben, für 50 Dollar waren alle Gebühren für uns erledigt. Dann mussten wir uns auf der Autobahn meist nur links halten, wo die Sun Pass-Spur eingerichtet ist. Dort hatten wir freie Fahrt. Lediglich einmal mussten wir an einer Brücke Maut zahlen, hier galt der Sun Pass nicht.

Was ist die Express Lane?

Einige Autobahnen haben auf den linken Spuren Express Lanes. Wer sich hier einordnet, sollte sicher sein, dass er für die nächsten 30 oder mehr Kilometer nicht von der Autobahn abfahren will. Das kann man nämlich von der Express Lane nicht. Man ist zwar schneller, sollte aber vorher schauen, wo man die Autobahn verlassen muss.

Was war das schönste Reiseerlebnis?

Sonnenuntergang auf Key West, Schwimmen mit Manatees im Crystal River, Campen in den State Parks, Strände im St. Josephs Peninsula State Park, Apalachicola.

Was hat enttäuscht?

St. Augustine, das Essen (wir hatten von frischem Fisch und Meeresfrüchten und exotischem Obst geträumt, aber die Supermärkte hatten nur das übliche Sortiment, und die Kochkünste in amerikanischen Restaurants sind einfach nicht besonders erhebend). 


Allen Mitreisenden und Moderatoren zum Schluss ein herzlichen Dankeschön für die freundliche Begleitung und ein gutes Jahr 2016, hoffentlich mit schönen Reiseerlebnissen und Berichten.

Irene und Dieter

paula2

  • Paula
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Hallo Irene und Dieter,

vielen Dank für den tollen Reisebericht! Ich habe mich besonders über die Tage am Panhandle gefreut denn da war ich noch nicht und habe schon gegrübelt ob es sich beim nächsten Florida Besuch lohnt dorthin zu fahren  :D

eure Erfahrungen mit den Preisen habe ich auch gemacht: bei Publix und Walgreens waren die Preise höher als im Südwesten und in den Restaurants auch. Vor allem beim Frühstück ist mir das extrem aufgefallen.  Die Stateparks haben mir auch alle sehr gut gefallen, da werde ich nächstes Mal auch wieder einen Schwerpunkt drauf legen.

Bei der Rückfahrt habe ich es etwas einfacher da ich in München wohne, mehr als 60 € fallen da nicht fürs Taxi an und die S-Bahn fährt mich noch deutlich billiger nach Hause  :lol:

NähkreisSteffi

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Hallo ihr beiden,

auch von mir   :dankeschoen: für eure Reise.

Ich habe wieder viele Anregungen für ein weiteres Mal Florida gespeichert. Dann soll es unbedingt in den Norden gehen.

Ein gutes neues Jahr

Viele Grüße

Steffi

Drummond

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Ich sage blos mal, zu
 "Lohnt sich der Nationalparkpass für 80 Dollar oder der Statepark-Pass für 120 Dollar?"

Key Biscayne
ist eine Insel mit herrlichen Palmen- Strand ( Crandon Park) und Wohngebieten der Schönen + Reichen. Sehenswert.
. Man fährt über die Brücke in Miami und zahlt ca. $ 1 Maut. Das ist alles.
VG

TGW712

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Herzlichen Dank für den tollen Reisebericht. Er hat uns zwar bestärkt, dass WoMo nichts für uns ist, die Ziele aber wirklich toll nahe gebracht. Danke!

Ich bin übrigens am Tag des Unglücks morgens mit Germanwings nach Berlin geflogen und zurück dann von unserem Betriebsreisebüro auf Air Berlin umgebucht worden. Auch dort wurde kein Ton gesagt. Ich glaube, das gehört zum professionellen Umgang dazu, die Leute haben so schon nicht selten Flugangst, da würde ein Kommentar möglicherweise bei dem einen oder anderen falsch aufgenommen werden.