Dienstag, 2. Juni 2009:
Grand Canyon – Kayenta
Heute wache ich kurz vor 5.00 Uhr auf – ein kurzer Blick aus dem Fenster zeigt mir, dass der Himmel fast wolkenlos ist – es ist auch schon ziemlich hell.
Ich überlege nicht lange, schlüpfe in Motorradhose und Stiefel und nehme die Jacke dazu. Ein Helm ist hier in Arizona nicht nötig, eigentlich fahre ich ungern ohne Helm – dafür ist mir mein Kopf zu wertvoll - aber ist ja nur für eine kurze Strecke, immerhin nehme ich meine rotgetönte Sportbrille noch mit, ab geht’s zum Motorrad. Da höre ich grad auf der anderen Seite des Gebäudes jemanden wegfahren – das ist Bobby mit der E-Glide, er sprach gestern auch davon, den Sonnenaufgang anzuschauen. Schnell hab ich ihn eingeholt und wir fahren zusammen raus zum Mother Point, grad als wir auf den Aussichtspunkt rausgehen, kommt die Sonne im Osten hinter den Felsen hervor – ein toller Anblick, wir sind begeistert und fotografieren pausenlos, nicht nur wir – auch die ca. 20 anderen Leute. Alle paar Minuten ist das Licht im Canyon anders.
Wieder zurück hole ich mir gleich noch in der Lodge einen Kaffee und ein Croissant, dann zurück zum Zimmer, mein Bruder frühstückt heute Baguette und Wurst vom gestrigen Picknick, dann wieder das übliche Zusammenpacken und auch heute sind wir wieder alle punkt 8.00 Uhr zur Abfahrt bereit.
Erst mal geht es mit der ganzen Truppe ein weiteres Mal zum Mother Point, ein paar der Mitfahrer waren noch nie am Grand Canyon und dort ist einfach ein atemberaubender Blick in den Canyon. Nach ein paar Gruppenfotos mit und ohne bayerischer Fahne geht es weiter. Der nächste Stopp ist am Aussichtsturm am Dessert View, auch hier kann man sich kaum satt sehen an der beeindruckenden Weite und Tiefe des Grand Canyon.
Wir müssen weiter, es geht in Richtung Cameron, kurze Pause und ab dort auf dem Hyw 89 für ca. 130 km nach Norden in Richtung Page. Wir halten auf der Strecke nur noch einmal an, um zügig weiter zu kommen, denn als erstes wollen wir in den Antilope Canyon.
Punkt 13.00 Uhr fahren wir am Upper Antilope Canyon auf den Parkplatz. Es ist heiß, die Klamotten kleben am Körper. Die Chefin im Einfahrthäuschen schickt uns erst mal alle auf den Parkplatz, wir sollen dann zu ihr kommen, um unseren Eintritt zu bezahlen. Das ist gleich wieder angenehmer ohne Helm und Jacke.
Dann lauf ich nach hinten zur Bretterbude und frag nach der nächsten freien Tour für 17 Personen – ich weiß, wir sind ganz schön mutig, mit so einer großen Truppe ohne Reservierung, aber wir wussten ja nicht, wann wir ankommen werden.
Es klappt, wir bekommen einen Termin für 14.00 Uhr – Geldeinsammeln, Mittagspause mit den üblichen Köstlichkeiten (Nüsse und Obst) und schon können wir um 13.45 Uhr zwei der Lastwagen besteigen und werden mit einem ziemlichen Tempo zum Canyon-Eingang gefahren. Wir sind zu der Zeit die einzigen Besucher dort, hinter uns kommt wieder eine Gruppe, aber wir lassen uns sehr viel Zeit und stören uns nicht daran, dass diese schneller durch den Canyon gehen wollten und jetzt hinter uns warten müssen, wir fotografieren jeden Winkel, die Navajo erklärt uns sehr viel und zeigt uns die besten Plätze zum Fotografieren, es wird ca. 15.00 Uhr, bis wir wieder auf den Jeeps sitzen – auf dem Rückweg veranstalten die beiden Fahrer ein kleines Rennen, es ist eine lustige Fahrt, der Sand spritzt meterhoch, es staubt verdächtig stark.
Die Strafe für die Beiden gibt’s dann vorne: Die Chefin (vielleicht die Mutter?) ist aus dem Kassenhäuschen gekommen und schimpft wild gestikulierend in unsere Richtung, haben die jungen Leute wohl ein wenig übertrieben mit der Sand-Rally.
Wir holen unser Helme und Jacken aus dem Van, und weiter geht’s zum Glen Canyon Damm,
Wir besichtigen die Staumauer und die wunderschöne Navajo-Bridge – dann ist mal wieder Einkaufen angesagt, ab geht’s zum Walmart. Wir füllen wieder unser üblichen Vorräte auf, als wir zurück zu den Motorrädern gehen wollen, kommt ein Sandsturm auf, mehrere Einkaufwägen rollen quer über den Parkplatz, der Wind ist so stark, dass wir uns dagegenstemmen müssen, als wir einen Kontrollgang zu den Motorrädern machen, diese stehen aber sicher und wir warten im Eingangsbereich das Ende des Sandsturms ab.
So schnell der Sturm gekommen ist, ist er auch wieder vorbei und wir können einladen, schnell noch mal tanken und uns auf den Weg machen für die nächsten 160 km zum heutigen Tagesziel Kayenta.
Auf dem Weg durchs Navajo-Gebiet halten wir uns peinlich genau an die Geschwindigkeitsvorschriften – ein Tipp aus dem californischen Motorrad-Forum pashnit.com. Die Navajo sind scharf darauf Motorrad-Gruppen beim Speeding zu erwischen, gibt ordentlich Geldbusse für jeden Einzelnen. Die Navajo-Administration würde einen Großteil der Verwaltungskosten durch Strafzettel abdecken, wurde mir gesagt.
Aber trotzdem werden wir laufend von Einheimischen mit dem Auto überholt, teilweise in halsbrecherischer Manier in Senken und Kurven.
Auch heute kommen wir wieder gegen 19.00 Uhr am Tagesziel an, dem Holiday Inn in Kayenta – die Fahrstrecke war wieder ca. 400 km, wir sind weiter im Osten und schon bald beginnt die Dämmerung.
Heute schwimme ich erst mal noch ein paar Runden im Pool und da ich keine Lust aufs Essen gehen habe, der Hunger ist nicht so groß, sitzen wir mit Bier, Chips und Snacks auf unserer Veranda. Erst gegen 23.00 Uhr gehen wir heute ins Bett.
Bobby, Birgit, Waltraud und Heinz sind vorne im Restaurant – ich erfahre von ihnen, dass sie gerade Wolfgang Fiereck getroffen und sich mit ihm unterhalten haben. Er kam am Abend von Filmaufnahmen im Monument Valley und sitzt jetzt in Motorradkluft ebenfalls im Restaurant.