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Autor Thema: North-by-Northwest-Tour 2008: Denver, San Francisco und Seattle in vier Wochen  (Gelesen 59037 mal)

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Heiner

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Hi Katharina!

Vielen Dank für die Mühe, und ich hoffe wir haben dann besseres Wetter.
Aber eins weiß ich jetzt schon, Regenjacke wird bestimmt eingepackt. :wink:

Gruß Heiner


Wat mutt, dat mutt

Nekochan

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Guten Morgen! Der Tag heute wird ein fast ausschließlicher Fahrtag - aber ein paar Schmankerl gibt es trotzdem...

Mittwoch, 27.8.08: Kalispell - Coulee Dam

Zum Frühstück im Grand Hotel gibt es sehr leckeren Kuchen, der den Cookies von gestern in nichts nachsteht. Nach dem Essen machen wir mit Hilfe einer Broschüre für eine self-guided Tour einen Spaziergang durch die Altstadt von Kalispell. Die vielen schönen Backsteinhäuser aus der Zeit von etwa 1900 bis 1920 zeugen, wie schon das Grand Hotel und das direkt daneben gelegene ehemalige Opernhaus, von der großen Vergangenheit der Stadt. Auch heute noch ist die nach europäischen Maßstäben eher klein zu nennende Stadt das wirtschaftliche und kulturelle Zentrum der Region.


Ehemaliges Opernhaus von Kalispell


Kalispell Grand Hotel

Mit dem Auto fahren wir zu dem ein paar Blocks entfernt von der Hauptstraße gelegenen Conrad Mansion, einer Villa aus dem Jahr 1895, in der heute ein Museum zur Stadtgeschichte untergebracht ist. Wir betrachten das Haus mit dem wunderschönen Garten aber nur von außen. - Wir müssen heute schließlich noch weit fahren.


Conrad Mansion in Kalispell

Wir verlassen die Stadt auf der US2 Richtung Westen. Die Straße führt hier durch eine waldige Berglandschaft, die uns sehr an zuhause erinnert. Nach einiger Zeit erreichen wir Libby, eine kleine Stadt, die aber, wie die meisten amerikanischen Städte, riesig wirkt - etwa so groß wie eine europäische Stadt mit mindestens zehnmal so vielen Einwohnern. Hier stehen überall am Straßenrand riesige Adlerfiguren.

Hinter Libby folgt die Straße dem Kootenai River. Zwischen Straße und Fluss verläuft eine Eisenbahnlinie. Von einem Parkplatz führt ein kurzer Trail zu den Kootenai Falls. Dieser Trail geht zunächst durch einen Zedernwald, überquert dann auf einer schmalen Stahlbrücke die Eisenbahn und läuft dann durch Ufergestrüpp aus Heckenrosen und Knallerbsen am Fluss entlang zu den Fällen. Diese sind nicht besonders hoch, eigentlich nicht viel mehr als Stromschnellen, aber durch die Breite des Flusses  dennoch recht beeindruckend.


Kootenai Falls

Etwas stromabwärts von den Fällen führt eine Swinging Bridge, eine Hängebrücke für Fußgänger, über den Fluss. Natürlich müssen wir diese ausprobieren. Ein wenig mulmig wird einem schon, wenn man auf einer so wackeligen Brücke über einem so mächtigen Fluss steht… Als Bauingenieurin ist Katharina natürlich von der interessanten Konstruktion sehr angetan.


Swinging Bridge über den Kootenai River

Kurz hinter den Fällen verlassen wir die US2 und biegen nach Süden ab. Wir überqueren die Grenze nach Idaho und erreichen bald darauf den Lake Pend Oreille, einen riesigen Stausee. Entlang an dessen Ufer fahren wir wieder nach Norden nach Sandpoint, wo wir den, uns schon aus einem  von Scooby Doo bekannten, quer durch den See führenden Bahndamm bewundern können.


Lake Pend Oreille

Wir treffen wieder auf die US2 und fahren auf dieser weiter nach Spokane. Dirk ist aufgefallen, dass unser Auto beim Anlassen seit einiger Zeit anzeigt, dass eine Maintenance fällig ist. Also beschließen wir, das Auto in Spokane, als der letzten größeren Stadt, durch die wir in der nächsten Zeit kommen werden, umzutauschen. Wir suchen also mit unserem Navi-System die nächste National Station. Diese liegt am Flughafen. Auf dem Weg dorthin müssen wir die Stadt durchqueren, die, hat man das übliche Autohändler-Fastfood-Gemenge einmal hinter sich gelassen, eigentlich recht nett wirkt. Ohne viel Hin-und-Her können wir unseren 4Runner gegen einen anthrazitfarbenen Equinox, sonderbarerweise mit einem Kennzeichen aus Georgia, umtauschen.

Mit diesem fahren wir nun weiter. Direkt hinter der Stadt weichen die Wälder scheinbar endlosen Kornfeldern. - Das hier soll der Evergreen State Washington sein?! Die Felder begleiten uns für längere Zeit, nur einmal, in einer Gegend, in der wohl jede Bewässerung hoffnungslos ist, werden sie für ein kurzes Stück von Sagebrush-Büschen und Ponderosa-Pinien unterbrochen.

Kurz nachdem wir auf die Wa174 abgebogen sind, können wir den Lake Roosevelt sehen. Direkt in Seenähe ändert sich die Landschaft wieder. Hier bestimmen nun kahle Schutthügel das Bild.

Endlich erreichen wir Grand Coulee. Im Visitor Center des Grand Coulee Dam erfahren wir, dass die letzte Damm-Führung für heute in einer Viertelstunde startet - am anderen Ufer des Columbia River. Wir hetzen zurück zum Auto und fahren so schnell wie möglich zum Startpunkt für die Führungen. Wir haben Glück und sind gerade noch rechtzeitig.

Der Damm (klugscheiß: eigentlich eine Staumauer) ist das größte Betonbauwerk Nordamerikas und wurde in den 40er-Jahren im Rahmen des New Deal zuerst nur zu Bewässerungszwecken gebaut. Erst nachträglich wurden die Turbinenhäuser zur Stromerzeugung angebaut. Heute ist er auch das größte Wasserkraftwerk Nordamerikas.


Der Grand Coulee Dam

Mit einem Schrägseilaufzug fahren wir hinunter zum neuesten der drei Turbinenhäuser, dessen Bau ein ganzer Berghang weichen musste. Wir können von oben einen Blick in die riesige Maschinenhalle werfen und von der Seite die Verbindungsstange zwischen einer Turbine und ihrem Generator betrachten.


In einem Turbinenhaus des Grand Coulee Dam

Zurück im Auto fahren wir wieder auf die andere Flussseite und checken dort im Hotel ein. Vom Balkon unseres gemütlichen Zimmers kann man auf den Damm schauen. Wir machen uns frisch und begeben uns dann auf Nahrungssuche. Aus der im Hotel ausliegenden Touristeninformationszeitung wählen wir uns das am besten klingende Restaurant aus. Das Lokal wirkt zwar ein wenig schäbig, Pizza, Sandwich und salziges Popcorn sind aber sehr gut. Im Hotel warten wir dann auf dem Balkon sitzend auf den Beginn der allabendlichen Lasershow.

Bevor diese losgeht laufen wir hinüber zum Visitor Center und suchen uns einen Sitzplatz auf der Parkplatzmauer. Zum Beginn ertönt aus den Lautsprechern das Coulee-Dam-Lied, das der Folk-Sänger Woody Guthrie im Jahr 1941 für einen Propagandafilm über den Columbia River geschrieben hat. Dann wird Wasser so abgelassen, dass sich der Damm weiß färbt und damit als Leinwand für die Lasershow dienen kann. Die Show erzählt die Geschichte des Columbia River und des Damms und zeigt, welche Bedeutung der Damm  für den Staat Washington (Bewässerung), die USA (Strom) und die ganze Welt (Strom für die Waffenindustrie) hatte.


Nächtliche Lasershow auf dem Grand Coulee Dam

Nach der Show gehen wir noch ins Visitor Center, bis dieses schließt, und schauen uns die interessante Ausstellung über den Bau und die Technik des Damms, sowie seine Aufnahme in der Bevölkerung an.

Fortsetzung folgt...

Viele Grüße,
Katharina
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Heiner

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Hi Katharina!

Hält die Brücke auch noch im Juni?
 

Und in welchem Hotel hab ihr am Coulee Dam übernachtet?

Gruß Heiner


Wat mutt, dat mutt

Fistball

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Hi Katharina!

Hält die Brücke auch noch im Juni?
 

Und in welchem Hotel hab ihr am Coulee Dam übernachtet?

Gruß Heiner

Ja warum nicht, sieht doch gut aus, so schnell vefault Holz nicht.

Claus

Fistball

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salziges Popcorn sind aber sehr gut.

Das ist das einzige was ich in USA nicht mehr essen werde. Igitt.

Claus

Nekochan

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Hält die Brücke auch noch im Juni?

Wenn man sich auf YouTube anschaut, was andere Leute auf der Brücke so treiben  :shock: - Also aushalten tut sie's anscheinend...

Ja warum nicht, sieht doch gut aus, so schnell vefault Holz nicht.

Also von nahem sollte man sich die Balken nicht anschauen...

Aber wahrscheinlich lag das an der feuchten Witterung an dem Tag  :P

Und in welchem Hotel hab ihr am Coulee Dam übernachtet?

Im Columbia River Inn. Das liegt wirklich direkt neben dem Damm.

Viele Grüße,
Katharina
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wuender

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Guten Morgen allerseits,

heute geht es quer durch die North Cascades - bei wieder mal wechselhaften Wetter - ehe wir zu ersten Mal auf unserer Reise das Meer erreichen.

Donnerstag, 28.8.08: Coulee Dam - Coupeville

Um halb neun sind wir startfertig, fahren wieder auf die andere Flussseite und dort weiter nach Norden. Hier liegt das Colville Indianerreservat. Wir halten am Friedhof von Nespelem um das Grab von Chief Joseph zu besuchen. Dieser Häuptling der Nez Percé ist wegen seiner strategischen Begabung auch als Napoleon der Indianer bekannt. Er versuchte sein Leben lang durch Kämpfe, aber vor allem durch Verhandlungen, seinen Stamm in dessen Heimat zurückzubringen. Schließlich starb er fern dieser Heimat, nach Auskunft des untersuchenden Arztes, an gebrochenem Herzen. Sein Grab ist mit einer weißen Stele gekennzeichnet. Insgesamt fällt die Farbigkeit des Friedhofs auf, die Gräber liegen voller Gaben für die Toten: Stoffblumen, Tierfiguren und sehr häufig auch Zigaretten.


Grab von Chief Joseph in Nespelem

Nördlich von Nespelem wird die Landschaft wieder waldiger. Bei Omak verlassen wir das Indianerreservat. Hier kaufen wir uns in einer Tankstelle Sandwichs und Schokoriegel zum Mittagessen. Wir haben auf unserer Landkarte gesehen, dass wir bald in den Okanogan National Forest kommen, wo wir glauben einen schönen Picknickplatz zu finden. Nach längerer Fahrt durch Obstgärten und den Louploup State Forest, stoßen wir dann auch tatsächlich auf einen solchen und können unsere Brote romantisch unter Bäumen verzehren.

Weiter geht es durch die Städte Twisp und Winthorp, letztere eine auf alte Westernstadt getrimmte Touristenstadt. Kurz darauf erreichen wir die Cascades. Obwohl diese nicht so hoch sind wie die Rocky Mountains wirken sie auf uns doch viel schroffer und hochalpiner als diese. - Vielleicht liegt das aber auch nur am geringfügig besseren Wetter…


Auf der Wa20

Die Straße windet sich eindrucksvoll hinauf zum Washington Pass. Hier gibt es einen kurzen aber netten Trail zu einem Aussichtspunkt auf die Straße unten im Tal und auf die umliegenden Berge.


Ausblick vom Washington Pass

Auf der anderen Seite des Passes geht es hinab in das Tal des Skagit River, der hier gleich dreimal aufgestaut wird. Von verschiedenen Aussichtspunkten sieht man hinab auf die vom Gletscherwasser blaugrün gefärbten Stauseen. Leider sind wieder Wolken aufgezogen, die die umliegenden Berge verdecken.


Diablo Lake

Den North Cascades National Park selber kann man auf dem North Cascades Highway nicht erreichen. Dieser führt nur durch die Ross Lake National Recreation Area, die zwischen den nördlichen und den südlichen Parkteil geschoben ist. Wegen der Staudämme und Kraftwerke wurde sie wohl nicht in den Nationalpark aufgenommen.

Bei Diablo erreicht die Straße den Talboden. Kurz darauf überqueren wir den Skagit River. Hier halten wir kurz an den Gorge Creek Falls, schöne Wasserfälle, die von der Straßenbrücke aus gut zu sehen sind.


Gorge Creek Falls

Zu Hause haben wir beschlossen, den Ladder Creek Falls Trail und den Trail of the Cedars zu gehen. Da wir nicht genau wissen, wo diese losgehen, beschließen wir uns im Visitor Center in Newhalem einen Plan zu besorgen. Wir schlendern noch ein wenig durch die Ausstellung dort, da werden wir von einem Ranger angesprochen: Er hält jetzt einen Vortrag über Bären, ob wir nicht zuhören wollen? - Warum eigentlich nicht? Wir sind fast die einzigen Zuhörer in dem recht interessanten aber auch ein wenig langatmigen Vortrag. - Wenigstens können wir jetzt einen Schwarzbären von einem Grizzly unterscheiden…

Nach dem Vortrag fahren wir ausgerüstet mit einem Parkplan zurück zum Ortseingang von Newhalem wo am Turbinenhaus des Gorge Dam der Ladder Creek Falls Trail startet. Mittlerweile hat es leicht zu regnen begonnen, aber das kann uns nicht mehr schrecken. Auf einer Fußgängerbrücke, deren Konstruktion sehr an die Swinging Bridge von gestern erinnert, gelangen wir ans andere Flussufer. Hier führt der Pfad abenteuerlich zwischen Farnen und moosbedeckten Bäumen über kleine Holzbrücken und -treppen bis zu einer Klamm, in der ein Wasserfall hinabstürzt.


Ladder Creek Falls


Turbinenhaus des Gorge Dam

Der Trail of the Cedars beginnt im „Zentrum“ von Newhalem, hinter dem General Store. Auch hier müssen wir wieder eine Hängebrücke überqueren; diese ist aber eine wenig breiter als die beiden anderen. Auf dem anderen Flussufer befindet sich ein Zedernwald. Dieser ist zwar 1920 einmal abgebrannt (man fragt sich, wie so etwas feuchtes überhaupt brennen kann), die ältesten gesunden Bäume haben den Brand aber überlebt. Der Wald ist fast noch beeindruckender als der im Glacier National Park. Er liefert schon einen guten Vorgeschmack auf die Regenwälder der Olympic Peninsula: Die Bäume sind riesengroß, teilweise mehrere hundert Jahre alt und vollständig mit Moos bedeckt, der Boden voller Farne und anderer Grünpflanzen. Jeden Augenblick rechen wir damit, auf einen Ent zu stoßen… Am hinteren Ende des Trails steht das alte Turbinenhaus des Gorge Dam. Dieses brannte in den 1960ern einmal ab doch das Wasser, das aus den geplatzten Rohren austrat, rettete den umliegenden Wald.


Trail of the Cedars bei Newhalem

Wir verlassen den Park und folgen weiter dem Skagit River. Wir kommen durch die Stadt Concrete, die ihren Namen einem inzwischen stillgelegten Zementwerk verdankt. Auffällig ist hier das riesige Zementsilo direkt an der Straße. Seit hier 1993 der Film „This Boys Life“ gedreht wurde, steht auf dem Silo mit großen roten Buchstaben „Welcome to Concrete“ geschrieben.


Silo in Concrete

Während wir uns auf unserer Weiterfahrt der Küste nähern, wird die Gegend immer urbaner und verbauter. Zwischen Burlington und Anacortes können wir einen ersten Blick auf das Meer werfen.

Bei Deception Pass fahren wir über eine schöne Stahlbrücke hinüber nach Widbey Island. Vorher steigen wir aber noch einmal aus dem Auto aus und laufen zu Fuß bis zur Mitte der Brücke und schauen von dort aus hinaus auf den Puget Sound.


Brücke bei Deception Pass

Selbst hier auf der relativ kleinen Insel wirkt das Land noch immer weit. Überhaupt ist es ein sonderbares Gefühl, an der Grenze dieses scheinbar grenzenlosen Landes angelangt zu sein.

In Oak Harbour essen wir zu Abend und fahren dann weiter nach Coupeville. Wir übernachten in einem Bed & Breakfast in einem viktorianischen Gebäde. Das Wirtspaar ist gerade nicht da, aber ein Schlüssel mit unseren Namen liegt für uns bereit. Wir beziehen das sehr schöne Zimmer, dann machen wir einen Abendspaziergang durch den Ort. Dieser besteht fast nur aus schönen viktorianischen Häusern. Im Hafengebäude ist das Skelett eines Grauwals ausgestellt.


Viktorianisches Häuschen in Coupeville

Als es dunkel wird, kehren wir ins Bed & Breakfast zurück und lassen den Abend bei leckeren Cookies, Popcorn zum selber aufbacken und heißer Schokolade ausklingen.


Unser Zimmer im Bed & Breakfast

Schöne Grüße,
Dirk

Palo

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Ganz toller Reisebericht!!!!
Gruß

Palo

Nekochan

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Guten Morgen! - Und weiter geht's:

Freitag, 29.8.08: Coupeville - Forks

Beim Frühstück um halb neun lernen wir unsere Gastgeber und die anderen Gäste kennen. Uns zu Ehren wird eine kleine deutsche Flagge auf den Tisch gestellt, außerdem hängt unser Gastgeber Dave auch auf die Veranda eine deutsche Flagge zusammen mit dem Hinweis: „We have guests from Germany“. Wir erkundigen uns, ob er von allen Ländern der Erde Flaggen vorrätig hat und erfahren, dass er, sollte er eine nicht auftreiben können, diese im Internet sucht und ausdruckt. Das Frühstück ist sehr gut und so vielfältig, dass Dave beim Ansagen der Gänge selber durcheinander kommt und noch einmal bei seiner Frau in der Küche nachfragen muss, was es heute eigentlich gibt.

Nach dem Frühstück müssen wir uns beeilen, denn wir haben für 10:15 Uhr die Fähre nach Port Townsend gebucht, wobei man eine dreiviertel Stunde vor Abfahrt am Terminal sein muss. Wir kommen pünktlich dort an - und dann müssen wir erst mal warten und das nicht nur, weil die Fähre Verspätung hat.

Endlich dürfen wir dann aber doch auf die Fähre fahren. Katharina stürmt gleich nach oben auf das Passagierdeck und setzt sich, ohne darüber nachzudenken, dass es heute schon geregnet haben könnte auf eine der Bänke… Na ja, ist zum Glück nur Wasser, das trocknet schon wieder.

Nach einer ereignisarmen Überfahrt erreichen wir Port Townsend auf der wolkenverhangenen Olympic Peninsula. Schon von Bord des Schiffes aus erkennt Dirk das Haus, das vor wenigen Wochen im Bilderrätsel gefragt war und ist begeistert. Bis wir die Fähre verlassen können dauert es aber noch ein wenig, da das Auto, das vor uns steht, nicht mehr anspringt und von Bord geschoben werden muss…


Port Townsend von der Fähre aus gesehen

Endlich wieder auf festem Land machen wir einen Spaziergang durch die Altstadt, wo ein schönes viktorianisches Backsteinhaus neben dem anderen steht. Diese sind der Tatsache zu verdanken, dass im 19. Jahrhundert erwartet wurde, die Eisenbahn würde der Stadt einen großen Aufschwung bringen. Diese Eisenbahn wurde jedoch nie gebaut. In den Häusern befinden sich viele interessante Geschäfte, zum Beispiel ein schöner Wolleladen, den Katharina erst mal genauestens untersuchen muss.


In der Altstadt von Port Townsend

Nachdem wir uns unten genug umgeschaut haben, fahren wir mit dem Auto in den oberen Teil der Stadt, der von der Strandpromenade durch steile Klippen getrennt ist. Hier oben steht das sehr schöne alte Gerichtsgebäude, das aber leider gerade teilweise eingerüstet ist. Direkt daneben befindet sich das ehemalige deutsche Konsulat, ebenfalls ein wunderschönes viktorianisches Häuschen, in dem heute, wie sollte es anders sein, ein Bed and Breakfast untergebracht ist. Noch ein wenig hangabwärts steht der alte Leuchtturm.


Leuchtturm von Port Townsend

Mittlerweile ist der Vormittag schon recht weit fortgeschritten. Daher beeilen wir uns nun, nach Port Angeles und damit zum Olympic National Park zu kommen. Zuerst suchen wir wieder das Visitor Center auf, um ein paar Postkarten zu kaufen und uns Pläne des Nationalparks zu besorgen und fahren dann weiter Richtung Hurricane Ridge.

Je weiter wir nach oben kommen, desto dichter hüllt uns der Nebel ein. Wir hoffen immer noch, die Wolken irgendwann zu durchbrechen, doch einer Wolkenschicht folgt die nächste. Vom Hurricane Ridge Visitor Center aus, sieht man nichts als weiße Suppe. Da Katharinas Regenjacke immer noch gemütlich in München hängt, erstehen wir hier einen Regenponcho.

In der Hoffnung doch noch über die Wolken zu kommen, nehmen wir die Gravel Road zum Obstruction Point. Die Straße ist sehr schmal und nebenan geht es sehr weit in die Tiefe, doch dank des dichten Nebels wird der Schrecken ein wenig gemildert. Oben angekommen klart es tatsächlich ein wenig auf. Wir warten etwas, ob sich vielleicht noch mehr Berge zeigen und treten dann den Rückweg an. Diesmal ist die Sicht deutlich besser.


Am Obstruction Point


Straße zwischen Obstruction Point und Hurricane Ridge

In Port Angeles angekommen folgen wir weiter der US101. Diese führt vorbei an mehreren Seen. An einem davon, dem Lake Crescent, halten wir an und gehen den Trail zu den Marymere Falls. Dieser führt durch einen eindrucksvollen Regenwald voller moosüberwucherter Bäume und mit einem farnbedeckten Boden. Immer wieder geht es über kleine Holzbrücken und -treppen. Die Wasserfälle selbst gefallen uns sehr gut. Hier begegnen wir einem Ehepaar aus Texas, das uns fragt, was so viele Deutsche hier wollen, wir hätten doch zu Hause auch Berge…


Marymere Falls


Wald bei den Marymere Falls

Mit dem Auto umrunden wir weiter den Lake Crescent (faszinierend, so ein großer See, direkt neben dem Meer) und biegen hinter Fairholme nach links ab in das Tal des Sol Duc River. Hier wollen wir zwei kurze Trails gehen. Der erste ist der Ancient Grove Trail, ein kleiner Lehrpfad durch den Regenwald. Der zweite führt am hinteren Ende des Tals zu den Sol Duc Falls. Dieser wunderschöne Trail führt durch einen Wald mit riesigen Bäumen, denen gegenüber man sich winzig klein fühlt. Dieser Wald hat etwas von einem Märchenwald, hinter jeder Ecke erwartet man auf Elfen oder Zwerge zu treffen - wir sehen aber nur zwei Squirrels.


Am Lake Crescent


Auf dem Ancient Grove Trail


Der Sol Duc River

Auf dem Rückweg aus dem Tal heraus halten wir noch an den Sol Duc Hot Springs. Diese sind leider nur über ein Schwimmbad zu erreichen. Wir sparen uns dies und halten nur kurz unsere Hände in das badewannenwarme Bächlein, das aus dem Bad herausfließt.


Sol Duc Hot Springs

Nun beeilen wir uns, zum Sonnenuntergang an den Strand zu kommen. Wir erreichen rechtzeitig Rialto Beach und sehen zu, wie die Sonne, teilweise von Wolken verdeckt im Pazifik versinkt. Ein wenig bleiben wir noch und beobachten die Brandung.


Sonnenuntergang am Rialto Beach

Auf dem Weg zurück nach Forks, wo wir heute übernachten werden, kehren wir in der 3RiversResort zum Abendessen ein. Hier stoßen wir zum ersten Mal auf das Buch, das Forks und La Push in den letzten Jahren berühmt gemacht hat: Die Twilight Saga, auf Deutsch die Biss-Trilogie. Die Burgerbude hat ein eigenes Twilight Menü mit Werwolfburgern und Edward-Shakes und verkauft Kappen mit dem Aufdruck „No Vampires beyond this Point“. Nach unserem Besuch in Forks sind wir allerdings der Meinung, dass Stephenie Meyer, die Autorin der Twilight Saga, selber nie dort war - die Beschreibungen in ihrem Buch passen einfach nicht. - Die Burger sind übrigens sehr lecker.

Nach dem Abendessen fahren wir nach Forks und checken im Pacific Inn ein. Auch hier hat das Twilight-Fieber zugeschlagen: am Tresen liegen alle vier Bände der Saga und ein spezielles Twilight-Gästebuch aus. Trotzdem, Vampire hin oder her, wir gehen jetzt erst mal ins Bett.

Fortsetzung folgt...

Viele Grüße,
Katharina
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Heiner

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Hi Katharina und Dirk!

Wenn ich nicht schon meine Reise gebucht hätte,
würde ich sofort mit der Planung anfangen um eure Reise nachzufahren.
Super Bilder vom Olympic National Park.

Gruß Heiner


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USAflo

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Am Obstruction Point

Ist das eine Skipiste???? Und noch im August Schnee drauf??? Oder was ist das?

Weiterhin bin ich begeistert dabei!

Tschau
Links zu meinen USA-Reiseberichten, Ausflugs- und Gastronomietipps für das Oldenburger Münsterland und Berichte zu unseren Europareisen auf meinem Blog: https://unser-om-und-umzu.blogspot.com/p/blog-page_19.html

Nekochan

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Ist das eine Skipiste???? Und noch im August Schnee drauf??? Oder was ist das?

Skipiste - nein, Schnee - ja. Allerdings würde ich vom Wetter der letzten Wochen her schließen, nicht noch sondern schon wieder...

Viele Grüße,
Katharina
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Doreen & Andreas

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Wenigstens können wir jetzt einen Schwarzbären von einem Grizzly unterscheiden…
Ja, indem man auf einen Baum klettert, nicht wahr?
Der Schwarzbär klettert hinterher, der Grizzly wirft ihn einfach um  :lol:

Sehr schöne Bilder von einer faszinierenden Gegend. Auch wenn das Wetter nicht immer ideal ist, da kommt schon Fernweh auf.


Die Twilight Saga, auf Deutsch die Biss-Trilogie.
...
Auch hier hat das Twilight-Fieber zugeschlagen: am Tresen liegen alle vier Bände der Saga und ein spezielles Twilight-Gästebuch aus.
Da komme ich nicht ganz mit. Wieso gibt es von einer Trilogie vier Bände  :verwirrt: :zuck:
Viele Grüße,
Andreas
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wuender

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Schon von Bord des Schiffes aus erkennt Dirk das Haus, das vor wenigen Wochen im Bilderrätsel gefragt war und ist begeistert.

Oh ja, das war klasse. So ein :wut33: :wut54:-Gebäude in real zu sehen, das einen vor gar nicht mal langer Zeit zweieinhalb Stunden Schlaf gekostet hat, ist schon ein ganz besonderes Erlebnis  :D

Da komme ich nicht ganz mit. Wieso gibt es von einer Trilogie vier Bände  :verwirrt: :zuck:

:lachroll: Guter Punkt, den Dir Katharina erklären muss. Ich denke mal, das funktioniert ähnlich wie bei "Per Anhalter durch die Galaxis", wo die Trilogie letztendlich fünf Bände umfasste (oder so ähnlich), ehe Douglas Adams leider viel zu früh verstarb.

Schöne Grüße,
Dirk

Nekochan

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Da komme ich nicht ganz mit. Wieso gibt es von einer Trilogie vier Bände  :verwirrt: :zuck:
:lachroll: Guter Punkt, den Dir Katharina erklären muss. Ich denke mal, das funktioniert ähnlich wie bei "Per Anhalter durch die Galaxis", wo die Trilogie letztendlich fünf Bände umfasste (oder so ähnlich), ehe Douglas Adams leider viel zu früh verstarb.

:zuck: Ich glaube, das liegt ganz banal daran, dass Tetralogie so ein sperriges Wort ist (erinnert irgendwie an Getränkekartons...)  :wink:. Ich bin mir gerade nicht so sicher, ob es nicht sogar einen fünften Biss-Band geben soll...  :shock:

Insofern halte ich es wirklich mit der Anhalter-Trilogie. Ich bringe gerade das Zitat aus dem Impressum von "Macht's gut und danke für den Fisch" nicht ganz hin, aber sinngemäß steht dort:
Zitat
Dies ist der vierte Band aus der Anhalter-Trilogie
  :P

Viele Grüße,
Katharina
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