So, und hier kommt schon die nächste Etappe:
Montag, 8.9.08: Fort Klamath - The DallesAuch heute Früh ist es wieder empfindlich kalt in der Cabin, doch da wir heute noch viel vorhaben überwinden wir uns und schaffen es, um halb sieben aufzustehen. Eine halbe Stunde später stehen wir im Office des Motels und wärmen uns mit heißer Schokolade auf, bis wir fit sind zu starten.
Dann geht es nach Norden in Richtung Crater Lake Nationalpark. Da wir uns noch außerhalb der Calderakante befinden, sehen wir längere Zeit über nichts als waldige Berge. Kurz hinter dem Eingang des Nationalparks taucht rechter Hand der Annie Creek mit seinem spektakulären Canyon auf. Diesen lassen wir aber links - äh, Verzeihung rechts - liegen: Wir haben ein anderes Ziel.
Wir folgen also der Straße zum Rim Village und biegen dort auf den Parkplatz der Crater Lake Lodge ein und stellen dort unser Auto ab. Die Lodge wirkt übrigens genauso edel und vornehm wie ihr Preis vermuten lässt, eine Kreuzung aus Alpenhütte und Luxushotel.
Hier haben wir zum ersten Mal Blick auf den See und sind begeistert von seiner tiefblauen Farbe. Mit steigender Sonne wird diese sich sogar noch verstärken.
Hinter der Lodge beginnt der Trail auf den Garfield Peak, einen der Berge, die den Krater bilden. Wie Lassen und Yellowstone war auch Crater Lake einst ein riesiger Supervulkan. Ein Ausbruch vor etwa 7000 Jahren sprengte den Gipfel weg, ein weiterer Ausbruch erzeugte den kleineren Vulkankegel, der heute Wizard Island bildet. Seitdem ist der Vulkan ruhig. Da der Krater keine natürlichen Abflüsse hat, lief er mit der Zeit voll Wasser und hat heute eine Tiefe von bis zu 593m.
Nachdem der Trail kurz einer Uferpromenade gefolgt ist, führt er als schöner Bergweg weiter nach oben. Immer wieder bieten sich neue atemberaubende Ausblicke auf den See aber auch nach Süden auf ein vulkanisches Hügelland und den Upper Klamath Lake. Laut der Nationalparkzeitung soll es hier auch Pikas geben, aber außer ein paar Chipmunks bekommen wir keine Tiere zu Gesicht.
Auch der Ausblick vom Gipfel ist ebenfalls sehr schön, wird allerdings von einem Paar von Joggern getrübt, die ihrer Begeisterung sehr lautstark Luft machen. Glücklicherweise brechen die beiden vor uns wieder auf.
Ausblick vom Garfield Peak Beim Abstieg erleben wir dann, dass dieser Trail wohl wirklich zu den beliebtesten des Parks zählt: Wahre Menschenmassen kommen uns entgegen, während wir, von den beiden geschwätzigen Joggern abgesehen, fast allein am Gipfel waren. Da hat sich das frühe Aufstehen also schon bezahlt gemacht…
Wir fahren nun weiter auf dem West Rim Drive um den See herum und halten dabei an mehreren Aussichtspunkten, darunter auch Discovery Point. Von dort aus hat John Wesley Hillman 1853 als erster Weißer den See erblickt. Die Indianer kannten den See allerdings schon lange vorher und betrachteten ihn als heiligen Ort. Einige ihrer Legenden berichten sogar aus der Zeit, als der Krater noch trocken war.
Am Discovery Point Von den Aussichtspunkten bieten sich immer neue wunderbare Aussichten auf den See und auf Wizard Island. Vom Watchman Point hat man einen besonders schönen Blick in den Krater des „kleinen“ Vulkans.
Wizard Island vom Watchman Point Da die Straße häufig außerhalb der Gipfel des Kraterrandes entlang führt hat man häufig auch einen guten Blick auf die anderen Vulkane des Nationalparks. Unter diesen sticht besonders der 2245m hohe Red Cone heraus.
Red Cone An der North Junction folgen wir weiter der Straße entlang des Seeufers. Der nächste Aussichtspunkt, Grouse Hill, zeichnet sich vor allem durch Unmengen von Chipmunks aus. Diese sind wohl von verantwortungslosen Parkbesuchern etwas zu oft gefüttert worden, denn sie haben sämtliche Scheu verloren und kommen bettelnd bis auf wenige Zentimeter heran.
Freches Chipmunk Die Ausblicke vom Ostrand des Kraters sind fast noch beeindruckender als die von der Westseite. Da wir für eine Schifffahrt leider keine Zeit haben fahren wir an der Cleetwood Cove vorbei, halten aber sonst bei jeder sich bietenden Gelegenheit und bewundern die Aussicht.
Die Straße führt nun geradewegs auf Mount Scott, den mit 2721m höchsten Punkt des Parks, zu. Direkt zu dessen Füßen führt eine Stichstraße zum Cloudcap Overlook, der höchsten Stelle des Rim Drives.
Mount Scott Der nächste Aussichtspunkt befindet sich am Pumice Castle, einer leuchtend gelben Bimssteinformation an der steilen Kraterinnenwand, die einem wunderbaren Kontrast zum tintenblauen Wasser bildet. Der hiesige Parkplatz wird von drei Wohnmobilen, dem Kennzeichen nach aus Florida, fast ganz in Anspruch genommen. Deren Insassen sind gerade damit beschäftigt, die Tonspur ihres Camcorders in breitestem Fränkisch zu besprechen.
Pumice Castle Nun umrundet die Straße einen der Kraterrandberge und trifft am Phantom Ship Overlook wieder auf den See. Phantom Ship, die zweite Insel im See, ist der Überrest eines älteren Vulkans, der durch den großen Ausbruch wieder freigelegt wurde. Die Felsstruktur erinnert an ein wettergegerbtes Piratenschiff, schlechtes Wetter und Nebel müssen diesen Eindruck noch zusätzlich verstärken, - bis man ein wirkliches Schiff vorbeifahren sieht und erkennt, dass das Ding die Größe eines 16-stöckigen Gebäudes hat.
Phantom Ship Am Aussichtspunkt versucht ein junger Vater gerade ein Foto von Frau und Kind zu machen, doch der Kleine, zwei oder drei Jahre alt, findet uns Fremde wesentlich interessanter als seinen Papa und will partout nicht in die Kamera schauen. Das Foto gelingt erst, als wir uns hinter den Fotografen stellen.
Gegenüber des Phantom Ship Overlook geht die Straße ins Pinnacle Valley ab. Diese führt durch den Wald entlang des Canyons des Sand Creeks zu den Pinnacles. Diese Versteinerten Überreste einstiger Fumarolen stehen wie einbetonierte Weihnachtsbäume am Rand einer Schlucht. Von einem Trail aus kann man sich diese wunderbar surreale Landschaft genauer betrachten.
Die Pinnacles Auf dem Parkplatz der Pinnacles machen wir eine traurige Entdeckung: Haben uns gestern noch die Schmetterlinge leid getan, die unserem Auto zum Opfer fielen, sehen wir hier, was anderen Autos so in die Quere kommt: Im Kühlergrill eines dicken, fetten SUV stecken die Überreste eines kleinen Singvogels!
Zurück auf dem Rim Drive umrunden wir die Dutton Cliff und kommen bei Sun Notch wieder ans Seeufer. Von dem wunderschönen Sun Notch Trail hat man noch einmal einen schönen Blick auf das Phantom Ship. Hier ist man sogar noch ein Stückchen näher daran, als vom offiziellen Aussichtspunkt aus, dafür ist die Ähnlichkeit mit einem Schiff nicht mehr ganz so stark.
Phantom Ship vom Sun Notch Trail Bevor sich unsere Runde um den See schließt, entfernt sich die Straße noch ein letztes mal vom Ufer, diesmal um die Vidae Ridge zu umfahren. An deren Fuß stürzen die schönen Vidae Falls direkt neben der Straße in die Tiefe.
Im Rim Village machen wir noch einen kurzen Besuch im Souvenirladen und im Visitor Center, die beide heute Vormittag noch nicht geöffnet hatten. Dann fahren wir wieder den West Rim Drive am See entlang und weiter nach Norden aus dem Park.
Bis Bend führt die Straße nun meistens schnurgerade und ein wenig langweilig durch den Wald. Eigentlich wollen wir die Lava Butte im Newberry National Volcanic Monument besuchen, doch wir müssen feststellen, dass das Monument montags und dienstags geschlossen hat, was in keinem Reiseführer erwähnt wurde. Wir versuchen einen Parkplatz zu finden, um wenigstens zu Fuß ein wenig zu der Butte zu laufen, geben das Unterfangen aber bald auf und begnügen uns mit dem Blick von der Straße.
Quasi als Ersatz fahren wir nun weiter zum Smith Rock State Park. Dieser ist zwar winzig, zeichnet sich aber durch wunderschöne Felsen entlang des schön mäandernden Crooked River aus. Die steilen Felswände sind bei Kletterern sehr beliebt und ein paar sind auch heute dabei, die Wände zu erklimmen.
Im Smith Rock State Park Als wir uns an den Felsen satt gesehen haben, fahren wir auf der US97 und der US197 durch zunehmend unwirtlicheres Hügelland nach Norden. Nur in den Flusstälern können sich hier noch Bäume halten, der Rest ist gelbes, dürres Gras und vereinzelte Wachholderbüsche auf schwarzem Lavaboden. Am Horizont sehen wir die weißen Gipfel von Mount Jefferson und Mount Hood.
Auf der Fahrt nach The Dalles In der Abenddämmerung erreichen wir schließlich The Dalles. Wir werfen noch einen kurzen Blick auf den Damm, der den Columbia River östlich der Stadt aufstaut, und fahren dann durch die Stadt zu deren westlichen Ende, wo wir im Super 8 ein Zimmer vorgebucht haben. Wir besorgen uns noch etwas zum Abendessen und gehen dann nach dem langen Tag bald ins Bett.
Fortsetzung folgt...
Viele Grüße,
Katharina