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Autor Thema: North-by-Northwest-Tour 2008: Denver, San Francisco und Seattle in vier Wochen  (Gelesen 59071 mal)

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Nekochan

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Guten Morgen allerseits! Heute geht unsere Fahrt weiter, unter anderem zu einem schönen Vulkan:

Samstag, 6.9.08: San Francisco - Old Station

Heute müssen wir das schöne San Francisco leider schon wieder verlassen. Wir stehen gegen 6 Uhr auf und fahren über die Bay Bridge Richtung Osten aus der Stadt.

Auf Treasure Island legen wir noch einen Zwischenstopp ein und schauen ein letztes Mal zurück. Nach den vielen Tagen unglaublich schönen Wetters ist heute zum ersten Mal ein wenig Nebel um die Golden Gate Bridge zu erkennen. - Vielleicht ist es doch ganz gut, dass wir heute fahren… Auf jeden Fall werden wir aber eines Tages wiederkommen.


Blick von Treasure Island zurück auf San Francisco


Golden Gate Bridge im Morgennebel

Am anderen Bayufer angekommen biegen wir Richtung Norden ab. Über die I880 und die I80 erreichen wir die Carquinez Bridge, überqueren diese und fahren weiter auf der Ca29 vorbei an der Stadt Napa in die berühmte Weinbauregion Napa Valley.

Die Landschaft erinnert hier sehr an Italien, schon allein durch die vielen Oleanderbüsche und Palmen am Straßenrand. Der Eindruck verstärkt sich noch als wir die ersten Weinberge und Weingüter in pseudo-italienischer Architektur erreichen. Je weiter wir in das Tal hineinkommen desto edler werden diese Weingüter.

Hier im Tal scheint heute ein Radrennen oder eine Sternfahrt stattzufinden denn es kommen uns Unmengen von Radfahrern mit teamweise gleichen Trikots entgegen.

Für die Besichtigung eines Weinguts oder gar eine Weinprobe ist es definitiv noch zu früh am Morgen. Dennoch machen wir einen kurzen Abstecher auf den Parkplatz einer Winzerei um sie etwas näher in Augenschein zu nehmen.


Weingut im Napa Valley

In dem Städtchen St. Helena halten wir an und schlendern ein wenig herum. Es gibt hier keine besonderen Sehenswürdigkeiten aber die Stadt an sich ist, besonders an einem so schön sonnigen Wochenendmorgen, sehr nett mit einigen schönen alten Häusern.


In St. Helena

Hinter Calistoga endet das Tal plötzlich. Die Straße führt zunächst noch durch einige Walnussplantagen, dann hinauf in eine immer karger werdende Hügellandschaft. Das saftige Grün der Weinberge weicht dem Gelb von trockenem Gras, nur vereinzelt gesprenkelt von Büschen und kleineren Bäumen.


Rückblick ins Napa Valley

Bei Clearlake fahren wir auf die Ca20 und auf dieser hinab in das Tal des Sacramento River. Diesem folgen wir ab Williams auf der I5 nach Norden. Das Tal ist recht langweilig: sehr flach, die Bergketten zu beiden Seiten sind nur zu erahnen.

Bei Red Bluff verlassen wir wieder die Interstate und folgen der Ca36 nach Osten. Diese windet sich mit vielen Kurven durch ausgedehnte Nadelwälder hinauf auf die Höhen der Sierra Nevada. Die Außentemperaturanzeige unseres Autos sinkt von nahezu 40°C im Tal auf nahezu erträgliche 28°C.

Leider ist sie nicht die einzige Anzeige, die heruntergeht: auch unsere Tankstandsanzeige sinkt langsam auf ein beunruhigendes Niveau. Wir erwarten jedoch, in Mineral am südlichen Eingang des Lassen Volcanic National Park tanken zu können. Ein Ort mit diesem Namen muss doch eine Tankstelle haben! - Hat er auch - oder vielmehr hatte: Die Tankstelle ist pleite und steht zum Verkauf. Wir fragen im General Store gegenüber nach. Die nächsten Tankstellen sind mehr als 30 Meilen nach Süden oder Osten entfernt. Allerdings gibt es am nördlichen Ende des Nationalparks, am Lake Manzanita, auch noch eine Tankstelle. Die macht aber schon um 5 Uhr zu.

Wir fürchten sowieso, das Auto nach einem Halt nicht mehr zum Laufen zu kriegen. Also durchqueren wir den Park im Schnelldurchgang. Als wir am Trailhead zum Lassen Peak den höchsten Punkt der Straße erreicht haben, atmen wir auf: Von jetzt an können wir das Auto spritsparend bergab rollen lassen. Tatsächlich erreichen wir so die Tankstelle und können unser braves Auto füttern.

So, und jetzt wird der Park angeschaut! Also zurück. Allerdings haben wir recht viel Zeit verloren. Um nicht in der Mittagshitze auf den Lassen Peak steigen zu müssen, beginnen wir unseren Besuch bei den Sulphur Works wieder fast am südlichen Parkeingang. Bei diesen handelt es sich um zwei Fumarolen. An sich nicht besonders eindrucksvoll, wenn man schon im Yellowstone war. Was sie aber auszeichnet ist ihre Lage mitten in einer wunderschönen Hochgebirgslandschaft.


Sulphur Works

Eine Schautafel macht noch auf einen weiteren bemerkenswerten Umstand aufmerksam: Die Gipfel der umliegenden Berge waren einst die Flanken eines viel größeren Vulkans, noch einmal 1000 Fuß höher als der heutige Mount Lassen. Die Vorstellung dieses riesigen Kegels und vor allem der Explosion, die ihn einst zerstörte, jagt einem einen Schauder über den Rücken.

Unser nächstes Ziel ist Bumpass Hell. Beim schönen Lake Helen startet der 1,5 Meilen lange Trail dorthin. Man läuft längere Zeit durch eine eindrucksvolle Gebirgslandschaft.

Schließlich kann man Big Boiler, die größte Fumarole der Welt, hören; kurz darauf öffnet sich der Blick auf das von Schwefel und Sinter gelb und weiß gefärbte Talbecken. Seinen Namen hat es von dem Trapper Kendall Vanhook Bumpass, der hier 1865 in den Sinterboden eingebrochen ist und im kochenden Wasser ein Bein verlor. Außer Big Boiler befinden sich hier noch einige andere Fumarolen, ein paar Mud Pots und ein oder zwei heiße Quellen. Ein wenig ist es wie Yellowstone in klein aber doch ganz anders und nahezu ebenso beeindruckend.


Erster Blick auf Bumpass Hell


In Bumpass Hell

Wieder zum Auto zurückgekehrt stellen wir fest, dass die Zeit nun doch schon recht fortgeschritten ist. Gehen wir zu zweit schaffen wir es nie vor dem Dunkelwerden auf den Lassen Peak und wieder hinunter. Doch wie schon gesagt: Wir sind stur. Nach einigem Überlegen beschließen wir, dass Dirk, der der wesentlich schnellere Bergsteiger (und auch der sturere) von uns beiden ist, allein zum Gipfel hinauf steigen soll. Katharina macht es sich derweil mit ihrem Buch in der Nähe des Parkplatzes gemütlich.

Offiziell braucht man für die Wanderung auf den Lassen Peak und zurück 4 - 5 Stunden - Dirk schafft es in etwa 1,5 Stunden. Der Weg führt zunächst in flachen Serpentinen durch den Wald, dann steiler mal durch ein offenes Kar dann wieder an der Kante des Kars entlang. Vom Gipfel aus bietet sich ein grandioser Ausblick auf scheinbar endlose Wälder mit einzelnen Seen. Der Krater des Ausbruchs von 1915, des zweitjüngsten Ausbruchs auf dem amerikanischen Festland, ist deutlich zu erkennen, ebenso die Überreste des einstigen Supervulkans.


Krater des Lassen Peak


Ausblick vom Lassen Peak

Nachdem Dirk wieder unten angekommen ist, fahren wir weiter. Die tiefstehende Sonne bewirkt fantastische Farbenspiele auf dem kahlen Kegel des Lassen. Wir halten mehrmals an, unter anderem am Hat Lake und am Manzanita Lake. An letzterem beobachten wir den Sonnenuntergang - eine herrlich romantische Stimmung: der stille Waldsee, aus dem von Zeit zu Zeit ein Fisch hüpft, dahinter der rot glühende Berg und oben am Himmel der Mond…


Abendstimmung am Hat Lake


Abendstimmung am Manzanita Lake

Nachdem die Sonne versunken ist und die Farbenpracht des Lassenglühens langsam nachlässt verlassen wir auf der Ca89 den Park Richtung Norden. Die Straße führt hier durch unendliche Wälder. Wir fürchten schon, das Motel, das wir für heute vorgebucht haben, nicht zu finden - und etwas zu essen schon gleich zweimal nicht.

Doch endlich erreichen wir Old Station und finden dort auch das Rim Rock Resort, eine eigentümliche Mischung aus Motel, Campinglatz und Tante-Emma-Laden. In letzterem kaufen wir uns ein kleines Abendessen und beziehen dann unsere Cabin im Motel-Stil (oder war es andersrum?), ein winziges Zimmer mit Bad und Mikrowellenherd in einer Holzhütte.

Fortsetzung folgt...

Viele Grüße,
Katharina
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wuender

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Guten Morgen allerseits! Bitte einsteigen, es geht weiter! Wir besuchen einen etwas abgelegenen aber sehr schönen Teil des Lassen Volcanic NP und erforschen mehrere Lavahöhlen. Viel Spaß!

Sonntag, 7.9.08: Old Station - Fort Klamath

Über Nacht ist es in der Cabin empfindlich kalt geworden. Es kostet eine große Überwindung aufzustehen und sich im Bad mit dem auch nicht gerade warmen Wasser zu waschen.

Irgendwie schaffen wir es aber schließlich doch und befinden uns kurze Zeit später auf der Ca44 Richtung Osten um den zweiten Vulkan des Lassen Volcanic National Parks zu besteigen. Der 2105m hohe Cinder Cone heißt nicht nur so - es handelt sich bei ihm wirklich um einen nahezu perfekten Kegel aus schwarz-brauner Asche.

Der Trail auf den Cinder Cone startet am Campingplatz am Butte Lake und führt dann als Lehrpfad durch einen lichten Pinienwald. Auch hier besteht der Boden schon aus schwer gangbaren Aschesand. Zur Linken erhebt sich bald der erstarrte Lavastrom des letzten Ausbruchs vor ca. 350 Jahren. Dieser Lavastrom ist nicht etwa glatt, wie man vermuten könnte, sondern besteht aus vielen bröseligen schwarzen Felsbrocken.

Schließlich taucht der Cinder Cone selber zwischen den Bäumen auf. Die Flanken wirken recht steil. - Wie wollen wir da rauf kommen!? Der Trail ist durch den Aschesand wirklich nicht gerade leicht zu gehen: Für zwei Schritte vorwärts rutscht man einen wieder zurück. Endlich kommen wir aber doch oben an und die Aussicht entschädigt für alle Strapazen: Im Westen steht der Lassen Peak, im Osten glitzert der Butte Lake, im Süden sind die bunten Lavaströme der Painted Dunes und ringsherum erstrecken sich endlose Wälder mit Bergen, deren Kegelform man entnehmen kann, dass es sich bei ihnen ebenfalls um schlafende Vulkane handelt.


Cinder Cone


Painted Dunes

Dirk steigt den Trail hinunter in den Krater während Katharina oben bleibt, um die Aussicht zu genießen - und natürlich das Beweisfoto zu machen. Erst jetzt wird klar, wie tief der Krater eigentlich ist.


Lassen Peak vom Cinder Cone aus

Nachdem Dirk wieder oben angekommen ist, machen wir uns gemeinsam an den Abstieg. Dieser ist wesentlich einfacher als der Aufstieg, da man im weichen Sand gut abfahren kann, und bald sind wir wieder unten beim Auto angekommen.

Wir fahren nun zurück nach Old Station und dann weiter auf der Ca89 nach Norden. Die Strecke führt zunächst recht unspektakulär durch den Wald, doch bald taucht Mount Shasta vor uns auf.


Erster Blick auf Mount Shasta

Kurz vor McCloud biegen wir auf den River Loop ein, der zu drei kleinen Wasserfällen des McCloud River führt. Die Picknickplätze dort sind zu Recht sehr stark frequentiert.


Auf dem River Loop


Auf dem River Loop

Zurück auf der Landstraße wollen wir aber auch einen nicht von Bäumen verstellten Blick auf den majestätischen Mount Shasta werfen. Zu diesem Zweck folgen wir der Straße zum Mount Shasta Skigebiet. Der Blick von dort ist wirklich sehr schön. Leider ist aber die Durchfahrt zur Ortschaft Mount Shasta im Sommer gesperrt. Also fahren wir wieder zurück und umrunden auf der I5 den Vulkan und seinen kleinen Bruder, die Black Butte.


Mount Shasta von Süden

Bei Weed verlassen wir wieder die Interstate und folgen nun der Ca87 nach Norden. Hier gibt es noch einen letzten schönen Aussichtspunkt auf Mount Shasta. Die Straße führt nun weiter durch eine vulkanische Hügellandschaft, der Wald wird aber zunehmend karger.


Mount Shasta von Norden

Da es noch relativ früh ist, beschließen wir spontan, einen Abstecher zum Lavabeds National Monument zu machen. Dazu biegen wir kurz bevor wir die Grenze nach Oregon erreichen auf die Ca161 durch das Tule Lake National Wildlife Refuge ab. Auffällig sind hier die riesigen Mengen an kleinen weißen Schmetterlingen, die anscheinend Selbstmordabsichten hegen, denn sie stürzen sich immer genau vor unserem Auto auf die Straße. - Hoffen wir mal, dass nicht sie die Tiere waren, die hier geschützt werden sollten…

Durch den Nordeingang erreichen wir das National Monument. Vor kurzem hat hier ein heftiges Feuer gewütet und mehrere Trails sind daher noch immer gesperrt. Wir laufen den kurzen Gillems Camp Trail. Dieser Trail führt über die Stelle, wo sich im Krieg mit den Modoc Indianern 1872/73 das Lager der amerikanischen Armee befand. Die Modoc, die sich in dem unwirtlichen Lavaland gut auskannten, leisteten hier unter ihrem Anführer Captain Jack erbitterten Widerstand gegen ihre Deportation nach Oklahoma. Erst nach mehreren blutigen Schlachten mussten sie sich schließlich geschlagen geben. Captain Jack und zwei weitere Anführer wurden zum Tode verurteilt, die restlichen 160 Modoc nach Oklahoma deportiert. Sieht man das Land um das dieser Krieg ging, fällt es erst recht schwer zu verstehen, warum man dies den Indianern nicht einfach überlassen konnte: Diesen ist es heilig, doch aus weißer Sicht, zumindest des 19. Jahrhunderts, ist es eigentlich wertlos…


Auf dem Gillems Camp Trail

Nach diesen traurigen Eindrücken fahren wir weiter nach Süden. Bekannt ist das National Monument vor allem für seine vielen Lavahöhlen. Diese darf man ohne Führer auf eigene Faust erkunden. Im Visitor Center erstehen wir noch schnell eine Taschenlampe, dann lenken wir unser Auto auf die Cave Loop Road, die an den meisten der Höhlen vorbei führt.

Auf gut Gück entscheiden wir uns für die Catacombs. Durch ein Loch erreichen wir ein Labyrinth von Gängen. Da unsere Taschenlampe nur sehr schwach ist, wir Angst haben uns zu verlaufen und zudem keinen Helm auf haben, kehren wir bald wieder um. Wir sind froh, als wir das Licht des Höhleneingangs wieder vor uns sehen, möchten die Erfahrung allein in einer Höhle gewesen zu sein aber nicht missen.

Zwei der Höhlen des National Monuments, Skull Cave und Merrill Cave sind Eishöhlen. Diese wollen wir uns natürlich nicht entgehen lassen. Zuerst fahren wir zur Skull Cave. Diese ist besser ausgebaut als die Catacombes. Licht gibt es zwar auch hier nicht, aber durch den riesigen Höhleneingang führen Stahltreppen und -geländer in die Tiefe und helfen bei der Orientierung. - Allerdings sind die Handläufe der Treppen auch empfindlich kalt, Handschuhe wären keine schlechte Idee… Der Icefloor der Höhle ist leider gesperrt, da er durch die vielen Besucher zu stark verschmutzt wurde, daher beschließen wir, auch die Merrill Cave aufzusuchen.


In der Skull Cave

Diese Höhle hat sogar zwei natürliche Eingänge. Durch einen der beiden kann man über Stahltreppen hinunter in die Höhle steigen. Über weitere Stahltreppen und Holzbohlen kommt man noch weiter hinunter zum Icefloor - oder vielmehr dahin, wo er einmal war, denn vor ca. 10 Jahren ist dieser eingestürzt. Im Licht der Taschenlampe können wir einige winzige Fleckchen Eis erkennen - oder glauben dies zumindest.


Eingang der Merrill Cave

Wieder zurück am Tageslicht verlassen wir das National Monument wieder Richtung Norden, halten unterwegs aber noch an dem einen oder anderen Aussichtspunkt. Dann überqueren wir die Grenze nach Oregon und fahren weiter nach Klamath Falls. Dies scheint ein sehr nettes Städtchen zu sein. Tankstellen allerdings sind hier sehr dünn gesät und unser Auto hat langsam wieder Durst. Nach langer Suche finden wir aber doch noch eine und können dann am Ostufer des Upper Klamath Lake weiter nach Norden fahren. Die tiefstehende Sonne macht den wunderschönen See noch eindrucksvoller.


Im Lava Beds National Monument

Kurz vor Fort Klamath sorgt eine Baustelle noch einmal für ein wenig Verwirrung, sperrt diese doch die gesamte Straße und zwingt uns auf eine Umleitung durch einsame Kuhweiden. Fast können wir das Aspen Inn, unser Motel für diese Nacht, nicht finden, entdecken aber nach einer kurzen Irrfahrt doch das Hinweisschild.

Von der Wirtin Heidi werden wir überschwänglich begrüßt und gleich mit Informationen für den morgigen Tag versorgt. Sie spricht auch ein paar Brocken Deutsch und ist froh, dies an uns üben zu können. Schließlich können wir uns loseisen und beziehen unsere gemütliche A-shaped Cabin, wo wir uns von dem ereignisreichen Tag erholen.

Fortsetzung folgt...

Schöne Grüße,
Dirk

USAflo

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Schöne Bilder!
Aber ist dieses Bild nicht spiegelverkehrt??


Erster Blick auf Mount Shasta

Wir haben doch keinen Linksverkehr in den USA???

Tschau
Links zu meinen USA-Reiseberichten, Ausflugs- und Gastronomietipps für das Oldenburger Münsterland und Berichte zu unseren Europareisen auf meinem Blog: https://unser-om-und-umzu.blogspot.com/p/blog-page_19.html

wuender

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Wir haben doch keinen Linksverkehr in den USA???

Wenn das Bild spiegelverkehrt wäre, würden wir aber hinter einem Geisterfahrer herfahren :wink:

Ich vermute mal, dass der Fahrer unseres Autos (ich verrate jetzt nicht, wer das sehr wahrscheinlich war :oops:) versucht hat, das Bild während der Fahrt selber aufzunehmen und sich dabei sehr bemühen musste:

a) Den Horizont möglichst horizontal hinzubekommen (darum heißt er ja auch so :lol:)
b) Nicht die Motorhaube mit aufs Bild zu bekommen

Was ein Cop, der diese Aktion mitbekommen hätte, dazu sagen würde, möchte ich gar nicht wissen. Immerhin sind die Straßen im Westen der USA abseits der Ballungsgebiete ja meistens recht leer :wink:

Schöne Grüße,
Dirk

USAflo

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Ok, ich dachte, dass andere Auto kommt euch entgegen und der Beifahrer, so wie es ordnungsgemäß gewesen wäre  :wink: hätte das Foto aufgenommen.
Nach deiner Erklärung macht es aber doch Sinn...
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wuender

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[...] und der Beifahrer, so wie es ordnungsgemäß gewesen wäre  :wink: hätte das Foto aufgenommen.

Da ich inzwischen auf DSLR umgestiegen bin, wird das im kommenden Urlaub auch so ablaufen. Ganz lebensmüde bin ich dann doch nicht... :lol:

Schöne Grüße,
Dirk

tigger70

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Tolle Beschreibung, das kann ich mir richtig bildhaft vorstellen. Katharina hätte wohl ähnlich reagiert, wenn eine der vielen Taranteln, die wir auf der Route 66 gesehen haben, zu nahe gekommen wäre...


Ich hoffe, ihr habt unter irgendwelche Steine geschaut, um diese Entdeckung zu machen... :?

Lassen Volcanic hat uns super gut gefallen, ein toller NP der auch überhaupt gar nicht überlaufen ist !!! Allerdings waren wir bisher noch nicht in Yellowstone, evtl. ist man sonst eher enttäuscht.

LG

Claudi
USA 1998, 1999, 2001, 2002, 2003, 2004, 2005, 2006, 2007, 2008, 2009, 2010, 2011

wuender

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Ich hoffe, ihr habt unter irgendwelche Steine geschaut, um diese Entdeckung zu machen... :?

Aber nein, die Tarantelmännchen liefen in größeren Mengen quer über die Route 66. Da auf dieser Straße außer ein paar Touristen niemand mehr unterwegs ist (der große Rest fährt auf der benachbarten Autobahn), konnten wir auch einfach mitten auf der Straße anhalten, um die Tiere zu beobachten. Am Tag vorher hatten wir am Midpoint Cafe in Adrian, TX ein totes Exemplar gesehen und halb im Scherz noch an ein entlaufenes Haustier gedacht...

Lassen Volcanic hat uns super gut gefallen, ein toller NP der auch überhaupt gar nicht überlaufen ist !!! Allerdings waren wir bisher noch nicht in Yellowstone, evtl. ist man sonst eher enttäuscht.

Es wird ja vereinzelt die Meinung geäußert, man könne sich den Lassen Volcanic NP sparen, wenn man schon im Yellowstone NP war. Wenn man nur die geothermal aktiven Stellen vergleicht, ist der Yellowstone natürlich viel beeindruckender, das ist klar. Ich denke auch mal, dass Ihr von diesem Park beeindruckt sein werdet. Aber wer in der tollen Bergumgebung des Lassen ein paar Trails läuft und dann diesen Park immer noch weglassen will, der ist selber schuld...

Schöne Grüße,
Dirk

Nekochan

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So, und hier kommt schon die nächste Etappe:

Montag, 8.9.08: Fort Klamath - The Dalles

Auch heute Früh ist es wieder empfindlich kalt in der Cabin, doch da wir heute noch viel vorhaben überwinden wir uns und schaffen es, um halb sieben aufzustehen. Eine halbe Stunde später stehen wir im Office des Motels und wärmen uns mit heißer Schokolade auf, bis wir fit sind zu starten.

Dann geht es nach Norden in Richtung Crater Lake Nationalpark. Da wir uns noch außerhalb der Calderakante befinden, sehen wir längere Zeit über nichts als waldige Berge. Kurz hinter dem Eingang des Nationalparks taucht rechter Hand der Annie Creek mit seinem spektakulären Canyon auf. Diesen lassen wir aber links - äh, Verzeihung rechts - liegen: Wir haben ein anderes Ziel.

Wir folgen also der Straße zum Rim Village und biegen dort auf den Parkplatz der Crater Lake Lodge ein und stellen dort unser Auto ab. Die Lodge wirkt übrigens genauso edel und vornehm wie ihr Preis vermuten lässt, eine Kreuzung aus Alpenhütte und Luxushotel.

Hier haben wir zum ersten Mal Blick auf den See und sind begeistert von seiner tiefblauen Farbe. Mit steigender Sonne wird diese sich sogar noch verstärken.

Hinter der Lodge beginnt der Trail auf den Garfield Peak, einen der Berge, die den Krater bilden. Wie Lassen und Yellowstone war auch Crater Lake einst ein riesiger Supervulkan. Ein Ausbruch vor etwa 7000 Jahren sprengte den Gipfel weg, ein weiterer Ausbruch erzeugte den kleineren Vulkankegel, der heute Wizard Island bildet. Seitdem ist der Vulkan ruhig. Da der Krater keine natürlichen Abflüsse hat, lief er mit der Zeit voll Wasser und hat heute eine Tiefe von bis zu 593m.

Nachdem der Trail kurz einer Uferpromenade gefolgt ist, führt er als schöner Bergweg weiter nach oben. Immer wieder bieten sich neue atemberaubende Ausblicke auf den See aber auch nach Süden auf ein vulkanisches Hügelland und den Upper Klamath Lake. Laut der Nationalparkzeitung soll es hier auch Pikas geben, aber außer ein paar Chipmunks bekommen wir keine Tiere zu Gesicht.

Auch der Ausblick vom Gipfel ist ebenfalls sehr schön, wird allerdings von einem Paar von Joggern getrübt, die ihrer Begeisterung sehr lautstark Luft machen. Glücklicherweise brechen die beiden vor uns wieder auf.


Ausblick vom Garfield Peak

Beim Abstieg erleben wir dann, dass dieser Trail wohl wirklich zu den beliebtesten des Parks zählt: Wahre Menschenmassen kommen uns entgegen, während wir, von den beiden geschwätzigen Joggern abgesehen, fast allein am Gipfel waren. Da hat sich das frühe Aufstehen also schon bezahlt gemacht…

Wir fahren nun weiter auf dem West Rim Drive um den See herum und halten dabei an mehreren Aussichtspunkten, darunter auch Discovery Point. Von dort aus hat John Wesley Hillman 1853 als erster Weißer den See erblickt. Die Indianer kannten den See allerdings schon lange vorher und betrachteten ihn als heiligen Ort. Einige ihrer Legenden berichten sogar aus der Zeit, als der Krater noch trocken war.


Am Discovery Point

Von den Aussichtspunkten bieten sich immer neue wunderbare Aussichten auf den See und auf Wizard Island. Vom Watchman Point hat man einen besonders schönen Blick in den Krater des „kleinen“ Vulkans.


Wizard Island vom Watchman Point

Da die Straße häufig außerhalb der Gipfel des Kraterrandes entlang führt hat man häufig auch einen guten Blick auf die anderen Vulkane des Nationalparks. Unter diesen sticht besonders der 2245m hohe Red Cone heraus.


Red Cone

An der North Junction folgen wir weiter der Straße entlang des Seeufers. Der nächste Aussichtspunkt, Grouse Hill, zeichnet sich vor allem durch Unmengen von Chipmunks aus. Diese sind wohl von verantwortungslosen Parkbesuchern etwas zu oft gefüttert worden, denn sie haben sämtliche Scheu verloren und kommen bettelnd bis auf wenige Zentimeter heran.


Freches Chipmunk

Die Ausblicke vom Ostrand des Kraters sind fast noch beeindruckender als die von der Westseite. Da wir für eine Schifffahrt leider keine Zeit haben fahren wir an der Cleetwood Cove vorbei, halten aber sonst bei jeder sich bietenden Gelegenheit und bewundern die Aussicht.

Die Straße führt nun geradewegs auf Mount Scott, den mit 2721m höchsten Punkt des Parks, zu. Direkt zu dessen Füßen führt eine Stichstraße zum Cloudcap Overlook, der höchsten Stelle des Rim Drives.


Mount Scott

Der nächste Aussichtspunkt befindet sich am Pumice Castle, einer leuchtend gelben Bimssteinformation an der steilen Kraterinnenwand, die einem wunderbaren Kontrast zum tintenblauen Wasser bildet. Der hiesige Parkplatz wird von drei Wohnmobilen, dem Kennzeichen nach aus Florida, fast ganz in Anspruch genommen. Deren Insassen sind gerade damit beschäftigt, die Tonspur ihres Camcorders in breitestem Fränkisch zu besprechen.


Pumice Castle

Nun umrundet die Straße einen der Kraterrandberge und trifft am Phantom Ship Overlook wieder auf den See. Phantom Ship, die zweite Insel im See, ist der Überrest eines älteren Vulkans, der durch den großen Ausbruch wieder freigelegt wurde. Die Felsstruktur erinnert an ein wettergegerbtes Piratenschiff, schlechtes Wetter und Nebel müssen diesen Eindruck noch zusätzlich verstärken, - bis man ein wirkliches Schiff vorbeifahren sieht und erkennt, dass das Ding die Größe eines 16-stöckigen Gebäudes hat.


Phantom Ship

Am Aussichtspunkt versucht ein junger Vater gerade ein Foto von Frau und Kind zu machen, doch der Kleine, zwei oder drei Jahre alt, findet uns Fremde wesentlich interessanter als seinen Papa und will partout nicht in die Kamera schauen. Das Foto gelingt erst, als wir uns hinter den Fotografen stellen.

Gegenüber des Phantom Ship Overlook geht die Straße ins Pinnacle Valley ab. Diese führt durch den Wald entlang des Canyons des Sand Creeks zu den Pinnacles. Diese Versteinerten Überreste einstiger Fumarolen stehen wie einbetonierte Weihnachtsbäume am Rand einer Schlucht. Von einem Trail aus kann man sich diese wunderbar surreale Landschaft genauer betrachten.


Die Pinnacles

Auf dem Parkplatz der Pinnacles machen wir eine traurige Entdeckung: Haben uns gestern noch die Schmetterlinge leid getan, die unserem Auto zum Opfer fielen, sehen wir hier, was anderen Autos so in die Quere kommt: Im Kühlergrill eines dicken, fetten SUV stecken die Überreste eines kleinen Singvogels!

Zurück auf dem Rim Drive umrunden wir die Dutton Cliff und kommen bei Sun Notch wieder ans Seeufer. Von dem wunderschönen Sun Notch Trail hat man noch einmal einen schönen Blick auf das Phantom Ship. Hier ist man sogar noch ein Stückchen näher daran, als vom offiziellen Aussichtspunkt aus, dafür ist die Ähnlichkeit mit einem Schiff nicht mehr ganz so stark.


Phantom Ship vom Sun Notch Trail

Bevor sich unsere Runde um den See schließt, entfernt sich die Straße noch ein letztes mal vom Ufer, diesmal um die Vidae Ridge zu umfahren. An deren Fuß stürzen die schönen Vidae Falls direkt neben der Straße in die Tiefe.

Im Rim Village machen wir noch einen kurzen Besuch im Souvenirladen und im Visitor Center, die beide heute Vormittag noch nicht geöffnet hatten. Dann fahren wir wieder den West Rim Drive am See entlang und weiter nach Norden aus dem Park.

Bis Bend führt die Straße nun meistens schnurgerade und ein wenig langweilig durch den Wald. Eigentlich wollen wir die Lava Butte im Newberry National Volcanic Monument besuchen, doch wir müssen feststellen, dass das Monument montags und dienstags geschlossen hat, was in keinem Reiseführer erwähnt wurde. Wir versuchen einen Parkplatz zu finden, um wenigstens zu Fuß ein wenig zu der Butte zu laufen, geben das Unterfangen aber bald auf und begnügen uns mit dem Blick von der Straße.

Quasi als Ersatz fahren wir nun weiter zum Smith Rock State Park. Dieser ist zwar winzig, zeichnet sich aber durch wunderschöne Felsen entlang des schön mäandernden Crooked River aus. Die steilen Felswände sind bei Kletterern sehr beliebt und ein paar sind auch heute dabei, die Wände zu erklimmen.


Im Smith Rock State Park

Als wir uns an den Felsen satt gesehen haben, fahren wir auf der US97 und der US197 durch zunehmend unwirtlicheres Hügelland nach Norden. Nur in den Flusstälern können sich hier noch Bäume halten, der Rest ist gelbes, dürres Gras und vereinzelte Wachholderbüsche auf schwarzem Lavaboden. Am Horizont sehen wir die weißen Gipfel von Mount Jefferson und Mount Hood.


Auf der Fahrt nach The Dalles

In der Abenddämmerung erreichen wir schließlich The Dalles. Wir werfen noch einen kurzen Blick auf den Damm, der den Columbia River östlich der Stadt aufstaut, und fahren dann durch die Stadt zu deren westlichen Ende, wo wir im Super 8 ein Zimmer vorgebucht haben. Wir besorgen uns noch etwas zum Abendessen und gehen dann nach dem langen Tag bald ins Bett.

Fortsetzung folgt...

Viele Grüße,
Katharina
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nordlicht

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Ich war ja bisher ein sehr stiller Mitreisender, aber sowohl der Crater Lake als auch Eure Bilder von dort gefallen mir so gut, dass ich mich mal melden muss.
Besonders dieses Bild mit dem etwas diesig verschwommenen Kraterrand und Mt.Scott im Hintergrund und Wizard Island im Vordergrund ist klasse. Ich wuerde das Bild glaube ich unten etwas beschneiden, so dass die Steine im Vordergrund wegfallen und das Bild nur noch in blaugruen-weiss ist. Dann als Poster gross abziehen, rahmen und mitten ins Wohnzimmer haengen. Toll!

Wizard Island vom Watchman Point
Auf jeden Fall vielen Dank fuer den schoenen Reisebericht, freue mich schon auf die Fortsetzung.

wuender

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Ich war ja bisher ein sehr stiller Mitreisender, aber sowohl der Crater Lake als auch Eure Bilder von dort gefallen mir so gut, dass ich mich mal melden muss.

Hallo Nordlicht, schön dass Du noch mitfährst!

Besonders dieses Bild mit dem etwas diesig verschwommenen Kraterrand und Mt.Scott im Hintergrund und Wizard Island im Vordergrund ist klasse.

Danke für das Lob! Klasse finde ich, dass das eines von Katharinas Bildern ist - sie behauptet nämlich immer, dass ihre Bilder nicht so gut wären. Ist doch Blödsinn - wer von uns beiden produziert denn die komischen und schiefen Geisterfahrer-Fotos...  :D :wink:

Schöne Grüße,
Dirk

Micha73

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Bin etwas länger in San Francisco geblieben und nun hinterhergedüst - ihr habt vielleicht ein Tempo drauf. :)

Sehr schöner Urlaubsbericht, habe tatsächlich vieles aus meinem Urlaub wiedererkannt und gleich mal wieder meine Urlaubsfotos rausgeholt.

Interessant auch die Info vom Feuer im Lavabeds NM - als wir 3 Wochen vor euch da waren, war es extrem diesig und wir hatten schon vermutet, daß es in der Nähe brennt:



gibts irgendwo nen Link zu Eurer diesjährigen Route? (Nur, damit ich weis auf was für einen Reisebericht ich mich freuen darf)

Ja, einen Link gibt es und zwar hier: http://forum.usa-reise.de/index.php?topic=36604

Das ist aber witzig - das ist ja fast genau unsere Route für dieses Jahr! Nachdem ihr uns also 2008 durch den Nordwesten gefolgt seid, werden wir euch bald im Südwesten nachreisen, allerdings mit 1,5 Monaten Abstand - kann ich euch also vorher noch nach Tips fragen. :)

Und 2010 klappts dann vielleicht auch mal mit einem gemeinsamen Treffen im Urlaub.  :lol:

wuender

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Interessant auch die Info vom Feuer im Lavabeds NM - als wir 3 Wochen vor euch da waren, war es extrem diesig und wir hatten schon vermutet, daß es in der Nähe brennt.

Sehr interessant. Dafür war bei Euch der schöne Leuchtturm von Point Arena noch nicht eingerüstet. Irgendwie findet sich wohl immer ein Grund, warum man ein paar Wochen früher oder später hätte unterwegs sein sollen :D (im Moment hoffe ich bezüglich unserer nächsten Reise mal stark, dass sich in den kommenden Wochen der Straßenzustand einiger Gravelroads im Südwesten noch deutlich bessert...)

Aber auf das Treffen im Urlaub 2010 freue ich mich jetzt schon :D :wink:

Schöne Grüße,
Dirk

wuender

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Guten Morgen allerseits,

so ganz langsam neigt sich unsere Reise dem Ende entgegen. Aber ein paar schöne Tage kommen noch. Heute besichtigen wir ein schönes Flusstal mit tollen Wasserfällen sowie den beeidruckenden Ort einer riesigen Naturkatastrophe:

Dienstag, 9.9.08: The Dalles - Salkum

Nachdem wir das Super-8-Frühstück inklusive Selber-Back-Waffeln ausgiebig gewürdigt haben, begeben wir uns auf die Suche nach der US30. Wir benötigen mehrere Anläufe bis wir endlich die richtige Straße gefunden haben und auf dieser die Stadt Richtung Westen verlassen können.

Da die Schlucht des Columbia River Gorge vor den diversen Regulierungsmaßnahmen der 30er- bis 60er-Jahre nicht passierbar war (die Pioniere des Oregon Trail durchquerten sie auf Flößen), führt die historische Straße durch die Hügel oberhalb der Schlucht, während die neue Interstate I84 unten parallel dem Fluss folgt.

Leider ist die alte Straße nicht mehr überall befahrbar doch von The Dallas bis Mosier können wir dieser folgen, wie sie sich in abenteuerlichen Kurven zwischen den dunklen Lavafelsen durch die, hier auf der Westseite des Küstengebirges noch recht kahle, Landschaft windet. Immer wieder gibt es schöne Aussichtspunkte auf die Schlucht und die gewundene Straße.


Straße durch die Columbia Gorge

Bei Mosier müssen wir dann ein Stück der Interstate folgen. Bei Hood River überqueren wir den Columbia und folgen ihm nun einige Zeit auf dem Washingtoner Ufer. Die Gegend wird hier immer grüner und erinnert zunehmend an das Rheintal, nur die mittelalterlichen Burgen fehlen. - Schon die ersten Siedler hatten anscheinen diesen Gedanken, denn die erste Stadt am nördlichen Flussufer heißt - Bingen!


Überquerung des Columbia River

Auf der Fahrt entlang des Flusses können wir nun am südlichen Ufer den eindrucksvollen Mount Hood stehen sehen.


Mount Hood

Über die Bridge of the Gods fahren wir etwa fünf Meilen weiter wieder zurück nach Oregon. Der Name dieser schönen Stahlbrücke von 1925 kommt daher, dass indianische Legenden von einer natürlichen Brücke an dieser Stelle berichten, die aber bei Kämpfen zwischen den Göttern zerstört wurde. Tatsächlich konnten Geologen nachweisen, dass vor etwa tausend Jahren das Tal hier durch einen Erdrutsch blockiert wurde und dieser Damm wohl langsam so unterspült wurde, dass sich tatsächlich eine Art Brücke bildete, die irgendwann aber einstürzte. Auf den Brückenpfeilern der Oregonseite sind schöne Murals angebracht, die von den Indianern, die hier früher lebten und der Lewis-und-Clark-Expedition berichten.


Bridge of the Gods

Etwas flussabwärts der Brücke erreichen wir den Bonneville Dam, einen der vielen Dämme, die mittlerweile die gewaltige Kraft des viertgrößten Flusses der USA nutzbar machen. Der Damm hat ein schönes Visitor Center, dessen Ausstellung sich nicht nur mit dem Damm selber, sondern auch mit der Geschichte der Gegend, vor allem Lewis und Clark und dem Oregon Trail, beschäftigt. Im Souvenirshop erstehen wir eine Woody-Guthrie-CD - ab jetzt bildet "Roll on Columbia" den Soundtrack unserer weiteren Reise.


Der Bonneville Dam

Im Keller kann man durch große Fenster in die Fischtreppe hinausschauen und beobachten wie sich die teilweise recht riesigen Fische gegen die Strömung nach oben kämpfen. Im Nebenzimmer sind Fischzähler damit beschäftigt aufzuzeichnen, wie viele Fische von welcher Art hier vorbei kommen. Durch die starke Regulierung des Flusses und Überfischung hat leider die Zahl der Fische dramatisch abgenommen. Lewis und Clark berichten von solchen Mengen von Lachsen, dass man den Columbia beinahe trockenen Fußes überqueren konnte. Die Yakima und Klickitat Indianer, die hier lebten, trockneten die Lachse und handelten damit, so dass einzelne Fische sogar bis auf die andere Seite der Rocky Mountains gelangten.


Fischtreppe des Bonneville Dam

Kurz hinter dem Damm gibt es wieder ein Stück der alten Straße. Diese führt nun vorbei an mehreren schönen Wasserfällen. Nach einem kurzen Stop bei den Horsetail Falls erreichen wir die wohl bekanntesten davon, die Multnomah Falls. In zwei Stufen fällt das Wasser hier insgesamt 189m in die Tiefe. In 32m Höhe überquert eine Fußgängerbrücke im Art-deco-Stil die Abbruchkante des unteren Falls. Da die Fälle so bekannt sind herrscht unten und bis zur Brücke ein ziemlicher Rummel. Erst als wir hinter der Brücke den steilen Fußweg nach oben erklimmen wird es etwas ruhiger. Nach längerem Anstieg erreichen wir eine Aussichtsplattform oberhalb der Abbruchkante des oberen Falls: Ein eindrucksvoller Blick!


Multnomah Falls

Nach dem Abstieg folgen wir weiter dem alten Columbia Highway. Nächste Attraktion ist das Vista House, ein ehemaliges Rasthaus von 1916, das 2005 aufwändig renoviert wurde. Wüsste man nicht, um was es sich hier handelt, man könnte es für einen kleinen Tempel oder ein Mausoleum halten. - Was waren das für Zeiten als man noch solche Raststätten baute…


Im Vista House

Einen Hügelrücken weiter befindet sich auf Chanticleer Point ein State Park, der vom Portland Women's Forum gegründet wurde. Von hier aus haben wir noch einen letzten schönen Blick auf die Schlucht und das Vista House.


Ausblick vom Chantecleer Point

Bei Troutdale fahren wir dann wieder auf die Interstate und fahren nun auf der I84 und der I5 durch Portland hindurch und dann weiter nach Norden. Bei Castle Rock verlassen wir diese wieder und folgen nun der Wa504 Richtung Mount St. Helens.

Schon von weitem können wir den enthaupteten Berg sehen. Je näher wir diesem kommen, desto deutlicher wird das Ausmaß der Zerstörung durch den Ausbruch 1980: Die Wälder, durch die wir fahren wirken sehr jung, teilweise verkünden auch Schilder, wann sie gepflanzt wurden, die Straßenbrücken sind alle neu, schließlich stehen tote Baumstümpfe zwischen den nachwachsenden jungen Bäumchen. Wir halten an und starren in die Schlucht neben uns, in der sich noch fast 30 Jahre später die Wucht der Schlammlawine deutlich abzeichnet.

Beim Visitor Center auf der Johnston Ridge gibt es nur noch tote Bäume, dafür riesige Mengen bunter Wildblumen. Benannt sind Ridge und Visitor Center nach einem Geologen, der hier beim Ausbruch 1980 ums Leben kam. Insgesamt fielen dem Ausbruch 75 Menschen zum Opfer, da niemand mit einer derart verheerenden Gewalt rechnete. Vor allem die gewaltigen Schlammlawinen hatte man nicht vorausgesehen.

Der Berg selber ist sehr eindrucksvoll. Besonders die kleine Kuppel, die sich im alten Krater bildet wirkt nicht gerade vertrauenerweckend… Der letzte (kleinere) Ausbruch liegt gerade zwei Monate zurück. Wir hören ein wenig einem Ranger Talk über die vulkanische Aktivität hier in den Cascades zu. Dann steigen wir hinauf zu einem etwas erhöhten Aussichtspunkt. Von dort aus kann man Mt. Adams im Osten, vor allem aber die von toten Bäumen übersäten Hänge ringsherum sehen.


Mount St. Helens


Zerstörter Wald bei der Johnston Ridge

Wir steigen wieder hinab und gehen in das Visitor Center. Wir kommen gerade rechtzeitig für die letzte Filmvorführung des Tages. Der viertelstündige Film zeigt Bilder vom großen Ausbruch. Höhepunkt ist aber, als sich am Ende die Leinwand hebt - und dahinter eine große Fensterwand den Blick auf den Berg freigibt - vor allem, da dieser mittlerweile beschlossen hat, sich dramatisch in Wolken zu hüllen. Die Ausstellung im Visitor Center enthält viele eindrucksvolle Augenzeugenberichte von Überlebenden des Ausbruchs und ein Modell an dem man sich die einzelnen Phasen des Ausbruchs darstellen lassen kann.

Zurück am Auto packen wir unser Navi aus, um unser Bed & Breakfast für heute Nacht  zu finden, das etwas abgelegen liegt. Womit wir nicht gerechnet haben: Das Tomtom-Kartenmaterial für diese Gegend stammt anscheinend von vor 1980! Zumindest existiert weder der Parkplatz an der Johnston Ridge, noch die Wa504 dorthin. Auf der Karte des Navis hüpfen wir lustig von Waldweg zu Waldweg und fahren zeitweise auch einfach querfeldein. Dafür tauchen dort Straßen auf, wo in Wirklichkeit keine sind (vielleicht gab es hier mal welche). Manchmal kommt eine Anweisung: "Links abbiegen!" wenn sich links gerade eine tiefe Schlucht öffnet… Erst als wir wieder unten im Tal sind, stimmen Karte und Realität wieder überein, wir können erleichtert aufatmen.

Und so erreichen wir schließlich doch noch das Sheperd's Inn, das bei Salkum, zwischen Mount St. Helens und Mount Rainier, mitten im Wald liegt. Wir werden vom Wirtsehepaar Ellen und Richard freundlich empfangen und bekommen gleich noch einen leckeren Blaubeerkuchen serviert. Dann beziehen wir unser Zimmer, das ganz mit Schafen dekoriert ist: Von Plüschschafen auf dem Bett bis zu Wandbildern mit kleinen Schäferinnen.


Unser Zimmer im Shepherd's Inn

Fortsetzung folgt...

Schöne Grüße,
Dirk

USAflo

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Mount St. Helens


Zerstörter Wald bei der Johnston Ridge


So bekomme ich auch mal den Mt. St. Helens in voller Pracht zu sehen. Bei unserem besuch in 1995 war ja leider nix mit guter Sicht!

Tolle Fotos. Schade, dass der bericht bald vorbei ist.

Tschau
Links zu meinen USA-Reiseberichten, Ausflugs- und Gastronomietipps für das Oldenburger Münsterland und Berichte zu unseren Europareisen auf meinem Blog: https://unser-om-und-umzu.blogspot.com/p/blog-page_19.html